Am 10. September wird um 11 Uhr auf dem Kulkwitzer Friedhof das sanierte Denkmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Einwohner des Ortes neu eingeweiht. Während sich die Blicke der Öffentlichkeit auf die Restaurierung des steinernen Gedenktempels richteten, trugen sich im Schatten dieses memoresken Ansinnens allerdings auf mysteriöse Weise auch andere Akte des Gedenkens zu.

Gut möglich, dass der Kulkwitzer Friedhof demnächst zu einer Pilgerstätte für Fans der „Star Wars“-Saga wird.
Abgesehen von den nicht ganz authentischen Helmwappen, könnten geschichtlich oberflächlich gebildete Menschen jüngerer Generationen durchaus vermuten, dass da gleich neben dem Eingang zum Friedhof die Gebeine von Anakin Skywalker und seiner Metamorphose Darth Vader zur letzten Ruhe gebettet wurden.
Helm ab zum Gebet
Die Kulkwitzer wissen, dass dort jene zwei Männer begraben liegen, die am 17. April 1945 in einem der letzten Gefechte um den Endsieg im Kessel von Seebenisch für Führer, Volk und Vaterland gefallen sind und dass die beiden Gräber seit Jahrzehnten wie von Geisterhand auf geheimnisvolle Weise gepflegt und sogar deren Bepflanzung liebevoll beschnippelt wird.

Joda würde hier sagen: „Gut gemeint du hast, aber nicht ganz korrekt das ist. Mit den schwarzen Helmen von der anderen Truppe sie waren.“
Weil es egal ist, ob man für Kaiser, Zar oder Führer sein Leben ließ (die Angabe „für Volk“ ist eine Lüge, nur die Opfer stammen immer aus dem Volk), ist es auch in Ordnung, dass man wenige Meter weiter auf ähnliche Weise die ewige Freundschaft mit den Befreiern der Roten Armee in Stein gemeißelt hat.
Obwohl auch das nicht ganz korrekt ist, denn befreit wurde der Kulkwitzer Friedhof, ebenso wie der Rest Mitteldeutschlands bis zur Elbe, von den Amerikanern, die allerdings mit keinem Wort und nicht mal einem Kieselstein gewürdigt werden.

Auch lassen die auf dem Gedenkstein verewigten Helden der ruhmreichen Sowjetarmee nur schwer einen geografischen Zusammenhang zum Ort ihrer Ehrung erkennen. Gefallen im Jahre 1942, müsste man annehmen, dass hier schon drei Jahre vor dem Zusammenbruch in einer ebenso legendären wie unbekannten Schlacht Guderians Panzer in die Fluten der Kulkwitzer Lachen gejagt wurden.
Man kann nur hoffen, dass Archäologen bei ihren Ausgrabungen in einigen hundert Jahren aus ihren Funden nicht die falschen Schlüsse ziehen. So wie vor einigen Jahren, als man bei Schachtarbeiten in Seebenisch alte Kupferkabel gefunden hatte, die darauf hinwiesen, dass es hier bereits 1915 Telefonleitungen gab. Weil man in der ägyptischen Wüste keine Kupferkabel fand, gilt es unter Wissenschaftlern seither als gesichert, dass die Pharaonen vor 5.000 Jahren schon mit Handys telefonierten.
Rätsel für die Nachwelt
Aber zurück zu den Helmen: Wer den beiden Seelen jetzt die fehlende Schutzausrüstung als Grabbeilage nachgesendet hat, ist offiziell unklar. Kein Fördermittelantrag, keine Pressemitteilung, kein Zeremoniell. Plötzlich waren sie da, fest im deutschen Mutterboden verankert.
Bis in die späten 70-er Jahre hinein befanden sich auf den Gräbern noch die Original-Stahlhelme. Freilich von jeglicher Symbolik befreit, aber schließlich doch vom Zahn der Zeit aufgenagt. Asche zu Asche.

