Vertippt, verdammt, vermasselt!

Wenn man den ultimativen Lacher der Woche verpassen musste, ist es umso besser, wenn man wenigstens noch ein Ersatz-As im Ärmel hat. Okay, mit der juristischen Aussage, dass eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung im Rathaus quasi eine Familienrechtssache ist, die auch ein Trennungsjahr nach sich zieht, können wir nicht mithalten. Auch nicht mit der Feststellung, dass es sich bei länger gedienten Rathausmitarbeitern um Erbmasse der Ex-Bürgermeisterin handelt und deshalb bei Kündigungen auch Aspekte des Zivilrechts zu beachten sind.

Immerhin kann  man ein Erbe auch ausschlagen und das könnte bei den nächsten Wahlen richtig interessant werden. Aber egal, die Causa „Bauamtsleiterin“ ist nicht nur Geschichte, sondern zugleich ein ganz dunkles Kapitel in ihr. Mathematisch bewanderte Zeitgeister wollen errechnet haben, dass dadurch insgesamt rund 107.000 Euro auf der Soll-Seite des städtischen Haushalts stehen werden.

Satirisch wesentlich interessanter könnte dabei allerdings die lyrische Lösung sein, mit der man das erfolgreiche Schaffen der Frau und die Trauer über ihr Ausscheiden nun in Worte kleiden muss. Wer möchte dem bedauernswerten Geschöpf, das sich mit dieser Aufgabe zu befassen hat, dabei nicht gern mal über die Schulter schauen, wie es sich „stets bemüht“?

Die Nachwehen in Form von Ursachen- und Fehlersuche halten derweil noch an und bei den Rochaden auf der Suche nach den sichersten Stellungen zeigen sich ganz neue, vor Wochen noch undenkbar erscheinende Konstellationen. Da deckt der Springer auf D 8 plötzlich den gegnerischen König auf E 6 und umgekehrt. Zu verzwickt, zu wenig nachhaltig, zu uninteressant. Da lieber werfen wir mal einen Blick in das, was der Blätterwald in den letzten Tagen außerdem noch zu bieten hatte.

Ein Feuerwerk der Satire

Das Stadtjournal beispielsweise sparte wieder einmal nicht mit satirischen Steilpässen. Ja, ein ganzes Feuerwerk wurde da in der jüngsten Ausgabe abgebrannt! Natürlich braucht man in einigen Fällen auch etwas Phantasie, um die wahre Bedeutung der Worte erfassen zu können.

parkplatz

Da wäre zum Beispiel die Frage, wie und bei welchen Handlungen man sich auf einem Parkplatz verwöhnen lassen kann? Tja … darüber kann man entweder selbst nachdenken und dabei auf die unterschiedlichsten Antworten kommen, oder man liest einfach mal im Stadtjournal nach. Manche Dinge sind eben in der Realität anders, als sie auf den ersten Blick erscheinen.

Wie schön und komfortabel wir hier in Lallendorf leben, zeigt ein weiterer Beitrag im Stadtjournal. Der bietet uns tiefe Einblicke in die Not des Bürgertums in unserer Nachbarstadt Lützen. Es ist anzunehmen, dass dort noch keine zentrale Wasserversorgung existiert und man von Wanne oder Dusche nur träumen kann.

Die Zustände scheinen dort derart katastrophal zu sein, dass grundlegende Maßnahmen der Körperhygiene schon als viel umjubelte Preise ausgelobt werden.

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Glücksrad in Lützen: Der Zweitplatzierte wird mit einer Prämium-Wäsche premiert.

Wohl dem, der wenigstens den 3. Preis gewonnen hat und sich über eine Standard-Wäsche freuen kann. Den 2. Preis, eine Prämium-Wäsche, wollte sicher sowieso niemand haben.

Prä ist lateinisch und bedeutet „davor“. Heißt also, dass man sich ausziehen muss und sich danach gleich wieder anziehen kann. Was sich hinter dem 1. Preis verbirgt, kann man indes nur wieder erraten. Nicht auszuschließen, dass für eine Exclusiv-Wäsche der Parkplatz im Hof ideal geeignet ist.

Am 12. Advent ist Ostern

Wer regelmäßig die Einkaufsmärkte der Stadt besucht, hat spätestens seit Ende August Hornhaut auf der vorweihnachtlichen Seele. Printen, Lebkuchen, Christstollen – die Regale biegen sich unter den Waren, die das x-mastliche Herz begehrt.

Damit man bei diesem vorweihnachtlichen Trubel nicht den Überblick verliert, wurde bereits vor über 200 Jahren der Adventskalender erfunden.

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Ironie der freien Marktwirtschaft, in der es schon im August Schoko-Weihnachtsmänner gibt: Ausgerechnet die Adventskalender können mit dem Wachstum der weihnachtlichen Entwicklung nicht Schritt halten. Es gibt keine! Den somit völlig desinformierten Bürger kann man auf diese Weise trefflich manipulieren. Die Tourismus-Industrie nennt diese Strategie „die Saison verlängern“.

Und genau das ist auch im Stadtjournal zu lesen. Anno 2016 haben wir gleich zwei 3. Advents: Einen am 10. und einen am 17. Dezember. Rein theoretisch würde dann Heilig Abend auf Silvester fallen. Aber das wäre wohl zu viel des Guten.

Deshalb einigte man sich augenscheinlich auf einen Kompromiss und lässt Heilig Abend letztendlich doch am 24. Dezember stattfinden. Allerdings nur von 9 bis 12 Uhr. Der Rest wird dann Silvester gefeiert, wenn die ersten Osterhasen in den Regalen stehen.

nachtrennen

Ein unscheinbares Foto im Stadtjournal, aber …

Ein unscheinbares Foto im Stadtjournal – aber eine Aussage mit dramatischer Tragweite! Da hatten unsere Stadträte erst jüngst den Weg für ein international beachtetes Protonentherapiezentrum frei gemacht und nun zeigt sich das ganze Tamtam um die Investition als reine PR-Verarsche.

 

Die Wahrheit: Das Zentrum soll nicht erst gebaut werden, sondern arbeitet längst und hat bereits die ersten beachtlichen Erfolge vorzuweisen!

