Pfingsten: Mit Qualm vom Grill gegen Patschuli-Schwaden

Markranstädt bleibt in Feierlaune und es ist kein Ende abzusehen! Erst das lange Wochenende mit Promenadenfest, Geburtstagsfeier des Gewerbegebietes Frankenheim und Oldtimer-Rallye, dann Männertag und jetzt steht schon wieder Pfingsten vor der Tür. Was da in Lallendorf alles so geplant ist, avanciert zum puren Stress sowohl für verkniffene Seelen als auch nach Entspannung lechzende Lebern.

Im Mittelpunkt des pfingstlichen Treibens steht wie immer das traditionsreiche Räpitzer Pfingstbier. Es ist bereits Nummer 37 und bedeutet: Vier tolle Tage, die am Freitag um 7 Uhr mit dem Schlagen der Pfingstmaien beginnen und am Montag mit einem Familiennachmittag zu ermäßigten Preisen ausklingen.

Dazwischen lauern zahlreiche Höhepunkte, zu denen der traditionelle Pfingsttanz am Samstag ebenso zählt wie das fast schon legendäre Ringreiten am Sonntag.

Stichwort Pfingsttanz: Nachdem die Räpitzer Pfingstburschen bei der Wahl der für die Unterhaltung zuständigen Band in den letzten Jahren immer mal wieder ins falsche Töpfchen gegriffen hatten und das Publikum statt lustiger Frühlingstöne schon mal sowas wie Sakraloperetten in Moll zu hören bekam, geht es seit einigen Jahren musikalisch wieder aufwärts.

Festumzug zum 35. Räpitzer Pfingstbier anno 2015.

Diesmal kommt mit der XL-Variante von Trio B sogar der regionale Marktführer auf die Räpitzer Bühne und deshalb kann für beste Unterhaltung und tanzbeinmotivierende Rhythmen getrost eine Garantie übernommen werden.

Pfingst-Wunder auf dem Rasen?

Vielleicht nicht das aus pfingstlichem Anlass ganz übliche Programm lauert am Samstag auf die Fußballer des SSV Markranstädt. Allerdings nicht zu Hause, sondern drüben in Sachsen-Armut bei Askania Bernburg.

Als Tabellenletzter eigentlich schon so gut wie abgeschrieben, eröffnet sich für die Randsachsen bei den Frühaufstehern doch tatsächlich noch die Möglichkeit des Verbleibs in der Oberliga.

Markranstädt muss dazu allerdings gewinnen und Halle gleichzeitig in Jena bestenfalls unentschieden spielen. Der Grund: Nur das Tabellen-Schlusslicht steigt in dieser Saison ab. Der Grund dieses Grundes ist da schon wesentlich komplizierter darzustellen.

Hauptursache sind die Kosten in der Oberliga, die für ein Amateur-Team kaum noch darstellbar sind. So gibt es beispielsweise keinen einzigen Thüringer Verein aus niederen Klassen, der sich einen Aufstieg antun will respektive leisten kann.

Zudem haben mit dem FC Schönberg und den Leipziger Jungbullen gleich zwei fest Etablierte des Oberliga-Adels auf eine Fortsetzung ihrer Legislatur verzichtet.

Leichenschmauß in der Oberliga

Mit anderen Worten: Der NOFV-Oberliga gehen sowohl im Norden als auch im Süden langsam die Mannschaften aus. Und so kann es nun am Pfingstsamstag gar geschehen, dass der SSV Markranstädt im Falle eines Sieges weiter in der Oberliga spielen muss.

Im Umkehrschluss bedeutet das, die Lallendorfer Legionäre müssen verlieren oder bestenfalls Remis spielen, um sicher absteigen zu können. Mal sehen, wie das Bernburger Schießen ausgeht.

Im Schatten des WaveGothic-Treffens

Am Pfingstsonntag wird wohl überall in Markranstädt und seinen ländlichen Enklaven was los sein. Bekannt ist davon allerdings wenig, wohl auch, weil sich zur gleichen Zeit das WGT in Leipzig auf dem Höhepunkt befindet.

Beim WGT in Leipzig lassen sich die Damen sogar öffentlich an die Kette legen.

Mit Rauch vom Grill kann man gegen die Schwaden von Patschuli wohl nur schwer anstinken, was sich auch in der öffentlichen Wahrnehmung niederschlägt. Mit Ausnahme des Räpitzer Pfingsbiers ist im Markranstädter Veranstaltungskalender kein weiteres Pfingst-Event angemeldet.

Hinfahren und angucken: Beim Leipziger WaveGothic-Treffen (WGT) sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Kreativität hinter Patschuli-Schwaden.

Dafür geht dann am Montag zwischen 10 und 18 Uhr im Schatten der Lindennaundorfer Windmühle wieder richtig die Post ab. Von Feiern verstehen die was, die Inuit am nördlichen Polarkreis der Stadt.

Neben dem sommerlichen Heimatfest, das sich in den letzten Jahren zu einem der größten von einem Verein gestemmten Volksfeste der Stadt gemausert hat, sind auch das Mühlenfest im Frühling und das herbstliche Kürbisfest inzwischen zu beliebten Publikumsmagneten mit Anziehungskraft weit über die Stadt hinaus gewachsen.

Dass man da auch beim Mühlenfest 2017 am Pfingstmontag vor lauter Menschen kaum noch das Gras auf der Festwiese sehen könnte, hat angesichts des abwechslungsreichen Unterhaltungsprogramms eher noch einen steigernden Einfluss auf den Marktwert der Veranstaltung.

Wenn Frankenheim und Lindennaundorf zum Feiern rufen, wird der Markranstädter Polarkreis zum Mittelpunkt der Erde.

Pfingsten – das ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes. In der jüngeren Historie wird dieser Geist in einschlägigen Brennereien vorzugsweise aus Neobioten wie Obst gewonnen. Der Heilige Geist verliert durch diese und andere Entwicklungen zunehmend an Lebensraum und droht Opfer eines religiösen Artensterbens zu werden.

Wider dem Heiligen Flaschengeist

Die Folgen sind verheerend. Immer mehr Menschen mäandern nicht nur am Ende des Pfingstfestes unter dem Einfluss von Obstgeist und anderen analogen Verheißungen teilweise völlig orientierungslos durch die Gegend.

Das muss man nicht hinnehmen. Auch in Markranstädt bieten sich zahlreiche Möglichkeiten einer wirkungsvollen Beteiligung an den Maßnahmen des christlichen Artenschutzes und religiöser Wiederaufforstung. Will heißen, den zu retten, der eigentlich uns erretten soll. Das geht allerdings nicht, indem man zur Bestätigung des Glaubens einfach nur die Raute-Taste am Smartphone drückt.

Gottesdienste in Altranstädt (Samstag, 10 Uhr), in Großlehna (Sonntag, 10 Uhr) oder eine Mittagsandacht in Thronitz (Montag, 14 Uhr) sind nur einige der Möglichkeiten, sich zum Schutz unserer heimischen Religionsart zu bekennen. Ohne die gäb’s übrigens auch kein Pfingsten…

 

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