Sie war stets bemüht

Auf der Suche nach ein paar angemessenen Sätzen für einen Nachruf auf die Blitzersäule in der Zwenkauer Straße haben die Markranstädter Nachtschichten ein Worthilfe-Ersuchen an das Landratsamt gerichtet. Als Satiriker haben wir im Landkreis einen guten Stand. Immerhin hat der Landrat schon bei der Vergabe der Gemeinschaftsunterkunft nachhaltig unter Beweis gestellt, dass er Spaß versteht. Deshalb kam auf unsere Anfrage zum Fotoapparat auf der Zwenkauer Straße auch postwendend Antwort.

Darin wurden zunächst einmal die Kompetenzen geordnet. Es heißt nicht Blitzer oder Blitzersäule, sondern Verkehrsüberwachungsanlage, wurden wir schmunzelnd belehrt.

Verkehrsüberwachungsanlagen – für uns waren das bisher Kondome, aber man lernt ja gern dazu.

Die Anlage wurde von einem Dienstleister betrieben, heißt es weiter. Der hatte anno 2013 nach einer Ausschreibung den Zuschlag dafür bekommen (also anders als beispielsweise bei der Sache mit dem Hotel). Der Blitzer-Vertrag hatte ursprünglich eine Laufzeit von fünf Jahren, garniert mit Option zur Verlängerung (diesmal genau so wie bei der Sache mit dem Hotel).

Bei der Verkehrsüberwachungsanlage sei es allerdings eine dreimalige Verlängerungsoption gewesen, die nunmehr ausgeschöpft sei. „Der Standort Markranstädt wurde somit nach Vertragsende im August 2021 abgeschaltet und durch den Dienstleister, der auch Eigentümer ist, zurückgebaut“, teilt das Landratsamt mit.

 

Zugleich wird darauf hingewiesen, dass die Anlage nicht wieder aufgebaut werde. „Der Standort Markranstädt soll künftig über die mobile Verkehrsüberwachung des Landkreises abgesichert werden“, heißt es aus Borna. Als Ausgleich für die infolge des Fundaments versiegelte Fläche wird dann wahrscheinlich in Pegau ein Blumenkasten bepflanzt.

25 Mille in acht Monaten

Dass der Automat am Ende nicht mal seine eigenen Betriebskosten eingespielt hat, ist allerdings eine Mär aus dem Reich der BWL-Hörsäle. Allein zwischen Januar und August dieses Jahres wurden für den Standort Markranstädt insgesamt 1.198 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.

Die Höhe der Gesamtgeldbuße (Verwarn- und Bußgelder ohne Auslagen und Gebühren) belaufe sich dabei auf 24.850 Euro, teilt das Landratsamt mit. Eingegangen sind davon beim Landkreis bislang 16.267,44 Euro Verwarn- und Bußgelder, inklusive Auslagen und Gebühren. Einige der Verfahren seien noch nicht abgeschlossen.

Die Streckenrekorde

Die Hitliste des Jahres wird vom Fahrer eines PKW angeführt, gegen den die Einleitung eines nicht unsaftigen Ordnungswidrigkeitenverfahrens aufgrund einer Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit mit einem Spitzenwert (nach Toleranzabzug) von 85 km/h vorgenommen wurde. Damit liegt er aber bestenfalls im Mittelfeld der Lallendorfer Charts.

 

Wie das Landratsamt nach aufwändiger Recherche für die Markranstädter Nachtschichten herausgefunden hat, betrug die höchste in der Zwenkauer Straße je gemessene Geschwindigkeit 137 Stundenkilometer. Das war anno 2020 und bedeutete, wieder nach Toleranzabzug, eine Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit um 87 km/h.

Spitzenwert aus jenen Tagen, da an dieser Stelle noch eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h galt, waren übrigens 71 Stundenkilometer.

Aufrichtige Anteilnahme

Das Landratsamt weist an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei den Spitzenreitern jeweils um Fahrer von PKW handelte. Diese Info ist wichtig, schließlich soll es in Mecklenburg-Vorpommern Busse geben, die locker mal mit 200 Sachen unterwegs sind.

Nun ja, so viel zum Nachruf auf die Blitzersäule Verkehrsüberwachungsanlage an der Zwenkauer Straße. Sie war stets bemüht und wir werden sie in ehrender Erinnerung behalten.

 

8 Kommentare

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    • jabadu auf 1. Oktober 2021 bei 22:54
    • Antworten

    Na, einen Beitrag zur Verkehrssicherheit haben die Politiker und die zuständigen Behörden wenigstens geleistet. Sie haben die eigens für die ehemals beiden Verkehrsüberwachungsanlagen (Blitzer) aufgebauten Schaltschränke nicht abgerissen. Sollte es doch mal zu Verkehrsunfällen mit ausreichend schwer verletzten Personen kommen sind sie in der Lage, blitzschnell einzugreifen und wieder Blitzer aufzustellen. Ist doch lobenswert – im Sinne der Sicherheit.

    1. Wenn man dafür sorgen würde, dass kein Kind erst in den Brunnen fällt, kann man auch keins retten. Wo kämen wir da hin in einer Welt ohne Helden?

    • Doppelrömer auf 26. September 2021 bei 12:16
    • Antworten

    Fundament ist verblieben- halbe Sache also der Steelenabbau! Politik- wie immer. Oder liebe Stadträte tragt doch mal der Stadtoberverwaltungschefin auf : Bitte fragen Sie mal in Leipzig nach wie das geht wenn nach 31 Jahren oder länger nach dem Ereignis (friedliche unblutige Leipziger Revolution) eine Gedenkstätte errichtet werden…könnte! Entspricht ja so ungefähr auch dem gefühlten Entscheidungszeitraum in M. (siehe kostenloser Kulki-Parkplatz mangels Gebühreneinnahmesteele, Stadtmöbel, Bad u.a.m.). Bis dahin bin ich zwar bereits vererdet- aber das Fundament dieser Verkehrsüberwachungsanlage ist sicher noch gut für ein Mahnmal zu gebrauchen.

    1. Vererdet? Da ist aber einer froh, dass die Grünen nicht an die Täte gekommen sind, gelle? Dann würden Sie kompostiert.

    • Bürger auf 25. September 2021 bei 21:54
    • Antworten

    Jetzt stellt sich mir die Frage, wann das Hotel zurück gebaut wird.
    Schade, dass da nicht mehr Infos vom Landratsamt kamen.

      • Biker auf 26. September 2021 bei 16:30
      • Antworten

      Auf diese Info warten sicher viele Markranstädter Bürger!

      1. Na dann immer raus damit. Geben Sie mal eine Pressekonferenz! Wir kommen ganz bestimmt. 😉

    1. Dazu müsste zunächst der Flächennutzungsplan überarbeitet werden. Damt Ausweisung eines Zweckes, dem der Neubau nach dem Rückbau dienen könnte. Zuvor wird aber kontrolliert, ob es da noch Lebewesen gibt, die unter Naturschutz stehen. Mit anderen Worten: Gewöhnen Sie sich lieber dran.

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