Zwei namhafte Patienten legen ein eindrucksvolles Zeugnis davon ab. LAV-Chef Matthias Hoger und Klaus Frank, Senior-Boss von Frank Fahrzeugbau (beide rechts im Bild), sind nicht wiederzuerkennen.

Was Andreas Frank (links) bei dem Gedanken, dass die heiße Fackel in der Mitte (Hoger???) sein Vater ist, wohl gedacht haben mag? Man kann nur ahnen, dass die Darwinsche Lehre vor dem Hintergrund dieser medizinischen Möglichkeiten völlig neu überarbeitet werden muss und so mancher Stammbaum künftig nur einen Ast hat. Nicht umsonst gabs wohl 17 Scheine für den Generationenhof. Einfach mal hier klicken.

Tu ma die Omma winken!

Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick über den Tellerrand werfen. In Lützen waren wir ja eben schon mal und dort erscheint die Mitteldeutsche Zeitung.

Okay, angesichts der Berichterstattung über die Gustav-Adolf-Stadt (jeden Tag mindestens eine Seite) könnte man als Lallendorfer fast neidisch werden. Aber auch da drüben in Sachsen-Armut gelten die gleichen grammatischen Regeln wie hier bei uns in der Bundesrepublik.

duell

Von einem Duell war da die Rede. Auf den ersten Blick war es ein Duell zwischen zwei schillernden Figuren. Erst beim genauen Lesen erschließt sich, dass hier der Qualitätsjournalismus angeprangert wird. Es ist das Duell des Dativ mit dem Genital, dem letzterer bekanntlich sein Tod ist.

Andere können das auch…

Na ja, und weil wir gerade bei der letzten Etappe des Weges vom Uterus zur Urne sind, hier noch mal ein redaktioneller Höhepunkt als Beweis, dass niemand (auch nicht die Markranstädter Nachtschichten) gegen Fehler oder zumindest stilblütenartiges Extrakt gefeit ist. Der Tod als Komödie!

boenisch

Wir wünschen Ihnen einen genüsslichen Start in die erste Herbstwoche. Und passen Sie gut auf, vielleicht entdecken auch Sie das eine oder andere vom Baum gefallene Blatt, in dem Sie lustige Dinge lesen können. Schicken Sie es uns und lassen sie alle Leserinnen und Leser teilhaben an der Freude. Gerade im Herbst sind Lichtblicke wichtig.

 

… und wieder vierzig Meter bergab

Unter der Überschrift „Jobcenter konzentriert sich nur noch auf vier Standorte“ wurde den Markranstädtern per Lokalzeitung vorsichtig nähergebracht, dass die Kreisbehörde demnächst ihre Zelte in Markranstädt abbricht. Es mag zwar verwundern, dass in der Öffentlichkeit kaum Anstrengungen der örtlichen Verwaltung wahrnehmbar waren, um die weitere Ausdünnung des öffentlich-rechtlichen Dienstleistungssektors am Bürger zu verhindern, aber die Begründung der Behörde für diesen Schritt entschädigt mit Satire par excellence.

Lassen wir das Vorspiel mit der Bürgernähe beiseite und kommen gleich zu den multi-orgastischen Höhepunkten. Aber halt! Erst ist noch eine wichtige Erklärung fällig. Also: Nein, der Behördenleiter, der die Begründungen für die Maßnahme ablieferte, verbringt seine Freizeit ebenso wenig als Satiriker bei den Markranstädter Nachtschichten wie die Kreistagsmitglieder, die diesen Beschluss gefasst haben.

Aber zugegeben, wir hätten sie gern in unseren Reihen. Die verstehen richtig Spaß, wissen diesen Humor zu präsentieren und sprechen damit genau die Zielgruppe an, die Spaß dringend braucht: Die Hartz IV-Empfänger. Fangen wir also mit dem ersten Argument an, das Sie gern auch hinter diesem Link in der LVZ nachlesen können.

„Die Konzentration des Kommunalen Jobcenters auf vier Gebäude soll Kosten einsparen, die Arbeit verbessern und Barrieren abbauen, denn nicht alle aktuell genutzten Immobilien sind für diesen Zweck gut geeignet.“

Diese fast schon visionär anmutende Lösung hätte man den ansonsten recht hartleibig reagierenden Gremien gar nicht zugetraut. Kosten sparen, indem man nicht beim Bürger vor Ort ist, sondern selbigen zu sich kommen lässt. Diese Rückbesinnung auf alte Werte war längst fällig. Schon August der Starke … ach was … Karl der Große bereits ließ seine Untertanen bei sich antraben und wäre nie auf die Idee gekommen, zum Plebs hinzugehen.

Es ist auch aus ökonomischer Sicht viel logischer. Wenn 300 Leistungsempfänger nach Borna, Grimma, Wurzen oder Markkleeberg fahren müssen, sind die Ersparnisse höher als wenn ein Sachbearbeiter wegen den 300 Leuten nach Markranstädt kutscht. Und dann sind da noch die Synergie-Effekte für den Öffentlichen Personennahverkehr. Das schafft Arbeitsplätze! In unserem Beispiel eben 300 Busfahrer. Was will man mehr so kurz vor den Bundestagswahlen?

„Die Konzentration des Kommunalen Jobcenters auf vier Gebäude soll Kosten einsparen, die Arbeit verbessern und Barrieren abbauen, denn nicht alle aktuell genutzten Immobilien sind für diesen Zweck gut geeignet.“

Die Arbeit verbessern. Eine Erläuterung dieses Arguments blieben sowohl die lokale Gazette als auch die Behörde und der Kreistag schuldig. Man muss sich also selbst seine Gedanken dazu machen. Mit verbessern ist heute meist erleichtern gemeint. Die Antwort könnte Wikipedia liefern.

Dort ist zu lesen, dass sich Markranstädt auf einer Höhe von 119 Metern über dem Meeresspiegel befindet, Borna dagegen 159 Meter. In der Höhe lässt bekanntlich der Luftdruck ebenso nach wie die Erdanziehungskraft.

