Es riecht nach Bratwurst, irgendjemand impft hier!

Seit ein Bürgermeister im Raum Hannover selbst am Grill stand, um frisch Geimpfte mit einer Bratwurst zu belohnen, heißt es in Deutschland auf und ab: „Es riecht nach Bratwurst. Irgendjemand impft hier!“ Aber es gibt im Zusammenhang mit dem Impfstatus auch andere Aktionen. In Markranstädt brennen beispielsweise seit Freitag Kerzen auf der Rathaustreppe.

Was sich Bürgermeister Dominic Herbst (Grüne) in seiner Gemeinde Neustadt am Rübenberge bei Hannover einfallen ließ, könnte durchaus als soziale Weihnachtsaktion durchgehen.

Es war praktisch ein Angebot an all jene, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht in diesen Tagen. Gerade vor Weihnachten denkt man doch so viel an jene, die mit hungrigem Magen ins Bett gehen müssen. Zumindest in Neustadt wird denen geholfen. Einfach den Impfstatus wechseln und schon wird der wässrig gemachte Mund gestopft.

Der Impfstatus als gesellschaftliches Selektionsmerkmal treibt auch in Markranstädt viele Menschen um. Zwar heißt es noch nicht „Kauft nicht bei Ungeimpften“, aber umgekehrt ist es bereits jetzt nicht mehr jedem Ungeimpften möglich, überall einkaufen zu gehen.

Die verschwiegene Angst

Das ist vor allem dann blöd, wenn man – warum auch immer – nicht geimpft werden kann. Ein Aspekt zum Beispiel wurde bislang völlig ausgeblendet: Impfangst!

Klar kann man drüber lachen, wenn ein 50-Jähriger an der Hand seiner Frau wie ein kleines Kind ins Impfzentrum geführt wird, mit zitternden Händen unterschreibt und dann trotz guten Zuredens die Flucht ergreift, sobald der Arzt die Spritze auspackt.

Aber wer sich mal zwei Stunden ins Markkleeberger Impfzentrum setzt und das Treiben dort beobachtet, wird schnell feststellen, dass das keine unbedeutenden Einzelfälle sind.

Ist schon seltsam: Während in Schulen für nicht vorhandene Diverse Diversentoiletten gebaut werden, gelten tatsächlich vorhandene Impfängstler als nicht vorhanden oder werden ins Reich der lächerlichen Ausreden abgeschoben und damit diskriminiert.

Irgendwo in diesem Bereich ist die Kritik zu verorten, die seit Freitag auf der Rathaustreppe ruht. Aber da gehts ursächlich nicht um Kritik, sondern um eine vorweihnachtliche Botschaft, die wesentlich besser über die Zunge kommt als eine Bratwurst. Es geht um Nächstenliebe und Toleranz.

Seit Freitagabend auf der Rathaustreppe: Appell an Toleranz "egal welchen Impfstatus Du hast".

Der Text der Botschaft lautet: „Ich bin ungeimpft. Ich bin Mensch. Ich bin tolerant. Bist Du es auch? Dann stell Deine Kerze neben meine als ein Zeichen der Nächstenliebe und Toleranz, egal welchen Impfstatus Du hast.“

Die Botschaft auf der Ratshaustreppe.

Die Botschaft auf der Ratshaustreppe.

Dass es ausgerechnet ein Ungeimpfter/eine Ungeimpftin ist, der/die/das den Bekennerbrief für sich in Anspruch nimmt, wurde im Lallendorfer Gerüchte-Luftraum natürlich erst mal skeptisch beäugt und in den sozialen Medien ausgewertet.

Lichter für Toleranz

Nachdem aber auch die Stammtisch-Wortführer nichts Anrüchiges an der humanistischen Grundforderung fanden, wagten sich immer mehr Markranster, beim Abendspaziergang eine Kerze auf der Treppe zu vergessen.

Und so trugen am Sonntag schon über 30 Lichter die Botschaft für Nächstenliebe und Toleranz „egal welchen Impfstatus Du hast“ unter die Menschen. Wer könnte dazu schon nein sagen?

15 Kommentare

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  1. Heute Abend wurde Toleranz von unserem Freund und Helfer mit 7 Einsatzfahrzeugen vorm Rathaus gelebt. Da wurde an der Treppe bei den Kerzen Brandwache gehalten. Hut ab.

