Markranstädter Kandidaten: Die geheimen Verhörprotokolle

Nachdem Markranstädt jahrzehntelang ein blinder Fleck auf der Berliner Landkarte war, bewerben sich diesmal gleich zwei Lallendorfer um ein Sitzkissen im Reichstagsgebäude. Weil sie von den deutschen Leitmedien konsequent ignoriert werden und nicht mal bei Florian Silbereisen auftreten dürfen, haben sich die Markranstädter Nachtschichten dazu durchgerungen, ihnen auf den Zahn zu fühlen. Naturgemäß sind wir mit unseren investigativen Fragen tief ins Sitzfleisch der Kandidaten eingedrungen und haben uns auch nicht gescheut, selbst intimste Details gnadenlos offenzulegen.

Beim Blick auf die Spitzenkandidaten hört man im Volksmund oft von einer Wahl zwischen Pest, Cholera und Ruhr. Dagegen hat’s der homo marcransis richtig gut: Er muss sich nur zwischen Soda und Gomorrhum entscheiden.

Auf der Liste stehen Heike Helbig (CDU) und Edgar Naujok (AfD). Obwohl die Markranstädter Nachtschichten über keinerlei Mittel verfügen, um Druck auf die Beiden auszuüben (belastende Dokumente liegen noch bei Merkel im Schreibtisch), haben sie sich dennoch einem Verhör gestellt.

Allein dafür sollte es schon drei Bonus-Stimmen pro 80 Millionen Einwohner geben. Aber sowas sieht das deutsche Wahlrecht leider nicht vor. Bleibt uns also nur, die Verhörprotokolle auf MN-Leaks zu veröffentlichen. Bitteschön:


Vor den Wahlen wird von den Kandidaten immer erwartet, dass sie zu Themen Position beziehen. Zu welchem Thema haben Sie keinen Standpunkt?

Helbig: Ich bin eine Frau, da habe ich zu allem einen Standpunkt und meist sogar das letzte Wort – zumindest bei meinem Mann.

Naujok: Ja also …. hmm … Kein Standpunkt zum Standpunkt.

Hartz IV ist nach Peter Hartz benannt, die Riester-Rente nach Walter Riester, die Rürup-Rente nach Bert Rürup. Welche gesellschaftliche Errungenschaft soll nach Ihnen benannt werden, falls Sie den Sprung nach Berlin schaffen?

Helbig: Die drei genannten Projekte haben aus heutiger Sicht nicht überzeugt. Deshalb verzichte ich gern auf eine persönliche Namensgebung.

Naujok: Der Digital Guru!

Eine Umgehungsstraße für Markranstädt steht im Bundesverkehrswegeplan festgeschrieben. Auch deshalb, weil sich fast alle Parteien irgendwann schon mal dazu bekannt haben. Passiert ist allerdings nichts, was also heißt, dass die Stadtverwaltung die in Berlin gefassten Beschlüsse einfach ignoriert. Wie wollen Sie als Bundestagsabgeordneter das Rathaus auf Trab bringen?

Helbig: Ich habe das Gefühl, alle sind damit zufrieden, dass die Umgehungsstraße im Bundesverkehrswegeplan steht. Ich nicht. Wenn ich auf die deutschen Planungs- und Realisierungszeiten schaue, kommt die Straße nicht in den nächsten 10 Jahren. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass der überregionale Schwerlastverkehr schneller aus Markranstädt verschwindet und zwar dorthin, wo er hingehört – auf die Autobahn.

Naujok: Ich würde alle zum Abendessen einladen und ein Brainstorming veranstalten.

Selbst für Hinterbänkler fällt im Bundestag immer irgendein Posten ab. Die meisten sind dann Bundespolitische Sprecher für irgendwas oder Parlamentarische Staatssekretäre für irgendwas. Auf welchen Posten sind Sie scharf?

Helbig: Ich bin auf keinen Posten scharf. Als Bundestagsabgeordnete habe ich die Möglichkeit auf ehrenamtliche Posten in Markranstädt, deren Türen für mich derzeit versperrt sind. Die Gelegenheit will ich nutzen.

Naujok: Als Sprecher für mehr Volksentscheide.

Sie sitzen in der Bundestagskantine und trinken aus Versehen aus der Tasse von Gregor Gysi – oder ziehen meinetwegen an dessen Joint. Was tun Sie, nachdem Sie das bemerkt haben?