Das bedeutet demnach, dass in Borna das Papier weniger wiegt als in Markranstädt. Angesichts der Aktenordner zu den einzelnen Vorgängen ist das ein nicht unerhebliches Merkmal für sprichwörtlich leichtere Arbeit.

Alles Satire … und etwas Physik

Dass da vielleicht auch der eine oder andere Nachhauseweg eines Mitarbeiters etwas kürzer ausfällt und wegen des geringeren Übergewichts auch das Schaulaufen auf den Gängen deutlich leichter wird … purer Zufall.

„Die Konzentration des Kommunalen Jobcenters auf vier Gebäude soll Kosten einsparen, die Arbeit verbessern und Barrieren abbauen, denn nicht alle aktuell genutzten Immobilien sind für diesen Zweck gut geeignet.“

Das ist ein edler Beweggrund. Dagegen gibt es nichts zu sagen und jeder Rollstuhlfahrer wird ebenso wie jeder Gehbehinderte, Blinde oder Sehschwache und erst recht jeder Gesunde gern unterschreiben, dass man lieber mit Bus und mehrmals Umsteigen nach Markkleeberg fährt als die vier Stufen zum Jobcenter zu erklimmen.

Natürlich hätte sich die Behörde auch ein barrierefreies Domizil in Markranstädt suchen können, aber seit die Mietpreise hier so astronomische Summen erreicht haben, dass sogar Asylbewerber günstiger in einem Hotel untergebracht werden können, ist das für die Öffentliche Hand keine Option mehr.

Barrierefreier als mit dem Bus kann auch gen Markkleeberg den Höhenunterschied zu Markranstädt nicht überwinden. Im Gegenteil: Nach Markkleeberg (115 m über NN) geht’s bergab, da kann man sich mit dem Rollstuhl bequem durch die schöne Heimat treiben lassen und unterwegs über den Begriff von der selbstbestimmten Mobilität neu nachdenken.

Natürlich ist man geneigt, sich angesichts der behördlichen Argumente die Frage zu stellen, ob dort nicht mal ein Rollkommando des Drogendezernats auflaufen sollte. Ohne bewusstseinserweiternde Stimulanzien sind solche Aussagen jedenfalls schwerlich zu treffen. Aber leider heißt es da wohl: Die Konzentration des Drogendezernats des Landkreises Leipzig am neuen Standort in Greifswald soll Kosten einsparen, die Arbeit verbessern und Barrieren abbauen, denn nicht alle aktuell genutzten Immobilien sind für diesen Zweck gut geeignet.

Außerdem, jetzt mal ganz ernsthaft, muss man ja das Jobcenter gar nicht persönlich aufsuchen. „Vieles lässt sich heute per Telefon beziehungsweise E-Mail klären und wird auch schon so praktiziert.“, erklärte der Behördenleiter gegenüber der Presse. Na dann: Versuchen Sie’s mal. Aber keine Smileys bitte. Die haben dort mit ihren Begründungen und Erklärungsversuchen auch ohne 🙂 und lol genug zu lachen.

Die bloße Tatsache, dass sich eine Behörde, in der Deutsch als Amtssprache gilt und sämtliche Dokumente nur in deutscher Sprache abgefasst werden, als „Jobcenter“ bezeichnen darf, hat wohl als Witz allein nicht gereicht.

 

Die Mehrgenerationen-Party mit Nostalgiefaktor

Am 24. September steigt in der Markranstädter Stadthalle die Second Dance Night. Die Hauptzielgruppe könnte zwar mit der Bezeichnung „zweite Tanznacht“ auch was anfangen, aber schon zur First Dance Night kamen reichlich Teens und Twens, für die der Schallplattenunterhalter auch nur ein Disc-Jockey ist. Also egal ob jung oder nicht mehr ganz so jung: Es geht um Musik, Tanz, Unterhaltung und … Spaß. Klar, dass beim Begriff „Spaß“ auch Satiriker neugierig werden.

Es wird ganz bestimmt nicht nur ein heißes Event für die Generation, die einst mit Vokuhila-Frisur und Popeline-Hosen (ja, auch die Kerle!!!) zur Disco ins Volkshaus, zum Groitzscher, nach Thesau oder Großlehna pilgerte.

Dass trotzdem oder eben gerade die Best-Ager (so nennt man die Ü40-er heute) regelrecht auf die zweite Ausgabe der Dance Night brennen, hat viele Gründe. Einer davon ist sicher die Nostalgie. Damit ist nicht nur die Musik von „Satisfaction“ bis Renfts „Gänselieschen“ gemeint.

Früher war alles viel … früher

So eine Disco begann damals traditionell mit Europes „Final Countdown“ und endete mit Klammer-Hits wie „Sailing“ von Rod Steward oder Nazareths „Dream On“. In der Zeit dazwischen gabs reichlich Bier, Kiwi oder Kampa, den einen oder anderen Ost-Hit, manchmal auch eine wüste Keilerei und natürlich auch jede Menge tränenreichen Beziehungsstress.

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So ändern sich die Zeiten: Während anno 1981 beim Groitzscher die Jugend ab 23 Uhr bei den Klammer-Hits von Nazareth oder Rod Steward schon Tuchfühlung aufnahm, kommt die Jugend von heute um diese Zeit erst unter der Dusche hervor. Am 24. September feieren alle Generationen gemeinsam die Second Dance Night.

Auch letzterer ist übrigens Nostalgie pur. Damals mussten die Kerle ihre Angebeteten noch persönlich fragen, ob sie nicht Lust hätten, ihr Single-Dasein wenigstens vorübergehend aufzugeben. „Willst du mit mir gehen?“ lautete die geflügelte Floskel.

Zwischen Kuss und WhatsApp

Heute funktioniert sowas längst nicht mehr. Treffen heißen Dates, werden alle elf Minuten digital über Online-Portale verlost und schließlich per WhatsApp abgewickelt. Geht auch nicht anders bei dem Lärm, der heute die Disco-Säle erzittern lässt. Schluss gemacht wird dann üblicherweise per SMS oder der/die Schlussgemachte erfährt per Statusmeldung bei Facebook, dass plötzlich ein Freund weniger auf der Liste steht.

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Der Hinterhof vom Volkshaus mit dem Eingang zum Saal. Heute geht man aufrecht durch das gläserne Portal der Stadthalle.

