Kein Gendersternchen für Tanter Tom

Das Gendersternchen ist zum Anglizismus des Jahres gekürt worden. Gemeint ist nicht das Zeichen *, das ja gar kein Anglizismus sein kann, sondern der Begriff. Der in Deutschland grassierende Irrwitz hat sich somit zur offiziellen Pandemie ausgedehnt und ist nun von ein paar infizierten Opfern auch noch unter Denkmalschutz gestellt worden. Zeit für eine klare Ansage: Die Markranstädter Nachtschichten machen diesen Unfug nicht mit!

Wenn wir künftig von Markranstädtern schreiben, dann sind damit wie bisher ebenso die Markranstädterinnen und auch alle 61 Diversenformen (Stand heute) gemeint. Wenn Sie sich dadurch nicht angesprochen fühlen, sind Sie auch nicht angesprochen und wenn Sie diese geschlechtliche Gleichmacherei als unerträglich empfinden, dann sollten Sie sich den Tag gar nicht erst mit dieser Lektüre verderben.

In der Medizin hätten die Ärzte längst mit einer Hormontherapie begonnen. Eindeutig zu viel Östrogen im Kreislauf unserer Gesellschaft. Leider verteilt sich das nur auf wenige Wirtstiere, die dann im Nebel dieser Hormone glauben, dass alle so ticken müssen wie sie. Werfen wir also mal einen Blick auf die Begleiterscheinungen dieser geistigen Wechseljahre, ihre Hintergründe und vor allem auf die Folgen.

Elf-Finger-System

Wissen Sie auf Anhieb, also ohne hinzugucken, wo sich das Gendersternchen auf Ihrer Tastatur befindet? Unsere Sekretärin hat das Tippen noch zu DDR-Zeiten gelernt. Mit verbundenen Augen hat sie stundenlang die Buchstabenfolge asdf jklö in die Tasten gehämmert. Irgendwann saß das dann. Zehn Buchstaben, zehn Finger … „Fräulein Müller, zum Diktat!

Jetzt plötzlich braucht die aus ehetechnischen Gründen inzwischen unter dem Familiennamen Schmidt firmierende Schreibkraft einen elften Finger. Oder besser gesagt: eine/n elfte Finger*in. Weil sie den nicht hat, rutscht sie mit der rechten Hand immer eine Typenreihe nach rechts. Aus jklö wird so klöä. Frau Müller muss zur Umschulung. Passt auch zeitlich grade ins Konzept, weil sie wegen der vielen Fehler rausgeflogen ist und jetzt jede Menge freie Spitzen hat.

Der 27. Buchstabe

Wie schön ist es da, wenn man das schon als Kind gleich von der Pike auf lernt. Ab sofort hat das Alphabet also 27 Buchstaben. Neben Runen mit Unterlänge (j oder y), den komplizierten Bogen unter dem g oder dem Knoten im kleinen t können die ABC-Schützen nun auch das Gendersternchen üben. Wohlgemerkt im Fach Deutsch, nicht in Kunsterziehung!

Dass es das Sternchen nicht in Groß- und Kleinschrift gibt, ist sicher zu vernachlässigen. Am Ende hängt die Größe sowieso von den motorischen Fähigkeiten des Kindes ab. Aber im weiteren Verlauf der schulischen Entwicklung könnten dann sogar die Lehrer vor einem Problem stehen. Was ist das Sternchen eigentlich?

In der deutschen Sprache sind es die Artikel, die dem Substantiv das Geschlecht zuweisen. Ist das Sternchen also auch ein Artikel? Immerhin hat es die gleiche Aufgabe. Allein dessen Position im Satzbau lässt erhebliche Zweifel an dieser wissenschaftlichen Theorie blühen.

Das Gendersternchen machts nicht einfacher, sondern viel komplizierter. Vor allem im Singular (jawollja – jetzt wird’s richtig wissenschaftlich!). Der Lehrer … is klar. Die Lehrerin … auch. Aber mit welchem Artikel kennzeichnet man eine oder einen Lehrer*in? Der, die oder das? Oder doch der/die?

