Die Sonntagabendausgabe

Herzlich willkommen zur Sonntagabend-Ausgabe der Markranstädter Nachtschichten. Gerade noch rechtzeitig, um eine zu Ende gehende Woche zu feiern, die humoristisch durchaus was zu bieten hatte.

Zuerst wunderten sich Anwohner der Paul-Groh-Straße in Großlehna über einen neuen Zebrastreifen. Der wurde über Nacht auf die Piste gepinselt.

Halbwegs gerade haben sie die Striche zwar gezogen, die vier Lehnschen Jakedumas, aber trotzdem wurde eine wichtige Eigenschaft eines solchen Zebrastreifens sträflich missachtet.

Ein Fußgängerüberweg führt normalerweise vom Fußweg der einen zu seinem Pendant auf der anderen Seite. Blöd nur, dass es in der Paul-Groh-Straße keinen gegenüberliegenden Fußweg gibt. Ein Zebrastreifen ins Nichts – oder besser gesagt: ins Feld – ist dann doch zu wenig glaubwürdig.

Das nächtliche Werk der jungen Malerbrigade wurde von Autofahrern gleich auf der ganzen Straße kopiert.

Das nächtliche Werk der jungen Malerbrigade wurde von Autofahrern gleich auf der ganzen Straße kopiert.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Überwachungsvideo. Dass da in der Nähe eine Kamera rumhängen und die Polizei ihr Büro jetzt sogar mit plakatgroßen Postern von der Viererbande tapezieren könnte, damit haben sie ganz sicher nicht gerechnet.

Okay, so eine private Überwachungskamera ist jetzt nicht unbedingt vergleichbar mit den hochauflösenden Geräten großer Hotels, mit denen man nicht einmal nicht vorhandene Anhänger von Halsketten erkennen kann.

Aber so ein großer, weißer Farbeimer, der genüsslich durch die Großlehnaer Nacht geschwenkt wird, kommt schon recht exponiert rüber. Dumm gelaufen.

Europa war da!

Dumm gelaufen ist auch der Schritt Markranstädts ins große Haus Europa. Ein Hauch der weiten Welt wehte am Wochenende durch Lallendorf. Gäste aus ganz Europa gaben sich ein Stelldichein, um mit Schloss Altranstädt einen der wichtigsten Orte europäischen Friedens zu würdigen.

See you later, Elevator

Und Markranstädt zeigte sich seinen Gästen so authentisch, dass es schon wieder sympathisch war. Da gab es keinerlei Vorbehalte gegenüber den Ost- und Südeuropäern. Fahrräder wurden demonstrativ nicht angeschlossen, die Altranstädter durften während des Besuchs trotzdem ihre Häuser verlassen und Nadine Stitterich ist zum Glück noch so jung, dass ihr während der auf Englisch gehaltenen Ansprache beim th [sprich: Sie ätsch] noch nicht das Gebiss rausrutschen konnte.

Aber das war noch längst nicht alles an Gastfreundschaft. In einem Akt heimatverbundener Folklore machte man zwei portugiesische Gäste mit ureigenen Markranstädter Traditionen vertraut und ließ sie beim Abstieg aus dem Ratssaal nachhaltig klaustrophobische Momente im steckengebliebenen Fahrstuhl erleben.

Humor "made in lallendorf": Die Videoschalte per Internet nach ganz Europa klappt wie durch ein Wunder, doch dafür fällt die bewährte Technik des Fahrstuhls aus. Ein vVorgeschmack auf kommende Zeiten am Bahnhof?

Humor „made in lallendorf“: Die Videoschalte per Internet nach ganz Europa klappt wie durch ein Wunder, doch dafür fällt die bewährte Technik des Fahrstuhls aus.

Das ist europäische Integration! Jetzt weiß man auch in Portugal, was dem Markranstädter im Alltag so alles droht. Ein weiterer Schritt zum gegenseitigem Verständnis in Europa.

Wenn der Bürgermeister von Lissabon nach der kommenden Wahl wegen einer Anfechtungsklage nicht antreten kann, stellt Markranstädt den nächsten EU-Kommissionspräsidenten. Weg mit dem Euro, her mit der Ranstädter Mark.

9 Kommentare

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  1. Zu CvD-Kommentar von 18.42h: Kann sich ein/eine Bürgermeister/in selbst kündigen? Wieder Kosten gespart! Vom Eingesparten kann ja der fehlende Tisch (der körperlich jedoch längst existiert und sogar schon bezahlt ist) in seinen ursprünglich geplanten Standort eingebaut werden. Also auch ohne Bauamtsleiter?

    1. Also wenn Sie schon gendern, dann bitte richtig. Die Meisterin ist schließlich nicht nur für Bürger da, sondern auch für Bürgerinnen. Im Plural heißt es demnach korrekt: Bürger:innenmeister:in und im Singular, weil unsere ja schließlich schon eine Frau ist: Bürger:innenmeisterin. So viel Correctness muss sein.

