Lichtjahre zwischen zwei Spielen mit einem Sieg

So wie gestern in Markranstädt, muss es im Krieg gewesen sein, als die Menschen vor den Goebbelsschnauzen hingen und versucht haben, BBC ranzukriegen. Gestern waren es die Live-Ticker im Internet, die angewählt wurden. Okay – auf unseren nach dem MDR verlinkten Melder verirrten sich gerade mal 43 Leser. Aber die Konkurrenz war ja auch groß. Auch bei Facebook gab es sporadische Informationen und praktisch gleich nebenan übertrug der LVZ-SportBuzzer den 0:1-Sieg unserer Jungs ebenfalls per Live-Ticker. Aber nicht immer schienen die Reporter vor Ort das gleiche Spiel gesehen zu haben.

MDR-Live-Ticker und SportBuzzer liefen auf den Monitoren der Markranstädter Nachtschichten parallel. Ein durchaus interessanter Vergleich, der damit begann, dass beide Medien erst mal gar nichts von sich gaben.

Der Grund: Das Spiel begann mit rund 12 Minuten Verspätung, da vor dem Luckenwalder Werner-Seelenbinder-Stadion nur eine Kasse geöffnet hatte, die dem Ansturm der 1.036 offiziellen Zuschauer nicht gewachsen war. Acht Minuten vor dem Anpfiff schwenkten die Kassierer im Ticket-Häuschen die weiße Fahne und baten um Verlängerung.

Anpfiff nach Verlängerung

Punkt 19:12 Uhr begann die Begegnung. Luckenwalde hatte Anstoß. Rund fünf Minuten später meldete der MDR-Ticker die erste Chance für Lallendorf durch Dwars, der den Ball über den gegnerischen Kasten köpfte. Kurz darauf erschien beim SportBuzzer die Mitteilung, dass es Pierre LeBeau war, der die Nille über das Luckenwalder Tor genickt haben soll. Wer’s am Ende wirklich war? Nur eins ist sicher: Sparwasser gewiss nicht.

Zwischen der 15. und der 29. Minute passierte beim MDR gar nichts, während die Buzzer-Reporterin immerhin Chancen von Robben (17.) und LeBeau (21.) sowie eine waghalsige Aktion von Jokanovic gesehen hatte. Sozusagen als ausgleichende Gerechtigkeit entdeckte der wiedererwachte MDR-Reporter in der 42. Minute ein Foul an Dwars und ihm entging sogar der anschließende Freistoß durch Hesse nicht. Beides muss wohl in dem Moment passiert sein, da die Dame vom Buzzer gerade mal etwas länger gezwinkert hat.

Die machte ihren Fehler aber wieder gut, indem sie uns von der Zuschauerzahl unterrichtete, die der MDR wiederum erst nach dem Schlusspfiff preis gab. Die Riesenchance von Zimmermann, der zu Beginn der zweiten Halbzeit das leere Tor verfehlte, sahen zwar beide Beobachter, doch wurde dabei offenbar, dass sich der MDR-Reporter in einer völlig anderen Galaxie befunden haben musste.

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Das doppelte Lottchen aus Lallendorf: LeBeau oder Dwars?

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Der MDR legte sich auf Dwars fest.

Was der Buzzer in der 57. Minute sah, fiel den Berichterstatter vom MDR erst in der 59. Minute auf. Wenn Licht 300.000 Kilometer pro Sekunde zurücklegt, muss der Mann vom Mitteldeutschen Rundfunk in einem 36 Millionen Kilometer entfernt aufgestellten Sessel Platz genommen haben. Das erklärt den tieferen Sinn von Presselogen in größeren Stadien.

Den gleichen Zeitabstand gab es schließlich bei der Meldung, dass Markranstädt etwa 20 Minuten vor Schluss den Druck erhöhte. Den Schuss von Al-Azzawe sah der SportBuzzer dann sogar schon drei Minuten eher als das Team vom MDR.

Aber das muss die Öffentlich-Rechtlichen irgendwie aufgerüttelt haben. Entweder wurden die Uhren neu justiert oder der Kaffee begann zu wirken.

Aufholjagd nach Koffein-Injektion

Jedenfalls fiel der Markranstädter Siegtreffer dann wieder einheitlich in der 87. Minute und nicht nur die Licht-, sondern auch die Schallgeschwindigkeit war am Ende wiederhergestellt, da beide Medien den Schlusspfiff zur gleichen Zeit vernahmen.

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Zwei Minuten früher als die Konkurrenz: SportBuzzer mit Glaskugel?

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Physikalische Erklärung für MDR-Verzögerung: Licht braucht für 36 Millionen Kilometer zwei Minuten.

Da bleibt zu hoffen, dass im Zeitalter des Radios, des Fernsehens und anderer auditiv-visueller Medien die Abhängigkeit von solch prähistorischen Lösungen wie Live-Ticker oder vielleicht sogar Teletext in der Regionalliga der Vergangenheit angehören.

Das große Finale live vor Ort!

Das Rückspiel findet zum Glück vor der Haustür statt und es wäre traurig, wenn Regionalligist Markranstädt die 1.036 Zuschauer des Oberligisten aus Brandenburg nicht toppen würde. Live is eben live.

 

 

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