Gänsefleisch ma ä Schdigge riggn?

Was die beiden Heimatvereine Räpitz und Frankenheim-Lindennaundorf am Pfingstwochenende auf die Beine gestellt hatten, war Unterhaltung vom Allerfeinsten. Nicht mal von Petrus, der zwischendurch immer mal wieder einen feuchten Nachweis seiner Existenz gen Boden schickte, ließen sich die Pfingstöchsinnen und -ochsen ihre Laune verderben.

Die Räpitzer hatten gegen Wetterkapriolen per Quantität vorgebeugt. Über ganze vier Tage zog sich die 37. Auflage des traditionsreichen Pfingstbiers. Vier Tage – so lange kann es beim besten Willen nicht ununterbrochen regnen.

Die Rechnung ist aufgegangen. Allerdings nicht nur wegen der Masse, sondern auch der Klasse. Das Programm hat für jeden Anspruch etwas bereit gehalten. Zudem haben die Räpitzer Macher nichts dem Zufall überlassen.

Von der Schießbude über das Kinderkarussell bis zum Autoscooter war in Räpitz alles da, was zum traditionellen Volksfest gehört.

Als am Montag nach dem sonntäglichen Tanz so manch schwerer Kopf hin zum Sportplatz getragen wurde, sorgte sogar der MDR per Radiomeldung noch einmal für die finale Motivation und pries das Räpitzer Spaß-Fußballturnier als einen der sächsischen Höhepunkte am Pfingstwochenende.

Die Räpitzer Pfingstarena war anlässlich des Fußball-Spaßturniers trotz früher Vormittagsstunde gut besucht.

Und in der Tat wurde das Turnier zu einem denkwürdigen Event. Neben Mannschaften aus den drei Räpitzer Ortschaften Schkölen, Schkeitbar und Räpitz hatten auch die Nachbarn aus Seebenisch und Göhrenz gemeldet, wobei Letztere allerdings nicht antraten.

FC heißt: Familienclub

Selbst das einwohnermäßig eher überschaubare Thronitz hatte ein Team zusammenbekommen. Die Bezeichnung FC stand hier sogar eher für Familienclub, denn in den Reihen des FC Thronitz standen nahezu alle Krobitzsch-Generationen.

Aber auch die anderen Mannschaften hatten neben testosterongeschwängertem Spielermaterial Kinder und Frauen in der Aufstellung und so wurde das Räpitzer Fußballturnier zu einem unterhaltsamen Event für die ganze Familie.

Das für Schkeitbar angetretene Stürmertalent Kay Linke will sich den Weg zum Tor freischießen, erlegt dabei jedoch nur einen gegnerischen Verteidiger.

Das Pfingstfest in Räpitz fand ab 13 Uhr mit Kaffee und Kuchen, aber auch noch manch zünftiger Hopfenkaltschale und musikalisch begleitet von einem Akkordeon-Orchester seinen würdigen Ausklang.

In ungewohnter Position als Linksverteidigerin zeigt BfM-Stadträtin Annett Zausch auch auf dem Rasen ein konsequentes Zweikampfverhalten.

Etwa zeitgleich mit dem Anpfiff des Räpitzer Fußballturniers wurde einige Kilometer weiter nördlich das Lindennaundorfer Mühlenfest 2017 eröffnet. Schon nach wenigen Stunden hatten die Besucherzahlen vierstellige Dimensionen erreicht und ein Unterschied zum Heimatfest war weder in der Zuschauergunst, noch im übrigen Treiben auf der Festwiese auszumachen.

Begrüßungsgeld in der Mühle?

Natürlich stand die Mühle im Mittelpunkt des Interesses. Mitunter hatte man den Eindruck, dass Müllermeister Jens Schwertfeger da drin heimlich Begrüßungsgeld verteilte. Zumindest erinnerte die schier endlos scheinende Warteschlange an das Gedränge vor der Kreissparkasse Helmstedt im Herbst 1989.

Draußen hatten Handwerker und Gewerbetreibende Aufstellung genommen. So konnte man bei einem Seiler lernen, wie man sich selbst oder seinem Nächsten einen ordentlichen Strick drehen kann.

Dachdeckermeister Tilo Lehmann zeigte, dass kneipen nichts mit Kneipen zu tun hat. Mit Kneifzange bewaffnet, konnte sich das Publikum in der Bearbeitung von Dachziegeln und Schieferschindeln üben.

