Ehrlich hat den Längsten

Die Selbstbeschreibungen in Kontaktanzeigen sind bekanntlich oftmals Wort gewordene Wunschbilder eigener Merkmale. Vor allem Alter und Gewicht werden dabei gern … na, sagen wir mal … etwas abgerundet. Spätestens beim ersten Date wird dann jedoch die Mogelpackung enttarnt. Ein Markranstädter will damit offenbar Schluss machen und hats jetzt mal mit der ungeschönten Wahrheit versucht.

Eigentlich soll man sich ja im Internet alle elf Minuten verlieben können. Das funktioniert aber nur, wenn man sich beispielsweise als Mann selbst so beschreibt, dass bei der Dame am anderen Ende schon beim Lesen die Eierstöcke rasseln. Was dann beim wahren Kennenlernen folgt, beschreibt die Wissenschaft als seelischen coitus interruptus.

Warum sonst vereinbart man zum ersten Date so Dinge wie eine rote Rose oder ein Taschentuch, damit man sich erkennt? Würde die eigene Personenbeschreibung stimmen, bräuchte man das nicht. Man könnte sich an der Warze auf der Nase, den Herpes-Bläschen auf der Oberlippe oder dem unverwechselbaren Körpergeruch („Latrine“ von Lagerfeld) erkennen.

In Markranstädt hat sich ein Mann jetzt endlich mal ein Herz gefasst und sich so beschrieben, wie er wirklich ist. Äußerlich hässlich und unattraktiv, dafür aber charakterlich schön. Diesem Versuch liegt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine fundierte Tiefenanalyse des Geschehens auf Dating-Portalen zugrunde.

Starke Schulter, Rotwein, Kerzenlicht

Dort suchen die Frauen schließlich überwiegend Partner, denen Treue noch wichtig ist und die damit klar kommen, dass ihr Busen vielleicht etwas zu groß ist (muhaha!). Und dann steht da auch allzu oft, dass es auf Äußerlichkeiten nicht ankommt und er auch kein Hengst im Bett sein muss. Da lieber mal ein Glas Rotwein bei Kerzenlicht und eine starke Schulter zum Anlehnen.

Demnach ist es den durch die männerdominierte Gesellschaft geläuterten Damen egal, ob der Mann zwei Köpfe hat, impotent ist oder an Lepra leidet. Hauptsache eine Schulter ist noch dran und zwei Finger zum Anzünden der Kerze. Gut, wenn dann auch sonst noch alles dran und er nur äußerlich hässlich und unattraktiv ist. Dann sind alle Bedingungen für einen wahren Adonis erfüllt.

Allerdings zählt zur ungeschönten Wahrheit nicht nur die reale Selbsteinschätzung, sondern auch die Wahrheit über die Dating-Portale. Die nehmen es damit auch nicht so genau. Und so wird es wohl nicht nur elf Minuten, sondern eher elf Jahre dauern, bis der Funke überspringt. Vielleicht zu einer äußerlich hübschen, aber sonst einfältigen Dame, die noch glaubt „Ehrlich hat den Längsten“?

 

1 Kommentar

  1. Hässlich und unattraktiv, ja das passt, so einer steht immer am Kiosk.
    Hier das Psychogramm des Typen aus Sicht eines solide ausgebildeten deutschen Personalchefs:

    fröhlich-herzlich-impulsiv = trinkt meistens über den Durst und lallt mit anderen am Kiosk herum, aber Achtung, nicht den Kümmerling wegnehmen, dann schlägt er auch schon mal im Affekt zu ( gilt unter Kiosk als Notwehr )

    Kreativ = kann im Winter den Anfangsbuchstaben in den Schnee pinkeln
    ( heisst wahrscheinlich aber mit Vornamen nur Ingo oder Inge )

    Hauptsache man versteht sich einigermaßen = mein Wortschatz ist nach 78 Wörtern erschöpft, aber ich nuschle sowieso und bin meistens besoffen kaum zu verstehen

    Naja, und die Idee in ganz Deutschland die Abrisshäuser absuchen spricht jetzt auch nicht so für ihn.

    Egal wie alt und wie groß … lasst den Mann bloß nicht im Zoo mit einer Elephantenkuh zu lange alleine!

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