BSE in Markranstädt: Blitzer, Stadtmöbel, Energiekraftwerk

Sappralot, was war denn das für ein legendärer Donnerstag? Von Sonnenaufgang bis hinein in die Abenddämmerung steckte der Tag voller Überraschungen. Und sie alle hatten das gleiche Resultat: Die Stadt am See hat ihr Antlitz verändert. Und zwar nachhaltig!

Da fährst du in Erwartung des Blitzlichtes wie immer so um die 50 km/h auf Arbeit und stellst plötzlich fest, dass du diesmal verarscht wirst.

Die Blitzersäule ist weg! Das sagt einem natürlich niemand, damit man weiterhin schön mit lächerlichen 50 als Verkehrshindernis durch die Zwenkauer cruist. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Meldung im Stammtisch-Verkehrsfunk rum ist und spätestens dann heißt es wieder: Freie Fahrt für freie Bürger. Akkuschrauber raus, Gaspedal angespackst und los geht die Reise.

Ausgeblitzt

Hat sich wohl nicht mehr gelohnt, der Fotoapparat. Seit wegen Corona die einsfünfzich Abstand sogar bei 250 Sachen auf der Autobahn eingehalten werden, hat die Linse Staub angesetzt. Der homo marcransis schien ohnehin bis zum gestrigen Tag auf die längst gefallene Tempo-30-Beschränkung konditioniert.

Vielleicht wurde der Blitzer aber nur vorübergehend wegen unerlaubter Verbreitung von Wahlwerbung abgebaut? Wenn da bei jedem Vergehen im Hintergrund das formatfüllende Konterfei von Armin Laschet vom Bußgeldbescheid grinst, ist das zumindest fragwürdig.

Ist eben ungünstig, wenn der Betreiber aus Borna kommt und keine Ahnung hat, wo’s sich in Markranstädt wirklich zu blitzen lohnt. Einfach mal so ein Ding in Höhe des Alten Friedhofs anschrauben und nur zwischen 23.30 Uhr und 5.30 Uhr einschalten, fertig ist der Lack.

Zwar kommen in der Zeit maximal 100 Fahrzeuge durch, aber mindestens 50 davon flehen regelrecht darum, nicht nur zeitlebens ihren Führerschein abgeben, sondern das Stadtbad ganz allein finanzieren zu dürfen.

Aber wer hört schon auf einfältige Satiriker? Autorennen gibt’s in Lallendorf ebenso wenig wie Drogen an den Schulen. Auch das neuerdings wieder aufflammende nächtliche Geschrei auf dem Alten Friedhof ist nur Einbildung. Tote rufen nicht.

Bankenkrise ist beendet

Doch zum Glück gibt es ja seit Donnerstag einen triftigen Grund, nicht auf die Leipziger Straße zu laufen, sondern auf dem Fußweg zu bleiben. Wie aus dem Nichts, völlig ohne Ankündigung, Presserummel oder feierliches Einweihungszeremoniell, steht auf der Piazza di Geppert plötzlich ein Mülleimer, umrahmt von zwei Sitzbänken.

Diese Überraschung ist wirklich gelungen. Kein Markranstädter hatte den blassesten Schimmer, dass da noch Stadtmöbel übrig waren und gleich gar nicht, dass sie ausgerechnet dort aufgestellt werden könnten. Eine wirklich gute Idee, da muss man erst mal drauf kommen. Lobet das Rathaus, preiset die Herrin.

Aber so einfach wird es uns Markranstädtern dann doch nicht gemacht. Ein Rätsel bleibt nämlich noch. „Ich bin froh, dass ich mich mit dem Unternehmen einigen konnte“, lässt sich die Bürgermeisterin auf der Webseite der Stadt zitieren. Weiter heißt es da: „Wir haben gemeinsam eine konstruktive Lösung gefunden, die die Interessen beider Seiten berücksichtigt.“

Brillante Stadtarchitektur

Wie diese Lösung aussieht, verrät sie nicht. Schon munkeln welche, dass das Stadtbad Teil der Lösungsformel ist. Was’n Blödsinn. Man sieht’s doch! Es ist der Standort des Müllbehälters im Schatten der Giebelwand, zärtlich umspielt von der Aura der Sitzgelegenheiten. Klare Formsprache plus der Funktionalität folgendes Design ergibt eine geniale stadtarchitektonische Lösung. Walter Gropius würde jubeln.

Egal. Nach dem Medienrummel um diese Provinzposse wird’s vielleicht sogar eine kurze Mitteilung in der New York Times geben, aber damit war’s das dann endlich. Es gibt unwichtigere Dinge in Markranstädt, die um Aufmerksamkeit buhlen.

