Endlich: Shitstorm erreicht Markranstädter Esstische

Na bitte, es geht doch! Das gewaltige Echo auf die Reportage über sprachlichen Rassismus auf Markranstädter Baustellen zeigt, wie biodivers die Gesellschaft hier aufgestellt ist. Immerhin drei Bürger und damit zwei mehr als bei jenem Shitstorm, der Ravensburger zur Rücknahme seines Winnetou zwang, haben das Manifest unterstützt. Darauf darf man sich allerdings nicht ausruhen. Es gilt nunmehr, auch die letzten Bastionen patriarchaischer Sprachkultur zu zerstören. Ganz besonders beim Essen gibt es noch stereotype Diskriminanzen, mit denen es aufzuräumen gilt.

Politisch unkorrekt, rassisch diskriminierend und ethnisch beleidigend – all das verbirgt sich hinter dem, was man landläufig als „Sex des Alters“ bezeichnet: dem Essen.

Aus den tausenden unerträglicher Bezeichnungen, die tagtäglich über die Speisetische in den Markranstädter Haushalten fliegen, haben wir drei Beispiele herausgepflückt, die jedem Lallendorfer die Muttersprache verschlagen müssten.

Der Amerikaner

Hier haben wir ein eklatantes Beispiel für ethnische Stereotype. Der wahre Amerikaner ist demnach rund, fetthaltig und hat eine weiße Haut. Geht’s noch? Wo finden sich in dieser Backware die indigenen Bevölkerungsteile Amerikas wieder, wo die Nativen, die afro-amerikanischen Neobioten und was ist mit den Latinos?

Fett, rund und weiße Haut: Hierwird ein stereotypes Bild von den Amerikanern verfestigt.

Fett, rund und weiße Haut: Amerikaner?

Doch selbst für den dominanten Rest der Nation, auf den die Eigenschaften des Naschwerkes zutreffen, ist das Gebäck eine Teig gewordene Beleidigung. Weiß, rund und fett – so wird uns der typische Amerikaner suggeriert. Das ist nicht nur in ethnischer Hinsicht stereotyp, sondern auch sexistisch. Wieso heißt es „der“ Amerikaner, wo man doch auf dessen Rückseite einer cellulite-ähnlichen Oberfläche und damit einer eindeutig weiblichen Eigenschaft ansichtig wird? Also wenn schon, dann „die Amerikanerin“.

Fazit: Die Bezeichnung „Amerikaner“ ist nicht nur ethnisch diskriminierend, sondern auch sexistisch.

Früher konnte sogar Putin noch darüber lachen. Als er dereinst in Dresden wohnhaft war, hatte er von seinem Plattenbau aus die Bäckerei fast sehen können, in der das angeblich aus seiner sowjetischen Heimat stammende Manna produziert wurde.

Russisch Brot

Dabei liegt der Fehler schon in der Form. Mit lateinischen Buchstaben kann der Iwan, von Putin mal abgesehen, nämlich nichts anfangen. Drum liest sich das Wort „Frieden“ bei ihm auch wie „Mup“ und Krieg klingt fast so romantisch wie ein Gläschen roter „Chateau Gulag“ beim Candle-Light-Dinner: Woina.

Russisch Brot mit lateinischen Buchstaben: Kein Wunder, dass Putin aufbegehrt.

Russisch Brot mit lateinischen Buchstaben: Kein Wunder, dass Putin aufbegehrt.

Aber dafür können wir Deutsche nix. Die Bezeichnung Russisch Brot ist vielmehr das Ergebnis gezielter Desinformation aus dem Kreml. Es soll uns vermitteln, dass die Russen unsere Sprache verstehen und allesamt so süß sind, dass man sie am liebsten tütenweise vernaschen möchte.

Das Resultat: Der gutgläubig-zutrauliche Deutsche wird fettleibig (siehe: Amerikaner), bekommt Diabetes und kann die Front an der Oder-Neiße-Linie nicht mehr verteidigen. Also wenn schon Russich Brot, dann mit kyrillischen Buchstaben, khaki-farbenem Überzug und Knoblauch-Note.

Fazit: Russisch Brot ist zwar nicht sexistisch und auch ethnisch tragbar, aber politisch absolut unkorrekt.

