Bringt immerhin 50 Prozent: Warum kalt duschen nur für die eine Hälfte der Menschen reicht

Es ist dieses seltsame Jucken in den Fingern, das einen in Zeiten wie diesen mal wieder persönlich in die Tasten hauen lässt. Noch ist es nur die germanische Energiepolitik, die diesen Juckreiz erzeugt. Aber bald schon könnte es die Krätze sein und dann faulen einem ganz schnell die Schwimmhäute zwischen den Griffeln weg. Denn glaubt man dem Tenor auf den Markranstädter Straßen, würden die Leute lieber gar nicht duschen als mit kaltem Wasser.

Zuerst mal ein paar Worte zu den positiven Aspekten des Markranstädter Energiesparplans.

Im Gegensatz zum Katastrophenmanagement in der Corona-Krise (der Begriff ist in doppelter Hinsicht angebracht), zählt Markranstädt bei der Bewältigung der Energiekrise endlich mal wieder zu den Vorreitern. Top!

Keine Kommune weit und breit ist so schnell so weit vorgeprescht wie Lallendorf und seine annektierten Siedlungsgebiete. Wir erinnern uns: Bei Corona waren es Gymnasiasten, die ein Hilfsprogramm für die Einwohner auf die Beine stellen mussten, weil die örtlichen Schamanen nichts wichtigeres vor der Brust hatten, als von einem europäischen Forschungsstandort für Corona-Populationen zu träumen.

Einfach mal abschalten

Jetzt also mal eine zeitnahe Reaktion, die uns ause Straßenlampen, abe Weihnachtsbeleuchtung und kalte Duschen verheißt. Der heftige Widerstand im Stadtrat war abzusehen und entbehrt auch nicht eines nachvollziehbaren Grundes. Allerdings waren die vorgebrachten Argumente wenig zielführend, denn es wurde allein das finanzielle Sparpotenzial beleuchtet. Es geht aber nicht ums Sparen von Geld, sondern um den Gasverbrauch und das auch nicht nur in Markranstädt, sondern in ganz Deutschland.

Nix gespart, nur woanders verbraucht

Ob sich mit kalten Duschen in den Sportstätten Gas sparen lässt, möchte ich allerdings bezweifeln. Liest man die Kommentare oder sperrt die Ohren in der Gerüchteküche auf, wird der Gasverbrauch damit nur von den Sportstätten in die privaten Haushalte der Sportler verlagert. Statt in der Halle kalt zu duschen, begeben sie sich nach dem Training oder Spiel dann halt verschwitzt nach Hause und duschen dort warm. Wo ist da – national betrachtet – die Einsparung von Gas?

Ja, die Stadt spart möglicherweise ein paar Euro ein (auf dem Papier), aber gesellschaftlich gesehen sinkt der Gasverbrauch damit um nicht einen Hauch. Zudem müssen die Brenner im Winter trotzdem für den Frostschutz in den Hallen züngeln, denn wenn die Leitungen zufrieren oder Legionellen in den Boilern brüten, wird der Sparplan hinterher doppelt so teuer.

Das Problem: Wir Deutsche sind Weicheier geworden. Nicht mal Händewaschen mit kaltem Wasser kriegen wir mehr hin, ohne uns gleich danach prophylaktisch eine Rheumatablette einzuwerfen. Zur Motivation könnte man jetzt ein paar Storys aus alten Zeiten aufwärmen, aber ob sich die Greta-Jünger davon überzeugen lassen?

Als wir noch harte Jungs waren

Kein Scherz: An der Kulkwitzer Schule gab es zu DDR-Zeiten vor dem Sportraum zwar ein (!) Waschbecken, aber dazu nicht mal einen funktionierenden Wasserhahn, von einer Dusche oder speziellen Waschlappen für Diverse ganz zu schweigen. Nach dem Sport ging es volley ins Mathe-Zimmer und spätestens nach fünf Minuten roch es im Reich von Lehrer Baldauf wie in meinem Kulturbeutel nach 14 Tagen Ferienlager.

Keine Ahnung, wie wir das überlebt haben. Zudem gab es damals auch weder Hubschrauber-Eltern noch deren Anwälte, die uns vor solchen hygienischen Übergriffen geschützt hätten. Wir müssen gestunken haben wie die Nerze in einer Pelztierfarm. Wie es mir gelungen ist, bei jeder Disco, die der Groitzscher werden ließ, trotzdem jedesmal eine Braut abzuschleppen, ist mir noch heute ein Rätsel. Entweder hatten die schon Hornhaut in den Nasenflügeln oder ich sah damals wirklich so gut aus, dass sie die Aura einer Jauchengrube als notwendiges Opfer hingenommen haben, nur um auf der Kippe einmal von mir flachgelegt zu werden.

