Er steht!

Wann immer es heißt „Er steht!“, folgt sofort die Frage nach der Größe. Das ist auch im Wettbewerb der kommunalen Weihnachtsbäume nicht anders. Seit Donnerstag steht die Markranstädter Tanne auf dem Marktplatz. Während andere Kommunen im Kampf um das höchste Gewächs sogar mathematische Formeln bemühen, hat man in Markranstädt hingegen die Säge angesetzt, damit man in den Nachbarstädten bloß keinen Neid erzeugt. Auch so eine schöne Folge einer gynokratisch besetzten Führungsriege: Niemand kann die beruhigende Notlüge, dass es auf die Größe nicht ankommt, so glaubhaft darbieten wie Frauen.

In Leipzig glaubt man die Mär vom „nicht die Größe macht’s“ traditionell nicht. Stolze 22 Meter ragt das Haupt der diesjährigen Tanne vorm Alten Rathaus in den Himmel und läuft damit Gefahr, beim Blowjob des nächsten Sturmes an dessen Zäpfchen zu stoßen.

Anders die Markkleeberger, dort setzt man auf Masse statt Klasse. Und so lässt Oberbürgermeister Karsten Schütze wissen: „Wir können zwar nicht mit Leipzig konkurrieren, haben nicht den größten Weihnachtsbaum. Mit insgesamt sechs Bäumen im Stadtgebiet aber eine stattliche Anzahl. Und zusammengerechnet kommen wir immerhin auf 38 Meter.“

Wenigstens hat das Markkleeberger Stadtoberhaupt bei dieser Aussage schelmisch gegrinst. So richtig glaubwürdig ist diese Rechnung schließlich nicht. Man könnte ebenso gut im Swingerclub drei Dutzend Eunuchen an die Bar schicken, um mit ihren in Summe 36 Zentimetern bei paarungswilligen Damen ultimatives Brunftjauchzen auszulösen.

Die diesjährige Markranstädter Weihnachtstanne hängt hier noch'n bissl halbschlierig vom Anhänger, wird aber gleich kerzengerade aufgerichtet.

Hängt noch’n bissl halbschlierig vom Anhänger, wird aber gleich kerzengerade aufgerichtet.

 

Ganz anders in Markranstädt. Hier wurde am Donnerstag auf dem Marktplatz ein 13 Meter hohes Nadelgehölz eingeschwenkt, das den einst von Siegmund Freud auf einem österreichischen Pissoir entschlüsselten Tannen-Neid anderer Kommunen geradezu provoziert hätte.

Nicht die Größe macht’s

Da es schon innerhalb der Stadtgrenzen viel zu viele Diskussionen um viel zu wenig Inhalte gibt, wollte man sich zumindest nach außen in Zurückhaltung üben und so wurde der Stamm vor dem Einsetzen in den Christbaumständer gleich mal um drei Meter gekürzt.

Das sind locker mal zehn Meter, lieber Peter! Der Rest wird abgesägt.

Das sind locker mal zehn Meter, lieber Peter! Der Rest wird abgesägt.

Die jetzt nur noch rund zehn Meter hohe Tanne wurde von Christa Scheunig aus Göhrenz gestiftet. Entwurmt, im Gegensatz zu so mancher Führungskraft geimpft und aufrecht im Schuh stehend, hat das gut gepflegte Nadelgehölz auch in Sachen Umfang seine Mitbewerber locker aus dem Feld geschlagen. In diesem Sinne: Ein Dank der edlen Spenderin!

 

Auf den Marktplatz transportiert wurde das stolze Gebäum traditionell vom Transportunternehmen Uwe Felgentreff.

Dort wird es jetzt von den Mitarbeitern des Technischen Service Lallendorf (TSL) wie immer liebevoll vervollständigt. Schließlich nützt selbst die stattlichste Länge nichts, wenn keine Kugeln dran hängen.

Er steht! Und so denn nicht noch ein Sturm oder eine Stürmin kommt, zählt der Markranstädter Weihnachtsbaum in den nächsten Wochen zu Stadtbild auf dem Marktplatz.

Er steht! Und so denn nicht noch ein Sturm oder eine Stürmin kommt, zählt der Markranstädter Weihnachtsbaum in den nächsten Wochen zu Stadtbild auf dem Marktplatz.

Umrahmt von der innerstädtischen Weihnachtsbeleuchtung soll die Markranstädter Tanne dann vom 1. Advent bis Hochneujahr festlichen Glanz auf dem Marktplatz verbreiten.

Das wird auch bitter nötig sein, denn auf den Weihnachtsmann wird man diesem Jahr vergeblich warten. Nicht aus Mangel eines Impfnachweises, der in Markranstädt sowieso keine Rolle spielt, sondern weil der Weihnachtsmann bis dahin nicht mehr im Amt ist und die Ampelkoalition erst noch einen neuen wählen muss.

 

3 Kommentare

    • Sascha auf 19. November 2021 bei 16:01
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    Immer wieder schön zu lesen, liebes MN Team. Weiter so!

    • Doppelrömer auf 19. November 2021 bei 15:15
    • Antworten

    Der leider zu Früh verstorbene Lindennaundorfer Schmied und Unikat Herbert Hoffmann würde sagen: „Ich hätte da mal ne Frage…?“
    …und wenn dann DER Samen in DEN Tannenzapfen durch DIE edle Spenderin DES Weihnachtsbaumes 2021 in DIE NEUEN Tannenbäume kommender Generationen münden würde: Ist dann DER reinste Öko Kreislauf für Markranst ein neues oder DAS Alleinstellungsmerkmal auch Gender-gerecht? Oder nur ein gelungenes Beispiel für gelungene Integration dörflicher Befruchtung der Kernstadt? Ein DANKE für die Spenderin zum schönen Stadtbild für alle Bürger/innen zur Weihnachtszeit bis Hochneujahr!

    • EddiKonstantin auf 19. November 2021 bei 9:50
    • Antworten

    Nett, niedlich und köstlich – satirisch in Szene gesetzt! Unsere MN Nachrichten in Nachtschichtarbeit werden langsam oder sind es schon , zu einem Alleinstellungsmerkmal für unsere Stadt!

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