Cast Away: Verschollen im Kulki – die wahre Geschichte

Bevor wir zum vierten Teil unserer Sommerreportage vom Kulkwitzer See kommen, soll zunächst ein dickes Dankeschön all jene Leser ereilen, die ihre Eindrücke vom Strandleben auf Fotos festhielten und uns zur Verfügung stellten. Sie haben damit zugleich bewiesen, dass sie den in einen Vers geschmiedeten Kerngedanken verstanden haben: Der VEB Markranstädter Nachtschichten ist ein Gemeinschaftswerk, und nur so kann es geraten. Der Neid sieht nur das Blumenbeet, aber nie den Spaten.

Die heutige investigative Story bringt Licht in eins der düstersten Kapitel der Geschichte unseres Sees. Hier soll im Mai 2000 ein Flugzeug gesunken sein, das seither als Ziel ganzer Scharen von Flachland-Tauchern dient.

Bisher hatte man die von den Qualitätsmedien verbreitete offizielle Version der Flugzeugversenkung geglaubt. Ganze 22 Jahre lang. Klingt schließlich auch ziemlich plausibel, so ein gewollter Sinkflug in die Fluten. In der zurückliegenden Woche tauchten allerdings Fotos auf, die das wahre Geschehen um den Absturz der Maschine vom Typ Piper an die Öffentlichkeit brachten.

Sensationsfund am Ufer

„Es geschah beim Morgenspaziergang an der Promenade“, erzählt die aufmerksame Entdeckerin der Indizie, und stellte schnell fest: „Die Flut hatte in der Nacht allerhand Treibgut ans Ufer gespült.“ Ein ungewöhnliches Farbspiel in einem nahen Gebüsch zog schließlich die Aufmerksamkeit der Spaziergängerin auf sich.

Weil viele Passanten an der Promenade damit zu tun haben, sich nicht in ihren Skistöcken zu verheddern, liefen sie jahrelang achtlos an diesem Stück Treibgut im Gebüsch vorüber. Unsere Leserin geht zum Glück mit offenen Augen durch die Welt.

Weil viele Passanten an der Promenade damit zu tun haben, sich nicht in ihren Skistöcken zu verheddern, liefen sie jahrelang achtlos an diesem Stück Treibgut im Gebüsch vorüber. Unsere Leserin geht zum Glück mit offenen Augen durch die Welt.

Erst dachte ich, dass da ein von den drei Schritten Fußmarsch vor Überanstrengung errötetes Gesicht eines Ordnungsbeamten die Sicherheit am Ufer im Auge hat“, erinnert sich die sympathische See-Besucherin. Aber das war unmöglich, der nächste Parkplatz ist fast 250 Meter entfernt.

Also fasste sich die Spaziergängerin ein Herz und schaute nach, was sich da in der nächtlichen Flut im Gebüsch verfangen hatte. „Mir stockte das Herz“, berichtet sie von dem Augenblick, als sie niemand anderem als Mister Wilson ins Antlitz blickte.

Schlagartig wurde ihr die ganze Tragödie bewusst, die sich vor 22 Jahren in den Fluten des Kulkwitzer Sees abgespielt haben muss und die in Wahrheit kein Happy End hatte, wie es uns die Verfilmung im Streifen „Cast Away“ Glauben machen will.

Inzwischen hatten sich weiter Passanten um den Fundort versammelt, ehrfürchtig ihre Basecaps oder Kopftücher abgenommen und verharrten in tiefer Trauer. Auch ihnen wurde sofort klar, was sich in jenen Tagen im Mai 2000 wirklich zugetragen hat.

Letztes Glied in einer langen Indizienkette, mit der jetzt die wahre Tragödie rund um die Flugzeugkatastrophe im Mai 2000 rekonstruiert werden konnte.

Letztes Glied in einer langen Indizienkette, mit der jetzt die wahre Tragödie rund um die Flugzeugkatastrophe im Mai 2000 rekonstruiert werden konnte.

20. Mai 2000: Eine Maschine vom Typ Piper befindet sich im Landeanflug auf den Ährpott Markranstädt. An Bord ist ein Mann, der ein brisantes Dokument bei sich trägt. Es handelt sich um das Fotoalbum von einer Reise Markranstädter Würdenträger zu einer Sauf- und Bumstour nach Brasilien.

Zum Schweigen gebracht

Was der Überbringer nicht weiß: Das Dankeschön des Vorbesitzers für den völlig überteuerten Kauf der Immobilie, die später für noch einmal so viel Geld zum Technischen Rathaus ertüchtigt wird, darf niemals an die Öffentlichkeit gelangen.

Also wurde die Maschine vom Geheimdienst mit dem roten S lediglich mit so viel Kerosin betankt, dass sie über dem Kulki abschmieren musste. Zwar wurde das Flugzeug später geortet und geborgen, aber der mysteriöse Passagier galt seither als vermisst. Anhand des Volleyballs „Mr. Wilson“ ist man nun allerdings in der Lage, den Ausgang  jener Unglücksnacht zu rekonstruieren.

Tagelang wippte der Mann mit den Wellen des Kulki auf und ab, an der Oberfläche gehalten lediglich von einem Volleyball, der beim Absturz ebenfalls aus der Maschine geschleudert wurde. Zu ihm entwickelte der Verschollene im Laufe der Zeit eine persönliche Beziehung. Einmal hatte er schon festes Ufer unter sich gespürt, griff dabei allerdings in den Hals einer abgebrochenen Flasche und wurde in die Fluten zurückgespült. Das Blut seiner verletzten Hand gab dem Volleyball ein Gesicht, das er auf den Namen „Mr. Wilson“ taufte.

An verlassenem Strand verhungert

Irgendwann überfiel den Mann ein Sekundenschlaf und er ließ Mr. Wilson los. Der Wind trieb den Ball ans Westufer, wo er vorige Woche im Gestrüpp gefunden wurde. Die Strömung indes hatte den Passagier ans Ostufer getrieben. Die nahende Rettung vor Augen, schleppte er sich mit letzter Kraft zur „Klinke“, wo er einer Oase gleich Wasser und Nahrung zu finden glaubte. Doch der Ort gastronomischer Versorgung war verlassen. Der Mann verhungerte, die vermeintlich rettende Klinke in der Hand, jämmerlich.

Nach 22 Jahren das Ende einer Tragödie: Die Hand schon an der rettenden Klinke, ist der verschollene Passagier letztendlich kläglich verhungert.

Nach 22 Jahren das Ende einer Tragödie: Die Hand schon an der rettenden Klinke, ist der verschollene Passagier letztendlich kläglich verhungert.

So soll es sich der Legende nach zugetragen haben und der Fund des Mister Wilson hat sie nun wieder aufleben lassen. Taucher aus allen Teilen der Republik pilgern seither zum Kulki und schwimmen hinab zum Wrack der Piper, um dort jenes Fotoalbum zu finden, mit dem angeblich bewiesen werden kann, dass die Idee des verkaufsfördernden Einsatzes brasilianischer Nutten (und Nuttriche) in Markranstädt schon lange salonfähig war, bevor sie von VW-Managern für sich in Anspruch genommen wurde. Es geht um Urheberschaftsrechte und damit um viel Geld.

1 Kommentar

  1. Wasn für ne Kombination dr Ereignisse… Köstlich!

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