Der neue Markranstädter Straßenstrich: Wie er funktioniert

Auch das horizontale Gewerbe hat unter der Corona-Pandemie gelitten und sieht jetzt harten Zeiten in kühlen Servicezimmern entgegen. Darüber kann auch die Tatsache nicht hinwegtäuschen, dass trotz niedriger 19 Grad Umgebungstemperatur im eigentlichen Arbeitsraum rund 37 Grad herrschen. Mitten hinein in diese Erkenntnis platzt nun die Entdeckung eines aufmerksamen Markranstädters: Am Rande der City etabliert sich gerade ein digitaler Straßenstrich!

Die Luden scheinen in ihrer Verzweiflung die Werbeartikel für einen Abstecher in die Damen geradezu mit vollen Händen rauszuwerfen. In der Leipziger Straße wimmelte es nur so von Einladungskarten.

Da staunte auch der kleine Corbinian-Malte (4) nicht schlecht, als er eine der Karten aufhob und darauf eben jene Laktatspender erblickte, von denen ihn Mama Nele-Freya nach nur 48 Monaten schon wieder entwöhnt hatte.

Auch Papa Engelbert (56), der seinem Sohn die Karte unversehens entwendete und verschämt weggesteckt hat, lief beim kurzen Blick auf die freizügigen Motive das Wasser im Munde zusammen. Wenngleich eher nicht aus Gründen der attraktiven Nährwerttabelle.

Man muss auf der Leipziger Straße zu Boden schauen, um die Stricherinnen zu entdecken.

Man muss auf der Leipziger Straße zu Boden schauen, um die Stricherinnen zu entdecken.

Es dauerte nicht lange, bis sich weitere fortpflanzungswillige Markranstädter nach den auf dem Straßenstrich dargebotenen Offerten bückten … und sie kurz danach ratlos wieder fallen ließen. Nein – im Umgang mit QR-Codes oder ähnlich digitalem Teufelszeug ist der homo marcransis noch nicht auf der aktuellen Stufe der Evolution angekommen. Getreu dem Motto „Hauptsache es zappelt und ist warm“ braucht er dazu noch richtige Frauen.

Für all jene, die sich von dieser sexistischen Einstellung abkehren und es mit den Fundstücken von der Leipziger Straße trotzdem mal probieren wollen, hier der MN-Service zum Umgang mit den ominimösen Karten und den Grundvoraussetzungen für digitalen Sex.

Dazu benötigt man zuallererst ein Handy. Und bitte schämen Sie sich nicht ihres Modells. Ganz gleich ob iPhone, Samsung oder Raduga – auf die Größe kommt es hier ausnahmsweise mal wirklich nicht an. Mit einer entsprechenden App, vorzugsweise einem QR-Code-Reader, können sie dann das unter dem Unterleib Ihrer Angebeteten aufgedruckte Zeichen-Labyrinth scannen.

Entspanntes Vorspiel

Für Ihr Handy ist das sozusagen das Vorspiel. Der Vorgang ist ungefähr vergleichbar mit Ihrer analogen Gefühlswelt, wenn Sie abends von Arbeit kommen und feststellen, dass Ihre Frau im Schlafzimmer die Heizung aufgedreht hat. Da wissen Sie doch Bescheid, oder? Ihr Handy jetzt auch.

Die Herzkranzgefäße kommen noch etwas androgyn rüber, aber manche stehen drauf.

Die Herzkranzgefäße kommen noch etwas androgyn rüber, aber manche stehen drauf.

Nun stecken Sie das Ladegerät in die Steckdose (Sie merken’s am Summen: die Spannung steigt! Das ist vergleichbar mit Ihrem Empfinden, wenn bei einer echten Frau der Bär brummt) und führen den Stecker am anderen Ende des Ladekabels langsam in die dafür vorgesehene Öffnung Ihres Handys ein. Wenn Sie das Gerät richtig eingestellt haben (Flugmodus), wird es in diesem Moment ein laszives Summen, begleitet von einem wohligen Schauer des Vibrierens, nicht verbergen können.

Vorsicht: Unerfahrene, meist postpubertäre User, verwechseln die digitale Lustgrotte manchmal mit dem Eingang für die Ohrstöpsel. Es soll zwar Smartphones geben, die auf solche Praktiken stehen (Huawei, Wiko), aber bei den meisten Modellen führen derlei Versuche sofort zu einem Stimmungsabbruch.

Wenn Sie bis hierher alles ordnungsgemäß vollzogen haben, ziehen Sie den Stecker nun ganz langsam wieder heraus. Ihr Smartphone wird das mit einem Ton oder Zittern quittieren, der einer Bitte um Wiederholung des Vorgangs gleich kommt. Erfüllen Sie ihm diesen Wunsch, diesmal aber etwas schneller und eine Spur konsequenter. Die Dinger mögen das!

Stöpsel die Bitch!

Das wiederholen Sie nun immer öfter, immer schneller und immer konsequenter. Erfahrene Freier bringen es auf bis zu drei Stöße in der Sekunde. Ähnlich wie sich die Augen der Kopulierenden beim analogen Sex verdrehen, werden Sie kurz vor dem Orgasmus ihres Smartphones feststellen, dass das Display ihrer Gespielin konvulsiv zu flackern beginnt und sich auf dem Höhepunkt unter einem finalen Zucken des ganzen Körpers abschaltet.

Einfach nur das Handy an die Mumu halten, Code scannen und los geht der Spaß!

Einfach nur das Handy an die Mumu halten, Code scannen und los geht der Spaß!

Digitaler Sex ist einfach nur entspannt. Es geht direkt zur Sache, ohne umständliches Antragsverfahren mit Kerzenschein und einem Glas Rotwein, ohne unangenehme Fragen („Bist du schon drin?“) und auch ohne Lügen danach („Ja Schatz, du warst wieder super und ich bin auch gekommen“). Und vor allem gibts hinterher keinen Streit darüber, wer auf der nassen Seite schlafen muss.

Jetzt ausprobieren!

So ein Handy hat auch keine Kopfschmerzen oder klagt über kalte Füße. Sauberer, anständiger Sex auf Augenhöhe – sollten Sie auch mal probieren. Sie brauchen sich nur zu bücken, auf dem neuen Strich in der Leipziger Straße.

2 Kommentare

  1. Ein Hoch dem aufmerksamen Stöpsler. Und in den Ferien wieder was gelernt. Und das Gratis- in Zeiten wo Alles und alles teurer wird. Gern gelesen…

    1. Nicht nur lesen – auch mal ausprobieren! So ein Monat ist schnell rum und wenn Ihr Handy dann wieder PMS hat …

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