Okay, die Ü30-er waren auch nicht besser, wenngleich sie als Geste des Abschieds wenigstens noch ein Fax schicken mussten. Aber wie es geht, unter der Woche als Räpitzer Teenager mit seiner Freundin aus Markranstädt ohne Telefon und Internet einen Termin für eine Kuschelstunde im Kino mit anschließendem Besuch der Milchbar zu vereinbaren, wissen selbst die nicht. Woher auch?

Mundwerk statt Facebook

Kein Wunder also, dass die Sehnsucht nach der guten alten Zeit, der ebenso guten alten Musik und vor allem den Leuten „von damals“ in den Reihen der Best-Ager so unbeschreiblich groß ist. Auch deshalb, weil es für diese Generation in weitem Umfeld kaum adäquate Veranstaltungen gibt, von Stadtratssitzungen mal abgesehen, bei denen zwar der Altersdurchschnitt passt, man aber nicht tanzen darf und der DJ gleich gar nicht Ostrock zum Mitsingen im Repertoire hat.

Schon bei der ersten Dance-Night im vergangenen Jahr war „Weißt du noch…?“ der am häufigsten zu hörende Ausspruch im Publikum. Da trafen sich mitunter wirklich auch Leute, die sich vor mehr als 30 Jahren im Volkshaus bei Klängen der GWL-Combo an der Bar von Inge und Babette das letzte Mal gesehen haben.

DJ Steve Murano

Legt am 24. September bei der Second Dance Night auf: DJ Steve Murano.

Im Gegenzug können die heutigen Eltern (kurz Kohlebeschaffer oder Opfer genannt) nur selten nachvollziehen, was die Jugend anno 2016 so alles an- und abzieht, bevor es auf die Piste geht. Nicht nur, dass sich sogar die Jungs heute duschen, eine Stunde im Bad brauchen und vor dessen Verlassen beim Blick in den Spiegel fragen: „Kann ich so geh’n?“ Auch die Zeiten haben sich im wahrsten Sinne des Wortes geändert. So eine Disco fängt heute zu einer Stunde an, zu der das Tanzvergnügen früher aufgehört hat.

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DJ Andy sorgt im Wechsel mit Steve Murano für Stimmung aus der Konserve.

Und weil schon bei der Erstausgabe der Dance Night viele Jugendliche dabei waren und man auch diesmal wieder das gesamte Spektrum zwischen 18 und 80 anspricht, soll die Sause der Second Dance Night auch wieder bis mindestens 3 Uhr gehen … damit auch die Gäste, die erst gegen 22 Uhr zum Aufbruch bereit sind, auf ihre Kosten kommen.

Sowieso kommt das Gänsehaut-Feeling erst dann, wenn Mütter und Väter erstaunt feststellen, dass auch ihre Söhne und Töchter bei „Am Fenster“ oder „Alt wie ein Baum“ mitsingen können.

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Die Bühne im guten alten Volkshaus. Hier oben zelebrierte die GWL-Band als Einstieg meist „Poor Boy“ von den Lords.

Diesmal soll es laut Veranstalter zusätzlich noch die eine oder andere Überraschung im Programm geben und auch ein paar Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Diese betreffen vor allem das Handling mit den Getränken. Gab es anno 2015, gewollt oder ungewollt, in der Stadthalle noch zwei unterschiedliche Bierpreise, so gilt in diesem Jahr ein einheitlicher Preis. Der gute alte EVP sozusagen.

Die gastronomische Versorgung sei rundum gesichert, war vom Veranstalter zu erfahren. Das Catering liegt in den Händen eines erfahrenen, hervorragend aufgestellten Teams, das die gesamte Organisation an diesem Abend individuell auf die Gegebenheiten vor Ort abgestimmt habe.

Event mit Stil und Überraschungen

„Wir haben die bei der ersten Veranstaltung im letzten Jahr vereinzelt geäußerten Kritiken sehr ernst genommen und in die konzeptionellen Änderungen einfließen lassen.“, erklärt Frank Stierke, bei dem die organisatorischen Fäden des Events zusammenlaufen.

Essen und Trinken sind die eine Seite eines solchen Abends, Musik und Tanz die andere. Zwei DJ’s werden auflegen und die Live-Band „TagEins“ rundet das musikalische Erlebnis mit Party- sowie Rockmusik im Zeitgeist der Best Ager stimmungsvoll ab. Dazwischen soll es noch ein weiteres Highlight geben, doch dazu will der Veranstalter noch nichts sagen. „Dann wärs ja keine Überraschung mehr.“

Und dann wäre da noch so eine Sache mit der Nostalgie. Wenn früher eine Disco beendet war und die Massen mehr oder weniger direkt nach Hause liefen, kam unterwegs der große Hunger.

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Ob Thesau, Großlehna, Kulkwitz (Foto: Tanz beim Groitzscher), Miltitz oder Markranstädt: Bei Musik und Unterhaltung ging schon früher in Lallendorf und Umgebung die Post ab.

Welch Glück, wenn der VEB Molkerei inzwischen schon die Drahtkisten mit den Milchflaschen für den nächsten Morgen vors Geschäft gestellt oder der VEB Backwaren Leipzig die Alukisten mit den Brötchen vor der HO abgeladen hatte. Beflügelt vom Mut des Alkohols, erfolgte dann mitunter der Griff ins volkseigene Kontor. Mundraub in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft.

So lange der Vorrat reicht

Aber das war gestern. Anno 2016 wird es nicht so weit kommen. Damit weder Hunger noch Eigentumsdelikte die Erinnerungen an die wunderbare Second Dance Night trüben, gibt es am Ende eine Tüte mit Proviant für den Heimweg gratis, so lange der Vorrat reicht.

Darin enthalten: zwei backfrische, knusprige Brötchen, Käse der bekannten Käserei Lehmann aus Leipzig für die, die es herzhaft mögen und Marmelade für die morgendlichen Süßmäuler.

Bei so viel Programm und Stimmung war fast schon zu erwarten, dass die Nachfrage bereits vor dem Start des Kartenvorverkaufs wie von allein Fahrt aufnahm. Das Telefon stand nicht still und „klingelte sogar schon, als die Second Dance Night noch ein Gerücht war“ (Stierke).

