Das Jahr 2022: Wir wissen, wie’s wird!

Das Jahresende naht und damit die Zeit der Rückblicke. Wie langweilig! Schließlich wissen wir bereits, was da so alles passiert ist. Viel interessanter ist doch ein Ausblick auf all das, was im kommenden Jahr passieren wird. Als Besitzer einer Glaskugel und Verfügungsberechtigte über jede Menge Kaffeesatz haben wir uns 2022 mal vor die Brust genommen und die Höhepunkte der vor uns liegenden zwölf Monate rausgepickt. Bitteschön – Ihr Jahr 2022 in Markranstädt!

Januar 2022: Nachdem es der UEFA im vergangenen Jahr gelungen ist, die Pandemie zeitweise für beendet zu erklären und sich im Wembley-Stadion 67.000 Menschen gegenseitig ihre Zungen in die Hälse stecken durften, will die Markranstädter Bürgermeisterin das erfolgreiche Hygienekonzept jetzt auch für den anstehenden Neujahrsempfang in Lallendorf nutzen. Ihre Bemühungen scheitern allerdings schon am viel zu geringen Fassungsvermögen des KuK.


Februar 2022: Der Gesundheitsminister sieht noch vor der fünften schon eine neunte Corona-Welle auf uns zukommen. „Die Daten lassen keinen anderen Schluss zu“, zitiert sich Lauterbachs Karle selbst. Kurzerhand wird über die Reste des Markranstädter Stadtbades eine Zeltplane gezogen und darunter ein ständiges Impfzentrum eingerichtet. In einem speziell für Impfgegner geschaffenen Vorbereitungsraum laufen in einer Endlosschleife unablässig Reden von Karl Lauterbach. „Die kriegen wir schon weich“, gibt sich Landrat Henry Graichen im Kampf um eine Impfquote von 117 Prozent zuversichtlich.


März 2022: Die Druckausgabe der Leipziger Volkszeitung, das letzte Qualitätsmedium in Markranstädt, wird eingestellt. Als Grund führt die Verlagsleitung die gestiegenen Papierkosten an. Weil jeder Begriff mehrfach gegendert werden muss, hätten zuletzt selbst Kurzmeldungen und Kurzmeldunginnen die Ausmaße und Ausmaßinnen von globalen Aufmachern und Aufmacherinnen angenommen, heißt es in der 268 Seiten umfassenden Begründung, die nur aus drei Sätzen besteht.

Selbst bei nur zwei Artikeln täglich müsste allein für das Papier eine Waldfläche in der Größe von fünf Fußballfeldern gerodet werden, rechtfertigt sich die Verlagsleitung vor ihren drei Lesern, einer Transe, einem nichtbinären Gender-Not-Conforming und einem Queery-Waschbären. Im Gegensatz zu Genderismus sei das mit den Bäuminnen und Bäumen den Leserinnen und Lesern nicht mehr zu vermitteln.


April 2022: Im sächsischen Mohorn ist eine Tripper auslösende Omega-Variante des Corona-Virus aufgetaucht. Der Fußball-Verband verhandelt mit Ministerpräsident Kretschmer darüber, wie man die Saison noch schnell zu Ende spielen kann, bevor die Welle Leipzig erreicht. Man einigt sich schließlich auf die Anwendung der O-11-Regel, wonach die Spiele zwar noch immer vor leeren Rängen, aber wenigstens schon mal ohne Spieler ausgetragen werden müssen. Der SSV Markranstädt versteigert daraufhin seine Anzeigetafel bei Ebay, um sich vom Erlös einen Satz Würfel kaufen zu können.

Mai 2022: Am Markranstädter Bahnhof wird der neue Aufzug eingeweiht. Während Vertreter der Deutschen Bahn das weltweit einzigartige Engagement Markranstädts würdigen, einem Unternehmen mit jährlich rund 28.000 Euro bei der Zuführung neuer Kunden unter die Arme zu greifen, fährt die Bürgermeisterin mit Ehrengast Wolfgang Schäuble für die Pressefotografen dauernd rauf und runter. Am Ende ist das Bedienpanel derart abgegriffen, dass die erste Rate für die Instandhaltung bereits vorfristig fällig wird.


Juni 2022: Nachdem sie im Herbst 2021 den Härtetest bestanden hat, wird jetzt die neue Markranstädter Umgehungsstraße eingeweiht. Sie führt von der Lützner Straße über die Braustraße zur Schkeuditzer Straße. Aus Platzgründen muss die Eröffnungszeremonie allerdings im Weißbachweg stattfinden. Um trotzdem Verkehrsfeeling aufkommen zu lassen, muss Michael Zemmrich gegen die Bürgermeisterin im Bobby-Car-Rennen antreten.

