Hacker knacken geheime Rathaus-Daten

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch uns als führendes investigatives Organ die Beute-Liste des Hackerangriffs auf Politiker und Promis zugespielt wird. Aber die Ernüchterung folgte beim Studium des Dokuments quasi auf dem Fuße. Viel Lärm um nichts. Da stehen nicht mal die Kontaktdaten der Markranstädter Nachtschichten drin! Nicht allein, dass wir uns ob dieser Ignoranz zutiefst verletzt fühlen, nein. Es stellt auch die Aussage des Dokuments an sich in Frage.

Die vielbesungene Hackerliste war dann wohl doch eher ein Ablenk-Futter für die Qualitätsmedien, die sich mal wieder willfährig auf dieses Häppchen gestürzt und es zu einem mehrgängigen Menü aufgeblasen haben.

Oder wissen Sie vielleicht, wer Dietmar Bartsch ist, Katarina Barley oder Franziska Giffey? Laut Hacker-Liste sind das jetzt Promis. Und nicht nur das. Wir alle haben offenbar das tiefe innere Bedürfnis, die mal anzurufen.

Irgendwie kommt einem das wie eine bezahlte Werbeaktion vor, damit auch gesellschaftliche Hinterbänkler endlich mal als ViP’s wahrgenommen werden. Deutschland sucht den Super-Promi. Denn die Daten, die zu den betreffenden Personen veröffentlicht wurden, sind bisweilen so geheim, dass man sie sogar googeln kann.

So gibt das Dokument beispielsweise die E-Mail-Adresse von Heiko Maas preis. Die ist sowas von top-secret, dass sie sogar auf der Webseite für Nichtraucherschutz zu finden ist..Ähnliches gilt auch für die Erreichbarkeit von Cem Özdemir. Der führt die Hacker allerdings mit einem ganz perfiden Trick in die Irre, indem er seine geheime eMail-Adresse einfach auf seiner Webseite veröffentlicht hat. Da können die Datendiebe lange in versteckten Archiven und verschlüsselten Datensätzen suchen. So einfach geht Sicherheit im Internet.

Verschwörungstheorien

Bei anderen Opfern fragt man sich, wie sie es auf diese Liste geschafft haben. Sagen wirs mal so: Bei Leuten wie Andrea Nahles, Til Schweiger oder Martin Schulz ist man doch heilfroh, wenn man nichts von ihnen hört. Warum also sollte man auf die Idee kommen, die anzurufen oder ihnen eine Mail zu schicken? Irgendwas stinkt da gewaltig mit dieser Hackerliste.

Klar ist das Studium des Dokumentes irgendwo auch interessant. Da erfährt man beispielsweise, dass Sigmar Gabriel drei Festnetzanschlüsse und zwei Handys hat. Aber wem nützt diese Information?

Auch wenn Gabriels Kopf vielleicht etwas dicker ist als andere, hat er doch nur zwei Ohren dran. Was soll er mit fünf Telefonen? Gut, man könnte sich jetzt den Spaß machen, ihn auf allen fünf Nummern zeitgleich anzurufen und zu testen, ob der Raum zwischen den Ohren wenigstens als Warteschleife taugt. Aber am Ende gibt’s dafür bestenfalls ein Dankschreiben von seinem Diät-Berater.

Von erheblicher Brisanz ist allerdings der Eintrag über Andrea Nahles. Er ist mit der streng vertraulichen Information versehen, dass nach der Wahl ihrer Rufnummer durchaus auch ihr Mann mal rangehen könnte. Wahnsinn! Wo leben wir eigentlich, wenn sogar Politiker nicht mehr sicher sein können, dass im eigenen Haus wildfremde Familienangehörige einfach ans Telefon gehen?

Warnung vor der Frau!

Und dann wäre da noch der Fall Robert Habeck. Dass er sich medienwirksam aus den sozialen Netzwerken ausgeklinkt hat, wird ihm wenig nützen. Sein gehackter Datensatz enthält nämlich auch die Bankverbindung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ohne Einzugsermächtigung kann man bekanntlich nichts abbuchen. Also hat er die IBAN nur deshalb dort einstellen lassen, damit ihm jemand was überweisen kann. Eine Art digitaler Enkeltrick. Nachtigall, ick hör dir trapsen.

Übrigens wird bei Habeck ebenfalls darauf hingewiesen, dass durchaus auch mal seine Frau den Hörer abnehmen könnte. Das kann für eine Beziehung schon ziemlich belastend sein, wenn bundesweit vor der eigenen Partnerin gewarnt wird. Verständlich, dass er sich jetzt medial zurückzieht.