    1. Das waren Teilnehmer! Auch Polizisten haben das Recht auf Nächstenliebe und freie Meinungsäußerung.

    • Mark Ranzi auf 14. Dezember 2021 bei 22:53
    • Antworten

    Wenn Ungeimpfte Geimpfte gefährden, dann stimmt wohl etwas mit dem Impfstoff nicht. Wenn Politiker auf dieser Grundlage Ihre Bevölkerung spalten, dann stimmt wohl etwas mit diesen Politikern nicht. Wenn ein Impfstoffverkäufer zum regierungsnahem Berater mutiert und bekannt gibt, dass man sich aller 3 Monate nachimpfen sollte, ist es als würde Herr Diess von Volkswagen uns mit Unterstützung der Regierung erzählen, wir müssten uns aller 2 Jahre ein neues Auto kaufen.
    Der Virus wurde auch nicht von Ungeimpften erschaffen. Sie tragen daran keine Verantwortung, zahlen aber die Kosten für Tests und Impfungen auch. Ich denke die hier Regierenden haben jede rote Linie des Anstandes seit langem überschritten. Sie scheinen nur noch vom eigen Versagen ablenken zu wollen. Nach dem Motto: Spalte und verwalte. Oder denkt irgendjemand wirklich, dass in Sachsen 1 Mio. Verfassungsfeinde und Rechtsextreme leben. Unglaublich diese Dreckumsichwerfer. Haben jegliches Vertrauen verspielt.
    Leute steht bitte zusammen und lasst Euch nicht spalten!

    1. Schon mal drüber nachgedacht, dass das alles nur Satire ist? Also nicht nur das, was wir hier schreiben, sondern auch sonst so…

    • EddiKonstantin auf 14. Dezember 2021 bei 19:41
    • Antworten

    Mit welchem Recht fordern Politiker, die vor Kurzem noch gegen jede Impfpflicht waren, von den echten Verweigerern, die sich auf die Verfassung berufen können, sie sollten ihnen folgen, sich impfen zu lassen.? Wer sind denn nun die echten Umfaller? Abstand halten, Händewaschen , Kontakte reduzieren helfen und vielleicht noch klassischer Totimpfstoff. Dies von Anfang so verkündet, wäre auf ungeteilte Zustimmung in der Bevölkerung gestoßen. Wenn man dann noch Zeitung und Fernsehen abgeschafft hätte, wäre die „Pandemie“ schon vergessen. Daran hätte dann aber auch niemand etwas verdienen können.

    • Toleranz auf 14. Dezember 2021 bei 18:15
    • Antworten

    Toleranz – ist so viel; eine zulässige Abweichung beim Bau, eine zu vernachlässigende Geschwindigkeitsüberschreitung im Straßenverkehr, die Akzeptanz von Verhalten von Hunden, Katzen und anderen Haustieren, aber auch – und das macht sie so wertvoll – die Akzeptanz des Verhaltens von Menschen.
    Zum Glück haben irgendwann einmal ein paar kluge Köpfe Regeln aufgestellt, in deren Rahmen sich die Akzeptanz und damit die Toleranz bewegt.
    Bei aller hitziger Debatte um DAS Thema CORONA und aller damit im Zusammenhang stehender Prozesse, Bedingungen, Wünsche oder Forderungen; ALLE sollten aufpassen, dass sie den gesteckten Rahmen, der das Zusammenleben von uns Menschen ermöglicht, nicht verlassen.
    Bereits vor einigen Jahren haben die Puhdys ein Lied geschrieben, in dem heißt es
    „Und vielleicht, wenn auf der Welt der Haß und die Gier so groß werden,
    Dass nichts, aber auch nichts mehr sie retten kann, dann vielleicht
    Gibt es dort auch ein Buch, das heißt: Der Untergang der Erde.
    Es wird über uns berichten, über unser Leben, über unsern Tod
    Und über Feuer, das so groß war, dass keine Tränen es löschen
    Konnten bis hin zur letzten Sekunde, als die Erde aufhörte zu existieren.“ (DAS BUCH)
    Passen wir auf, dass uns das nicht passiert.
    Und noch ein Denkanstoß, an alle, die so vehement die Toleranz einfordern:
    Wenn die Toleranz so allgemein gelten soll, dann auch für die Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung, für Menschen, die auf der Straße leben und uns um Hilfe bitten, auch für Menschen, die aus ihren Ländern fliehen mussten, um zu überleben, ja auch für die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft, ja auch für Menschen mit anderem Glauben und Konfession. Dann bitte für ALLE.
    Die Toleranz gilt auch für die Ministerpräsidenten und Minister der Staatsregierungen, die ebenso das Recht auf eine eigene Meinung haben dürfen. Weder der Herr Kretzschmer oder eine Frau Köpping oder ein Herr Dulig machen die Politik. Es sind unsere, von uns gewählten Abgeordneten der unterschiedlichsten Parlamente, die über die Gesetzesvorlagen entscheiden. Und das sollten wir akzeptieren und tolerieren.

