Abwöcheln mit Claus Narr jun.

Es passiert schon noch einiges in Lallendorf und den umliegenden Siedlungen. Aber offenbar ist bei unseren Lesern etwas die Luft raus, was im Umkehrschluss dazu führt, dass selbige uns jetzt auch fehlt. Obwohl die Zahl der Klicks nach wie vor überzeugend und die Nachtschichten die am meisten aufgerufene Seite in der Stadt ist, sind die Leser-Feedbacks ins Unterirdische abgesackt. Nicht mal halbwegs abartige Hass-Mails oder Beleidigungen scheinen wir Ihnen mehr wert zu sein. Weil wir also dazu verdammt sind, es unseren Lesern gleich zu tun und auch etwas kürzer zu treten, muss der Chef seit langem mal wieder persönlich zur Feder greifen. Hier die Wochenschau des MN-Schriftführers.

Jetzt auch das noch: Das Internet ist alle! Die Übertragungsraten in Markranstädt liegen seit Mitte der Woche irgendwo zwischen Postschnecken und berittenen Herolden.

Auf eine offizielle Erklärung von einer offiziellen Stelle brauchen wir nicht zu lauern. Inzwischen sind wir durchaus in der Lage, uns die Situation selbst zu erklären. Putin hat uns jetzt auch noch das Internet abgedreht, was sonst? Die dahinter stehende Logik haben die Älteren unter uns schon in der Schule gelernt: Die Ukraine ist die Webkammer Europas. Wer also auch am Krieg verdienen will, sollte schnellstens in Brieftauben investieren.

Eine Stadtratssitzung fand inzwischen auch wieder statt. Sie hat bestätigt, was wir bereits wussten: Es interessiert immer weniger Leute, was da so passiert. Grade mal eine Handvoll Besucher – Angehörige des Trainerteams und Spielerfrauen inbegriffen – hatte es vorvorigen Donnerstag ins KuK verschlagen.

Und selbst die wurden noch für 22 vertane Lebensminuten an die frische Luft geschickt. Raucherpause für die Unwissenden, während drinnen die einzig wirklich interessanten Infos des Tages zum Protonentherapiezentrum auf den Tisch kamen.

Einbringen und mitbestimmen

Am Ende hat das Publikum trotzdem alles erfahren. Inklusive der geheimen Summe von 301 Millionen Euro und sogar des noch geheimeren Namens der Volksbank Braunschweig, die auf der ganzen Knete sitzt. Da fragt man sich dann schon, warum man den Plebs erst raus schickt, wenn dann doch alles offiziell ausgeplaudert wird.

Aber wen außer sich selbst sollte man auch fragen, wenn sogar für eine halbwegs unterhaltsame Bürgerfragestunde nicht mehr genug Bürger kommen? Und das gerade jetzt, wo der Riesenbärenklau wieder so prächtig gedeiht. Unsere Edelfeder Pici Formes war trotzdem in der Duma und hat sich mal ihre eigenen Gedanken gemacht. Wen’s interessiert, der klicke einfach mal hier.

Da lobe ich mir doch die gute alte Technik. Am Sonntag gehts wieder rund auf der Via Regia.

Die Oldtimer tuckern

Im Gegensatz zu den modernen John-Deere-Traktoren unserer Tage sind die mit den physikalisch-mechanisch nötigsten Teilen robust ausgestatteten Oldtimer nicht mal durch Putins neueste Software stillzulegen. Eigentlich müssten Markranstädter MAF erste Wahl sein, wenn es um die Lieferung zuverlässiger deutscher Technik an die Ukraine geht.

Kunst kommt von Können: Andreas Bürger malte am Freitag das MAF-Logo auf die Giebelwand der alten Halle. Da wissen die Zuschauer am Sonntag auch, wo sie sind.

Seit Freitag strahlt das MAF-Logo an der Halle.

Wer es sich anschauen mag: Am Sonntag um 9.30 Uhr erfolgt an den historischen MAF-Hallen in der Ziegelstraße der Startschuss. Vielleicht ist es das letzte Mal, dass man die Leute mit Benzin im Blut in den Autos mit Benzin im Tank live sehen kann. In der Ferne grollt schon eine grün gefärbte Abwrack-Prämie für stinkige Oldtimermotoren, die den Anreiz zur Umrüstung auf Elektroantriebe mit Strom aus dem Kohlekraftwerk Lippendorf schaffen soll. Sauber – vielleicht nicht im Kopf, dafür aber auf der Straße.

Job-Angebot für Mutige

Dann wäre da noch ein interessantes Job-Angebot für Führungskräfte, die gerade freie Spitzen haben. Im ansässigen Hotel in der Krakauer Straße wird eine neue Heimleitung gesucht. Meist wird ja in solchen Fällen nur aufgezählt, was man vom Bewerber erwartet und nicht das, was der Bewerber erwarten darf.