Mit der landläufig salonfähigen Meinung, dass der Neger den Längsten hat, konnte auch der Kameruner bislang ganz gut leben.

Die Kameruner

Schließlich hat er auch ordentlich daran verdient. Deutsche Omas fliegen bekanntlich vor allem deshalb so gern in die von ihm besiedelten Urlaubsgebiete, weil sie sich dort für wenig Geld noch mal so richtig bis ans Zäpfchen durchorgeln lassen können. Aber der Ruf wurde von rassistischen Neidern nachhaltig beschädigt und die ausbleibenden Ströme greiser Sex-Touristinnen bringen sogar das Kameruner Bruttosozialprodukt ins Wanken.

Unerträglich und an Beleidigung kaum noch zu übertreffen: Als ob die Kameruner solche Nüsse hätten.

Unerträglich und an Beleidigung kaum noch zu übertreffen: Als ob die Kameruner solche Nüsse hätten.

Man muss keine Frau sein, um sich die diskriminierende Wirkung der Bezeichnung vor Augen führen zu können. Es gibt die Kameruner nicht umsonst nur im Plural, was ein sprachlicher Hinweis darauf ist, dass sie mindestens paarweise vorkommen. Von hier ist es nur noch ein kleiner gedanklicher Schritt bis zur diskriminierenden Feststellung: Wer will sich schon mit Männern einlassen, die solche Nüsse haben?

Fazit: Auch dieser Fausthieb ins Angesicht gelebten Rassismus’ ist unerträglich und muss sofort aus dem Wortschatz entfernt werden.


Hat der Berliner  nur Marmelade im Kopf und kann man ihn nur mit einer großen Klappe essen? Verletzen Schweinsohren und Ochsenaugen die Gefühle von Tieren? Schreiben Sie uns Ihre satirische Meinung!

 

4 Kommentare

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    • Ute Weigand-Münzel auf 24. September 2022 bei 18:09
    • Antworten

    Sehr guter Artikel, der aber nur der Anfang sein kann. Was ist mit Wiener-, Frankfurter- oder Deutschländer Würstchen?Wer hat die längsten und saftigsten? Da ist der Wiener ja wohl raus?
    Was genau ist mit den sächsischen Kartoffelpuffern? Sind die eine vorfristige Homage an die umstrittene „Layla“?
    Von „Königsberger Klopsen“ will ich gar nicht erst anfangen, sonst heißt es noch, dass ich mit der AfD sympathisiere.
    Im Übrigen heißt der „Berliner“ in unseren Breiten eher Pfangguchn. Bissl Heimatliebe muss schon sein.;)

    1. Korrektur, Euer Ehren: Es heißt bei uns nicht Pfangguchn, sondern Pfangguchngä. Genauso wie Muddi nicht Muddi gerufen wird, sondern Muddiä. Frach ma in Marioä und in Mürgoä, die dun das ganz genau wissnä.

    • Mischer auf 24. September 2022 bei 9:01
    • Antworten

    An die Negerküsse und Mohreköppe habt ihr euch mal wieder nicht herangetraut?! Vielleicht sollte man die Dinger einfach Negerköpfchen nennen, um jedem Ärger aus dem Weg zu gehen. Die Berliner haben das mit ihrem Kindel vorgemacht. Klingt niedlich und veführt schon die Kleinsten zum Saufen.
    Auch beim Pilsener wurde die sächliche Form gewählt. Aus dem gleichen Grund, wahrscheinlich. Es müsste doch eigentlich heißen: Der Pilsener oder die Pilsenerin…
    Erwähnenswert scheinen mir noch die Krakauer(in) und die Brühpolnische, die fetten, runden, weiblichen Würste, die sicherlich aus der gleichen Gegend stammen. Eine Diskriminierung erster Klasse!
    Genau so wie die warmen Wiener, mit denen man sich über die österreichische Schwulenszene lustig macht. Und den ungesunden Hamburger hätte ich fast vergessen…
    Herzliche Grüße und WEITER SO !

    1. Österreichische Schwulenszene? Gibts da noch was außer Concita Wurst, die weder warm noch kalt schmeckt?

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