Grammatik auf dem Schrottplatz

Dann wäre die Sache mit dem Sternchen allerdings keine Vereinfachung. Unsere Tippse müsste neben dem Sternchen ganz rechts auch ständig noch den Schrägstrich (das „Slash“ oben über der 7) suchen – und braucht dann gar einen zwölften Finger dazu. Heißt im Umkehrschluss: Die geschlechtliche Gleichstellung unserer Sprache sorgt dafür, dass Tippsen mit zehn Fingern zu Behinderten diskriminiert werden. Wollen wir das wirklich?

Ein gefundenes Fressen für arbeitslose Germanisten, die ihr kärgliches Einkommen durch die Berufung in gesetzgebende oder wenigstens beratende Kommissionen generationsübergreifend aufbessern können. Immerhin muss man ja noch gute Gründe dafür finden, warum unsere Muttersprache derart vergewaltigt werden muss. Das Gelaber einer Rentnerin, die ihr feminimöses Dasein als „Lieber Kontoinhaber“ nicht ausreichend gewürdigt fühlt, reicht da bei weitem nicht.

Wie spricht man das aus?

Die Sprachkommissare werden zu allem Unglück auch einen Weg finden müssen, wie man das Gendersternchen ausspricht. Macht schließlich keinen Sinn, wenn man etwas aufschreibt, was man hinterher nicht mal vorlesen kann. Daran ist seinerzeit schon die Hochkultur der alten Ägypter mit ihren Hieroglyphen zugrunde gegangen.

In unserer Neuzeit würde das nicht nur das Ende der Hörbücher bedeuten, sondern hätte auch Einfluss auf den Verlauf der Weltgeschichte. Man stelle sich nur vor, Kennedy hätte damals sagen müssen „Üsch biehn ain Börlinör-Göndörschdörnchön-in.“. Gut – an der Berühmtheit des Zitats hätte das wahrscheinlich nicht viel geändert, nur dass es eben ausschließlich auf die Bühnen von Comedy-Shows verbannt wäre.

Als Satiriker kann man sich angesichts dieser Entwicklung nicht nur die Hände reiben, sondern zugleich auch tiefes Mitleid empfinden. Mitleid mit denen, die sich dem Diktat dieser Unkultur unterwerfen müssen. Zuvorderst also mit der öffentlichen Hand und hier insbesondere mit der Stadtverwaltung.

Die hat gerade ihre neue Internetpräsenz gestartet und war stolz, dafür nur zwei Drittel der veranschlagten 30.000 Euro verbraucht zu haben. Eine kurze Freude, denn die übrig gebliebenen zehn Mille werden jetzt dafür draufgehen, den Auftritt im Netz gesellschaftskonform zurecht zu gendern. Was man da allein im Rats- und Bürgerinformationssystem lesen muss, ist an geschlechtlicher Ignoranz kaum zu übertreffen.

Markranstädt vor Umgenderung?

Schon die Überschrift ist eine Fausthieb ins Angesicht der Feminist*innen! Wenn, dann muss es doch Rats- und Bürger*inneninformationsystem heißen, oder nicht? Auch die dort veröffentlichten Tagesordnungen sind maskuline Rudimente einer längst hinter uns liegenden patriarchischen Zeit. Da heißt es noch immer „Benennung der Protokollanten“, als wollte man von vornherein ausschließen, dass auch Protokollant*innen zur Feder greifen dürfen.

Kein Wunder auch, dass es bei der Fragestunde immer nur den einen männlichen Fragesteller gibt. Geht ja nicht anders, wenn man die Geschlechtsidentität derart arrogant beschneidet. Erst eine Umbenennung des Ereignisses in Bürger*innenfragestunde wird dieser unerträglichen Diskriminierung ein Ende setzen! Die Zeit ist reif!

