Die Antwort lautet: 42

Ganz gleich, ob es sich um die Visionen von Jules Verne, Stanislaw Lem oder Alan Dean Forster handelt: Irgendwann werden sie Realität. Auch Douglas Adams sollte Recht behalten. Auf die „Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ rechnete ein Supercomputer im legendären Streifen „Per Anhalter durch die Galaxis“ mehrere Millionen Jahre und spuckte schließlich aus: „Die Antwort lautet 42“. Die Hintergründe beschäftigen seither sogar namhafte Wissenschaftler. Heute, nicht ganz 42 Jahre nach der Entbindung dieser Idee, bekommt die Zahl 42 auch für Markranstädt eine besondere Dimension.

So! Kurz durchgeatmet und auf geht’s ins Jahr 2017. Auch bei den Markranstädter Nachtschichten haben sich die Folgen des demografischen und gesellschaftlichen Wandels nachhaltig ausgebreitet.

Erreichtes Rentenalter, Wohnortwechsel, neuer Arbeitgeber (selbstredend in den alten Bundesländern und 95 unbezahlte Wochenstunden in der Probezeit) – und schon sind aus sieben kleinen Negerlein nur noch vier geworden. Trotzdem blicken wir voller Optimismus in die Zukunft, denn das Jahr 2016 ist Geschichte und schlimmer kann es nicht werden.

Das letzte Jahr hat ganz schöne Breschen geschlagen. Achim Mentzel, David Bowie, Johan Cruyff, Hans-Dietrich Genscher, Prince, Muhamad Ali, Götz George, Bud Spencer, Margot Honecker, Walter Scheel, Manfred Krug, Fidel Castro, Keith Emerson und Greg Lake; am Schluss auch Zsa Zsa Gabor und George Michael: Angesichts der Liste anno 2016 Verstorbener kann man es sogar einem Bürgermeister nicht übel nehmen, wenn er sich am Jahresende vorsichtshalber aus der Schusslinie nimmt. Eine Art selbst verordnete Schutzhaft sozusagen.

Seitenschubmaststapler/in

Was also lehrt uns das zurückliegende Jahr? Das Individuum Mensch hat nicht nur Schwächen, sondern kann sogar sterben. Diese Unzuverlässigkeit ist für das Wachstum, Wachstum, Wachstum der Weltwirtschaft ein einfach viel zu hohes Risiko. Der Tod ist schließlich nicht planbar und deshalb als Planungsgrundlage für ökonomische Entwicklungsstrategien untauglich. Kein Wunder also, dass sich der Mensch selbst ersetzt. Durch Maschinen. Nachfolgendes Inserat ist ein exponiertes Beispiel für den Einsatz automatisierter Humanressourcen, der anno 2017 auch vor Markranstädt keinen Halt mehr macht.

Wie in Gottes Namen mag ein(e) Seitenschubmastgabelstapler/in aussehen? Wer konstruiert sowas und auch noch gendergerecht in verschiedenen geschlechtlichen Ausführungen? Seitenstechen – ja. Seitenhieb auch. Aber Seitenschub? Oder doch Seitenschubmast? Na, dann doch eher Mastgabel, die von der Seite per Schub gestapelt wird. Aber wer bedient so ein Gerät eigentlich? Am Ende wieder nur ein Mensch oder doch ein Hochstapler? Auf alle Fälle gab es gleich zum Jahresbeginn bereits den ersten Kandidaten für das Markranstädter Unwort des Jahres 2017.

Wahlmüdigkeit der Nichtwähler

Das Markranstädter Unwort anno 2016 passt übrigens auch wie angegossen in diese morbide Grundstimmung. Also nicht das Wort selbst, sondern die Umstände, wie es zu diesen Ehren kam. Man könnte es statistisch ausdrücken und euphorisch mitteilen, dass 43 Prozent der Stimmen auf den „Gemeindevollzugsdienstmitarbeiter“ entfielen. Das wäre aber wirklich Schönfärberei.

Die Wahlbeteiligung war ätzend und lässt Schlimmstes für die anstehenden Bundestagswahlen befürchten. Insgesamt wurden nur 83 Stimmen abgegeben. Unser Experte für Digitales hat sogar herausgefunden, dass in Wahrheit nur 42 Leserinnen oder Leser abgestimmt haben. Der Rest waren Doppel- und sogar Dreifachklicks. Das ist in Anbetracht der inzwischen über eintausend mehr oder weniger regelmäßig lesenden Humorkonsumenten ein geradezu erschütterndes Ergebnis.

Aber es ist wohl eine für Markranstädter Verhältnisse durchaus übliche Zahl. Zur Erinnerung: Bei der Umfrage der Stadtverwaltung zum Kinderfest kamen von den über 14.000 ausgeteilten Fragebögen ebenfalls nur so um die 42 Stück zurück. Sind es immer die gleichen Verdächtigen? Sind nur 42 Menschen in Markranstädt LRS-resistent? Vielleicht wären es deutlich mehr Rückläufer gewesen, wenn man statt Fragebögen besser Meckerzettel ausgeteilt hätte?

Auch die Piratenpartei hat die Bedeutung der 42 erkannt. Genützt hat’s ihnen, zumindest in Markranstädt, bislang nichts.