Zwar gewinnt der Pfarrer hauchdünn, aber wo sie nun schon mal drauf ist, wird das Zielfoto trotzdem im Amtsblatt veröffentlicht. In der Bildunterschrift erfährt der Leser: „Während Bürgermeisterin Nadine Stitterich einen hervorragenden zweiten Platz belegte, ist Pfarrer Michael Zemmrich nur Vorletzter geworden.“ Karl Lauterbach kommentiert die journalistische Kostbarkeit mit den Worten: „Die Daten lassen keinen anderen Schluss zu.“


Juli 2022: Letzte Stadtratssitzung vor der Sommerpause. Weil noch immer nicht alle Abgeordneten geimpft sind und der Urlaub vor der Tür steht, können sich die Volksvertreter am Platz des CDU-Fraktionschefs gleich vor Ort boostern lassen.

Es kommt zum Eklat, als der Arzt während der Bürgerfragestunde gelangweilt in sein Blasrohr pustet und dabei Ronald Gängel am anderen Ende des Saales mit einer gezielten Ladung LSD vorm Mikrofon niederstreckt. Als am nächsten Tag auf Youtube ein Video von diesem Vorfall auftaucht, werden die Markranstädter Nachtschichten erstmals in der Tagesschau erwähnt.


August 2022: Ein August wie jeder andere August in Markranstädt bisher auch. Es passiert nichts. Sogar die Corona-Viren schlummern träge vor sich hin. Damit er trotzdem noch in Talk-Shows eingeladen wird, warnt Karl Lauterbach jetzt vor den Spätfolgen des Masturbierens. „Die Daten lassen keinen anderen Schluss zu“, ist er mit Blick auf seinen Schritt überzeugt.

September 2022: Die Markranstädter Fridays for Future-Generation stellt ihre Bemühungen zum Klimaschutz endgültig ein. Vorausgegangen war die Veröffentlichung einer Studie des Aldi-Marktes in der Leipziger Straße, wonach trotz anderslautender wissenschaftlicher Vorhersagen diesmal sogar schon Ende August Weihnachtsmänner und Lebkuchen in den Regalen gesichtet wurden. „Wenn sich das Klima wirklich erwärmt, müssten hier Osterhasen stehen“, heißt es in der Expertise. Gesundheitsminister Karl Lauterbach bestätigt: „Die Daten lassen keinen anderen Schluss zu.“


Oktober 2022: Der Digitalpakt hat endlich auch Markranstädt erreicht. Weil aber gerade wieder ein Lockdown ausgerufen wurde, muss die Präsentation der neuen Modem-Generation auf Windows 11-Basis im Rahmen einer Telefax-Konferenz stattfinden. „Auch gut“, sagt ein Bio-Lehrer daraufhin. Er wisse sowieso nicht, wie er es seinen Dorfschülern beibringen solle, dass Buffering keine Stellung ist und man sich beim Sex zumindest ab und zu mal etwas bewegen muss.


November 2022: Hartmut Mehdorn, ehemaliger Chef des Berliner Flughafens BER, wird neuer Projektmanager für das Protonentherapiezentrum Markranstädt. In seiner Antrittsrede kündigt er eine Überarbeitung des Konzeptes an. Demnach seien die ursprünglich geplanten Funktionsplätze für Aderlass, die Vervielfältigung von Patientenakten mit Ormig-Geräten oder die Narkotisierung mit Äther-Lappen inzwischen nicht mehr ganz zeitgemäß. „Wir müssen nach vorn denken“, ruft der Manager auf und will jetzt eine Produktionsstätte für moderne Tonbandkassetten errichten. Die Stadträte stimmen begeistert zu, während die Nachfrage des AfD-Fraktionschefs, wer sich denn nun um die zu therapierenden Protonen kümmere, nicht einmal ignoriert wird.


Dezember 2022: Im Keller der Markranstädter Nachtschichten klicken die Handschellen. Nachdem ein BND-Mitarbeiter auf einen knapp ein Jahr alten Artikel des Satire-Organs aufmerksam gemacht wurde, in dem das Jahr 2022 in allen Einzelheiten wahrheitsgemäß vorhergesagt worden ist, sieht sich die staatliche Allmacht mit ihrem Wissensmonopol bloßgestellt.

