Religionsupdate in der Krakauer Straße

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwelche Gerüchte in unserer Mailbox landen oder gleich durch den Hörer kolportiert werden. Mal soll ein neuer Swingerclub aufgemacht haben, dann hinter einem Rathausfenster Cannabis-Pflanzen gedeihen oder Räpitz nun doch an Sachsen-Anhalt abgetreten werden. Einzelfälle, die man gleich weglachen kann. Wenn dann aber mal innerhalb weniger Tage gleich zwölf Fragen eingehen, die sich auf das gleiche Gerücht beziehen, sollte man der Sache schon mal nachgehen.

In den Betreffzeilen der E-Mails heißt es unter anderem „heikles Thema“, „brenzlige Frage“ oder „bitte vertraulich: Ist da was dran?“ Einheitlicher ist dann schon der Inhalt der Botschaften. Über den groben Nuckel gezogen lautet er: Stimmt es, dass in der Krakauer Straße eine Moschee gebaut werden soll?

Weil es sonst niemand macht, haben wir uns mal dahinter geklemmt und nachgeschaut, was da dran sein könnte.

Die Entwarnung gleich mal vorweg: Es stimmt nicht! Aber trotzdem passiert da hinter den Kulissen grade was mit der Katholischen Kirche in der Krakauer Straße und wie das so ist, wenn man nicht hinter den Vorhang gucken kann, entstehen dann mannigfaltige Interpretationen.

Sozialverträglicher Rückzug

Es sieht also gegenwärtig so aus, dass sich die Holding der Katholischen Kirche mit dem Gedanken trägt, ihren Betriebsteil Markranstädt zu schließen.

Arbeitsplätze sind nicht in Gefahr, da selbst die Fristen für einen vorzeitigen Renteneintritt des Managements bereits seit gefühlten 30 Jahren verfallen sind. Wenn überhaupt, macht man also eher von einer Art Spätruhestandsregelung Gebrauch.

Die Katholische Kirche „Maria, Hilfe der Christen“ zu Markranstädt.

Ähnlich wie gerade im Fall Air Berlin, dauerte es jedoch auch hier nicht lange, bis die ersten Übernahmeangebote der Wettbewerber auf den Tisch flatterten.

Die Syrisch-Orthopädischen?

Darunter eins, das zunächst als Offerte eines arabischen Pharmakonzerns gedeutet wurde. Laut Gerüchten war da ein Konsortium im Gespräch, das auf dem Markt als „die Syrisch-Orthopädischen“ agiert.

Kein Freud’scher, dafür aber wohl ein sächsischer Versprecher, denn bald stellte sich tatsächlich heraus, dass die Syrisch-Orthodoxe Kirche in Markranstädt Fuß fassen und das vakante Gotteshaus in der Krakauer Straße gern übernehmen möchte.

Das sei, so ist verschiedenen Quellen zu entnehmen, im Augenblick der Stand. Offiziell gibt es dazu allerdings wenig zu erfahren. Lediglich der Bürgermeister hat’s mal beim politischen Gottesdienst in der 4. Etage von der Kanzel gelassen. Mehr muss und kann er da auch nicht tun, aber mehr kam da auch von niemand anderem.

Das Schweigen der Lämmer

Und wie das heute so ist, wenn irgendwo der Begriff „syrisch“ fällt, wird die Skyline der Stadt vorm geistigen Auge gleich von einem Minarett dominiert. Die dahinter stehenden Befürchtungen muss man nicht explizit hinterfragen.

Es ist vor allem die Sorge, dass die Bewohner exponierter Lagen nur wenige Minuten nach Einkehr der Nachtruhe um fünf Uhr morgens durch den Ruf eines Muezzin schon wieder aus dem Schlaf gerissen werden.

Fata Morgana aus der Gerüchteküche: Moschee in Lallendorf.

Aber diese Angst ist unbegründet. Die Syrisch-Othodoxen sind keine Moslems, sondern Christen. Eigentlich ist ihre Kirche sogar die zweitälteste der Welt. Aber was sagt schon das Alter? Ein Blick auf unsere Römisch-Katholische Kirche zeigt, dass sie schon vor 300 und sogar 1000 Jahren ihrer Zeit weit voraus war und eine Kirche durchaus modern sein kann.

Blick in die Historie

Bei uns im Abendland hatten die Katholiken schon im Mittelalter eigene SM-Studios, in denen sie regelrechte Gangbang-Orgien mit nackten Frauen feierten. Und dass die danach angezündet wurden, ist kein grausamer Akt gewesen, sondern eine ganz frühe Form der Energiegewinnung aus nachwachsenden Ressourcen.

Was heute durch Überwachungskameras erreicht werden soll, geschah damals mit einfachsten Mitteln. Mit Hilfe des Beichtstuhls kann man sogar in die Gedankenwelt eindringen. Da muss man nicht mal Angst davor haben, den Datenschutz zu verletzen. Das macht der Befragte von sich aus.

Nicht zuletzt waren auch die Aufstiegschancen außerordentlich gut. So mancher Ministrant erfuhr im Rahmen einer postmodernen Form frühkindlicher Förderung schon in ganz jungen Jahren, dass ein Priester in ihm steckt.

So viel zu den abendländischen Entwicklungen, die uns ein wenig die Angst vor den anstehenden Erfahrungen mit der Religion aus dem Morgenland nehmen sollten. Viel schlimmer kanns ja kaum kommen.

Man muss auch keine Sorge haben, dass man römische Katholiken mit den Orthodoxen verwechselt. Zumindest was die Management-Ebene angeht, unterscheiden sich die Vertreter beider Branchen allein schon durch ihre Dienstkleidung.

Etwa 200 syrisch-orthodoxe Gemeindeglieder, so ist diversen Quellen zu entnehmen, könnten im Fall einer Übernahme der Markranstädter Kirche dann regelmäßig aus den mitteldeutschen Landen zum Gottesdienst in die Krakauer Straße pilgern. Natürlich nicht zu Fuß.

Auch die Syrisch-Orthodoxe Kirche ist modern. Die rollen mit Limousinen durchs Land. Angesichts der Parkplatzsituation kann man sich da im Ordnungsamt schon mal die Lätzchen fürs wöchentliche Festessen umbinden. Selbst nach Abzug der Sonntagszuschläge könnte im kommunalen Haushalt bald schon ein weiterer Neubau drin sein. Die Kita „Knöllchen-Nest“ wirft praktisch schon ihre Schatten voraus.

Oder auch nicht. Vielleicht hat ja die Moderne auch in der Ostkirche schon so weit Einzug gehalten, dass der Segen dort digital per Whatsap oder SMS erteilt wird? „Zur Bestätigung Ihres Glaubens drücken Sie bitte die Raute-Taste“. Wir werden sehen.

Blick in die Zukunft

Die Zukunft wird auch zeigen, inwiefern sich die Koexistenz zwischen den kommenden Nutzern der Kirche in der Krakauer Straße und denen des nur einen Steinwurf entfernt liegenden Hotels entwickelt.

Es heißt zwar, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, aber bei ihren bisherigen Kämpfen um die verfügbaren Marktanteile waren laut älterer wie auch jüngerer Geschichtsschreibung selten jene Werte im Spiel, die da in den Leitbildern gepredigt werden.

Aber wer weiß, ob es überhaupt so kommt. Noch hängt im Schaukasten vor dem Katholischen Pfarramt keinerlei Information dazu und laut Gottesdienstplan finden die Heiligen Messen zumindest im September noch wie geplant statt.

Also, dann mal wieder Deckel drauf und raus aus der Gerüchteküche!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.