Die ignorierten C-Promis

Das größte Manko dieser Hackerliste ist aber die Tatsache, dass nicht ein einziger Promi aus Markranstädt geoutet wurde. Dabei wimmelt es hier geradezu von ViP’s, die sicher auch gerne mal im Licht der Öffentlichkeit stehen wollen, vor allem wenn das noch mit solch wirkungsvollen Emotionen wie einem Opfer-Status verbunden ist.

Aber damit ist jetzt Schluss! Wir haben letzte Woche den IT-Beauftragten der Markranstädter Nachtschichten für zwei Tage beurlaubt, damit er Zeit hat, wenigstens die geheimen Datensätze des Rathauses zu hacken.

Es ist uns durchaus bewusst, dass die nachfolgend veröffentlichten Angaben gesellschaftlicher Sprengstoff sind und ein kommunalpolitisches Erdbeben auslösen werden Aber das sind wir der Demokratie und Transparenz in dieser unserer Stadt schuldig. Hier also die Hackerliste von Markranst-Leaks:

Die geheimen Kontaktdaten der Stadtverwaltung.

Und weil wir so nett sind, hier noch ein wichtiger Hinweis bezüglich der Kontonummer: Falls Sie an der Richtigkeit der Angaben zweifeln und die Bankverbindung testen wollen, indem Sie einfach mal was dahin überweisen (siehe Habeck), können Sie sich diesen Aufwand sparen.

Parken Sie einfach Ihr Auto auf dem Marktplatz und warten Sie ein paar Minuten. Schon bald wird ein freundlicher Mitarbeiter aus dem Rathaus auf Sie zukommen und Ihnen einen Schein übergeben, anhand dessen Sie die Bankverbindung mit unseren Angaben abgleichen können. Sogar der zu überweisende Betrag ist darauf angegeben. Alles streng geheim, versteht sich.

 

5 Kommentare

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    • Horst Hacker auf 14. Januar 2019 bei 12:52
    • Antworten

    Ich schliesse mich da in ganzer Linie an.

    Jetzt hat das NSA schon die getanzte Namensliste aller Waldorfschüler
    gehackt!

    Ich falte meine Nachrichten bereits immer als Origami und ja,
    werde das künftig mit Ormig kombinieren.
    Man lernt ja bei Euch im Magazin was dazu.

    • Bekannt auf 10. Januar 2019 bei 16:02
    • Antworten

    Ich schließe mich dem Lob von Frau Haupt an. Wirklich köstlich geschrieben! Und ganz nebenbei auch noch der Hinweis auf die Bundeszentrale für vertrauliche Unterlagen … eine so geheime Behörde, dass ihr Standort nicht zu ermitteln ist.
    Was mich noch viel mehr beschäftigt: Woher habt Ihr die geheimen Ormig-Bestände, auf dem Ihr die Ergebnisse Eurer Recherchen scheinbar dokumentiert habt? Früher hat allein der unverkennbare Spiritusgeruch den staatlichen Spürnasen den Weg zu oppositionellen Kreisen gewiesen. Aber gut, da besteht bekanntlich bei den Nachtschichten keine Gefahr, so oft, wie da der Dunst vom Brotschnaps heraus weht …

    1. … und der von Kellerbier! Das mit dem Ormig hat übrigens mehrere Gründe. Moderne Kopierer sind heutzutage online vernetzt und können daher ebenfalls gehackt werden. Ormig nicht! Außerdem ist Ormig-Papier fachgerecht geschächtet und der Kopiervorgang halal, koscher sowie klimaneutral. Bei so viel Integrationsbereitschaft MUSS selbst der BND ein Auge zudrücken, wenn er jemanden der illegalen Datensammlung überführt :-))

    • Daniela Haupt auf 10. Januar 2019 bei 11:31
    • Antworten

    Vielen Dank für Euren schonungslosen Enthüllungsjournalismus, immer wieder ist es eine reine Freude für die kleine Frau am Computer, zu lesen, wie Ihr Bonzen, Mächtige und Hacker das Fürchten lehrt. Das ist mit diesem investigativen Beitrag mal wieder zu 100% gelungen.

    1. Das geht runter wie Öl. Tausend Dank. Solche Worte sind selten geworden heutzutage. Meist muss man teuer dafür bezahlen. Ist doch hoffentlich kostenlos, oder? 😉

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