Das ist beim Arbeitgeber ITB Dresden anders. Ganz der FDGB-Tradition verbunden, werden ein verantwortungsvolles Aufgabengebiet mit hoher Eigenverantwortung, Betreuungskostenzuschuss für Kinder, ein 40 Euro-Sachgutschein pro Monat und 125 Euro pro Monat arbeitgeberfinanzierte Altersversorgung geboten.

Und als Clou gibt’s obendrauf Zugang zu vergünstigten Angeboten über Corporate Benefits (u.a. Reisen, Events und Shopping). Da kann man dann wahrscheinlich mit Jugend-Tourist ins Ringberghaus Suhl fahren.

Weil der Arbeitgeber auffordert, „wenn Sie sich mit all diesen Punkten identifizieren können, dann bewerben Sie sich jetzt schriftlich per Post oder E-Mail bei uns!“, ist zugleich ausgeschlossen, dass es hinterher lange Gesichter beim Blick auf all die staatlichen Abzüge gibt, die einen Lohnsklaven in anderen Unternehmen erwartet. Hotelier in Markranstädt – da weiß man, was man hat.

Das Leben der Anderen

Und weil es irgendwie zum Thema passt: Nicht minder interessant dürfte eine Bürgersprechstunde sein, zu der die Landesbeauftragte für Stasi-Unterlagen am 7. Juni ins Rathaus einlädt. Am interessantesten liest sich allerdings die Einladung dazu, die vom Rathaus auf dessen Facebook-Seite veröffentlicht wurde.

Screenshot Markranstädt News

„In der DDR wurden zahlreiche Menschen aus politischen Gründen verfolgt …“, heißt es da gleich im ersten Satz. Unter dem Foto mit dem Rathaus erfährt der Leser dann allerdings: „Auf dieser Webseite werden Cookies gemäß unserer Datenschutzbestimmungen verwendet…“ Da haben wir die eine Verfolgung noch gar nicht richtig bewältigt und werden schon von den neuen Verfolgern der Verfolgung verfolgt. Hört denn das nie auf?

Die Markranstädter Nachtschichten kommen übrigens von Anfang an ohne Cookies aus. Vielleicht ist das ja der Grund dafür, dass niemand mehr Lust hat, ein paar motivierende Worte zu hinterlassen? Sozusagen der fehlende Reiz, den man in CIA-Thrillern immer findet, wenn es heißt: „Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern. Alles was sie uns schreiben, kann später gegen Sie verwendet werden!“ Wir sollten wahrscheinlich statt US-Krimis wieder mehr Filme aus der Reihe „Für Freunde der russischen Sprache“ gucken.

In diesem Sinne: Doswidannja.

7 Kommentare

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  1. Wer kann und will, der liest und kommentiert sicher auch. Obwohl man mit öffentlicher Meinungsäußerung in sozialen Medien ja extrem vorsichtig sein muss, wie ich leider schon selber erfahren durfte. Daher halten sich vielleicht auch viele zurück.

  2. Interressenlosigkeit und Schreibfaulheit der MN-Leser? Nee liebe MN, die Leser wissen bereits: Sollte etwas von Wirkung dabei rauskommen, also -„breite Öffentlichkeit mit Pressefotograf“- dann wollen die Homo Markransis nicht das FotoBild verschandeln. Das Bild muss für die vorgedrängelte „Oberste“von M. frei bleiben. Also ist die vornehme Zurückhaltung unter Anstand einzunorden- könnte man sich so vorstellen….

    1. Könnte man … aber ist das auch so?

    • Beobachter auf 16. Mai 2022 bei 8:22
    • Antworten

    Schwierige Themen gibt es viele, zu denen man wie in der DDR besser die Klappe hält.
    Es trauen sich die wenigsten, Kritik oder das, was einem auf der Seele brennt, zu sagen oder gar schriftlich zu hinterlassen.
    Ebenso ist es doch mit den Nachrichten.
    Sofern man die überhaupt noch liest, werden sie murrend, kopfschüttelnd oder als Satire kommentarlos hingenommen, frei nach dem Motto: „Moskau ist weit.“
    Und so stirbt jeder für sich, aber das bürgernah, demokratisch und weltoffen . 😉

    1. Dann darf man sich aber auch nicht drüber beschweren, wenn niemand mehr Kritik übt.

    • Simsalabim auf 14. Mai 2022 bei 22:11
    • Antworten

    Mit Cookies kriegt man einfach alle. Bei den Temperaturen vielleicht gleich mal mit Cookieeis versuchen liebe Nachtschichtler. In diesem Sinne: Schmecken lassen!

    1. Machen wir trotzdem nicht. Was haben wir davon, anderen beim Cookie.Genuss zuzuschauen?

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