Neues aus der vierten Etage (46)

Geistig inkonsequent, seelisch labil und jetzt auch noch so ein Gesichtsverlust! Entgegen aller Schwüre und Beteuerungen ist der MN-Chef gestern wieder in den Olymp der Markranstädter Lokalpolitik aufgestiegen. Sie haben ihn weich gekocht mit der Verheißung, dass da oben jetzt doch sowas wie Transparenz eingezogen sein soll und man angeblich sogar verstehen könnte, worüber die da oben sprechen. Tja, da hat wohl die Neugier gesiegt. Ob sich der Abstecher gelohnt hat? Lesen Sie selbst.

Abgesehen von einem politisch-medialen Coitus interruptus im November 2018 ist der letzte MN-Bericht aus der vierten Etage inzwischen 15 Monate alt. Es war die 34. Sitzung im November 2017. Neben der Neugier, ob sich in Sachen Transparenz etwas geändert hat, stand also auch die Frage, was es sonst so Neues da oben gibt.

Nun, bis auf die Tatsache, dass der Fahrstuhl funktioniert und ein neues Gesicht die Reihen der Arbeiterklasse erhellt (Pia Nörenberg, SPD), sind es noch immer die gleichen Darsteller, die auf die Getränke-Inseln in der Mitte des Ratstischs starren.

Die Rückkehr des Blockbusters

An dessen Stirnseite thronend, wünschte der Bürgermeister allen Anwesenden ein gesundes neues Jahr, nachdem er die Sitzung mit zwei Minuten Verspätung eröffnet hatte.

Noch war nicht klar, ob die Dramödie hoch über den Dächern der Stadt wirklich an Transparenz zulegen konnte, da zeigte sich bereits, dass zumindest der hohe Unterhaltungswert nicht gelitten hat.

Bei Tagesordnungspunkt 4 (Protokollkontrolle) kritisierte Ronald Gängel (LINKE) das Protokoll der letzten Sitzung wegen einer falschen Darstellung. Kann man ja durchaus machen.

Peinlich wird’s dann halt nur, wenn man selbst zum erlauchten Kreis derer gehört, die das Protokoll unterzeichnet und damit als korrekt legitimiert haben. Der erste Lacher nach nicht einmal sieben Minuten.

Radikale Brustverkleinerung

Dann kam die Bürgerfragestunde. Hier muss es in der Zeit der MN-Abstinenz wohl mal einen Vorfall gegeben haben, der dieses Ereignis zwischenzeitlich nach ganz hinten auf der Tagesordnung verbannt hat. Zumindest wies der Bürgermeister darauf hin, dass er das Event Kraft seines Amtes wieder auf seinen alten Platz ganz nach vorn rangiert habe.

Noch bevor Spiskes Brust ob dieses Husarenstreichs vor Stolz auf Doppel-D anschwellen konnte, ließ ihm Frank Meißner (SPD) allerdings schon wieder die Luft ab. Er verwies darauf, dass damit ein Vorschlag des Ältestenrates umgesetzt wurde. So hatten letztendlich alle ihren Lorbeergeschmack auf den Gaumen.

Mein Freund der Baum

Die Bürgerfragen drehten sich allesamt um Bäume. Mal weil sie gefällt wurden, mal wann sie endlich gefällt werden und schließlich auch, warum welche gefällt wurden. Am Schluss hatte der unvorbelastet erschienene Bürger dann schon richtige Probleme, vor lauter Wald die entsprechenden Bäume überhaupt zu sehen.

Die Aufforderung des Bürgers Matthias Seidler, sich zu einer Gedenkminute für die zugunsten der Kita am Bad gefällten Bäume zu erheben, wurde schließlich formlos ignoriert und verhallte ungehört in den Weiten des Saales.

Dann kamen die richtigen Tagesordnungspunkte und in der Tat bleibt die Feststellung, dass der Normalbürger endlich in der Lage ist, sowohl die Inhalte der Beschlussvorlagen als auch die der damit verbundenen Diskussionen zu verstehen.

Endlich verständlich

Der Beamer brennt die Erläuterungen in die Leinwand und der Bürgermeister gibt den Rest der Übersetzung aus dem Amtsdeutsch in die Muttersprache verbal wieder.

Und das sogar nicht stupide ablesend und damit nur die Erwartungen erfüllend, sondern mit eigenen Worten. Das ist nicht selbstverständlich für einen Mann, der selbst einen friesischen Migrationshintergrund hat.

Nö, es ist wohltuend und damit der richtige Zeitpunkt, sich als Bürger auch mal dafür zu bedanken. Nicht nur beim Bürgermeister, sondern auch bei der CDU und hier vor allem bei Jens Schwertfeger, die diese bürgerfreundliche Transparenz erkannt, initiiert und auf den Weg gebracht hat. Chapeau!

