Firma Schärschmidt: Gas, Wasser … und viel Herz

Bei so viel Weihrauch, wie er am Sonntag aus dem Altranstädter Schlosshof gen Himmel stieg, musste wohl Großes geschehen sein. Und so war es auch. Mike Schärschmidt, Chef des führenden Markranstädter Sanitärers, hatte zum 45. Jubiläum seines Handwerksbetriebes geladen. Viele große Gesten, aber die höchste Auszeichnung waren die Gäste. Wer so viele Freunde und zufriedene Kunden hat, dass aus einer Firmenfeier ein Volksfest wird, hat alles richtig gemacht. Und wer dann noch 6.000 Euro für den Wiederaufbau West spendet, erweitert diesen Freundeskreis beträchtlich.

„Tach, Firma Schärschmidt – Gas, Wasser … und viel Herz“, müsste sich Sanitär-Geselle Eckehaad bei Frau Hansen vorstellen, wenn er im Werner-Film nicht schon für Meister Röhrich arbeiten würde.

Weil Schärschmidt und seine Kollegen aber schon seit 45 Jahren in Markranstädt für gutes Klima, angenehme Wärme und störungsfreien Abfluss bekannt sind, reichte am Empfangsportal des Altranstädter Schlosses ein „Alles Gute, Mike“, verbunden mit einem Schulterklopfen und vielleicht noch einer herzlichen Umarmung. Für opulentere Begrüßungsgesten war bei dem Gästeansturm erst mal sowieso keine Zeit.

Keine großen Worte: Unter Handwerkern reicht ein ordentlicher Handschlag mit einer kurzen, brüderlichen Umarmung.

Keine großen Worte: Unter Handwerkern reicht ein ordentlicher Handschlag mit einer kurzen, brüderlichen Umarmung.

Es war ein Stelldichein des Markranstädter Who-is-who, was sich da schließlich auf dem Schlosshof in illustren Runden tummelte.

Versorgt vom Markranstädter Catering Service Seifert und unterhalten mit musikalischen Weisen (unter anderem des Großlehnaer Scharnhorst-Chores, der Markranstädter Stammtischler und eines gen-manipulierten Udo Lindenberg), stellte die Stimmung jeden Parteitag einer Handwerker-Innung in den Schatten.

Die alten Zeiten…

Von Fall zu Fall war das Event auch der Rahmen für ein Wiedersehen einstiger Weggefährten. Als mit der Ersten Beigeordneten Beate Lehmann und Wirtschaftsförderin Carolin Weber auch zwei Offizielle aus dem Rathaus ihre Aufwartung machten, staunten sie wohl nicht schlecht, als sie im Bierzelt auf ihren einstigen Chef stießen.

Jens der Friese fühlte sich jedenfalls sichtlich wohl, was nicht nur an der Abwesenheit seiner Nachfolgerin gelegen haben kann. Es drängte sich irgendwie der Vergleich zwischen Gorbi und Putin auf. Ersterer hat zwischen Elbe und Rhein auch einen besseren Leumund als der aktuelle Kreml-Chef, obwohl Gorbatschow es ist, der die Sowjetunion auf dem Gewissen hat. Tja, so ist das: Wer nicht kommt, den bestraft das Leben.

"Du sach mal, wo könnte die den Ordner über die Stadtmöbel versteckt haben?"

„Du sach mal, wo könnte die den Ordner über die Stadtmöbel versteckt haben?“

Ganz, ganz viel Emotion ließ Mike Schärschmidt bei seiner kurzen, aber mit viel Herz vorgetragenen Ansprache fließen. Wer ihn kennt, der weiß, dass man sowas kaum ehrlicher zelebrieren kann als der Handwerksmeister aus der Rudolf-Breitscheid-Straße.

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau ... und die genießt seine Andacht sichtlich.

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau … und die genießt seine Andacht sichtlich.

Für eine adäquate Länge seiner Rede sorgten lediglich kleine Pausen, in denen er immer wieder die Renne speiste. An den Ufern des kleinen Luppe-Zuflusses muss zwischenzeitlich Hochwassergefahr geherrscht haben.

Ganz viel Herz zeigte der Großlehnaer Unternehmer schließlich auch auf andere Art. Für sein Firmenjubiläum wünschte er sich von den Gästen keine Geschenke, die er sowieso nicht braucht. Statt dessen sollten sie für einen guten Zweck spenden.