    • Bürger auf 14. Dezember 2021 bei 13:22
    • Antworten

    Courage ist gefragt, denke ich.

    In Zeiten, wo das Atmen oder Kerzen zum Klimaproblem erklärt wird, Zusammentreffen mit Freiheitsentzug bestraft werden kann und jeder, der sich mit den Maßnahmen bezüglich Corona nicht einverstanden erklärt und zum Feind und Schuldigen für alles Übel stilisiert wird, frage ich mich, wofür sind wir denn 1989 auf die Straße gegangen? Für eine gespaltene Gesellschaft, Reisebeschränkungen oder andere Sanktionen und zensierte Meinungen in unserem Land? – sicher nicht.
    Ich bin mir sicher, dass es eines Jeden Recht ist, über seinen Körper selbst zu entscheiden und auch sich selbst zu schützen, wenn er möchte. Eine Gefahr für Geimpfte ausgehend von Ungeimpften kann ich nicht verstehen, wenn Impfen schütz.
    Einen neuen Glaubenskrieg darüber vom Zaun zu brechen, halte ich für brandgefährlich in unserer toleranten Welt.
    Aber, auch das ist eine Meinung, die die Demokratie aushalten kann.

    1. Gut, wir geben den Kommentar noch mal frei, obwohl er nicht hierher passt (merke: Satire!) Fürderhin einfach mal lächeln beim Schreiben, da klappts dann wie von selbst,

    • Doppelrömer auf 14. Dezember 2021 bei 11:57
    • Antworten

    Vorlei wolln mor ooch ma redn über de möchliche Ursache die de bolidig für de vieln Unzufriednn zu verandwpordn hat. Seid SARS begonn had hat de Bolidig nur hinderhergeruderd un das mid Negadtjon der Negatjon innerhalb eenes Tachs. Sohn Hickhak verdrächt dr führungsgedrillde Teutone nich. Ke Wundr das nu öffntliche Bläze verwachst wern. Doch gann bitte dr Gerznoffsteller de verwachsdn Überresde und de leern umweldschädlichn blasdehülsen ooch widdr selber wegräum? Nee! Machd nu ebn e steurbezalder Gender.. Ooch nich in Ordnung. Wasn Nu? Un nachgemachd von andern Gmeinden iss ooch nur. Odr gsdeuerd v. Andrn? Übrigens: Das Licht einer Kerze ist das warme Licht zur christlich Weihnachtlichen Besinnlichkeit. Es weist einem Jeden SEINEN eigenen Weg. Bitte also Ball Flach halten und Inne halten.

    1. Solange mor vorlei sein‘ Teggsd odrndlüsch dschändorn tut, isses ougeeh.

    • Micha auf 14. Dezember 2021 bei 11:06
    • Antworten

    so viel Nächstenliebe ist ansteckend

    1. Nicht wenn man die Abstandsregeln einhält und sein Gesicht hinter einer Maske verbirgt 😉

    • Klaus Schuster auf 13. Dezember 2021 bei 12:18
    • Antworten

    Leider sind heute am Montag den 12.12.21
    alle Kerzen verschwunden, da muss man sich schon fragen wer sowas veranlasst ‼️

    1. Nun ja, es ist immerhin eine offiziell gewidmete Treppe zu einem öffentlichen Gebäude, das zudem von einer Frauenriege beherrscht wird. Man stelle sich vor, da huscht eine zu ihrem Arbeitsplatz und dabei fängt ihr Rock Feuer. Dass die Treppe zumindest wochentags, also im Werksverkehr, beräumt wird bzw. werden muss, ist doch klar.

      • Beobachter auf 14. Dezember 2021 bei 13:25
      • Antworten

      Am Montag Abend standen da einige Kerzen, hat die wer wieder hingestellt oder hat sich in den Netzwerken ein Fake verbreitet?

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