Jedenfalls war mein Smegma hinterher immer wie von Geisterhand weg und entgegen aller Beteuerungen meines Bio-Lehrers ist weder mir noch einem meiner Schulkameraden mangels reinigenden Wassers die Nille abgefault. Es geht also auch ohne duschen.

Wie duscht eigentlich Greta?

Leider lassen sich diese Erfahrungen nicht in die heutige Zeit transformieren. Es gibt keine Discos mehr. Jedenfalls keine, in der es bezahlbar ist, eine Braut so besoffen zu machen, dass sie einen nicht nur attraktiv findet, sondern auch nichts mehr riecht.

Auf der anderen Seite bietet die Kosmetik-Industrie heute ein breit gefächertes Spektrum an Camping-Duschen, mit denen man die eigenen Ausdünstungen in jeder Geschmacksrichtung übertünchen kann. Besonders beliebt sind Deos wie „Latrine“ von Lagerfeld oder „Eau de Zwickel“ von Claire Grube.

Es geht also nur was, wenn man bereit ist, ans Große und Ganze zu denken. Womit wir wieder beim Gas sparen wären. Auch hier geht es um Lösungen, die ganz Deutschland über den Winter helfen können und nicht darum, wie eine einzelne Stadt ihre Finanzen entlastet oder sich nach außen hin als symbolischer Vorreiter darstellen kann, indem der soziale Aufwand für öffentliche Hygiene privatisiert wird. Das mag im Augenblick vielleicht dem Renommee der Kommune helfen, nicht aber ihren Bürgern und gleich gar nicht ist es nachhaltig.

Purer Sexismus

Ich persönlich lehne diese Lösung allein schon aus sexistischen Gründen ab. Als Mann kalt zu duschen, ist eine sexuelle Demütigung! Wenn ich nach dem Kalt-Duschen zu Hause am Spiegel vorbei laufe, bin ich jedesmal froh, dass ich damit nicht in der Gemeinschaftsdusche zwischen meinen Vereinskameraden stehen muss. Von wegen Minuswachstum und so. Für Frauen dagegen stellt kalt duschen eine Aufwertung ihres Charakters dar. Manchmal sogar um einen ganzen Zentimeter.

Niemals, kleiner Peter! So sieht beim Mann die Spanne zwischen kalt und kälter aus.

Niemals, kleiner Peter! So sieht beim Mann die Spanne zwischen kalt und kälter aus.

Und genau hier könnte eine Lösung liegen, um den Gasverbrauch zumindest bei der Erhitzung von Dusch- oder Badewasser bundesweit um rund 50 Prozent zu senken: Kalt duschen nur für die Hälfte der Menschen, die auch was davon hat. Also die Frauen.

Eine gendergerechte Alternative gäbe es natürlich auch. Wenn man den Sportlern und Vereinsmitgliedern in den Markranstädter Sporthallen das gleiche Maß an Vernunft zutraut, wie man es ihnen für zu Hause offenbar durchaus zuzutrauen bereit ist, sollte es doch eigentlich reichen, die Wassertemperatur auf ein entsprechendes Maß anzupassen und an kurze Duschzeiten zu appellieren. Eine Art hygienische Grundlastversorgung sozusagen. Oder denkt man über die Vernunft der Menschen anders, wenn man sie ihnen nicht für zu Hause, sondern für die Vereinsdusche empfiehlt?

14 Kommentare

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  1. Klasse geschrieben, aber Sparmaßnahmen werden von unserem Stadtoberen schon rigoros durchgesetzt. Man muss nur mal abends im dunklen am alten Friedhof vorbei gehen. Und ich sage extra nur vorbeigehen und nicht drübergehen denn da wird einen Angst und Bange was sich dort alles so sammelt und was man alles käuflich erwerben kann. Aber im dunklen ist ja bekanntlich gut munkeln.

    1. Dunkle Bereiche für dunkle Gestalten, das war doch schon immer so. Und wen man da ein paar Lampen anschaltet, werden’s bestenfalls zwielichtige Gestalten.

  2. Ich spare nicht nur beim warmen Wasser, auch beim Kalten. Bei den momentanen Temperaturen kann man immer noch in den See springen. Frank Sparschuh stellt dann sicher bei der Kontrolle der Nebenkosten meiner Wohnung fest: der verbraucht ja kaum Wasser, was ist denn das für ein Ferkel.

    1. Das weiß der auch so. Sie denken doch nicht etwa wirklich, dass die Kameras in Ihren Rauchmeldern nur Rauch aufzeichnen?

    • Rasenlatscher auf 11. Oktober 2022 bei 18:41
    • Antworten

    „zu kurz gesprungen“ oder „mal verliert man und mal gewinnen die anderen“

    Leider bleibt bei der heißen Diskussion um die kalte Dusche eines völlig außer Acht:

    Die Welt da draußen macht auch vor Markranstädt nicht halt!

