Neues aus der vierten Etage (29 … oder 22 … oder 28?)

Für die Berichterstattungen aus der vierten Etage werden wir bald Geld nehmen müssen. Es ist ganz harte Arbeit, aus dem Treiben im Ratssaal satirischen Nährwert zu extrahieren. Die Chefin hat den Laden voll im Griff, was nicht zuletzt den demütigen Gesten und Worten ihrer Schäfchen zu entnehmen ist. Der Preis dieser offenbaren Zufriedenheit: die Brüller fehlen. Lustig ist es irgendwie nicht mehr so richtig.

Ein paar Lächler vielleicht, aber das war’s dann schon.

So wollte CR2 zunächst die 29. Sitzung des Stadtrates eröffnen, was dann aber auf Nummer 28 korrigiert werden sollte und nachdem sogar Nummern wie 22 oder 27 ins Spiel kamen am Ende doch die 29. war.

Die Antwort ist 42

Welche Sitzung nun auch immer eröffnet wurde – es war so oder so die falsche. Das Zahlenspiel mit der 29 hatte die Bürgermeisterin derart irritiert, dass sie an jenem 8. September schlussendlich die „Sitzung am heutigen 29. September“ eröffnete. Dabei gibts nur eine Antwort.

Weil jede Medaille zwei Seiten hat, hier zunächst die gute Nachricht: Da haben die Stadträte jetzt noch drei Wochen Zeit, ihre gefassten Beschlüsse noch einmal zu überdenken, bevor sie gefasst werden. Zumindest in einigen Fällen scheint das auch angebracht.

Mandat = Kraft ÷ Freude

So darf bezweifelt werden, ob unsere Volksvertreter wirklich gewusst haben, zu welchem Preis sie ein Grundstück in Albersdorf an den Bauherren gebracht haben. Einmal war da von 61.830 Euro die Rede, was bei 687 Quadratmetern zum Preis von 90 Euro pro Hufe zumindest mathematisch Sinn macht. In der beiliegenden Textaufgabe der Verwaltung wurden die Ratsleute allerdings mit Rechenoperationen konfrontiert, die 61.380 Euro und damit satte 450 Euro weniger ergeben. Zudem wurden sie auch noch davon in Kenntnis gesetzt, dass sie diesem Betrag schon im April zugestimmt hatten.

Nur gut, dass das Sitzungsgeld immer gleich bleibt und man selbst da nicht nachrechnen muss. Gut auch, dass wenigstens im Beschlusstext versehentlich die richtige Summe stand. Wie gesagt: Bis zum 29. September bleibt noch Zeit, dem Vorgang mit Tafelwerk und Rechenschieber noch mal zu Leibe zu rücken und einen ordentlichen Antwortsatz zu formulieren. Kleiner Tipp: Das Alter des Hoftores kriegt man über die Cosinus-Funktion der Haspen raus.

Einer Bürgerfrage folgend, wonach im Pappelwald der Aushub von sanierten Gräben abgelagert wurde, bestätigte die Bürgermeisterin den Vorgang und gewann dieser Form der Kompostierung „positive Affekte“ ab. Wenn das die Anrainer auch so sehen und diesem leuchtenden Beispiel folgen, könnte dort demnächst im Affekt eine unbemannte Sammelstelle für Gartenabfälle in den Markranstädter Himmel wachsen. Lallendorf auf dem Weg zum Bio-Siegel.

Die Markraaahnstädter wieder

Nach wie vor behaupten viele Menschen, Markranstädter zu sein. Für die Identifikation des wahren Markransters gilt daher der Satz: „An ihren Worten sollt ihr sie erkennen“. Aber das gilt offenbar nicht mehr. Nachdem die Markranstädter CDU-Abgeordnete Birgit Riedel ihre Ausführungen zum Schloss Altranstädt beendet hatte, schoss Frank Meißner von der SPD ans Mikro, um das Auditorium wissen zu lassen, was es längst schon mitbekommen hatte und Riedels Einbürgerungsbescheid rückwirkend in Frage stellt: „Ich gebe Frau Riedel in allen Punkten Recht, nur in einem nicht. Wir reden von Altranstädt und nicht von Altraaahnstädt.“

Zum Thema Altranstädt hatte dann auch Bodo Walther einen Denkanstoß beizutragen. Offenbar inspiriert von dem ewig währenden Vorwurf der Holzmedien, dass es seine Partei mit der geschichtlichen Historie manchmal nicht so genau nehme, hat er diesmal ganz exakt hingeguckt. „Der angebliche Frieden zu Altranstädt im September 1706 war gar kein Frieden“, lautete sein vernichtendes Urteil über die Geschichtsschreibung und er blieb auch den Beweis dafür nicht schuldig.

