Wahl 2017: Die Verschwörungstheorien der Satiriker

So, die Wahlpartys sind vorbei, das Geschirr von Zeitarbeitern wieder abgeräumt und die Kotze vom Siegesrausch durch osteuropäische Facility-Managerinnen auch schon runtergespült. Die Bundestagswahlen 2017 sind Historie. Ihre Ergebnisse aber noch nicht. Schauen wir also mal, was da so passiert ist, was nicht und wenn ja, warum doch.

In den Tagen danach ist man noch vielerorts auf der Suche nach Gründen. Zum Beispiel dem, warum die AfD so überraschend gut abgeschnitten hat. Wobei hier schon die Fragestellung zeigt, in welcher Welt der Fragende bisher gelebt hat.

Warum so gut, die Frage kann man stellen. Aber überraschend? Die Verwendung dieses Adjektivs deutet dann doch schon eher auf klinisch auffällige Verfallserscheinungen des Geistes hin.

Es hat eben nicht gereicht, den Thesaurus in den Zeitungsredaktionen so zu programmieren, dass bei den drei Buchstaben AfD jedesmal automatisch der Zusatz rechtspopulistisch ergänzt wurde. Man konnte wohl nicht mehr machen, als immer wieder den belehrenden Zeigefinger zu heben und dem Volke mitzuteilen, wie es darüber zu denken hat.

Klar, man hätte das Volk auch selbst denken lassen können, aber das ist einfach zu gefährlich. Es könnte sich daran gewöhnen und am Ende das System in Frage stellen. Hatten wir ja schon in der DDR, die sich durch die Bildung ihres Volkes selbst abgeschafft hat.

Das Denken der Anderen

Außerdem kann die AfD, wenn man das Volk selber denken lässt, ganz schnell mal auf über fünf Prozent kommen und schon haben wir den Salat. Nö, dann den Plebs lieber doch entmündigen, ihm die Bildung einer Meinung abnehmen und so dafür sorgen, dass wenigstens das kollektive Gewissen rein bleibt.

Zumindest ist man bei den Medien aber auf die Gründe des Wahlverhaltens gestoßen. Schon wenige Stunden nach der Wahl übrigens. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Die AfD habe Ängste geschürt und so die Menschen um sich geschart. Schreiben jedenfalls die, deren Tun sich in den letzten Wochen auschließlich darin erschöpfte, Ängste vor der AfD zu schüren.

Und so konnten sich Frauke Petry & Co. in dem angenehmen Gefühl sonnen, dass jeder noch so kleine Furz von ihnen mithilfe der Medien zu einem Orkan aufgebläht würde. Selbst wenn sie gar nichts gemacht hatten, war das immer noch einen Bericht wert.

So geschehen am Samstag vor der Wahl, als alle Parteien noch mal richtig aufgedreht hatten. Alle außer die AfD. Genau darüber wurde dann berichtet. Und die gleichen Journalisten wundern sich einen Tag später über das Wahlergebnis und fangen schon wieder an, den Osten in Sippenhaft zu nehmen? Wow!

Tja, und dann ist ja da noch die neue Spezies zwischen Dübener Heide und Elbsandsteingebirge. Hier hausen seit etwa drei bis vier Jahren nur noch Nazis.

Das künstliche Naziland

Es begann nicht erst im Februar 2016, als das ARD-Magazin Monitor die Ethnie der Sächsischen Heilsrufer ausgegraben hatte und über deren Entdeckung so euphorisch berichtete, dass sich der moderierende Anthropologe am Schluss der Sendung zu der Aussage niederknien musste: „Natürlich sind nicht alle Sachsen Nazis.“

So drei bis vier könnten demnach noch gesund geblieben sein. Gut, fünf bis sechs vielleicht. Aber die restlichen vier Millionen Sachsen sahen sich plötzlich mit zum Hitlergruß erhobenem Arm an den Bordstein gestellt und waren nicht mehr akzeptierte Teilnehmer der bundesdeutschen Gesellschaft.

Was machste da in Deiner Einsamkeit? Klar, Du willst nicht alleine sein und suchst soziale Kontakte und damit Anschluss an Leidensgefährten. Und siehe, die kommen nicht einzeln, sondern gleich als Partei.

Die parshippen jetzt

Rechtspopulisten und Neonazis werden sie kollektiv genannt, genau wie Du. Und sie haben sie zu Dir in die Ecke getrieben. Zu ihresgleichen sozusagen. ElitePartner für Politbeziehungen.

Bei so viel medialem Einsatz für die Bildung ideologischer Bedarfsgemeinschaften war es nur eine Frage von Wochen, bis es hieß: „Die Sachsen parshippen jetzt!“ Und nicht nur die Sachsen. Der gesamte Osten hat mitgemacht. Laut Medien. In Wahrheit wars nicht mal ein Viertel. Aber auch das zeigt, warum die Agentur für Dating (AfD) so bekannt wurde.

Allein die darin brütenden Hoffnungen erfüllten sich nicht. Im Gegenteil. Aus der großen Koalition (GroKo) wird nun eine noch größere Koalition (NoGröKo). Darauf wird die politische Entwicklung in diesem Lande dann wie auf einem Rollstuhl festgeschnallt: gelähmt, senil, inkontinent.