Trotzdem werden auch Kurzentschlossene noch die Möglichkeit haben, am 24. September in die Stadthalle einzukehren. „Vereinzelte Restkarten sind auch an der Abendkasse noch erhältlich“, meint Frank Stierke, ergänzt aber: „Wer ganz sicher gehen will, sollte sich seine Plätze im Vorverkauf sichern.“

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Da gibts nicht nur ordentlich was auf die Ohren, sondern auch ins Tanzbein: Mit TagEins steht am 24. September in der Stadthalle auch eine Live-Band auf der Bühne, von der die Fachwelt behauptet: “ Bekannte Titel, die eben nicht von jeder Rockkapelle auf- und abgenudelt werden, sondern die mit einem Aha-Effekt einhergehen!“

Wäre aus satirischer Sicht noch anzumerken, dass es an diesem Abend keinen Dresscode gibt. Die alte Popeline-Hose kann also getrost im Schrank bleiben und die Männer müssen sich auch nicht unter Atemnot in die abgewetzten Fleischerhemden aus den 80er Jahren pressen.

Und falls noch ein Rest „Action-Deo“ in der Flasche ist oder der alte Lockenbrenner noch funktioniert, kann man diese ebenso ignorieren.

Alt wie ein Baum…

Die Second Dance Night ist keine Veranstaltung ausschließlich für Ost-Nostalgiker, Rollator-Fahrer oder Kriegsveteranen, sondern ein zeitgemäßes Event für junge, jung gebliebene und nicht mehr ganz so junge Leute, die bei Musik und Tanz entspannte Unterhaltung finden möchten. Kein monotones Bum-Bum, in dessen Rhythmus die Gläser vom Tisch springen und man sich nur durch Muskelzuckungen in abgelegenen Chill-Zonen verständigen kann, sondern Party mit Stil.

(Fotos: Andreas Groitzsch, Archiv Wolfram Friedel, pixabay sowie Management DJ Andy, DJ Steve Murano und Rockcoverband TagEins)

 

Brandanschlag auf Heimatfest: Stadtrat schwer verletzt!

Das Heimatfest in Frankenheim wurde am Samstag von einem schweren Brandanschlag überschattet. Vereinschef und Stadtrat Jens Schwertfeger wurde dabei schwer verletzt. Feuerwehr sowie Einsatzkräfte des Vereins konnten wenig später auch den Müllermeister aus der brennenden Mühle bergen. Zunächst war unklar, wer hinter dem Anschlag steckt, doch bereits vor Eintreffen der Feuerwehr hatte sich der Heimatverein Frankenheim-Lindennaundorf zur Tat bekannt.

Den Markranstädter Nachtschichten liegt der Einsatzbericht der SoKo „Heimatfest“ vor. Es ist eine Chronologie des Grauens! Demnach hätte schon am frühen Morgen allen Beteiligten klar sein müssen, dass an diesem Samstag etwas auf der Frankenheimer Wiesn passieren würde.

Bereits in der Morgendämmerung hatten sich demnach unbefugte Personen Zutritt zum Dorf verschafft, indem sie die berühmte Frankenheimer Schranke in einem brutalen Gewaltakt durchbrachen. Das war bereits der elfte erfolgreiche Durchbruchsversuch binnen anderthalb Jahren.

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In der Nacht verschafften sich die örtlichen Rebellenmilizen illegal Zutritt zum Dorf. Noch illegalere Kräfte hatten das geöffnete Bauwerk zuvor eigenmächtig verschlossen.

Als Dorfbewohner am Morgen die Trümmer der Schranke vorfanden, machte sich noch niemand Gedanken über den Vorfall. „Das passiert hier fast jeden Tag.“, winkte ein Landwirt ab und verschwand wieder im Stall.

Passiert hier fast jeden Tag

In der Tat soll das städtische Bauamt über einen Pauschalvertrag mit einem ansässigen Baumarkt Schlagbaum-Stränge bereits als Kilometerware geordert und in der kommunalen Asservatenkammer gebunkert haben.

Der nächste Schritt zur Katastrophe ließ nicht lange auf sich warten. Offenbar schätzte das Management der gebuchten Künstler die Sicherheitslage vor Ort als sehr explosiv ein. Gegen 14:30 Uhr, unmittelbar vor Konzertbeginn, sagten sie deshalb gleich reihenweise ab.

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Wenige Minuten vor den Beginn der C-Promi-Konzerte ahnte auf der Frankenheimer Wiesn noch niemand, dass da gleich richtige Stars auftreten.

Stars statt C-Promis

Wolfgang „Wolle“ Petry weigerte sich, den Festplatz überhaupt nur zu betreten (“Wahnsinn! Ich geh doch nicht in die Hölle, Hölle, Hölle!“), Andrea Berg reiste gar nicht erst an („Sorry, aber hier gilt: Die Gefühle haben Schweigepflicht!“) und auch das Ballett der Leipziger Oper, das den sterbenden Schwan interpretieren sollte, nahm lieber eine Mugge in Mecklenburg-Vorpommern an („Sterben können wir auch dort!“).

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Vor zwei Jahren noch war die Windmühle nicht nur der Stolz des Vereins, sondern des ganzen Dorfes. Jetzt ist die Schranke das prägende touristische Merkmal, wenngleich die Windmühle am Samstag kein Raub der Flammen wurde, da die örtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehr von der Übung wussten.

So musste der Veranstalter improvisieren und schickte seine eigenen Talente auf die Bühne. Dass die besser waren als ihre Original-Vorlagen, konnte vorher sicher niemand ahnen.

Im Altkleider-Container ein kariertes Hemd ausgegraben, einen explodierten Polstersessel auf den Kopf gesteckt, dreißig Meter Absperrband um den Arm gewickelt und fertig war der Petry. Die Frankenheimer und Lindennaundorfer sind kreativ, wenns drauf an kommt.