Und den kündigte Mike Schärschmidt ebenfalls an. Im überfluteten Bad Neuenahr weiß er einen Handwerksbruder aus der gleichen Zunft, dem zur Zeit im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser bis zum Hals steht. Mit den Fluten der Ahr ist die Firma Wershofen quasi den Bach runtergegangen.

„Ich habe eine Firma mit 22 Leuten gefunden, die nicht nur Haus und Hof verloren hat, sondern vielleicht auch Mitarbeiter, denn drei davon sind seit der Flut noch vermisst“, ließ Schärschmidt seine Gäste wissen. „Egal wieviel in der Box da draußen zusammengekommen ist: Dieses Geld geht komplett runter ins Katastrophengebiet“, teilte er sichtlich bewegt mit.

Und da war inzwischen einiges zusammengekommen. Über 5.300 Euro haben die Gäste an diesem Nachmittag gespendet. Damit’s eine glatte Summe wird, hat Schärschmidt die fehlenden 700 Euronen noch draufgelegt und so fließen jetzt 6000 Euro Fluthilfe aus Großlehna nach Bad Neuenahr.

Worte und Taten

Ganz sicher der Beginn einer neuen Freundschaft, was dazu führen könnte, dass zum 50-jährigen Betriebsjubiläum auch Gäste aus dem westelbischen Wirtschaftsraum beim führenden Markranstädter Sanitärer vorstellig werden.

Das Team vom Rosenkranz sorgte für Magen und Kehle.

Das Seifert-Team sorgte für Magen und Kehle.

Dann allerdings wird Mike Schärschmidt die Glückwünsche der Gratulanten schon im Schaukelstuhl entgegen nehmen. Auch das hat er am Sonntag schon mal angekündigt: Generationswechsel bei KSM in fünf Jahren. Da sieht der alte Satiriker den alten Sanitärer schon über den Hof laufen und … ach was, sehen Sie es sich am besten gleich selber an:

6 Kommentare

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    • Tilo Lehmann auf 4. August 2021 bei 11:06
    • Antworten

    Klasse- wieder ein geordneter Firmengenerationswechsel als so erfolgreiches Innungsmitglied in Aussicht. Frank Fahrzeugbau hat es ebenfalls vorgemacht. Wenn das eine Markranstädter Tugend wird kann der Stadt nichts passieren- solange sie eigenständig bleibt. Einarbeitung und Übergabe an eigene fähige Fachkräfte- hier kann sich Politik und Verwaltung leider nicht einreihen. Da gibt es nur immer Wahl-KÄMPFE und dann oft wenig dahinter! 45 Jahre- GWS Schärschmidt: Glückwunsch für soviel gute Kraft!

    1. GWS … danke für diesen Schmunzler…

    • Kerstin Tangermann auf 4. August 2021 bei 7:27
    • Antworten

    Mike ist nicht nur ein Chef mit Herz, sondern auch ein Macher, der seinen Worten Taten folgen lässt. Er hat sich über die vielen Jahre mit seiner Familie einen Namen gemacht und zwar einen „wohlklingenden“.Nicht nur als kompetente Firma, auch als total sympathische und liebe Menschen. Bleibt wie ihr seid und weiter so.

    1. Dem ist nichts hinzuzufügen … oder um es mit Meister Julius Röhrich zu sagen: „Wir sinn inne Innung. Da kann nich jeder mid üm“. 🙂

    • Michaela Täschner auf 4. August 2021 bei 1:33
    • Antworten

    Lieber Schreiberling leider ist dir in diesem Beitrag ein kleiner aber doch wesentlicher Fehler unterlaufen. Die Bewirtung stellte nicht das Restaurant Rosenkranz sondern das CSS (Catering Service Seifert). Wir haben unserem angeheirateten Chef natürlich sehr gern mit 3 Mitarbeitern aus dem Rosenkranz ausgeholfen. Das versteht sich ja von selbst. Jedoch ist es so das Herr Jörg Seifert die Ehre für das gelungene Catering gehört. Liebe Grüße Michi

    1. Liebe Luftausdemglas-Lasserin, danke für den Hinweis, der in einem aufopferungsvollen Akt (Neudruck der gesamten Ausgabe) berücksichtigt wurde. Wenn der Chef genauso kommunikativ wäre wie seine Mitarbeiter, hätte das schon vor Ort geklärt werden können. Aber sei’s drum: Hauptsache, es hat geschmeckt und ob er das Lob nun als angeheirateter Herr Rosenkranz oder steakwendender Herr Seifert bekommt: ohne seine drei freundlichen Wirbelwinde hinter der Theke wäre es ohnehin nicht zu dieser Laudatio gekommen. Also: Dank ans ganze Team!

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