Was soll auch anderes dabei herauskommen, wenn Braunkohlegegner und -befürworter, Protagonisten von Flüchtlingsobergrenzen und Türöffner für alle oder Mindestlohnforderer und Mindestlohnabschaffer einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden sollen? Na, rechnen Sie selber mal, wie der wohl lautet. Klar: Käffchen! Aber nur schwarz, weil Milch nicht vegan ist und daher nicht grün genug.

Politik aus dem Pflegebett

Das ist die eigentliche Gefahr, auf die Deutschland jetzt zusteuert. Und das kann auch der Grund sein, warum die AfD durch die Parteien und Medien so behandelt wurde, dass sie letztendlich in den Bundestag kam.

Ja, da steckt System dahinter! Da hat man jemanden, auf den man weiter draufhauen kann und das Volk von all dem ablenkt, was in Wirklichkeit auf der politischen Bühne nicht passiert.

Bunt ja bunt sind alle meine …

Im Klartext: Jamaika heißt, wenn die schwarze Mutti uns Butterbemmen schmieren will und sich von ihrer grünen Tochter (die schon mit 18 die Grundschule geschmissen hat) sagen lassen muss, dass das gendergerecht ButterbemmIn heißt, während der gelbe Kanarienvogel sich derweil längst die Dinkelkörner rausgepickt hat. Alle sind zufrieden und keiner hat was gemerkt, weil jeder nur auf die Sättigungsbeilage AfD schielt.

Das Wahlergebnis, liebe Leserinnen und Leser, ist insofern nichts weiter als eine satirische Nährwerttabelle für Polit-Fetischisten.

Die Kohlehydrate sind zwar ablesbar, aber die versteckten Fette sammeln sich nach wie vor immer dort, wo man sie am wenigsten braucht.

Das war so, das ist so und das wird so bleiben.

 

5 Kommentare

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    • Anonym auf 29. September 2017 bei 8:27
    • Antworten

    Herzlichen Glückwunsch zu Eurem fantastischen Artikel. Ihr habt mit jedem Wort den Nagel auf den Kopf getroffen und habt das Seelenleben vielen Menschen und die Umstände in (Ost)Deutschland perfekt in einen Beitrag gepresst.

    Auch wenn Ihr es Euch ja zum Ziel gesetzt habt vorwiegend über das Markranstädter Geschehen zu berichten, hat sich dieser Ausflug in die Deutsche Politik allemal gelohnt. Da will man glatt sagen: „Mehr davon!“ Stoff für neue satirische Leckerbissen werden ja durch unsere Volksvertreter und unser „unabhängigen“ Medien täglich auf dem Silbertablett geliefert.

    Weiter So und Beste Grüße

    • Biker auf 27. September 2017 bei 14:58
    • Antworten

    Toller Artikel, der den Nagel auf den berühmten Kopf trifft!

    • bentin auf 27. September 2017 bei 7:18
    • Antworten

    Was mich viel mehr schockiert, ist die gestern veröffentlichte Übersicht, wieviele % Wähler in welchem Wahllokal wie abgestimmt haben. Wozu eigentlich noch Wahlkabinen – wenn danach ganz locker verkündet wird, in welcher Straße höchstwahrscheinlich die CDU-Wähler (und vermutlich seriöse gebildete Akademiker) wohnen und in welchen Straßen die potentiellen Nazis ohne Schulabschluss? Wird das gar an die Schufa gegeben, weiß Hinz und Kunz gleich vorab, ob er künftig noch kreditwürdig ist. Es erinnert mich an die alten Zeiten, wo am Morgen nach Wahlen und nach dem 1.5 Mai in Schulen die Anrufe kamen mit der Namensliste, welche Elternhäuser intensiver zu beobachten wären. Meinungsforscher kritisierten auch gleich – dass gewisse Wählergruppen sich weigern würden, sich namentlich zu Outen. Schön, dass der künftige Bürgermeister auf keinen Fall jemand aus der rechten Ecke sein wird. Wenigstens hier weiß man zuverlässiger, was man hat und bekommt.

      • Peter auf 29. September 2017 bei 2:11
      • Antworten

      Hmmmm Bentin, woher wollen Sie oder Wir wissen dass der nächste BM nicht aus der rechten Ecke kommt? Kenn Sie den schon?

    • Mikele auf 26. September 2017 bei 15:26
    • Antworten

    Hallo erstmal,

    ich bin durch die Werbung in der Stadthalle bei der Tanznacht auf diese Seite aufmerksam geworden und also neu hier im Kreise der Leser.

    Ich war überrascht, dass es hier in Markranstädt so etwas gibt und das sogar schon seit 2013. Aber noch überraschter war ich über die Inhalte, den guten Stil, die viele Arbeit, die dahinter steckt und nicht zuletzt vom heutigen Beitrag (Verschwörungstheorien der Satiriker).

    Dieser Artikel ist so gut, dass er einen Preis verdient hat. Er trifft meiner Meinung nach voll ins Schwarze und beschreibt genau das, was ich die ganze Zeit denke und fühle.

    Traurig macht mich nur, dass so viel Potenzial ein solches Nischendasein fristet. Mag ja sein, dass das pro Woche 5.000 Mal angeklickt wird (wieviele Menschen verbergen sich dahinter wirklich – ich meine alls „Mehrfachtäter“ zusammengezählt)?

    Sie müssen bekannter werden und ich will dabei gern mithelfen. Was kann ich tun?

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