Nur leise ist es noch zu etwas laut

Wenn sich jetzt noch einige der Abgeordneten des Respekts vor dem Wortführer erinnern und während der Erläuterungen die Funkstille einhalten, könnten sogar die Gäste in den hinteren Reihen verstehen, was da so besprochen und diskutiert wird. Aber das kommt noch. Erziehung ist ein steter, immerwährender Prozess, der auch vor dem Alter nicht halt macht.

Ansonsten gabs wenig Spektakuläres und ebenso wenig heitere Momente. Lediglich als Pia Nörenberg bei der Kostenaufstellung zum European Energy Award auf die Position „Moderation“ stieß, kam noch mal Heiterkeit auf.

Sie wollte wissen, wer da wen moderiere und ob es gar um Moderation innerhalb des Rathauses ginge. Jens Spiske meinte mit einem Gesichtsausdruck, der das Titelbild jedes Satiremagazins ehren würde: „Moderation brauche ich im Rathaus selten.“

Was sonst noch geschah…

Was es sonst noch gab? Nun ja, die Straße zwischen Seebenisch und Schkeitbar wird ausgebaut. Könnte dann ein Problem mit der Namensgebung werden.

Der maximal drei Meter breite Weg heißt jetzt schon Allee. Wie soll man die Trasse danach nennen, wenn sie mal sechs Meter breit ist? Prachtmagistrale vielleicht, oder Via Triumphalis?

Göhrenz is getting online

Freude in Göhrenz. Dr. Ingrid Barche (BfM) verkündete das Finale des Breitbandausbaus. Bisher dachte man in Göhrenz, dass Buffering eine Sex-Praktik ist, bei der man sich nicht bewegen darf. Jetzt haben die Pornos endlich auch am Ufer des Zschampert laufen gelernt und die können sich dort alle elf Minuten neu verlieben. Live, in Echtzeit und HD.  Glückwunsch!

Kurz zuvor hatte der Bürgermeister noch Nachrichten verkündet, die eher Anhänger einer analogen Amish-Gemeinde erfreut hätten.

Vorsicht: Neuland Internet!

Demnach liege nun endlich eine verbindliche Markterkundung zur Breitbanderschließung vor, auf deren Grundlage … Achtung, gut festhalten … „wir jetzt wissen, wo die weißen Flecken sind“. Wohlgemerkt: Wir reden hier von einer Sitzung im Jahre des Herrn 2019.

Dass es durchaus unterhaltsam sein kann, mal in der Vergangenheit rumzuschnüffeln, stellte am Schluss die SPD mit einer interessanten Anfrage unter Beweis. Da, wo sich heute in der Leipziger Straße das Anwesen einer Heizungsfirma befindet, wurde seinerzeit ein Bauensemble abgerissen.

Da geppert sich was zusammen

Für den Abriss kommunaler Gebäude auf kommunalen Grundstücken kommt die Kommune auf. Hier allerdings soll sich ein Teil des Grundstücks bereits in privater Hand befunden haben. Die SPD will nun wissen, ob und in welcher Höhe der Eigentümer an den Abrisskosten beteiligt wurde.

Sie wollen die Antwort wissen? Schalten Sie am 8. März ihren Computer mit den Markranstädter Nachtschichten ein, wenn es wieder heißt „Neues aus der vierten Etage (47)“. Auch dramaturgisch haben die da oben einiges dazugelernt.

Mike Schärschmidt (CDU) zeigte ebenfalls Interesse an den Vorgängen rund um dieses Anwesen und erbat Informationen zur dort vorgesehenen Stadtmöblierung. Zur Erinnerung: Unter dem raumübergreifenden Stadtgrün (Baum) sollten, ähnlich wie vor Edeka, Bänke und Tische aufgestellt werden. Gekauft wurden sie bereits und sogar angeliefert.

Aussitzen geht diesmal nicht

Doch just als die Handwerker im vergangenen Sommer beginnen wollten, die Möbel im Stadtbild aufzubauen, wurden sie samt Mobiliar vom Eigentümer in die Flucht geschlagen. Seither dürften nicht nur Kaufpreis und Installation, sondern auch die Lagerkosten schwer auf den städtischen Etat liegen.

Scheinbar beschäftigt der Vorgang gegenwärtig die Juristen und könnte damit auch den Charakter eines Scheidungsverfahrens bei den Freien Wählern tragen. Der Bürgermeister meinte jedenfalls, dass „die Rechtsauffassung der Stadt mit der des Eigentümers kollidiert“. Tja, da die Bänke nicht aufgestellt wurden, kann man das Ding auch nicht darauf aussitzen. Mal sehen, was sich da noch so entwickelt.