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Wolle in Frankenheim: „Hölle, Hölle, Hölle“

Auch Andrea Berg war eine Augenweide. Kurzerhand erklärte sich die ortsansässige Boutique „Lingerie & Fashion by Birgit“ bereit, die Ausstattung der talentierten Playback-Sängerin zu übernehmen und schon war es für das Publikum völlig uninteressant, wer da überhaupt in diesem Hauch von Nichts steckte.

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Andrea Berg: Ein Hauch von Nichts…

Im vollbesetzten Festzelt kochte jedenfalls die Stimmung über und das Publikum skandierte „Zugabe, Zugabe!“ Die Schattenseite dieser Euphorie: Auch die Sicherheitskräfte ließen sich davon anstecken. In einem Moment der Unaufmerksamkeit gelang es sechs Frauen in Burka, unbemerkt ins Festzelt einzudringen und sich unter das Publikum zu mischen.

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Das Unheil nimmt seinen Lauf: Islamistische Feministinnen mischen sich heimlich unter die Zuschauer.

Als dann das Ballett der Frankenheim-Lindennaundorfer Staatsoper auftrat, war das Maß bei den burkatragenden Feministinnen im Hintergrund wohl endgültig voll. Offenbar war es kurz vor der Wiedervereinigung einigen Frankenheimern gelungen, die letzte Lieferung des VEB Miederwaren und Untertrikotagen Limbach-Oberfrohna an Beate Uhse in Flensburg abzufangen.

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Egal wie: Das Publikum raste vor Begeisterung, während unter einem Kaffeetisch der Fernzünder für den Brandsatz in der Mühle scharf gemacht wurde.

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Das Publikum im Festzelt tobte.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Kurz nach 16 Uhr kam Ortsvorsteher und Stadtrat Jens Schwertfeger aus der Mühle getaumelt, stürzte die Treppe hinunter und rief blutend um Hilfe.

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Nach dem Attentat: Schwer verletzter Stadtrat am Fuße der Mühle.

Die Umherstehenden hatten die Lage noch nicht erfasst, da züngelten aus dem oberen Fenster bereits Flammen. „Dor Meesdor is noch drinne!“ rief Schwertfeger mehr röchelnd als schreiend in die Menge und deutete mit blutender Hand auf die Mühle. Dann brach er bewusstlos zusammen.

Es vergingen keine zwei Minuten, bis Einsatzkräfte der örtlichen Feuerwehr am Ort des Terrors ankamen. Schwertfeger wurde sofort in Sicherheit gebracht, die Wunde an der Schläfe fachmännisch versorgt.

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Schläfe blutet, linke Hand verletzt: Er sollte mit rechts noch abstimmen können.

Dann fiel einem Kameraden der Jugendfeuerwehr die Brandverletzung an Schwertfegers linker Hand auf. Zielsicher kombinierte er: „Ein islamistischer Hintergrund der Tat kann ausgeschlossen werden. Die nehmen immer nur rechte Hände. Bei dem hats die linke Hand erwischt. Schläfe – linke Hand: Das deutet auf die politische Szene hier vor Ort hin. Die wollten dem das Hirn ausschalten und gleichzeitig dafür sorgen, dass er bei Abstimmungen im Stadtrat trotzdem artig die Hand heben kann.“

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Der Meister wird geborgen. Wenig später kommt er mit einer Hopfen-Infusion wieder auf die Beine.

Zur gleichen Zeit ist auch der Meister aus der brennenden Mühle geborgen worden. Nach erster notärztlicher Versorgung wurde er zur weiteren Behandlung an den Tresen im Festzelt verbracht. Dort wurde ihm ein intravenöser Zugang gelegt und der Bierhahn aufgedreht.

Auch bei Schwertfeger gab es kurze Zeit danach Entwarnung. „Der kommt durch“, sagte ein Rettungssanitäter der örtlichen Feuerwehr. „Das Blutbild zeigt, dass er glücklicherweise nur stark unterhopft war. Kein Wunder: Erst Andrea Berg, dann sterbender Schwan, zuletzt Müllergeselle und das alles ohne Bier. Das hält kein Mensch durch!“

So schloss sich denn auch ein legendärer Kreis. In München hieß es 1972 nach dem Attentat: „The Show must go on!“ Auf der Frankenheimer Wiesn hieß es anno 2016: „The Show will go on!“ Und das war erst der Samstag. Wer weiß, was da am heutigen Sonntag, dem letzten Wiesn-Tag, noch auf das Publikum zukommt?

 

Heißes Wochenende am Markranstädter Polarkreis

Endlich mal nicht was mit einer ominösen „Tausend“ und trotzdem genug Superlative. Im Norden der Stadt feiert am Wochenende der Heimatverein Frankenheim-Lindennaundorf sein diesjähriges Heimatfest und zugleich das 20jährige Vereinsjubiläum.

Dass die da oben am Markranstädter Polarkreis feiern können, zeigt allein die Tatsache, dass sich das dortige Mühlenfest zum größten Volksfest der Stadt entwickelt hat.

Ein Blick auf das Programm des von heute bis Sonntag laufenden Heimatfestes lässt kaum ahnen, dass da nur rund 40 Frauen und Männer dahinter stehen sollen. Was da abgeht, ist schon sowas wie die kleine Schwester der Leipziger Kleinmesse und entsprechend organisiert muss auch das Management rundherum aufgebaut sein.

Immer zu sehen ist dabei Jens Schwertfeger. Der Mann rotiert wie ein Aufziehmännchen und ist auf der Festwiese nicht nur als Müller zu sehen, sondern auch als Mitglied des Org-Teams, Kümmerer und Ansprechpartner.

Müllermeister und andere Macher

Nebenher geht er auch noch einem Beruf nach und saß am Vorabend des Festbeginns als Stadtrat bis in die Nachtstunden in der vierten Etage wie angenagelt.

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Vereins-Chef Jens Schwertfeger als Müller. Seine Führungen durch die Mühle sind sowohl für Kinder als auch Erwachsene Bildungserlebnisse mit Abenteuer-Charakter.

Kontakte zu den umliegenden Vereinen pflegt er außerdem noch. Unvergessen seine Stippvisite vorige Woche auf dem Seebenischer OpenAir.

Nach einem anstrengenden Tag aus Dresden kommend, hat er zu später Stunde nochmal kurz beim KFV vorbeigeschaut.

