Countdown zum 145. Kinderfest läuft!

Wenn ein Verein um Aufmerksamkeit für ein Event werben will, schickt er normalerweise seine heißesten Fackeln nach vorn, die dann vor den Kameras ihre Möpse hüpfen lassen. Weil die Erwartungshaltung des Publikums bei einer 145. Auflage jedoch mindestens ebenso unter der Schwerkraft leidet wie gleichaltrige Herzkranzgefäße, hat sich der Markranstädter Kinderfestverein eine bessere Lösung ausgedacht: Er lässt diesmal Noten hüpfen – und zwar gleich fünf Tage lang, vom 15. bis 19. Juli.

„Noten hüpfen hin und her – Musik zu machen fällt nicht schwer“, lautet das Motto des diesjährigen Kinderfestes. Nur zur Erinnerung: Vor 175 Jahren wurde das Erste gefeiert und weil 30 Feste ausgefallen sind, startet in diesem Jahr die 145. Auflage.

Die Abhängigkeiten sind zwar über die Jahrzehnte die gleichen geblieben (Geld, Behördengenehmigungen, Wetter und so), aber in diesem Jahr kommt noch eine weitere dazu: Die Inzidenz. Weil man die nicht planen kann, hat der Verein auch erstmal nur ein Rahmenprogramm verabschiedet mit Punkten, die auf alle Fälle stattfinden.

Vereinssitzung in Corona-Zeiten.

Vereinssitzung in Corona-Zeiten.

Demnach wird es am Samstag, 17. Juli, einen Lampion- und Fackelumzug geben, dem sich das traditionelle Feuerwerk anschließt. Neu wird allerdings der Ort des Events sein, es findet diesmal am See statt. Da haben dann auch die internationalen Fotografen endlich mal andere Motive vor den Linsen als immer nur deutsches Separatorenfleisch.

Fünf tolle Tage

Am 18. Juli und damit der sonntäglichen Tradition folgend, wird sich der legendäre Umzug durch Markranstädt ziehen. Obwohl dafür noch nicht mal richtig Werbung gemacht wurde, haben schon über 300 Teilnehmer mit 12 Wagen zugesagt, informiert Vereinschefin Sandra Thuselt.

 

Wo genau die Umzugsstrecke verläuft, steht noch nicht fest, weil die behördliche Genehmigung samt Auflagen über die Rolle der Bedeutung und Stempel noch aussteht.

Mitglied durch meckern

„Wir bereiten das alles im Ehrenamt nach Feierabend vor“, erläutert Sandra Thuselt das Problem, ab 17 Uhr noch einen Ansprechpartner in einer Behörde anzutreffen oder wenigstens telefonisch zu erreichen. Ist aber eigentlich auch egal. Der Festumzug hat eh noch nie pünktlich begonnen und egal durch welche Straßen er führte, ist er auch noch nie ohne Stau ausgekommen.

"Immer bereit!" Impressionen aus einer Zeit, in der nicht mal Corona-Viren über die Grenze gekommen wären.

„Immer bereit!“ Impressionen aus einer Zeit, in der nicht mal Corona-Viren über die Grenze gekommen wären.

Apropos Ehrenamt und Vereinsmitglieder: Wie man erfolgreich Personalpolitik betreibt, zeigt das Beispiel des heutigen Vereins-Vize Thomas Mamitzsch. Er habe damals auf der Festwiese gesessen und den Markranstädter Tugenden des Meckerns gefrönt, erinnert sich ein Vereinsmitglied. Bier zu warm, Gras zu hoch, Musik zu leise, Klo zu weit weg … weiß der Geier was noch alles.

Am Ende sei Gerald Ludwig der Kragen geplatzt und er habe Mamitzsch zur nächsten Vereinssitzung eingeladen, um es besser zu machen. Ob er freiwillig kam oder Ludwig ihm drohen musste, ihn mit dem Trabbi hinzufahren, ist nicht überliefert. Fakt ist: Mamitzsch kam, trat in den Verein ein und ist heute Vize-Chef.

 

Auch sonst hat der Kinderfestverein die Pandemie ganz gut überlebt. Er wird sogar wieder verstärkt genutzt, um für die Interessen anderer Vereine herhalten zu müssen. So wurde letztens in Stadtrat für neues Gestühl in der Stadthalle geworben, weil solches auch von den Kinderärschen bei der Festeröffnung durchgesessen wird. Insider wissen, dass die Kids in Wahrheit auf den Traversen sitzen, was man von den jeckischen Weibern wiederum nicht sagen kann.

Das Dreigestirn lädt zum 145. Kinderfest.

Das Dreigestirn lädt zum 145. Kinderfest.

Und auch wenn das Fest diesmal am Kulki stattfindet, dürfen Misstöne erwartet werden. Zwar wird es keine Kleingärtner geben, deren in den Lauben abgestellten Kinder vom Feuerwerk aus dem Schlaf geschreckt werden, dafür soll es dort hinten jede Menge private Messtechnik geben, die ab 21 Uhr jeden Bierrülpser aufzeichnen und volley in die Cloud des Bundesemissionsamtes hochladen.

Noch einiges in petto

Aber schauen wir nach vorn. Sandra Thuselt und ihr Team haben auch noch Straßenkünstler, kleine Konzerte oder Mitmach-Workshops in petto. Ob das was wird, liegt am Inhalt der am 15. Juli geltenden Corona-Allgemeinverfügung. Aber den Bundestagswahlen sei Dank geht niemand davon aus, dass potenzielle Wähler vor diesem Ereignis missgestimmt werden, indem man die Zügel wieder anzieht. Es wird alles gut – und das 145. Kinderfest erst recht.

 

2 Kommentare

    • Neugieriger auf 28. Juni 2021 bei 8:50
    • Antworten

    Der Festumzug des Kife wurde in der Vergangenheit angeführt von stolzen Pferden, prächtigen Ochsen und unter JR von einer lustigen Ziege. Jetzt darf man gespannt sein, was wohl das Lieblingstier von Naddel sein wird?

      • Thomas Mamitzsch auf 29. Juni 2021 bei 11:38
      • Antworten

      Lieber Neugieriger,

      welches Tier den Traditionswagen ziehen darf, lag noch nie in den Händen der großen Politik. Egal welchen Titel der/die Regierende, ob König/-in, Kaiser/-in, Kanzler/-in, Zar/-in, Große/Größin?, Bürgermeister/-in trägt, die Entscheidung über das Zugtier trifft der Kinderfestverein selbst. (Auch je nach Verfügbarkeit des jeweiligen Tieres)

      Aufgrund der Tradition, Geschichte und auch der Symbolik des/der sturen Bocks/Ziege, hat die Aufgabe nun seit einigen Jahren der Ziegenbock Leo vom Richtungswechsel e.V.. In diesem Atemzug möchten wir einen herzlichen Dank an Tobi vom Richtungswechsel e.V. aussprechen, der Leo in mühevoller Arbeit antrainiert hat, trotz vieler Mensch und Lärm, entspannt vornweg zu laufen. 😉

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