 

Unter fachkundiger Anleitung von Dachdeckermeister Tilo Lehmann (r.) konnte sich der Nachwuchs im Bearbeiten von Dachziegeln und Schindeln üben.

Derweil bullerte das Feuer im Backofen. Das begehrte Mühlenbrot ging weg wie warme Semmeln und ebenso wie das leckere Eis, musste auch der Brotteig mehrfach nachgeliefert werden bis selbst die Vorräte in den Depots aufgebraucht waren.

Das Team der beliebten Landgärtnerei Engler sorgte wieder einmal für farbenfrohe Akzente. Die bunte Vielfalt der Blüten machte in den späten Nachmittagsstunden sogar die dunklen Regenwolken vergessen.

Als dann am späten Nachmittag dunkle Wolken am nördlichen Polarkreis Markranstädts aufzogen, erlebten die Veranstalter eine abschließende, dicke Überraschung.

Werden herniedergehende Regentropfen mitunter gern zum Anlass genommen, Feste fluchtartig zu verlassen und sich vor den heimischen Fernseher umzutopfen, blieben die Besucher des Mühlenfestes einfach da und machten es sich unter den Zeltdächern gemütlich. Ein besseres Prädikat kann man einer Veranstaltung nicht verleihen.

So konnte der Pfingstmontag in Lindennaundorf dann also mit Gänsefleisch ausklingen. Das war jedenfalls so zu vernehmen, weil es unter den Zelten dann gemütlich eng zuging und es öfter mal hieß: „Gänsefleisch ma ä Schdigge riggn?“

 

3 Kommentare

    • Fragezeichen auf 19. Juni 2017 bei 13:22
    • Antworten

    Ein schöner Bericht über zwei schöne Feste. Aber daraus entstehen Fragen, die ich mir nicht beantworten kann. Nach welchen Kriterien wählt Ihr aus, worüber Ihr schreibt? Das Straßenfest in der Leipziger Straße letztes Jahr habt Ihr ebenso mit Misachtung gestraft wie manch andere Feierlichkeit und jetzt auch das Kinderfest. Hat das Gründe?

    1. Hallo Fragezeichen,

      ja natürlich hat das Gründe. Wir machen das hier zwar für lau, aber nicht für die Katz‘. Sowohl über das Straßenfest als auch das Kinderfest hatten wir in den vergangenen Jahren mehrfach und ausführlich geschrieben. Aber es kam null Feedback. Auch in Vorbereitung dieser Feiern haben wir von den Veranstaltern keinerlei Informationen bekommen. Andere dagegen schon. Also sind wir nicht wichtig und nehmen uns daher auch nicht so. Ist doch ein anständiger Zug von uns, oder nicht?

      Andere Vereine (vor allem die vom Lande) sehen das anders. Sie schicken uns Infos zu und lassen sich bisweilen sogar dazu herab, um zu bitten, was draus zu machen. Manchmal ist es nur ein Veranstaltungshinweis oder -programm, aber da wissen wir schon mal, dass wir es nicht für die Katz‘ machen würden. Mitunter macht man sich dort sogar die Mühe, hinterher ein paar Worte des Dankes an uns zu richten. Ja, all sowas gibt es, man möchte es kaum glauben.im Jahre IV nach MN-Gründung.

      Trotzdem vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir werden uns demnächst vielleicht mal der grundsätzlichen Frage widmen, wie und was man so in Markranstädt feiert und vor allem … feiern könnte.

  1. Ich kann euch da nur zustimmen. Alles war „bomforzionös“. Es gab überall genug zu essen und zu trinken und über fehlende Unterhaltung konnte sich niemand beklagen. Und was ich an beiden Veranstaltungen besonders gut fand, sie wurden richtig gelebt. Ich (wir) haben da Leute getroffen, von denen wir dachten, die gibt es schon gar nicht mehr. Und wo trifft man sich wieder – „uffn Dorfe“. Und natürlich wurden alle Neuigkeiten der Welt- und Stadtpolitik durchgehechelt. Als wir nur noch hechelten wurde zum Abschluss nochmal kräftig angestoßen (so wie die Bäckersfrauen in Frankenheim) und ein Wiedersehen fürs nächste Jahr verabredet.
    Also, ein „gräfdschis Dangeschen“ an Alle, die sich für uns den Hintern aufgerissen haben.

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