Könige, Wackelkandidaten und die Ordnung der Ordnung

Hatten wir das Thema Verkehr in letzter Zeit schon mal beim Wickel? Macht nichts. Aus der Perspektive, aus der unser Reporter Jabadu die Sache betrachtet, ist das Motto immer interessant. Er ist in den letzten 14 Tagen auf seinem Steckenpferd durch die Markranstädter Latifundien geritten und dabei auf allerhand seltsame Gewächse im Lallendorfer Schilderwald gestoßen. Hier sein Gutachten:

Das Einhalten der Straßenverkehrsordnung stellt an alle Verkehrsteilnehmer höchste Anforderungen. Angefangen bei Radfahrenden bis hin zu den Königen der Landstraße.

Ab und zu müssen aber die Verkehrsbehörden dort eingreifen, wo sie den Verkehrsteilnehmern die Kenntnisse der Verkehrsregeln nicht zutrauen.

Allerdings halten sie dort, wo sie die Kenntnisse voraussetzen, ein solches Eingreifen für nicht erforderlich. Aber erst mal zurück zu den verkehrsrechtlich wackligen Kandidaten, den Radfahrenden.

Der Weg ist das Ziel

Vor der Kreuzung Göhrenzer Straße/Zwenkauer Straße befand sich noch bis vor wenigen Tagen eine Baustelle auf dem gemeinsamen Geh- und Radweg. Unmittelbar vor der Baustelle wurden die Radfahrenden-*Inninnenen nochmals daran erinnert, auf welchem Weg sie sich befinden.

Ein paar Meter danach stand allerdings schon das nächste Schild. Hier erfuhr der Drahteselreiter, dass der Radweg an dieser Stelle endet. Garniert wurde diese Botschaft mit dem Hinweis, dass man deshalb bitte absteigen möge.

Die dahinterstehende Logik erklärte sich gleich am nächsten Schild. Es zeigte an, dass ab hier der Gehweg beginnt. Ist doch idiotensicher. Fehlt eigentlich noch ein Schild „linke Seite benutzen“.

Zumindest haben die Behörden alles in die Waagschale geworfen, was an Schildern aufzustellen geht. Fehlten eigentlich nur noch Passanten, die in der Lage sind, das auch zu begreifen.

Und doch – sie haben es begriffen. Zwar scheints erst mal nicht so, aber es gibt wie immer zwei Möglichkeiten. Erstens: Sie haben es begriffen und halten sich nicht dran oder zweitens: sie haben es nicht begriffen und können es nicht besser.

Anwohner unter Truck

Aber wie sieht es nun bei den Königen der Landstraße aus? Also bei denen, die täglich hunderte Kilometer auf unseren Straßen unterwegs sind, alle Regeln der Straßenverkehrsordnung aus dem Effeff kennen und noch dazu jedes Schlupfloch nutzen, um ans Ziel zu gelangen.

So ein Schlupfloch sollte die Krakauer Straße in Markranstädt sein. Aber vor der grüßt ein Schild, welches diese Verkehrsader als Sackgasse ausweist.

Doch sowas ist für die Könige der Landstraße bestenfalls ein Grund zu zeigen, was sie am Lenker so alles drauf haben. Zugreifend auf das hohe Fachwissen – kein Sack ist so dicht, dass man nicht hindurch käme – wird das Schild ausgeblendet und zielstrebig das Ende der Sackgasse angesteuert.

Und siehe da, es geht weiter! Durch den Teichweg. Weil das laut Navi eigentlich nicht vorgesehen ist, muss die Grünfläche als Kurvenerweiterung herhalten und damit nicht noch jemand sein Fahrzeug in der zu schmalen Straße abstellt, wird gleich noch das Halteverbotsschild zurückgebaut. Sozusagen gegenseitige Hilfe für den nächsten König.

Auf diese Weise werden dann auch die letzten Meter durch den verkehrsberuhigten Bereich unter die Räder genommen.

Die Forderung nach ausgebauten Verkehrswegen wird hier zurückgestellt. Welcher König benutzt schon die offizielle Umleitung, wenn er die Wohngebiete zerfahren kann. Landstraße kann schließlich jeder und im Gegensatz dazu gelten die Verkehrsregeln immer für die Anderen.

Jetzt könnte man glauben, die Könige haben es nicht begriffen. Doch weit gefehlt! Es hat sich offenbar sehr wohl bis auf die Autobahnen zwischen Istanbul und Kopenhagen rumgesprochen, dass man in Markranstädt alles tun kann. Alles, nur nicht anhalten. Denn dann ist man Teil des ruhenden Verkehrs und das wird teuer. So lange man rollt, ist alles in Ordnung. Drum heißt es schließlich auch Straßenverkehrsordnung.

4 Kommentare

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  1. Wehe dem man steht 5 min im Parkverbot weil man seinen Kofferraum ausräumt. Sofort Knöllchen. Falls man aber „nachweislich“ ein Polizeifahrzeug auf Durchfahrt (Krakauer Str) anhält und fragt ob sie evtl helfen können, weil sich ein polnischer Sattelschlepper im Teichweg verkeilt hat, bekommt man ne Anzeige wegen Missbrauch der Polizei. Hoch lebe das Deutsche Recht.

    1. Selber schuld. Wenn Sie nicht den Kofferraum Ihres eigenen Autos, sondern den eines anderen Fahrzeuges ausräumen, passiert Ihnen nichts. Jedenfalls nicht in Markranstädt. Wir lernen: Es kommt immer auf die Perspektive an.

    • markranster auf 9. November 2021 bei 12:47
    • Antworten

    Nanu….ist denn im Teichweg kein LKW-Durchfahrverbot? Sollte im Markranster Schilderwald tatsächlich noch ein so wichtiges Verkehrszeichen fehlen?

    1. Da fehlen noch ganz andere wichtige Schilder. Zum Beispiel das der Arbeiterklasse (Sie erinnern sich: Schild und Schwert). Drum laufen die jetzt alle nur noch mit gezogener Klinge rum.

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