Sexuelle Inhalte aus dem BH

Das war mal eine ganz neue Erfahrung. Die Markranstädter Nachtschichten sind mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Genauer gesagt, mit dem Gesetz des Marc Zuckerberg. Unser jüngster Beitrag auf Facebook wurde gelöscht. Grund sind die gezeigten Brüste. Also nicht die beiden Dinger an sich – das ist ja sogar auf Facebook noch erlaubt. Aber dass da auch Brustwarzen dran sind, das darf niemand wissen. Also weg damit.
Facebook meint: Was sonst noch an Brüsten hängt, nennt man nicht Warzen, sondern Frau!

Ganz nebenbei wurde die Anzeige auch noch aus dem FB-Freundeskreis erstattet. Also kann man das nicht mal den prüden Amis allein in die Schuhe schieben.

Ein Leser nahm denn auch Bezug auf das Sprichwort „Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.“ Ja, aber das weiß man nicht erst, seit es Facebook gibt.

Natürlich ist eins klar: Es gibt Regeln und an die muss man sich halten. Und bei Facebook heißt es in den Gemeinschaftsstandards:

Nur hinterfragen sollte man das nicht. Da kann man ganz schnell in die falsche Spur geraten. Es sollte also jeder Frau bewusst sein, dass sie in ihrem BH pornografische Inhalte spazieren trägt.

Wir Frauen sind somit eine wandelnde sexuelle Zeitbombe. Das ist diskriminierend. Vor allem im Hinblick auf die Gleichberechtigung. Ein Mann darf seine Brüste samt Brustwarzen zeigen, eine Frau nicht. Und das im Zeitalter der Emanzipation.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Dann nämlich, wenn an unseren Brüsten keine Brustwarzen mehr dran sind. Facebook ermuntert zeigefreudige Damen, sich in die Hände der Chirurgen zu begeben, denn:

Ganz schlimm wird’s dann für die Kinder jener Damen, die sich dem gesellschaftlichen Diktat beugen und ihre Brustwarzen als sexuelle Sauerei begreifen.

Schon frohlockt die Trockenmilch-Industrie, wenn die verängstigten Mütter aus Furcht vor Strafverfolgung ihre Drüsen abkleben, um den Kindern das traumatische Erlebnis eines frühkindlichen Sexualschocks zu ersparen.

Die kleinen Bälger werden noch früh genug erfahren, dass Kühe lila sind, Kartoffeln im Supermarkt wachsen und Milch an Tetra-Pack-Bäumen gedeiht.

Und wenn sie einst an ihre ersten Instinkte nach der Geburt zurückdenken, wird sich der Geschmack von Gaffa-Band in ihren Gaumen ausbreiten, mit dem ihre Mütter damals ihre sexuelle Würde gewahrt haben.

Aber so sind halt die Regeln in dieser unserer Welt, in der wir ach so gerne leben. Also auf Facebook keine weiblichen Brüste, an denen Brustwarzen hängen.

Abgeschlagene Köpfe, die über Fußwege rollen und deren Blut Passanten bespritzt, die darf man zeigen. Das ist ja auch nicht annähernd so schlimm wie die Kupfernieten von Herzkranzgefäßen.

Auch Bilder und Beschreibungen von Situationen mit dem Alleinstellungsmerkmal „Brutaler als alles, was Ihr heute sehen werdet“ sind absolut okay. Das bisschen Blut auf dem gequälten Gesicht … ja nun, es ist doch nur ein Gesicht und keine Brustwarze.

Diese Jagdszene hier ist sogar als Video auf Facebook zu finden. Es wirbt um die Teilnahme an einem Spiel, in dem Menschen getötet werden. Wie gesagt: Nur Menschen, keine Brustwarzen. Also halb so schlimm.

Da sieht es fast schon lustig aus, wenn einer wie hier sterbend am Boden liegt und nur von Pfeilen durchbohrt ist. Das Mittelalter ist lange her und der Tod durch den Pfeil nicht halb so tödlich wie durch Landminen oder eine Brustwarze.

Facebook passt schon auf, dass alles im Rahmen bleibt, da können wir uns drauf verlassen. Andere Anbieter sind da längst nicht so sensibel.

Amazon beispielsweise verkauft in Großbritannien die größten Hits der Waffen-SS auf CD. „Alte Kameraden singen“ heißt die Scheibe, die wahrscheinlich nicht mal auf Facebook beworben werden darf. Obwohl da Brustwarzen weder zu sehen noch zu hören sind.

Ja, was ist nun die Lehre aus dieser Geschichte? Wenn Frauen künftig mal Brustwarzen sehen wollen, müssen sie sich heimlich vor den Spiegel stellen. Männern darf man diese Sauereien ja nicht zeigen. Die müssen dann halt den Whatsapp-Gruppen jener internationalen Fotografen beitreten, die im Sommer den gesamten Kulki abfilmen. Privat darf man’s ja. 

 

2 Kommentare

    • Mehlhorn auf 20. September 2017 bei 8:53
    • Antworten

    Das war wieder ein super Artikel. Ich habe ihn mit einem schmunzeln im Gesicht gelesen, wobei es eigentlich nicht zum Lachen ist. Mord, Folter, Vergewaltigung , auch Pornos darf man ungestraft auf etlichen Plattformen posten, aber bei weiblichen Brustwarzen hört der Spaß auf! Wie krank ist diese Welt…
    Und der Verweis auf die Whattsapp-Gruppen internationaler Fotografen am Kulki ist Topf.
    Weiter so, ihr seid spitze, liebe Leute von den Markranstädter Nachtschichten. Ihr bringt’sie auf den Punkt (auch wenn das heut zu Tage nicht gerne gesehen wird).

    • Waldsiedler auf 20. September 2017 bei 6:42
    • Antworten

    Traurige Wahrheit: Wer solche Freunde hat, brauch keine Feinde!
    Ich frage mich wahrlich, was denjenigen “ Freund“ bewegt, MN wegen des Fotos bei FB anzuzeigen.?
    Danke an euch von MN für den lehrreichen Artikel zum Thema!

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