Zum Beispiel das geplante Biomassekraftwerk in Kulkwitz, für dessen vorlaute Ankündigung sich Leipzigs Stadtwerke-Chef Karsten Rogall bei unserer Bürgermeisterin entschuldigt haben soll. Zwar wurden auch hier wieder Zweifel der ewigen Lallendorfer Kritik-Pessimisten laut, wonach es auf dieser Ebene den Begriff Entschuldigung in Rogalls Wortschatz gar nicht gebe, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, denn:

Die Katze ist aus dem Sack

In der öffentlichen Sitzung des Technischen Ausschusses am kommenden Montag, 27. September ab 18.30 Uhr, soll es jedenfalls „Information zum Biomassekraftwerk / Industrielle Abwärme“ geben. Gast: Stadtwerke-Chef Karsten Rogall.

Wie gesagt: öffentlich. Bevor man wieder auf jemanden hört, der einen kennt, der weiß wie einer aussieht, der dabei war, kann man da ja selber mal hingehen.

Sei dabei …

Nicht dass es am nächsten Tag heißt, das Kraftwerk entstehe auf dem Gelände des Stadtbades, weil es wegen der vielen Bäume rundherum Sinn macht und das Bad dann auf dem Alten Friedhof gebaut wird, damit der Bauschutt vom Abriss des Sportplatzes in der Südstraße im Kulki verklappt werden kann.

Solche Gerüchte sind zwar gefundene Leckerbissen für nach Unterhaltung lechzende Satiriker, aber in der realen Welt wenig konstruktiv. Es wird auch so noch lustig genug, darauf können Sie sich verlassen.

8 Kommentare

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    • Burkhard Schmidt auf 25. September 2021 bei 12:39
    • Antworten

    Biltzer -Gedanken:

    Blitzerdemontage = Demokratiedemontage ???? oder politisches Wahlwerbungsgeschenk für

    Raser mit Klima -LmA -Egosydrom ???? oder oder…………………………………..?

    1. Sier müssen das positiver sehen: Je schneller die mit Gefahrgut (radioaktive Stoffe, flüssiges Aluminium etc.) beladenen KLW durch die Stadt heizen, desto schneller ist die Gefahr auch vorbei. Oder wollen Sie ein mobiles Endlager in der Stadt? Na also!

    • markranster auf 24. September 2021 bei 8:32
    • Antworten

    Einfach wieder nur köstlich. Zum Wegschmeissen vor lauter Lachen. Armin wird’s vermutlich Sonntag vergehen…

    1. Laschet hat doch schon jetzt nichts zu lachen. Auf den Plakaten mussten sie ihm die Mundwinkel festtackern, damit sie oben bleiben. Wie niedlich sieht dagegen das Antlitz dieses Breitenbruch aus. Dessen Lächeln lässt sich auch nach einer verlorenen Wahl noch erfolgreich vermarkten. Zum Beispiel auf der Verpackung von Valium-Tabletten.

    • Doppelrömer auf 24. September 2021 bei 7:54
    • Antworten

    Neue Pilgerstätte zum wahrscheinlich baldigem Künstler-Graphitti-Eck an weis/orange Plazza di Geppert? So eine Einladung bequem höher stehend auf stabilen Outdoor-Möbeln lassen sich Jakedumas bestimmt nicht entgehen. Damit 1:0 für jahrelange Argumentation gegen Verunstaltung öffentlicher Stadtflächen. Sieht so die „Einigung“ aus? Freistehend auf der Plazza hätten die Stadtmöbel wahrscheinlich ein besseres Aussehen.

    1. Das mit der freistehenden Gestaltungsvariante war auch im MN-Bunker der erste Gedanke, der um sich griff.

      • Heidi auf 24. September 2021 bei 9:22
      • Antworten

      Jetzt liegt es nicht allein an den Jakedumas, wie die Geschichte weiter geht. Die Fa. Gepert könnte ja eine Stadtwette initiieren und den Erlös der Stadtbad Sanierung zufließen lassen, oder Rossmann vermietet seine Wand an eine XXL-Plakatierfirma? Dann könnte regelmäßig mit Schnäppchenangeboten frisch tapeziert werden und alle ABC-SCHÜTZEN könnten sich vor jedem Wechsel dort zum freien Üben treffen, so dass Jakedumas irgendwann aussterben.

      1. Keine schlechte Idee, aber es gibt eine viel bessere! Warten Sie mal noch ein paar Tage ab. In Markkleeberg haben sie eine Idee entbunden, die richtig geil ist. Grafitti als Wirtschaftsförderung.

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