Die jetzt vorzufindende Grabdeko ist aus historischer Sicht allerdings auch nicht ganz authentisch. Das Wappenschild auf der rechten Seite in den Reichsfarben Schwarz, Weiß und Rot passt. Auf der linken Seite befand sich im Original allerdings ein Reichsadler, der auf einer Rune hockt.
Und jetzt kommt das dicke Ende für die Star-Wars-Generation: Wehrmachtshelme waren nicht schwarz, sondern mattgrau. Und gleich gar nicht waren sie so blank poliert, dass sie dem Iwan schon aus 100 Werst Entfernung angezeigt hätten, wer da gerade als Zielscheibe unter einer deutschen Eiche kackt. Hinter der Frontlinie, die von Soldaten mit solchen Helmen verteidigt wird, muss man Frauen und Kinder unverzüglich evakuieren!
So viel nur mal zur geschichtlichen Historie. Ansonsten ist es okay. Gefallene Russen, Amis, Deutsche oder Kulkwitzer – sie haben unser aller Gedenken verdient. Allerdings gehört in diesen Tagen schon eine gehörige Portion Mut und ein wenig satirischer Esprit dazu, unter dem ewigen Freundschaftsversprechen zu unseren russischen Waffenbrüdern noch Blumen niederzulegen.
Aber das kann sich schnell wieder ändern. Spätestens wenn die Russen die Ukraine hinter sich gelassen haben und an der Oder-Neiße-Linie stehen, werden am 8. Mai auch wieder ganze Schulklassen zum Monument auf dem Kulkwitzer Friedhof pilgern und ihre Befreier bejubeln. Geschichte ist das, worauf man sich nach 30 Jahren geeinigt hat.
11 Kommentare
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Wenn die Russen in ein paar Monaten an der Oder stehen, liegen hier bestimmt auch wieder Blumen….!
Genau das tut auch Not, denn ohne Wasser ist die restliche Bepflanzung bis dahin vertrocknet, Geiz ist nicht immer GEIL!!!
Bin gerade vorbeigefahren und wollte einen Blick drauf werfen. Die Helme sind weg (oder waren sie nie da und Ihr habt uns veralbert?). Sind sie den Weg aller Stahlhelme aus jener Zeit gegangen und dienen jetzt als Kochtöpfe in Gärnitzer Küchen?
Schwerter zu Pflugscharen, Helme zu Pfannen! (MN 8.22)
Er ist mit Mienen gespickt, dieser Themenbereich. Aber habt Ihr wieder klasse gemacht.
Und der Landser, der da unter die Deutsche Eiche scheißt, hatte tatsächlich einen grauen M35 auf dem Kopf. So wie unsere hier geehrten armen Teufel, die ihren ganzen Mut zusammen genommen haben und überzeugt waren, genau das richtige zu tun.
Die schwarzen Helme allerdings, waren der SS vorbehalten. Die Grabausstatter wussten ganz bestimmt, was sie tun.
Wer alles die schwarz weiß roten Farben auf dem Helm trug, weiß ich nicht so genau. Sicher ist nur, dass es verwirrte Geister gibt, die mit solch gefärbter Mütze im Markranstädter Stadtrat sitzen. Sie wurden demokratisch dort hinein gewählt. Lass uns genau hinschauen…
Nicht an ihren Worten, an ihren Mützen sollt ihr sie erkennen!
Wahrscheinlich haben die geheimnsivollen Spender der Gradbbeigabe die MN gelesen und sich der Kritik angenommen. Jedenfalls sind die Helme auf genauso geheimnisvolle Weise verschwunden, wie sie dahingekommen sind. Vielleicht werden sie gerade historisch korrekt mattgrau umlackiert? Die schwarzen Helme gehörten schließlich zu denen, die den Nachweis ihrer Blutgruppe unterm Arm trugen. Bleibt bitte dran, es ist unterhaltsam.
Also wenn Sie da heute noch einen entdecken mit solch einem Tattoo, dann missinterpretieren Sie das. Das kann nur der Eintrittsstempel von einem Werwolf-Konzert sein, weil am Handgelenk wegen der vielen Freundschaftsbänder kein Platz mehr dafür ist.
Als einer der größten Star-Wars-Fans bin ich über die Verbindung von Wehrmacht und science fiction mehr als begeistert. Das erschließt mir ganz neue Gedankenspiele. Und hier haben wir sogar Satire, in der keiner der Beteiligten sich aufs Kümmergemächt getreten fühlen kann. Herrlich! Polemik ohne persönlichen Angriff! Eine Empfehlung nach diesem schönen Schmäh: schaut euch den Film „Iron Sky“ an!
Recht Sie haben! Auf der hellen Seite der Macht Sie stehen, Ihr Lichtschwert mit Verstand nutzen Sie müssen.
Richtig so, klug geschrieben und noch besser recherchiert. Und immer daran denken: Geschichte schreibt immer der Sieger!!!
Drum schreiben wir doch auch so viel: Weil wir die Sieger sind! Wird sich aber bald ändern. Genießen Sie bis dahin die Freiheit, schmunzeln zu dürfen.