Appell an Barmherzigkeit zum Fest: Haufen sucht Herrchen

Kennen Sie den? Landet ein Raumschiff mit Aliens in Markranstädt. Als sie aussteigen, sehen sie, wie ein Mann sich bückt und den Haufen seines Hundes in eine Tüte hebt. Was denken die Außerirdischen, wer auf diesem Planeten die herrschende Rasse ist?

Offenbar sind es Szenarien wie dieses, weshalb Markranstädter Herrchen ihre Hunde überall hinkacken lassen. Eine wahrhaft beschissene Gesamtsituation. Jetzt hat ein Bürger aber ein kurioses Mittel der Anklage gefunden.

Okay, es ist nicht alles schlecht. Das Gute: Es befinden sich kaum menschliche Exkremente unter den im öffentlichen Raum abgelegten Haufen. Und entgegen den Gepflogenheiten ihrer Herrchen haben Hunde oft sogar so viel Anstand, dass sie ihre Kotgeburten etwas abseits der Wege entbinden. Sozusagen versteckt.

Das macht die Situation jedoch nicht besser. Gerade dort, wo man Haufen nicht sieht, docken sie gern an ein menschliches Wirtstier an, das sie unter den Schuhsohlen dann in die eigene Wohnung schleppt. Geschieht die Kontaktaufnahme auf einem Spielplatz im Sandkasten, wird die Kacke oft sogar sprichwörtlich auf den Händen nach Hause getragen.

Findige Hundebesitzer lassen ihre vierbeinigen Freunde mitten in die Einfassungen von Straßenbäumen scheißen. Da passt sich das sozusagen harmonisch ins außengestalterische Gesamtgefüge des Stadtbildes ein. Unter den dort liegenden Tuff-Steinen fällt die Kacke eines Hundes, sofern er nicht unter Hepatitis oder Durchfall leidet, kaum auf.

Hocken, drücken, weiterlaufen

Schon gibt es Bäume (beispielsweise in der Marienstraße), unter denen sich das Verhältnis von Tuff zu Hundekacke umgekehrt proportional zu den Spielergehältern zwischen Real Madrid und RB Leipzig verhält.

Während beim Fußball jedoch wenigstens ab und zu mal auf das viel beschworene financial Fairplay hingewiesen wird, ist in den Köpfen der betreffenden Hundehalter noch nicht einmal der Begriff Fairness angekommen. Zum Leidwesen ihrer vierbeinigen Schützlinge, die dafür den ganzen Hass sowohl der anständigen Hundehalter als auch der hundelosen Gesellschaft zu spüren bekommen.

Auch Comic-Zeichner verschließen sich dem Thema nicht. Hier hats allerdings das falsche Wesen erwischt. Einfach mal draufklicken…

Und das zu Recht! Es geht längst nicht mehr nur um die Sauerei unter den Schuhsohlen oder den ekligen Gestank. Rückstände von Medikamenten, Keime und Krankheiten können so leicht auf den Menschen übertragen werden.

 

Okay, so manch Mitbürger wünscht seinem Nachbarn vielleicht tatsächlich die Staupe an den Hals, aber ob es tatsächlich ihn erwischt, lässt sich so nicht steuern. Es ist ein gefährliches Spiel mit der Gesundheit anderer Menschen, das da verantwortungslos zelebriert wird.

Die Spur der Haufen

In Frankenheim hat jemand von diesem Zustand sprichwörtlich die Nase voll und ließ sich ein ebenso kurioses wie hoffentlich wirksames Mittel der Anklage einfallen. Ähnlich wie auf dem kalten Buffet, garniert der aufmerksame Anarchist die herumliegenden Haufen der Hunde mit einem Häppchen-Spieß. Aber nicht nur das.

In Handarbeit liebevoll gefertigte Adventsdekoration für Markranstädter Außenanlagen oder neokulturelle Ausdrucksform der Anklage gegen gewissenlose Hundehalter? Auf alle Fälle öffentlichkeitswirksam.

Im Wissen, dass das Landschaftsbild bei der immensen Zahl an Haufen durch solche Sticker eine nachhaltige Veränderung erfahren wird, hat er (oder sie?) als Reminiszenz an die vorweihnachtliche Adventszeit sogar kreative Elemente einfließen lassen.

Kreativität im Minenfeld

So wird Frankenheim nun seit kurzem mittels sauber ausgeschnittener Tannenbäumchen, Sterne und Engel aufgeforstet. Allesamt versehen mit dem unmissverständlichem Signum „Pfui!“. Eine tolle Idee, aus der sowohl ein hohes als auch zugleich verständliches Maß an Verzweiflung spricht.