Fazit: Der Unterhaltungswert in der vierten Etage ist nach wie vor ungebrochen und jetzt versteht man sogar, worum es geht. Kann man sich echt wieder mal antun. Ist ja nur alle vier Wochen.

 

5 Kommentare

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  1. Danke für diese sehr humorvoll geschriebene Schilderung in der 4. Etage. Zu dem Thema FWM möchte ich mich nicht äußern, da ich dort über einen gewissen Zeitraum involviert war, und einige (nicht zwingend lustige) Dinge erleben durfte.

  2. Bei so viel Transparenz, kann man im Alter noch einmal „juckig“ werden!

    Als aufmerksamer Bürger, der über 20 Jahre fast permanent mit seiner Anwesenheit, seinen regelmäßigen Bürgerfragen und seinem Interesse an der Stadt die Sitzungen in der vierten Etage, als Bürger fast „geadelt“ hat, klingt der o.g. MN-Beitrag nicht nur hoffnungsvoll, sondern auch hoch interessant!
    Durch die jahrelange fehlende Transparenz des Bürgermeisters und die „feldmäßige Knackigkeit“ in der Aussage und im Umgang unter einander, sowie unter Berücksichtigung meiner altersbedingten Unpässlichkeiten, habe ich seit letztem Sommer durch meine Abwesenheit offensichtlich eine Menge im Ratssaal verpasst! Es wäre sicher ein Geschenk für die Bürger Markranstädts, wenn nun der Bürgermeister Spiske endlich in seinen letzten 646 Tagen, seiner Amtszeit im Rathaus, sein Wahlversprechen von 2012, als Freier Wähler, „Transparenz und Bürgernähe in der Amtsführung“ in Zukunft praktizieren würde!

    Auch der Vorschlag des Bürgers Matthias Seidler die Markranstädter Bäume zu ehren und dabei besonders die abgeholzten Bäume des Stadtparks zu Lasten der KITA mit einer Gedenkminute zu berücksichtigen, finde ich toll und lobenswert! In der 35. Sitzung des Stadtrates am 07. 12.17 habe ich den Bürgermeister gebeten, mir zu sagen um wie viel Bäume des Stadtparks es sich handelt die nun zu Lasten der KITA gefällt werden müssen, um dafür dann auch die Kosten genannt zu bekommen! Bis heute habe ich trotz meiner höflichen Nachfrage am 06.02.19 auch beim Bauamt, zu dieser Bürgerfrage, nach 432 Tagen weder vom Bürgermeister und vom Bauamt eine Antwort erhalten.

    So viel zur gelebten neuen Transparenz und meinen Erfahrungen der Bürgernähe des Bürgermeister, denn diese nachgefragten Kosten sind wie die auch mehrfach nach gefragten Kosten für die Ersatzpflanzungen für die KITA für die 56 Starkbäume bis heute, auch nach 13 Monaten nach der Eröffnung der KITA, ebenfalls auch noch unbekannt!?!?

    Damit sind dem Stadtrat, der Öffentlichkeit und auch uns Bürgern die tatsächlichen Gesamtkosten der Investition der neuen KITA am Bad, auch nach über 56 Monaten, d.h. nach dem am 06.06.13 zum ersten Mal ein Beschluss im Stadtrat zu dieser KITA beschlossen wurde, trotz sehr vieler Nachfragen, immer noch nicht bekannt! TOLL, WIE ES IN MARKRANSTÄDT LÄUFT!

    Ein aufmerksamer Bürger

    • Specht auf 9. Februar 2019 bei 20:24
    • Antworten

    Danke für die Neuigkeiten, dann wird es doch mal wieder Zeit, der nächsten Runde in der Vierten Etage Bürgeraufmerksamkeit zu schenken! Wir sehen uns, CvD!

    1. Der CvD weiß Bescheid. Er hält einen Platz warm und freut sich schon.

    • jabadu auf 8. Februar 2019 bei 22:22
    • Antworten

    Ich nutzte diese Tage die Möglichkeit, im VIP-Raum der Stadthalle die Freien Wähler zu erleben. Da hatte es für mich wahrlich den Anschein, dass in der Führungsriege manches nicht so stimmig war. Nun erklärt mir euer Artikel einiges. Der Streit um Tisch und Stuhl hat schon manche Ehe zerstört. Da kann es wohl doch noch dazu kommen, dass die (Stadt)Möbel durch die Gegend fliegen. Pflaster gibt’s bei Rossmann.

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