Beschränkte Ausschreibungen

Könnte man bei alledem noch ein Auge zudrücken, wird’s bei den Ausschreibungen jedoch schon juristisch bedenklich, ja geradezu kriminell. So sucht die Stadt Markranstädt gegenwärtig einen neuen Erdgaslieferanten. Warum keine Lieferantin oder wenigstens eine(n) Lieferant*in?

Die Diskriminierung der weiblichen Rasse gipfelt schließlich in klar männlich geprägten Forderungen wie „der Bieter“ (nicht der/die Bieter*in) oder „der Auftraggeber“. Auftraggeber*innen sind offenbar unerwünscht. Dass es dafür auch nur einen Ansprechpartner und keine(n) Ansprechpartner*in geben kann, ist dann wenigstens konsequent und versteht sich da fast schon von selbst.

Vom Preis des Zurechtgenderns

Schade eigentlich. Die Internet-Präsenz hat einen richtig guten Eindruck gemacht. Erst auf den zweiten Blick offenbart sie eklatante Genderschwächen.

Da wird der/die/das Herr Bürgermeister*in seine Mitarbeiter*innen wohl noch mal an die Computer*innen bitten müssen, bevor ihm diverse Gleichstellungsbeauftragt*innen die Hose straff ziehen. Sorry: den Rock selbstverständlich. Ähm, ja, also den Hosenrock. Gut, dann den/die Hosenrock*röckin eben. Mein Gott*in, man kanns aber auch wirklich übertreiben.

Tanter Toms Hütte

Da draußen hungern und frieren Obdachlos*innen, während selbsternannte Gutsmensch*innen darüber diskutieren, ob sich Neger diskriminiert fühlen, wenn man sie nicht als Neger*innen bezeichnet. Dabei geht es gerade hier auch ohne Gendersternchen. Man muss nur wollen.

Im Roman „Onkel Toms Hütte“ wurde beispielsweise die männliche Form der Tante verwendet. Man nehme einfach nur die weibliche Form des Onkels, den Tanter also, und schon passt das. „Tanter Toms Hütte“, da kann niemand mehr meckern. Hat denn hier niemand mehr Phantasie?

 

3 Kommentare

    • jabadu auf 3. Februar 2019 bei 19:04
    • Antworten

    Ich finde das mit dem Genderstern auch totalen Blödsinn. Der Stern (*) ist ja im wahren Leben ein Platzhalter für „beliebige Zeichenketten“. Wer weiß, was da im Genderwahn noch eingefügt wird, z.B. in Bürgermeister*in. Und zu den 7,5 Millionen sogenannten funktionalen Analphabeten in Deutschland werden sich dann wohl noch ein paar dazugesellen.
    Man soll es doch so lassen, wie es immer war. Früher hatte ich eine Tante, die hatte knochige Beine und einen, wenn auch fusseligen, Bart. Aber es war meine Tante und kein Tanterich.
    Als ich letztens bei Flemmings eine Holländerschnitte kaufen wollte dachte ich mir so, was wohl wäre wenn ich jetzt eine Holländerschnitte*in verlangen würde. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Die Verkäuferin freute sich, einmal einen lächelnden Kunden im Laden zu haben. Da konnte ich dem (*) wahrlich auch was Gutes abringen.

  1. Sehr guter Artikel, der diesen (hoffentlich) temporären Ungeist „auf die Schippe“ nimmt.

  2. Beifall!!!Da muss doch dem Schreiber*in vor Freude die Tastatur geglüht haben u. ich hab mich zum frühen Morgen schon mal halb tot gelacht über den Schwachsinn, der da auf uns zuzukommen scheint.
    Schon in „My fair Lady“ ergab sich die Frage:“ Kann denn die Kinder niemand lehren wie man SPRICHT?“ u.
    Auch können wir froh sein, dass der Europarat da ebenfalls ein Auge drauf hat und zukünftig hoffentlich die sich verweigernde Ur-Markranstädter Sprache als Regional- u. Minderheitensprache schützen wird.(Siehe heutige LVZ. S.10 „Europarat als Sprchschützer“)

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