Räpitz plant die Integration der Eremiten

An fast jedem Ort in Deutschland wird über die Integration von Ausländern diskutiert. Dabei sind noch nicht einmal Inländer in unserer Gesellschaft angekommen. Eine kleine, nahezu unscheinbare Meldung auf Seite 13 der jüngsten Ausgabe des Markranstädter Stadtjournals widmet sich diesem Thema. Interessant und sympathisch, was da zu lesen ist. Und höchste Zeit auch – allerdings nicht nur in Räpitz.

Im Volksmund werden die urbanen Enklaven, die es mittlerweile in fast jeder Stadt gibt, Känguru-Siedlungen genannt. Weil die Ureinwohner jener Orte den Insassen der neuen Wohngebiete unterstellen, wegen der Kredite nichts im Beutel zu haben, aber trotzdem große Sprünge vollziehen zu wollen.

Selbst ein religiöser Würdenträger ließ sich beim Anblick einer solchen Siedlung nahe der Ortschaft Starsiedel, die architektonisch in der Tat wenig Abwechslung bietet, vor einigen Jahren sogar zur Verwendung der Assoziation „Neu-Buchenwald“ hinreißen.

Große Sprünge, nichts im Beutel

Wie auch immer: Die mitteldeutschen Kängurus haben es nicht leicht. Sie leben meist in geschlossenen Populationen, müssen sich daher den Vorwurf einer gewissen Kontaktscheu gefallen lassen und sind ob ihrer abgeschiedenen Lebensweise geheimnisumwittert.

„Die kommen im Dunkeln nach Hause, stellen ihr Auto unter das Carport und verschwinden in ihren Häusern“, war kürzlich in einer Markranstädter Dorfkneipe auf die Frage zu hören, warum denn aus dem Nationalpark nicht mal jemand auf ein Bier nach draußen geht. Und: „Nur einmal im Jahr verlassen sie ihre Reservate, um zu Silvester die Feuerwerkskörper abzuknallen, damit sie Neujahr vor der eigenen Tür nicht kehren müssen.“

In Seebenisch haben einige Kängurus ihre Häuser entlang einer „Privatstraße“ gebaut und sich dort auf besonders wirkungsvolle Weise verschanzt. Die Straße ist durch ein rustikales Tor versperrt.

Einsamer sucht Einsame zum Einsamen

Zwischen dessen Schießscharten stecken manchmal Zeitungen und Briefe, die Postboten nach ihren verzweifelten Versuchen, die privaten Briefkästen in der privaten Straße zu erreichen, dort völlig frustriert zurückließen. Die Frage, wie die Feuerwehr im Brandfall dorthin gelangen soll, stellt sich in Seebenisch gegenwärtig zum Glück ohnehin nicht.

Auch in anderen Ortschaften gibt es ähnliche Fälle. Nicht selten zieren sogar Überwachungskameras die Trutzburgen modernen Wohnens. Aber wie überall, handelt es sich dabei eben nur um „Städter“, wie die Gesamtheit aller nicht im Dorf geborenen homo sapiens genannt wird.

My home is my castle

Wären es Ausländer, hätte man die monotonen Tuja-Hecken der Siedlungen längst mit Transparenten behängt und diese mit wortgewordenen Vorwürfen mangelnden Integrationswillens garniert. Vielleicht wären die Känguru-Siedlungen längst zum Ziel von Legida-Demos geworden, wenn deren Insassen nicht auf Pump geleaste Mercedes fahren und deutsch sprechen würden oder im öffentlichen Dienst angestellt wären.

Der Weg zwischen Erkenntnis und Handeln war in Räpitz wohl der kürzeste. Dort hat der Ortschaftsrat jetzt einen Entschluss gefasst, der – wenn er denn klappt und von der Zielgruppe angenommen wird – eine Art Pilotprojekt für alle anderen Ortschaften und sicher auch die Kernstadt werden könnte.

Pilotprojekt „Neubürgertreffen“

Am Freitag, dem 22. Mai, soll im Festzelt am Sportplatz in Räpitz ein „Neubürgertreffen“ stattfinden! Weil in den letzten Jahrzehnten „für viele auch unbemerkt“ Bürger zugezogen sind, wolle man auf diese Weise mit ihnen Kontakt herstellen.

Offiziell heißt es dazu: „Wir wollen versuchen, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und Sie auf die doch recht umfangreichen Aktivitäten in unseren kleinen Ortsteilen aufmerksam machen.“ Schließlich ist es wirklich traurig, wenn diese Neubürger nach so vielen Jahren noch nichts von diesen Aktivitäten mitbekommen haben.

Eremitage im Festzelt

Es klingt fast, als würde man Außerirdischen entgegentreten wollen. Wir kommen in Frieden! Bleibt zu hoffen, dass die Alliens diese Botschaft erhalten und sie nicht auch am Zaun der Privatstraße hängen bleibt. Nicht auszudenken, wenn wir die Neuzeit-E.T.’s mit staatlich organisierten (und bezahlten) Integrationskursen und Kommunikationsseminaren zu einem Bier am Stammtisch zwingen müssten.

 

 

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