Obwohl das Falco-Imitat auf der Bühne gerade jeden Kreislauf in Schwung brachte, musste Schwertfeger erstmal an den vereinseigenen Kaffee-Debrifillator angeschlossen und intravenös mit Koffein versorgt werden. Der Mann lebt seinen Heimatverein Tag und Nacht.

Das funktioniert aber nur, weil alle im Verein und im Kreise der Dorfbewohner mitziehen. Angefangen vom Vorstand (Schwertfeger, Frommolt, Kühn, Klas) bis hin zu den Mitgliedern von A wie Axel Donix bis Z wie Dieter Zechel.

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Weit über tausend Gäste sind keine Seltenheit, wenn in Frankenheim und Lindennaundorf gefeiert wird. Mühlenfest zu Pfingsten, Heimatfest, Kürbisfest, Tag des offenen Denkmals – ein Anlass findet sich zwar immer, aber so ein Event will auch organisiert und durchgeführt sein.

Da werden Kuchen gebacken, Kostüme genäht, Sketche und kulturelle Beiträge ausgeknobelt und Ideen konzipiert, die woanders oft schon im Ansatz scheitern. Der neue Backofen, in dem das in der Mühle gemahlene Mehl zu leckerem Brot wird, ist eines der jüngsten Zeugnisse dieser Kreativität.

Das alles gibt es am Wochenende sozusagen als Konzentrat der Vielfalt. Über 30 Höhepunkte enthält das Programm, von einzelnen „Unterpunkten“ gar nicht zu reden. Heute Abend geht’s los mit Musik, Lampionumzug, Lagerfeuer, Höhenfeuerwerk und Disco.

Für all das, was am Samstag und Sonntag auf die Gäste wartet, reicht nicht mal bei den Markranstädter Nachtschichten der Platz. Schauen Sie einfach selbst auf das Programm … oder besser noch: Gehen Sie einfach hin und lassen Sie sich überraschen. Da ist garantiert für jeden Besucher was dabei, das ein Blind Date rechtfertigt.

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Auch die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen aus Markranstädt und den Ortschaften funktioniert. Die Markranstädter Oldtimerfreunde sind hier ebenso dabei wie Eberhard Rödger aus Döhlen mit seinem Lanz und viele andere Akteure.

Bei 1,50 Euro Eintritt mit der Tageskarte kann man da auch nichts falsch machen. Das ist eine Wertanlage, deren Rendite sich bereits beim Betreten der Festwiese deutlich von Staatsanleihen oder Zinsverheißungen findiger Banker unterscheidet.

Am Freitag um 21:30 Uhr sowie am Samstag gegen 14:30 Uhr gibt es aber ein Highlight (auf dem Lande sagt man da noch Hochlicht dazu), das mit besonderem Interesse erwartet wird. Die legendären „FRANKLIN’S“ haben sich für dieses Jahr ein neues Programm einfallen lassen und werden das Publikum wieder zum Toben bringen.

Irgendwie wird man trotz allem die Befürchtung nicht los, dass auch an diesem Wochenende wieder eine 1000 geknackt wird. Zumindest wäre es ein kleines Wunder, wenn bei dem Wetter und dem Programm in dem Dorf nicht wieder deutlich mehr als tausend Menschen auf die Wiese an der Windmühle strömen.

 

Neues aus der vierten Etage (22)

Die 22. Sitzung des Markranstädter Parlaments hat einmal mehr gezeigt, welche Vorteile es hat, Volksvertreter zu sein. Im Gegensatz zu interessierten Besuchern, anderen Gästen oder satirischen Schriftkundigen bekommt man nicht nur Geld dafür, stundenlang still zu sitzen, sondern auch Getränke. Vorboten einer nahenden Dehydrierung in der Sauna der vierten Etage führten letztlich auch dazu, dass unser MN-Spion die Veranstaltung noch während Tagesordnungspunkt 6 verlassen hat.

Aber das Spektrum der politischen Entscheidungen stand ohnehin nicht im Portfolio der Berichterstattung. Satirisch hatten die ersten sechs der ursprünglich 20 Punkte schon alles geboten und konnten durch das nachfolgende Programm unmöglich getoppt werden. Da kann man ruhig gehen, bevor man vom Notarzt rausgetragen wird.

Im Nachhinein konnte man die Show als gelungenes Kräftemessen des Bürgermeisters mit seinen Kritikern interpretieren. Die Vorwürfe, dass zuletzt nur noch marginale Punkte der Kommunalpolitik auf immer kürzer werdenden Tagesordnungen standen, hat er nun ganz klassisch mit einem 20 Punkte umfassenden Mammut-Programm gekontert.

Die Abgeordneten hatten die Finte offenbar gerochen und versuchten ihrerseits, eine Kürzung herbeizuführen. Fraktionsübergreifend wurde also Tagesordnungspunkt 15 von der Liste gestrichen. In ihm ging es um eine Vermögenszuordnungsvereinbarung mit dem Zweckverband „Erholungsgebiet Kulkwitzer See“.

Einer weniger auf „Spiskes Liste“

Hier fühlten sich die Stadträte mehrheitlich nicht ausreichend informiert, um eine solch zukunftsweisende Entscheidung zu treffen und vertagten diese auf einen noch einzuberufenden Sonderstadtrat. Das Publikum wusste gleich gar nicht worum es geht und nahm diese Geste teilnahmslos bis dankbar zur Kenntnis.

Bei der Abstimmung dazu wurde außerdem festgestellt, dass der Bürgermeister seinerseits versucht hatte, die lange Tagesordnung einzukürzen und den Punkt „Feststellung der Beschlussfähigkeit“ übersprungen hatte. Hier ließen die Senatoren allerdings nicht mit sich handeln und nahmen ihr Recht auf Nachbesserung in Anspruch. Kommunalpolitische Gewährleistung sozusagen.

Glückwünsche auf friesisch

Was dann folgte, war harte Kost für die Anwesenden. Zur Erinnerung: Die Bürgerfragestunde ist traditionell das Podium für Manfred Schwung, der dieses in der Regel nutzt, Spiskes Schlips verbal durch die Ösen seiner Schnürsenkel zu fädeln, worauf dieser meist einsilbig bis kurz antwortet oder eine schriftliche Antwort in den nächsten Tagen verspricht.