Wie dem auch sei: Das Team der Markranstädter Nachtschichten bietet zwar Satire für lau, aber etwas Motivation muss schon sein. Deshalb wird in Bälde zu einschneidenden Änderungen geschritten! Jawollja, wir werden unsere Leserinnen und Leser zwingen, wenigstens die Maus ansatzweise zu bewegen.

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Am Ball bleiben ohne Granufink

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Für uns ergibt sich daraus die Motivation, dass wir wissen, für wieviele Interessenten wir hier nachts wirklich die Feder in satirischen Weihrauch tauchen. Wer schon angemeldet ist, braucht das übrigens nicht noch einmal zu tun. Sie bekommen Ihr Passwort rechtzeitig und vor allem ungefragt zugeschickt.

Ansonsten ist alles wie gehabt. Das neue Jahr hat so begonnen, wie das alte aufgehört hat. Man konnte es am hygienischen Zustand der öffentlichen Straßen und Plätze erkennen. Überall lagen gläserne Startrampen von Silvesterraketen und Pappreste der verfeuerten Munition umher, während in den weißen Wohnsiedlungen hinter der Frontlinie nicht einmal Spuren von Pulverresten festgestellt werden konnten. Es ist wieder einmal die Privatisierung von Spaß bei gleichzeitiger Sozialisierung der Folgen gewesen. Manche Dinge ändern sich nie.

Für kommenden Samstag hat der Bürgermeister zum traditionellen Neujahrsempfang ins KuK geladen. Wer darauf wetten möchte, dass da wieder nur die üblichen 42 Leute auflaufen, könnte aber knapp daneben liegen. Eher werden es nur 41 sein. Sie wissen ja … selbst verordnete Schutzhaft und so. Trotzdem wird es sicher reichlich gute Gespräche geben und ganz sicher werden auch wieder drei besonders engagierte Ehrenamtler ausgezeichnet.

Nix mit Bob Dylan im KuK

Die Markranstädter Nachtschichten sind laut einschlägigen Gerüchten diesmal nur denkbar knapp an einer Würdigung ihres ehrenamtlichen Engagements vorbeigeschrammt. Da wir selbst nicht ins KuK reisen können, wollten wir ersatzweise Bob Dylan zur Preisverleihung schicken und uns mit der Entgegennahme seines Nobelpreises in Stockholm revanchieren. Leider haben sowohl die Markranstädter als auch die schwedischen Kuratoren wenig Verständnis für diesen beispiellosen Akt internationaler Solidarität unter Künstlern gezeigt. Also werden wir wieder ein Jahr lang Taschenbillard an der unteren Einkommensgrenze spielen müssen. Bob sei Dank.

Aber trotz allem hält das Jahr 2017 auch Positives bereit. In den USA dürfen kleine Kondome (small size) ab sofort als groß (large) verkauft werden. Dafür werden die bisher großen Gummis von large auf extra large hochgestuft, die Extralargen werden zu Big-Sizern und so weiter. Der Grund: Die kleinen Fingerlinge fanden einfach keinen Absatz mehr. Nicht etwa, weil Donald Trump seine Wahlversprechen wahr gemacht und die Amis plötzlich ein Wachstum erlitten hätten.

Nie im Leben, kleiner Peter

Nein, es war die Bezeichnung. Wer will im Angesicht einer Apothekerin mit Herzkranzgefäßen des Formats F und höher schon gern mit einem stimmbrüchigen „small size please“ kontern? Aus dem gleichen Grunde hat der deutsche Hersteller Amor sein Bonsai-Sortiment schon vor Jahren von „Amor extra-klein“ in „Amor young“ umgetauft.

Die amerikanische Idee indes ist geistiger Diebstahl. Jawollja, ein Plagiat ist das und da ändern auch Ceta- oder TTIP-Abkommen nichts. Erfunden wurde diese Strategie nämlich in Seebenisch. Dort liegt der Wasserstand laut individuell verstellbarer Messlatte auch immer konstant, selbst dann, wenn gar kein Wasser mehr da ist. Aus Dürre wird Ebbe, aus Ebbe Flut, aus Flut Sintflut und so weiter.

Also dann, liebe Markranstädter Herren, ab in die Apotheke oder besser noch zu REWE. Ab 2017 können Sie mit einem selbstbewussten Lächeln die XXXL-Gummis aufs Band legen, das anerkennende Gesicht der Kassiererin studieren und trotzdem sicher sein, dass die Dinger noch vor ihrem finalen Einsatz nicht widerstandslos abfallen und wie eine Daunenfeder zu Boden schweben. Es ist nicht alles schlecht, was da auf uns zukommt.

 

1 Kommentar

  1. Auch diesmal wieder und zu Jahresbeginn, Wahrheit hoch drei.
    Soll heißen wenn man alles wörtlich nimmt, und trotzdem zwischen den Zeilen list, war doch alles in 2016 nicht so schlecht.
    Soll aber auch heißen es bleibt mal wieder alles beim alten, und wir freuen uns auf weitere neue 12 Monate wenn auch in begrenzter Anwesenheitsliste.

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