Einschulung (noch) ohne Christbaum

Wer selber keine Kinder hat und auch nicht in der Verwandtschaft, der hat spätestens am Samstagabend mitbekommen, dass da was abgeht. Unter lautem Geknalle stiegen Feuerwerksraketen in den Markranstädter Nachthimmel. Nein, es war nicht Silvester und keine Reminiszenz an den Klimawandel oder die Verschiebung der Jahreszeiten. Nur Einschulung. Die feiert man heute so.

Allein die Natur weiß das nicht und so begab sich die wechselwarme Tierwelt nach der samstäglichen Knallerei vorsichtshalber in den Winterschlaf.

Früher gabs eine Zuckertüte und den gebrauchten Ranzen vom großen Bruder und fertig war der Lack in Sachen Einschulung.

Im Laufe der Zeit wurden aus den Zuckertüten dann allmählich Transportboxen für Heimelektronik, unter deren Last der kleine ABC-Schütze zusammenzubrechen drohte. Deshalb fuhren die Eltern schon mal mit dem Auto vor oder brachten wenigstens eine Sackkarre mit.

Heute reicht nicht mal mehr das. Entsprechend der übers Jahr verteilten soziokulturellen Steigerungsformen muss Ostern das Weihnachtsfest toppen, die Geburtstagsfeier Ostern, der Kindertag die Geburtstagsfeier, diese dann das Fest zur Einschulung und schlussendlich muss dann Weihnachten noch geiler werden als der Schulanfang und letztes Weihnachten sowieso.

Die Industrie stellt sich derweil auf die im nächsten Jahr aktuelle Steigerung ein. Dann wird zum Schulanfang der Christbaum geschmückt, an Halloween gibt’s Zuckertüten und zu Weihnachten werden hässliche Masken von Horror-Clowns an die Obstbäume gehängt.

Das Leben ist Veränderung und welcher Tag ist dafür bezeichnender als so ein Schulanfang? Wie auch immer: Das Team der Markranstädter Nachtschichten wünscht allen ABC-Schützen ganz konservativ und in schwarz-weiß alles Gute für den Start in den neuen Lebensabschnitt.

Und vielleicht habt Ihr, liebe Kinder, an diesem Tag schon die ersten Lehren fürs Leben gezogen? Es waren zwar Eure Feiern, aber was da am Samstag in der Nacht zum Sonntag stockbesoffen und gröhlend durch Markranstädt zog, hat vielleicht mit Euch gefeiert, aber es sind nicht die Vorbilder, die zu erreichen Ihr ab jetzt die Schulbänke drücken müsst.

 

5 Kommentare

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  1. Dann meckere ich mal mit, aber was mich zuerst überrascht und für die MN freut ist, dass sich so viele hier treffen und einen Kommentar versuchen ab zugeben. Was ja nicht immer so ist bei den letzten Artikeln, also liegt es wohl an dem Problem was Ihr liebe MNlerinnen und MNler mal wieder treffend aufgegriffen habt.
    Fakt ist das immer gejammert wird, es sei für nichts Moneten, Mäuse, Zaster oder € da aber für`s Feuerwerk reicht es immer. Wenn alle mal ein wenig ruhiger in die Vergangenheit zurück blicken würden um sich daran zu erinnern wie es früher war in unserer Kindheit, so müsste man fest stellen dass es auch nicht schlecht war mal etwas weniger zu haben und die Einschulung wie auch sonstige Feiern eben nicht so pompös waren. Schließlich ist aus uns auch etwas geworden. Wir sollten alle zusammen versuchen unseren Kindern wieder etwas mehr Vorbild zu sein und nicht nur immer mehr, besser und alles größer haben zu wollen als vielleicht unsere Nachbarn oder all die anderen Erwachsenen. Denn wir sollten auch an die Kinder denken die dann eben traurig drein blicken wenn es mal nicht das neuste vom neuen gibt.
    Aber es ist leider unsere Zeit, die Ellenbogen aus zu fahren und immer besser sein zu wollen oder müssen als der andere.

    • Flimmerkiste auf 7. August 2017 bei 9:57
    • Antworten

    Ich Reihe mich mal ins Heer der ewigen Meckerer ein. Die Glückwünsche waren Rot-Weiß und nicht scharz-weiß. Aber sonst okay.

  2. Die Glückwünsche waren zwar nicht schwarz-weiß sondern rot-weiß, aber ansonsten hat mir der Artikel voll aus dem Herzen gesprochen.

  3. So isses. War auch mein Gedanke. Wie auch immer bei den Kinderfesten. Nachts 23 Uhr sind doch hoffentlich nicht mehr wirklich kleine Kinder unterwegs (und niemanden störts – wo doch doch gar 16jährige ab 22 Uhr daheim sein sollen …)

    • =pippi. L= auf 7. August 2017 bei 1:15
    • Antworten

    wenns beim Schulbankdrücken bliebe, verrohende Gewalt auch an der Grundschule…, traurig aber war.
    Ein Glückwunsch an die Eltern, die den umfangreichen Papierkrieg zur Ganztagsschule abschließend bewältigt haben.
    Glückwunsch und beste Wünsche auch von mir.
    Einen Rat an alle Eltern, schaut Euch mal die Fibel an 😉

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