Ein Englein ist entsprungen, aus einem Haufen zart.

Besonders eindrucksvoll machen sich die Advent-Häppchen auf der Priesteblicher Straße. Die wird in Fachkreisen schon als Exkrementen-Highway bezeichnet. Verschwörungstheoretiker gehen sogar davon aus, dass es sich bei der Gassi-Anlage um eine Form des Widerstands gegen den Ausbau der Straße handelt.

Frankenheim und Lindennaundorf werden aufgeforstet. Engel, Bäume und Sterne, wohin das Auge reicht. An manchen Stellen entstehen ganze Biotope kackhaufenverzierender Dekorationselemente. Eine wahrhafte Bereicherung des urbanen Ortsbildes.

Seltene Haufenformen wie die vom Aussterben bedrohte Hufeisennase oder die besonders hohe Dichte an Vorkommen fauler, gewissenloser Hundehalter, machen die Priesteblicher Straße längst schon zu einem der letzten Refugien.

Auf diese Weise soll die Straße heimlich zu einem FFH (Flora-Fauna-Hunde)-Habitat umgewidmet werden. Ist das von der UNESCO erst mal anerkannt, ist auch der geplante Ausbau der Straße vom Tisch.

Liebevoll angerichtet: Das Menü „Hirn von Hundebesitzer an Bordsteinkante mit Grünbeilage“ ist allerdings kein landestypisches Gericht in Frankenheim. Es zählt inzwischen in ganz Markranstädt und seinen Ortschaften zum allgemeinen Kulturgut.

Der Widerstand des stickerpflanzenden Bürgers wird indes mit allgemeiner Zustimmung bis hin sogar zu diebischer Freude quittiert. Wenn Frankenheim nicht mitten in Deutschland läge, könnte das Ansinnen sogar einen richtig guten Ausgang nehmen.

Unter den Teppich gekehrt

Wir sind aber in Deutschland und so könnte es durchaus passieren, dass der Urheber wegen Rowdytums, Verunstaltung der Umwelt, Verschandelung des Landschaftsbildes oder illegaler Ablagerung von Adventsdekoration vor den Kadi gezerrt wird. Wie so oft, wenn Bürger was selbst in die Hand nehmen und die staatliche Allmacht Kontrollverlust befürchtet.

Aber wie auch immer es kommen mag, jetzt ist erst mal Winter und am Wochenende soll es schneien. Dann verschwindet das Zeug sowieso erstmal unter dem viel beschworenen weißen Teppich. Nur die Deko wird raus schauen und dann können die Kids mit ihren Schlitten Slalom fahren.

2 Kommentare

    • jabadu auf 13. Dezember 2017 bei 10:17
    • Antworten

    So ist das mit dem Ausbau der Priesteblicher Straße in Frankenheim. Die einen scheißen und die anderen freuen sich drauf. Wobei, man kann nicht genau sagen, dass die, die auf die Straße scheißen nicht für deren Ausbau wären.
    Eines ist aber gewiss. Manche Hundebesitzer haben sich ihren Tölen mittlerer Weile so tief angepasst, dass von ihren 1.400g Gehirn nur noch 70g nutzbar sind. Das heißt, sie „denken“ selbst wie Hunde. Und was kommt als nächstes. Sie scheißen wie die Hunde. Das ideale Weihnachtsgeschenk dafür wird es auch bald geben. Nein, keine Tütchen für die Scheiße. Umhängetaschen für feuchtes Toilettenpapier werden der Renner. Hygiene muss ja sein. Die Hundescheiße, die kann auf der Straße liegen bleiben.
    Im Angesicht der ganzen Scheiße wäre es angebracht, wie im Mittelalter üblich, das Amt des Hundepeitschers einzuführen. Die haben streunende und auf Straßen scheißende Hunde und ihnen gelichgestellte Mitbürger einfangen und aus der Stadt gebracht.
    Ich weiß, das ist nur alles Scheiße. Aber man muss ja mal drüber reden.
    Erfreulich – ein für Markranstädter Verhältnisse klares Votum, zwei Leser der MN sind dafür, dass Hundescheiße auf Wegen und Plätzen große Scheiße ist.

    • dertho auf 10. Dezember 2017 bei 8:46
    • Antworten

    Eine tolle und nachahmenswerte Maßnahme.Daumen hoch nach Frankenheim.
    Einen schönen 2.Advent.

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