Die Sorben kamen aus dem Nebel: Pokal-Aus gegen Senf-Made-Kicker

Markranstädt im Achtelfinale des Sachsenpokals, das kommt selten genug vor. Aber nicht nur deshalb war es ein legendärer Freitagabend im Stadion am Bad. Zwar haben unsere Jungs diesmal den Kürzeren gezogen, aber der Unterhaltungswert war großartig und die Stimmung wurde sogar von internationalen Aspekten geprägt. Nebel wie in England, Temperaturen wie in Grönland und eine Zuschauerkulisse wie im Lummerland.

Dass der MDR trotzdem 300 Fans auf den lichten Zuschauerrängen gezählt hat, lag wohl daran, dass die Hälfte davon hinter der dichten Nebelwand vermutet wurde. Ein Problem, das auch der Schiedsrichter und seine beiden Kollegen an der Linie hatten.

Mühsam kämpften sich die Strahlen des Flutlichts durch den Nebel, als sich die sorbischen Eindringlinge dran machten, mitteldeutsches Hoheitsgebiet zu erobern. Mitunter war für das Publikum kaum auszumachen, was sich auf der Gegenseite des Rasens gerade abspielte.

Auch Referee Marc Jünger hatte da mitunter augenscheinlich so seine Probleme. Nicht selten ließ er sich von einem Schrei hinter der Nebelwand anlocken und traf seine Entscheidung schließlich auf Grund der Indizienlage bei Eintreffen am Tatort.

The Fog: Stochern im Nebel

Weil es meist Bautzener waren, die sich – sei es wegen eines Schwächeanfalls oder weil sie ausgerutscht waren – auf dem Boden suhlten, gab’s denn auch reihenweise Freistöße für die Mannschaft mit sorbischem Migrationshintergrund.

Abseitspositionen wurden vom Schiri-Gespann eher geschätzt als festgestellt und Freistößen ging ein Indizienprozess am Tatort voraus.

Abseitspositionen wurden vom Schiri-Gespann eher geschätzt als festgestellt und Freistößen ging ein Indizienprozess am Tatort voraus.

Und weil der Nebel einfach nicht nachlassen wollte, wurden auch einige Abseitsstellungen eher geschätzt als festgestellt. Das besserte sich Mitte der ersten Halbzeit und ließ sogar den MDR-Reporter am Live-Ticker frohlocken: „Der Nebel lichtet sich ein bisschen. Jetzt sieht man von der Mittellinie aus sogar die Tore.“

Die Kicker aus der Senf-Stadt standen hinten sehr geordnet und fingen die Lallendorfer Pässe, die oft zu ungenau in die Spitze entsandt wurden, reihenweise ab. Und so versuchten die Hausherren dann auch immer mal wieder, die Spitzen mit ebenso langen wie hohen Bällen aus der Verteidigungslinie zu erreichen.

 

Schlechtes Rezept, wenn man die Flugrichtung des Balles durch die tief hängende Wolkendecke nur nach Gehör orten kann. Am Ende der ersten Halbzeit hatte der SSV sogar ein Chancen-Plus, trotzdem ging es torlos in die Kabinen.

Gestochere im Nebel: Wenn der Schiri am Tatort eintraf, konnte er nur nach Indizienlage urteilen.

Knifflige Indizienlage hinterm Nebel am Tatort. Wer hat da wen gefoult?

In der Pause brillierte der Stadionsprecher mit einem Aufruf, der offenbar der viel zu friedlichen Stimmung auf den Rängen geschuldet war. In der Lounge gebe es Bier, Glühwein und auch Häppchen, pries er an und ergänzte, dass das von sympathischen Damen des SSV ausgegeben werde. „Also geht rein und schlagt zu“, forderte er, jegliche Kritik an häuslicher Gewalt missachtend.

Scharia am Tresen

Zum Glück kamen da die 22 Spieler schon wieder von ihrem Pausentee zurück und zumindest der erfahrene homo marcransis ahnte da bereits, dass jetzt mal wieder die entscheidenden Minuten folgen. Und so kam es auch. Ganze acht davon waren verstrichen, als es im Lallendorfer Kasten klingelte. Flipper im Strafraum und nach dem gefühlt zwölften Nachschuss lag die Nille im Netz.

In Halbzeit zwei konnte man von der Mittellinie aus wenigstens wieder die Tore sehen. So wie hier das 0:1 für die Senf-Made-Kicker aus Sorbien.

In Halbzeit zwei konnte man von der Mittellinie aus wenigstens wieder die Tore sehen. So wie hier das 0:1 für die Senf-Made-Kicker aus Sorbien.

Nur sechs Minuten danach konnte sich Keeper Wings gleich nochmal umdrehen. Mit seinem zweiten Treffer hatte Sarelo zugleich das schönste Tor des vernebelten Abends erzielt. Aus halbrechter Position an der Strafraumgrenze abgezogen, schlug das Leder in der linken Ecke des Lallendorfer Kastens unhaltbar ein. Diesmal war der sorbische Jubel verdient.

 

Was gegen Eilenburg geklappt hatte, lag am Freitag leider in weiter Ferne. Zwar gabs in den folgenden Minuten ein paar fast schon arrogant anmutende Kunststücke der Männer in Blau, aber das Hacke-Spitze-Eins-Zwei-Drei brachte keinen Zentimeter Raumgewinn. Letzte Hoffnung für Coach Olaf Brosius war eine aus Franken reimportierte Geheimwaffe.

Das muss man den Bautznern lassen: Fankultur haben sie. Während man sich beim 1. FC Köln mit Hennes nur einen Ziegenbock als Maskottchen leisten kann, haben die Sorben den Chef der örtlichen Senf-Mafia im Gefolge.

Das muss man den Bautznern lassen: Fankultur haben sie. Während man sich beim 1. FC Köln mit Hennes nur einen Ziegenbock als Maskottchen leisten kann, haben die Sorben den Chef der örtlichen Senf-Mafia im Gefolge.

In Minute 76 kam Robert Klauß auf den Rasen. Der 36-Jährige steht aktuell in der 2. Bundesliga als Cheftrainer beim 1. FC Nürnberg in Diensten und hatte wegen der Länderspielpause freie Spitzen. Weil er zudem einen gültigen Spielerpass beim SSV sein Eigen nennt und die A9 frei war, konnte er mal wieder seine Töppen für die Lallendorfer schnüren.

Erfolg für „made in markranst“

Allerdings brachte auch diese Wunderwaffe den Endsieg nicht mehr in Reichweite. Noch nicht mal richtig auf Betriebstemperatur gekommen, klingelte es vier Minuten nach seiner Einwechslung erneut im Lallendorfer Kasten. Hentsch traf für die Senf-Made-Kicker aus spitzem Winkel zum 0:3. Bautzner mittelscharf – ich habe fertig.

Was bleibt, ist die optimistische Erkenntnis, dass am Bad wieder Markranstädter Eigengewächse mit einem Markranstädter Trainer vor Markranstädter Publikum richtig guten Fußball spielen und dabei sogar mit höherklassigen Teams mithalten können. Auch wenn der Bautzener Sieg in Ordnung geht, waren unsere Jungs absolut gleichwertig. Den Unterschied zwischen beiden Kontrahenten machte lediglich die Präzision im finalen Spielaufbau. Aber das kriegen die auch noch hin – ganz sicher.

 

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