Helbig: Einfach weitertrinken. Ignorieren der Tatsachen funktioniert in der Politik fast immer.

Naujok: UPS und dezent zurück stellen.

Jetzt mal eine Frage ganz im Ernst. Deutschland hat bewiesen, dass es für die Bewältigung von Krisen sehr schlecht aufgestellt ist. Es fehlt an Machern und Entscheidern. Also Butter bei die Fische: Wie wollen Sie gewährleisten, dass es bei der nächsten Corona-Welle genug Klopapier gibt?

Helbig: Ich schenke jeden einen Schwamm, das hat sich schon im Römischen Reich zum „Allerwertesten abwischen“ bewährt. Ist dann sogar noch nachhaltig und spart CO2, also auch etwas für Klimaaktivisten.

Naujok: Ich würde zur PWA fahren und vorab bunkern.

Bekanntlich soll das Buchstabieralphabet mit seinen männerlastig-verstaubten Namen durch Ortschaftsnamen getauscht werden. Das wäre doch eine Chance, Markranstädter Ortschaften touristisch bekannter zu machen. Zum Beispiel D wie Drohnz oder G wie Gulgs. Allerdings reichen unsere 17 Ortschaften nicht für alle 26 Buchstaben. Was fällt Ihnen – sagen wir mal – zum Buchstaben L ein?

Helbig: Lehne, da muss ich gar nicht lange überlegen.

Naujok: Linda.

Unterbreiten Sie ein diplomatisches Angebot, wenn Sie statt A für Albersdorf den berühmteren Ortsteil Altranstädt ins Alphabet aufnehmen. Schließlich soll ja der Friede nicht nur dort gesichert bleiben.

Helbig: Eigentlich bedarf es das gar nicht. Altranstädt ist ja auch bekannt als Ne…dorf. Aber wir wollen ja politisch korrekt bleiben und auf das N-Wort verzichten. Dann muss eben ein Kompromiss her: Alle Monate mit dem rollenden Buchstaben „R“ gehören Altranstädt, alle ohne, Albersdorf. Das sind zwar nur 4 Monate für Albersdorf, aber immerhin die 4 Wonnemonate im Jahr.

Naujok: Wir machen ein schönes Volksfest mit einem Wettbewerb, wie beispielsweise Seilziehen.

Die Ära Angela Merkel geht nach 16 Jahren zu Ende, Sie sitzen im Bundestag und der entscheidet mehrheitlich (an dieser Stelle können Sie sich raussuchen, ob mit oder ohne ihre Stimme), dass ihr ein Denkmal errichtet werden soll. Sie gehören der Kommission an (das können Sie sich jetzt nicht mehr raussuchen), die darüber entscheiden soll, wo es errichtet wird und was draufstehen soll. Beschreiben Sie uns Ihren Entwurf.

Helbig: Hervorragend, mit Denkmalen kennen wir uns in Markranstädt aus. Unsere Entwürfe sind kontrovers und sorgen für ausreichend Diskussionsstoff, auch Jahre später noch. Auf jeden Fall ist das Denkmal aus Metall und eine abstrakte Darstellung der Merkel-Raute, die viel Raum für Interpretationen lässt.

Naujok: Am besten im Keller. Mit der Aufschrift „Ich habe es nicht geschafft!“

Sie merken schon, ziemlich anspruchsvolle Fragen für jemanden, der eigentlich nur in den Bundestag will. Beenden wir das Verhör also mit einem Angebot zur Güte: Welche Frage wollten Sie schon immer mal gestellt bekommen?

Helbig: Ich würde lieber Euch eine Frage stellen. Was nehmt Ihr zu Euch, dass Ihr immer wieder so kreative Fragen ausbrütet? Von dem Potential würde ich auch gern profitieren.

Naujok: Wann geht es mal wieder in den Urlaub?


Wichtige Hinweise:

Beide Kandidaten waren bei der Vernehmung mindestens 18 Jahre alt. Zur Erlangung der Aussagen wurden keinerlei sexuelle Handlungen vorgenommen. Alle Auskünfte wurden freiwillig erteilt und deren Herbeiführung erfolgte auf Grundlage sowie unter Einhaltung der Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen. Die Gesichter beider Befragten sahen schon vorher so aus, insofern sind eventuelle Unterschiede zu den Wahlplakaten nicht auf die Anwendung von Folter oder andere Folgen der Gesprächsgestaltung zurückzuführen.

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