Die Dissidenten werden zunächst mit häuslicher Absonderung belegt und anschließend an China ausgeliefert. Die Bundesregierung überlässt das Verfassen einer Protestnote dem IOC, das im Wohnzimmer des Fifa-Präsidenten ein Beruhigungsvideo dreht. Dort geben die von Folter gezeichneten Querulanten ganz offen zu, freiwillig ausgewandert zu sein. Danach ist schon wieder Silvester …

10 Kommentare

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  1. Ein herrlicher Beitrag. Macht 2022 unbedingt weiter so

    • Tilo Lehmann auf 30. Dezember 2021 bei 18:32
    • Antworten

    MN (mit Nichten): Guten Rutsch! Und Danke!

    • Bürger auf 30. Dezember 2021 bei 14:33
    • Antworten

    für die Zeilen und einen guten Rutsch in den Wahnsinn 2022

    • A. G. auf 30. Dezember 2021 bei 14:20
    • Antworten

    Auf den März bin ich gespannt wie ein Flitzebogen, im April könnte ich ein abgedroschenes Kartenspiel an den SSV spenden. Im Juni werde ich mich vielleicht als Boxenluder bewerben, um im Wettkampf in die erste Reihe zu kommen und die vorhergesagten Platzierungen umzuformulieren. Im Oktober werde ich einen großen Topf Suppe ansetzen, um für den Fall eines eventuell bereits defekten Faxgerätes mit Rauchzeichen aushelfen zu können. Damit wäre mein Engagement für die Gemeinschaft für 2022 ausgereizt. In diesem Sinne – schauen wir ‚mal, welchen Schluss die Daten dann zulassen …

    1. Ich habe herzlich gelacht. Vielen Dank für so viel Frohsinn in solch humorlosen Zeiten.

    • Georg Deimler auf 30. Dezember 2021 bei 13:10
    • Antworten

    Einfach köstlich diese Vorschau. Meine Glaskugel kann diese Ereignisse nur bestätigen. Darüber hinaus informierte sie mich auch über das Markranstädter Wetter 2022.
    Bis zum 31. März keine Sonnenstrahlen, im Juli und August 8 Wochen durchgehend 42° C im Schatten und im Herbst ab Oktober fürchterliche Unwetter mit Überschwemmungen. Der Zschampert verfehlt knapp die Breite von 50 Meter in seinen besten Zeiten, um nur 2 Meter.
    Ja das klingt nicht sehr positiv. Aber um es mit K. Leiserfluss zu sagen „Die derzeitigen Daten lassen keinen anderen Schluss zu“.
    Also dann, guten Rutsch und alles Gute für’s Neue. Vielleicht wird’s ja gar nicht so schlimm, wie es noch heute aussieht.

    • Lito auf 30. Dezember 2021 bei 12:17
    • Antworten

    Liebe Angela Merkel- wir danken Dir für die Überlassung der Kugel/in der Voraus-Weisheit/in im MN-Keller(in?). In den Händen der Archivatoren/innen im MN Museum (schließlich heißt es DAS Museum) ist diese/s Kleinod/in gut aufgehoben. Ende 2022 werden wir es wissen. Vieleicht werden wir Dich vermissen. Täglich mehrfach K.L./in und Bildnaddl (es gibt schließlich auch eine Kneipe die heißt DAS Nattl)- das erträgt schließlich nur die/der/das Markranstädter und lacht dabei.

    • EddiKonstantin auf 30. Dezember 2021 bei 10:36
    • Antworten

    Gut, dass man noch so herzhaft lachen kann, die Pandemie als solche wird hoffentlich wirklich vom Winde verweht sein. Der Börse hat diese bisher auch nichts ausgemacht. Es eröffnen sich große Chancen für Teilzeitbeschäftigte, Alleinerziehende , Arbeitslose und auch Unterbemittelte , sich ihre Coronaausfälle wieder hereinzuholen.
    Hoffentlich gibt die Datenlage es her, dass unsere MN auch im neuen Jahr noch messerscharfe Satire an uns abliefern kann und die Macher nicht an dem ganzen Unvermögen in unserer Stadt, verzweifeln. Guten Rutsch !

    • FischersFritze auf 30. Dezember 2021 bei 10:17
    • Antworten

    Köstliche Morgenlektüre

    • Karl L. auf 30. Dezember 2021 bei 9:43
    • Antworten

    Suuper Beitrag, da freue ich mich jetzt schon auf Dez 2022! Aber das mit den Handschellen werden wir verhindern!
    Wir haben ja ein Jahr Zeit, schließlich lässt die Datenlage keinen anderen Schluss zu.

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