Fotojagd nach der „Flitzerin vom Kulki“

Die Vorfälle am Westufer des Kulki haben seit Wochenbeginn eine Entwicklung genommen, bei der selbst die Markranstädter Nachtschichten nicht mehr gewillt sind, beide Augen zuzudrücken. Ehrlich gesagt, nicht mal eins. Denn vieles deutet inzwischen darauf hin, dass es sich bei der Exhibitionistin, die seit einigen Tagen an der Uferpromenade ihr Unwesen treibt, nicht um eine Einzelperson handelt. Da heißt es wirklich: Augen auf!

Woran erkennt man eine Exhibitionistin in der Sauna? Richtig, am Mantel. Offenbar ist dieser Witz inzwischen so abgedroschen, dass die zeigefreudigen Damen das Dampfbad verlassen und ihren Kick lieber draußen suchen.

Im Gegensatz zu männlichen Exhibitionisten springt die „Flitzerin vom Kulki“, die in Markranstädt gerade für Gesprächsstoff sorgt, allerdings nicht aus dem Gebüsch und reißt vor völlig ahnungslosen Männern ihren Mantel auf. Sie geht subtiler vor.

„Ich bin spazieren gegangen, als mir auf dem Promenadenweg eine auf den ersten Blick unscheinbare, aber durchaus attraktive junge Frau entgegen kam“, habe ein Passant den Ermittlungsbehörden erzählt, als er Anzeige erstattete. „Als sie nur noch zwei-drei Meter vor mir war, riss sie plötzlich ihren Mantel auf. Sie hatte nichts drunter!“

Sie hatte nichts drunter

Dieser Vorfall habe sich bereits am 16. März ereignet und war der erste in einer ganzen Reihe weiterer Vorkommnisse gleicher Art. Es hat allerdings eine Weile gedauert, bis die Ermittlungsbehörden Wind von der Sache bekamen. Weil Männer angeblich eher nicht dazu neigen, solche Offenbarungen anzuzeigen, blieb die Serie lange Zeit im Dunkeln.

So dauerte es bis zum 24. März, bevor die nächste Anzeige gegen die „Flitzerin vom Kulki“ erstattet wurde. Allerdings gehe es seither Schlag auf Schlag. „Zwar werden keine Anzeigen erstattet, aber wir erhalten täglich mehrere Hinweise von Sichtungen dieser Frau“, sagt ein Behördensprecher.

Trittbrettflitzerin

Am Mittwoch seien die Ermittler dann stutzig geworden, weil sich gleich zwei Passanten gemeldet hatten, die der freizügigen Dame zwar zeitgleich, allerdings an weit voneinander entfernten Orten ansichtig geworden sind. „Eine Begegnung fand am Kiosk oberhalb des Göhrenzer Strandes statt, die andere zur gleichen Minute in Höhe des Kanuclub-Geländes“, heißt es in der Mitteilung.

Die Beschreibungen der Zeugen lassen die Ermittler inzwischen davon ausgehen, dass sich mindestens eine Trittbrettfahrerin dazugesellt hat.

Während eine der Damen jung, schlank und blond sei und immer in einem roten Regenmantel unterwegs ist, sei die andere reiferen Alters, etwa Mitte 40, annähernd 1,75 Meter groß und trage einen schwarzen Mantel.

Bestätigt seien diese Information inzwischen durch zwei den Ermittlern vorliegende Fotos, die von Passanten geistesgegenwärtig mit Smartphones aufgenommen wurden. Eines entstand auf der Promenade zwischen Strandbad und Kurve zum Kanuclub, das andere auf dem Parkplatz Oststraße.

Bog vom Basketballplatz zum Strandbad ein und zog plötzlich blank. Wie soll man sich als Mann dagegen wehren?

Bog vom Basketballplatz zum Strandbad ein und zog plötzlich blank. Wie soll man sich als Mann dagegen wehren?

Es sind mittlerweile nicht die einzigen Fotos, die den Ordnungshütern vorliegen sollen. Eine regelrechte Fotosafari habe am Westufer des Kulkwitzer Sees inzwischen eingesetzt auf der Jagd nach einem Schnappschuss von einer der Flitzerinnen.