Ein bisschen Frieden …

Nach der schwedischen Niederlage gegen Russland im Juli 1709 in der Schlacht bei Poltawa setzte August II. an der Seite des Zaren den Krieg nämlich fort. Ähnlichkeiten zu aktuellen Entwicklungen zwischen dem sächsischen Königshaus und der Zarenfamilie sind zwar rein zufällig, aber nicht zuletzt zog August II. seine Unterschrift unter den Altranstädter Frieden wieder zurück und ließ sich durch den Papst vom Vertrag entbinden. Was nun, Friede zu Altranstädt oder Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln?

Bildungsfernes Publikum

Also: Wir hatten Mathematik, Geschichte, wurden im Umgang mit dem Kalender und der chronologischen Einordnung von Sitzungen geschult und wissen jetzt nicht zuletzt auch, wohin mit den Gartenabfällen. Auch wenn der Spaß in der Markranstädter Duma immer weniger wird und die Zahl der Zuschauer inzwischen auf ganze fünf zurückgegangen ist, nimmt doch der gesellschaftliche Nährwert in gleichem Maße zu.

Verstehe die Leute, wer will.

9 Kommentare

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    • Bürger auf 12. September 2022 bei 9:00
    • Antworten

    Ja, wenn Tranparenz und Nachvollziehbarkeit oder/und Antworten auf Fragen kämen, wäre da mehr los. Leider ist keines der Kriterien erfüllt, die einen Bürger dorthin bewegen würden. Absicht, wenn man mich fragt.
    Soweit ich weiss, war das bei der Wahl propagandiert zu ändern. Aber so ist das mit der Wahl…
    Man könnte auch den nächsten Baum um Auskunft bitten, das wird effektiver

      • Xt'Tapalatakettle auf 16. September 2022 bei 12:17
      • Antworten

      Könnte aber auch daran liegen, dass sich das „Korrektiv“ Stadtrat alles auftischen lässt, bzw. alles hinnimmt.
      Vor ein „paar“ Monaten gab’s in einer Fraktion noch eine Dame, die sinngemäß meinte, man wäre doch nur anwesend, um danach zustimmend die Hand zu heben.
      Die Reaktion auf diese Aussage war so etwas wie Empörung. Ganz unrecht hatte die Dame offensichtlich doch nicht.

      Ja, so ist das mit der Wahl. Man hatte sie und hätte auch anders entscheiden können.
      Aber ich kann Sie beruhigen. Dem Gesetz der Serie folgend ist spätestens nach 7 Jahren wieder was neues am Start.
      Sie müssen also nur noch 5 Jahre durchhalten.

      1. Also wenn es nach der Stimmungslage in der Duma geht, könnten Sie mit Ihrer Wahlprognose diesmal voll daneben liegen. Es herrscht mehrheitliche Zufriedenheit mit der Arbeit der Gewählten. Aktuell geht es eher dahin, dass man vorsichtshalber mit weiteren 12 Jahren (5 plus 7) disponieren sollte.

    1. Mit dem letzten Satz haben Sie gerade noch so die Kurve gekriegt … Satire und so… 🙂

    • Thomas Bräunlich auf 10. September 2022 bei 18:46
    • Antworten

    Komisch nur , dass in Albersdorf der m2 mind. 100 EUR laut Zensis Grundsteuerberechnung kostet. Wer prüft den solche Deals?

    1. Womit wir beim ersten Satz des Beitrages wären, dem Thema Geld. Unser Expertenteam saß drei Stunden in der Marklranstädter Duma, um die Antwort zu erfahren. Weil Informationen durch die Besetzung der ukrainischen Recherche-Lagerstätten durch die Russen unheimlich teuer geworden sind, schreckt das viele Leser ab. Wir können Ihnen jedoch ein sensationelles Angebot unterbreiten: Für einmalig nur 25,99 Euro erhalten Sie die Antwort auf Ihre Frage, Na, wie ist’s? Billiger wird’s beim Abgeordneten Ihrer Wahl auch nicht.

        • Lito auf 11. September 2022 bei 17:03
        • Antworten

        …oha… Ich wissen nich immer besser…, nur stirisch lachen gannsch un freu mich über offgegriffne Lacher ausm 4. Sdogg …

      • Xt'Tapalatakettle auf 16. September 2022 bei 12:01
      • Antworten

      Was ist eine „Zensis Grundsteuerberechnung“?
      Wer prüft solche Beiträge?

      1. Na wer schon? Die Bürger (zumindest hier bei uns).

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