    Die Ursache allen Übels sitzt irgendwo zwischen Washington und Moskau mit Umwegen über Hannover und Berlin… Markranstädt ist nur der unbeleuchtete Bolzplatz neben dem großen Stadion in dem die RB-Frauen zehn Mal im Jahr gegen große Mannschaften wie den FSV Gütersloh antreten und dafür der Klofrau zwei Münzen auf den Teller legen (außer Spesen nichts gewesen). Da staunt der/die/das MarkranstädterInnen und der Fachmann wundert sich über so viel Sachverstand außerhalb und innerhalb des Rathauses und über den lokalen Umgang mit dieser globalen und wirklich elementaren Krise, die uns allen noch Einiges abverlangen wird! Es wird in den nächsten Monaten oder (hoffentlich nicht) vielleicht auch Jahren noch sehr ungemütlich. Zeit aus der Kuschelecke herauszukommen und sich nochmal an die guten alten Zeiten vor 1990 zu erinnern… manches Unbequeme war vielleicht auch schon in Vergessenheit geraten. Dafür braucht es dann aber mehr als den Appell an den „gesunden“ Menschenverstand oder ein mildes Lächeln über sinnlose Sparmaßnahmen. Hinten wird die Ente fett und am Ende zahlt die Rechnung…. der Verein aus der Portokasse ? die Mitglieder selbst ? ein großzügiger Sponsor (von dem hätte ich gerne die Telefonnummer)? die Stadt(der/die/das Bürgerchen) ? … oder gar keiner mehr, weil die Lichter ausgeknipst werden und das nicht nur im Gewerbegebiet oder an jeder zweiten LED-Lampe in der Leipziger Straße.

    Gute Nacht

    • Samoht auf 11. Oktober 2022 bei 10:04
    • Antworten

    Wiedermal eine schöne Schmunzette und endlich mal jemand richtiug nachgedacht. Ich sehe das genauso. Kalte Duschen bringen gar nichts. Lieber lauwarm und eine Regelung (halbe Minute nass machen – abgrehen – einseifen und waschen – halbe Minute abspülen). Das wäre vernünftig und bringt echte Einsparung.

    1. Aber sagen Sie jetzt bloß nicht, dass die Idee von Ihnen wäre. Der Spruch ist so alt wie das Volkshaus: „Spare mit jedem Gramm, jedem Pfennig und jeder Minute“ oder anders gesagt: Es war nicht alles schlecht…

      • Rasenlatscher auf 11. Oktober 2022 bei 18:48
      • Antworten

      Das klingt nach einer Bewerbung für die gerade neu gechaffene Stelle eines Duschwartes (m/w/d) bei der SG Räpitz. Arbeitsplatzbeschreibung: alle 10 Minuten sich unter die duschenden Damenmannschaften mischen dabei die neuen Duschregeln schreien (und durchsetzen !) und warme Getränke anbieten !

    • Ulrich NASER auf 11. Oktober 2022 bei 9:19
    • Antworten

    Bezaubernde Männerträume, doch weit weg von der harten Wirklichkeit.

    1. Was die Nähe an der Wirklichkeit angeht, haben wir uns eng an die Vorlage der Geschichte gehalten.

  3. Ich freu mich auf Nippelgate… Was für herrliche Zeiten warten da auf uns. Frage: Stehen da Dünnbeleibtinnen weiter vorne? Ich will’s lieber nicht wissen…

    1. Falls Sie es selber mal probieren wollen, hätten wir einen Tipp: Vorher ABC-Salbe aufs Glied auftragen und schön einmassieren. Da bleibt er auch unter der kalten Dusche schön warm. Vorsicht aber, wenn was auf die Eichel kommt … da machen Sie in Rehbach die ersten Bremsversuche.

    • Frohnatur auf 11. Oktober 2022 bei 8:53
    • Antworten

    Ach ist es nicht schön das es Menschen gibt die den Kopf noch zum Denken benutzen!?

    Wie schön wäre es wenn unsere Stadtobere(n) nicht nur das eigene Renommee vorn anstellen würde(n)?

    Ich bin ja mal gespannt ob die Bundesliga Damen aus dem RB Kosmos die Sparpläne von Nadine der Fotogenen I. mittragen und weiterhin ihre Spiele in der ENERGIESPARSTADT Markranstädt austragen.

    Und ja auch in den Sportstätten steckt sicherlich Optimierungspotenzial aber dann müsste man ja mal ins Detail gehen. Ach stimmt ja das macht Arbeit und bringt keine öffentliche Aufmerksamkeit!

    1. Aber ja doch! Wenn die RB-Damen und ihre GästInnen kalt geduscht sind, haben sie mit Sicherheit alle öffentliche Aufmerksamkeit. Es werden die Fans auf dem Weg zum Bus Spalier stehen.

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