Schwere Geschütze

Ein Behördensprecher warnt deshalb: „Wenn sie auf diese Weise die ersehnte Aufmerksamkeit erfahren, werden sich bald noch mehr Trittbrettfahrerinnen einfinden und sich entblößen.“ Ordnungsbeamte gehen deshalb seit heute nicht nur wegen der Flitzerinnen am Kulki auf Streife, sondern auch, um Hobbyfotografen habhaft zu werden, die dieser „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ damit Vorschub leisten.

Da die Ordnungshüter offenbar selbst nicht so recht dran glauben, dass diese Drohung zieht, fahren sie weitere Geschütze auf.

So wird mit dem Argument „Nicht nur junge Frauen werden von solch abartigen Sexualtrieben befallen“ ganz beiläufig auch auf die erfolglose Strategie mit den berühmten Bildern auf Zigarettenschachteln ins Spiel gebracht.

Handy-Schnappschuss von der Trittbrettflitzerin am Parkplatz in der Oststraße.

Handy-Schnappschuss von der Trittbrettflitzerin am Parkplatz in der Oststraße.

Die Fotojäger könnten dabei sogar die einzigen sein, denen eine Strafe droht. Und genau diese Aussage war es auch, die das Team der Markranstädter Nachtschichten hellhörig werden ließ. Kein Scherz: Exhibitionismus ist in Deutschland nur für Männer strafbar! Die entsprechende Rechtssprechung aus dem Jahr 1957 wurde erst anno 2002 wieder als „wegweisend“ erneuert. Demnach „weist schon die körperliche Bildung der Geschlechtsorgane für den Mann auf eine mehr drängende und fordernde, für die Frau auf eine mehr hinnehmende und zur Hingabe bereite Funktion hin“. Zur Erinnerung: Wir leben im #metoo-Zeitalter!

Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum in dieser Sache eher halbherzig ermittelt wird. Aber genau das wird auch der Grund sein, warum seit rund zwei Wochen sogar bei Shit-Wetter auffallend viele Spaziergänger am Westufer unterwegs sind und dabei dauernd an ihren Handys rumfummeln.

Da öffentliche Nacktheit von Frauen nicht unter Strafe steht und wir dadurch auch einer Straftat keinen Vorschub leisten können, rufen wir unsere Leser hiermit mutig auf: Halten Sie am Kulki die Augen offen und wenn sie die Flitzerin fotografiert haben, schicken Sie uns bitte ein Bild davon.

10 Kommentare

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    • ein Frankenheimer auf 1. April 2022 bei 15:31
    • Antworten

    netter Aprilscherz….weiter so!

    1. Das mit der Strafbarkeit von Exhibitionismus bei Männern? Versuchen Sie*s doch einfach mal.

    • Georg Deimler auf 1. April 2022 bei 10:42
    • Antworten

    War heute früh beizeiten am Kulki, um ein schönes Foto von einer eisbadenden Flitzerin zu machen. Leider war keine da. Lag wohl an den fehlenden Eisschollen oder am Datum. Die mit dem roten Mantel hätte ich gern mal im Sucher gehabt.

    1. Ach so, Sie suchen was zum Füttern? Die Andere ist besser, glauben Sie das bitte. Schönheit braucht Platz und die weiß sicher auch, wie rum sie sich hinlegen muss.

    • EddiKonnstantin auf 1. April 2022 bei 7:56
    • Antworten

    Sicher ein Alleinstellungsmal für Markranstädt, könnte unsere Stadt mindestens regional weiter bekannt machen!

    1. Jetzt weiß ich auch, warum du so oft am See bist, von wegen Gassi gehen oder bei ab ans Ufer guten Tag sagen – ha ha.

      1. … sagt einer, der dabei nicht mal seinen Mantel aufreißen muss.

    2. Genau! Da bekommt der Begriff „Buschzulage“ wenigstens einen Sinn.

  1. Tja- die Eine so, die Andere so! Schön das man den Unterschied erkennt.

    1. Zwischen wem?

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