Ausgerechnet diesmal antwortete der Bürgermeister auf Fragen aus der letzten Sitzung zumindest rein quantitativ so ausführlich, dass dem an diesem Tage seinen 75. Geburtstag begehenden Schwung das Herz aufgegangen wäre. Wie gesagt, wäre. Denn der Jubilar war gar nicht da.

Ganze 13 Minuten kostbarer Sitzungszeit widmete das Stadtoberhaupt der Verlesung einer aus Aktenzeichen, Vorgangsnummern und Daten bestehenden Antwort einem abwesenden Manne. Das war nicht nur eine Antwort, das war eine Botschaft!

Die anschließende Bürgerfragestunde hatte allerdings auch ohne das Geburtstagskind den üblichen rhetorischen Schwung, wenngleich mit anderer Stimme vorgetragen. Da ging es um Begriffe wie „Luftverschmutzung“ oder „illegale Räucherei“ und so. Cervantes war zumindest für Satiriker am Vorabend des Volksfestes unter den Flügeln der Frankenheimer Windmühle zur schwere Literatur.

Frankenheimer Sprechstunde

Die meisten anderen Bürgerfragen kamen aus Frankenheim und drehten sich mehr oder weniger um die neu ausgebaute Straße, die altbekannte Priesteblicher Straße und natürlich deren Schranke. Geduldig hörten sich Stadträte und Bürgermeister die vorgetragenen Probleme an, auch wenn die Wortmeldungen schon mal vier statt der laut Geschäftsordnung zwei erlaubten Fragen enthielten und am Ende nicht mal mehr Fragen waren, sondern verkehrspolitische Statements, für die es Bürgermeistersprechstunden gibt.

Auch der in den Markranstädter Nachtschichten bereits per Wort und Bild hinreichend publizierte Wall an der Priesteblicher Straße wurde angesprochen. An dieser Stelle zeigte sich einmal mehr, warum die Markranstädter Nachtschichten im Rathaus auf dem Index stehen und man nur hinter vorgehaltener Hand von „Du-weißt-schon-wer“ spricht. Denn nur so kann auch ein Bürgermeister behaupten, dass er von einem solchen Wall nichts wisse und ihn nie gesehen habe.

Nichts gelesen, nichts gesehen…

Das gilt nicht nur für besagten Wall, sondern auch im Falle der letzten Bürgerfrage. Da wollte jemand wissen, ob die Stadträte bei ihrem Beschluss zur Benutzung des Kulki-Westufers auch an die Hunde und deren Besitzer gedacht hätten. Am Schluss stellte sich zwar heraus, dass der Mann möglicherweise was falsch verstanden hat und man auch nach Inkrafttreten der Satzung dort mit Hunden spazieren gehen kann, aber zu den sonstigen katastrophalen Zuständen in diesem Bereich fiel kein Wort.

Am Ende der Bürgerfragestunde war zu konstatieren, dass inzwischen eine ganze Stunde vergangen war und man erst Tagesordnungspunkt 5 hinter sich gelassen hat. Eine Hochrechnung ließ die berechtigte Befürchtung zu, dass die Glocke von St. Laurentius vis a vis elfmal schlagen würde, bevor der Abspann läuft.

Inzwischen wurden angesichts des tropischen Klimas da oben nach und nach sämtliche Fenster aufgerissen. Die im ersten Moment recht angenehme Zugluft könnte sich in den nächsten Tagen zumindest für eine Person am Ratstisch als einträglicher Wirtschaftsfaktor erweisen: Volles Wartezimmer mit steifen Hälsen.

Diagnose: Stadtratssitzung

Nachteil: Der quasi über Eck verlaufende Raumschnitt der seltsamen Zimmerkonstruktion ist auch ohne Verkehrslärm von draußen schon schlecht geeignet, Lautäußerungen von drinnen wahrzunehmen. So blieben manche Bürgerfragen oder andere stimmliche Regungen jenen, die in der anderen Ecke saßen, für immer verborgen.

Als man nach anderthalb Stunden noch immer nicht über Tagesordnungspunkt 6 hinaus war und die Zunge des Zuschauers am Gaumen festzukleben drohte, waren selbst die Kritiker des Bürgermeisters gar gekocht. Nie wieder wird sich wohl jemand darüber beschweren, dass eine Tagesordnung zu kurz war oder deren Punkte zu schnell respektive oberflächlich abgehandelt würden.

Noch während Dr. Egler (VHS) sein fast halbstündiges Referat über die Rolle der Bedeutung des Mehrgenerationenhauses hielt (es war inzwischen 20 Uhr und 13 Punkte lagen noch vor dem hohen Haus), wünschte man sich wenigstens eine kleine Pausennummer zur Abwechslung. Es hätte ja nicht gleich ein Riesen-Bärenklau sein müssen, mit einem kleinen Löwenzahn wäre man schon zufrieden gewesen.

Einfach unbezahlbar

Als sich die Abgeordneten dann genüsslich an den vor ihnen aufgestellten Getränken bedienten und schlussendlich Mike Hienzsch auch noch für sich und Platznachbarin Birgit Riedel eine VitaCola-Schorle zu mixen begann, war es um die Standhaftigkeit des durchgeschwitzen Satirikers geschehen.

Nein – nicht fürs Hobby und auch nicht bei Eintritt für lau. Da erscheint selbst ein Urlaub in der Sahara wie eine Verheißung. Zwar kann man da auch Durst leiden und viehisch ins Schwitzen kommen, aber man muss da wenigstens nicht zusehen, wie andere trinken.

Was alles beschlossen wurde und die anderen wichtigen Dinge, die in der vierten Etage zu erfahren waren, stehen spätestens morgen sowieso in der Zeitung. Das ist das traurige Los eines Journalisten: Der muss bis zum bitteren Ende bleiben, weil er’s bezahlt kriegt. Der Lohn des Satirikers ist derweil der Griff in den heimischen Kühlschrank. Es gibt Dinge, die sind einfach unbezahlbar.