    • Heidi auf 19. Oktober 2021 bei 13:49
    • Antworten

    Nachtrag von Heidi: Fahrradreparatur ist sicher auch abgewählt, man klaut sich heutzutage einfach eins, welches i. O. ist, oder?

    1. Na bitte, Sie haben es verstanden! So werden die Markranstädter Nachtschichten ihrem Bildungsauftrag nun doch noch gerecht … 🙂 🙂 🙂

    • Heidi auf 18. Oktober 2021 bei 12:21
    • Antworten

    Die Ranstädter Mark ist keine so schlechte Idee! Solche parallele Regionalwährung gibt es anderswo schon länger. Als „Pirks(e)“ z.B. im Raum Pirna. Da wird z.B. der Zeitaufwand kostenlosen Amateur-Haareschneidens umgerechnet in den Zeitaufwand für andere kostenlose Dienstleistung (nicht nur Rasenmähen (haha) auch Hilfe am PC, Wäsche flicken, Schneeschippen usw., usw. …) Zeittauschring sozusagen ! – Sowas könnte neue soziale Kontakte schaffen, wenn man es für die Allgemeinheit organisiert. Nicht genutzte Gegenleistung wird gut geschrieben u. kann gesammelt werden. Wenn man dann z.B. alt u. immobil ist, könnte der Einkaufsdienst umsonst kommen, wenn das Vorleistungskonto gut gefüllt ist.

    1. Der Denkfehler liegt im Detail. Wer in Gottes Namen flickt heute noch Wäsche oder lässt sie flicken? Das Hemd fliegt in die Altkleidersammlung, fertig! Oder gleich in den Hausmüll, obwohl es bei dem Verwesungsgestank eher in die Biotonne gehört. Und die Zeiten, da man das alte Bettlaken nach einem halben Jahr intensiver Nutzung als Landkarte von Europa an die Grundschulen verscherbeln konnte, sind auch längst vorbei. Wenn heute jemand von Gratis-Dienstleistungen erzählt denkt doch jeder gleich an … na ja … Mütze-Glatze im Auto und so. Diese Gesellschaft hat fertig, was Dienstleistungen angeht.
      Die Sache mit Pirkse und anderen Parallelwährungen ist gut. Wo es sie gibt, blühen die Kommunen richtig auf. Aber sie verwelken auch ebenso schnell, weil Handaufhalter Staat nix davon hat. Stichwort Mehrwertsteuer und so…

        • Heidi auf 19. Oktober 2021 bei 13:46
        • Antworten

        Ok, dann weg mit dem untauglichen Beispiel der Wäscheflickerei =Textilreparatur, wenngleich einige Abholer kostenloser Stoffmasken gern parallel eine Textilreparatur in Auftrag gegeben hätten, weil ihnen die Änderungsschneiderin zu teuer ist. Man nimmt ja so gern und gibt ja so ungern. Wie wäre es dann mit der Reparaturen von Fahrrädern, Kleinelektrogeräten usw., die im MGH schon mal angeboten wurden? Sollten wir nicht alle Ressourcen sparen? Bald wird dies ja staatlich gefördert werden. Die Neuwährung „Markranser Mark“ könnte Gerechtigkeit für Gutwillige schaffen; das Geld für den Dankeschönblumenstrauß bliebe der Stadtkasse erhalten u. bei „Nur Nehmern“ könnte sie VIELLEICHT soziales Denken anregen. Alles freiwillig natürlich!!!

    • Doppelrömer auf 18. Oktober 2021 bei 9:15
    • Antworten

    Authentisches Markranstädt: Wie die Qualität der Verwaltung so der Aufzug: Alles steckt fest. Nichts geht vorwärts- nicht mal Auf- und Abwärts? Wie viele Rathausangestellte der Stadtverwaltung sind seit Dienstantritt der BM im Nov. vergangenen Jahres aus dem Rathaus verfleucht und deren mehr oder weniger wichtige Aufgabenerfüllung steckt fest? Oder andersherum weil wohl einfacher zu zählen: Wie viele Qualitäts- Rathaus- Angestellte gibt es überhaupt noch? Da kann man doch glatt für den nächsten EU Kommisions- präsidenten aus Markranstädt stimmen. Vieleicht fallen dann wenigstens dort die Personalkosten…

    1. Was wollen Sie denn? Die Personalkosten fallen hier doch ständig. Kein Hausmeister Feuerwehr, kein Ordnungsamtschef, der Hausjurist lebt von der Herdprämie, der Personalchef zählt Schäfchen (mit Abakus statt Computer), Bauamtsleiter beurlaubt, Citymanager ersatzlos gestrichen, Referent ebenfalls zurückgezogen … Also sparsamer kann man eine Stadt nun wirklich nicht verwalten.

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