(Nichts) Neues aus der vierten Etage

Mal nicht in die vierte Etage aufzufahren, kann auch erhellend sein. Bei einer Umfrage im Nachtschichten-Keller, wer denn ein Bedürfnis zu dieser Teilhabe am kommunalpolitischen Geschehen verspüre, richteten sich die leeren Blicke scheinbar unbeteiligt gen Kellerdecke und es wurden mannigfaltig weihnachtliche Weisen gepfiffen. Diese Abkehr von einer lieb gewordenen Tradition hat allerdings gute Gründe, auf die wir rechtfertigend eingehen wollen.

Es fällt einem im Alltag gar nicht so auf, wer da so alles um einen herum wuselt. Hauptsache er versteht Spaß.

Dass das MN-Team aber inzwischen nur noch aus fünf teilweise nicht unsenilen Rentnern und vier sich selbst versklavenden Solo-Selbstständigen besteht, fiel erst jetzt auf.

Verständlich, dass unsere Ruheständler, neuerdings als Vunerablinnen und Vunerable geadelt, bei einer Inzidenz von über 800 lieber zu Hause sterben wollen. Das ist nachvollziehbar und muss respektiert werden. Bleiben ja immerhin noch die vier im Rest der Säfte eigener Lenden stehenden Berufstätigen, die sich ebenso oft wie selbstherrlich gern als „Macher“ bezeichnen.

 

Aber auch die waren im Angesicht der anberaumten Stadtratssitzung plötzlich nicht mal um die abenteuerlichsten Ausreden verlegen. Das Spektrum reichte von Wäsche waschen (wohlgemerkt: ein Mann!) über einen zu reparierenden Abfluss am Waschbecken (klar: eine Frau) bis hin zum Argument „Ich hab Sprechstunde“ (ja, ja – nach 18 Uhr).

In Wahrheit hatten aber alle den gleichen Grund: Wenn da auch nur ein Infektiöser im Saal sitzt und man von den Nachverfolgern (so nennt man die IM’s heute) als Kontaktperson ermittelt wird, sitzt man als Selbstständiger quarantäniert zu Hause ohne einen Cent Verdienstausfall. So viel ist der Spaß mit unseren Volksvertretern dann doch nicht wert.

 

Zumal wir und damit Sie als Leser diesmal nichts verpasst haben. Ähnlich wie bei der Ankunft der ersten Flüchtlinge am Münchener Hauptbahnhof wurde im KuK eigentlich nur gewunken. Durchgewunken, um genauer zu sein. Nach nur 29 Minuten war der Zauber vorbei.

Dabei hatten sich die Ratsleute nach den Erfahrungen der letzten Sitzung schon übers Wochenende zu Hause abgemeldet. Und jetzt das!

Nicht einmal fragende Bürger durften ihre Virenlast durch die Gegend spreaden und sogar die bekannten „Ich-will-auch-noch-was-sagen“-Sager übten sich in ihnen vorher nie zugetrauter Selbstbeherrschung. Das Schweigen der Lämmer – es funktioniert!

 

4 Kommentare

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    • OLIT auf 12. Dezember 2021 bei 14:29
    • Antworten

    „Ich will auch noch was Schreiben“
    Lämmer eben- hier zeigt sich was ein Fluchttier ist. Oder: Haben Lämmer den besseren Instinkt? Wo nichts zu holen ist (also rauskommt dabei) ist eben der Klügere (oder das Tier) gar nicht erst anwesend…

    1. Da jetzt (zumindest in Pandemiezeiten) Bürgerfragen beim Stadtrat schriftlich einzureichen sind, können Sie sich Ihren Wunsch („Ich will auch noch was schreiben“) auch auf diese Weise erfüllen.

    • Simsalabim auf 11. Dezember 2021 bei 21:29
    • Antworten

    Zum Jahresende hin scheint der Wunsch nach Austausch, Transparenz, Meinungen und Auseinandersetzung nicht mehr besonders groß im Stadtrat und bei der Stadtverwaltung. Vielleicht wollten sie das Diskussionsfeuerwerk nur nicht ohne die fehlenden 8 Stadträte und die außergewöhnlichen Schreiberlinge von MN zünden. Für die verhältnismäßig kleine Anzahl an Besuchern kann man es auch mal kurz halten…Die haben bestimmt alle noch ein paar Geschenke einzupacken und Plätzchen zu backen. 😉

    1. Man könnte aber auch während der Sitzung mal ans Mikro gehen und sagen: „So – und jetzt backen wir gemeinsam noch einen schönen Hefezopf!“ Rein inhaltlich würde das zwar auch nichts ändern, aber allein von der Wortwahl wärs mal was Neues.

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