Heute Super-Sonntag beim SSV Kulkwitz!

Was wäre, wenn es noch keine bewegten Bilder gäbe und wir die Kommentare der Fußball-Moderatoren selbst in Bilder umsetzen müssten? Was würden Sie vor Ihrem geistigen Auge sehen bei Sätzen wie „Lewandowski rutscht in Höwedes rein“ oder „Hummels steht am kurzen Pfosten“? Wie stellt man sich das Grün vor, wenn der Reporter sagt „Der Rasen ist schnell“ und ist Boateng jetzt behindert, weil er im Spiel gegen Polen „ein Bein stehen ließ“? Na ja, zum Glück werden die Bilder dazu geliefert, heute beispielsweise in Kulkwitz, beim Public-Viewing von MDR Radio Sachsen.

Es ist der würdige Abschluss einer großartigen Saison des SSV Kulkwitz.

Etwas verspätet zwar, weil der 95. Geburtstag schon im letzten Jahr anstand, aber dafür mit einem sportlichen Fazit, das vor der Saison noch niemand auf dem Schirm hatte.

Als Aufsteiger auf Anhieb Platz 3! Im letzten Heimspiel konnte man sich sogar leisten, was erst später bei der EM erfunden wurde: ein 1:3 Packing.

Eigentlich sollte ja der gestrige Samstag den Höhepunkt der Feierlichkeiten bilden – mit Turnieren, Musik und einem kulturellen Abendprogramm.

Unter der Woche aber hat der SSV per Internet-Abstimmung das Public-Viewing des MDR 1 Radio Sachsen für das Achtelfinalspiel Deutschlands gegen die Slowakei am Sonntagabend nach Kulkwitz geholt. Das hat es in dem kleinen Fischerdorf am Lago Radona so noch nie gegeben.

Zusammen mit dem Auftritt der Markranstädter Stammtischler zum Frühschoppen, einem D-Jugend-Turnier und einem Spiel der ersten Mannschaft gegen Germania Kötzschau am Nachmittag, ist der eigentlich als friedlicher Ausklang der Feierlichkeiten geplante Sonntag damit fast schon zu einem zweiten Höhepunkt geworden.

Also: Luft aufs Rad und ab nach Kulkwitz. Da kann man sich auch mal eine Tasse Bier in den Hals stellen – zurückgefahren ist dann schnell.

 

Polizei-Großeinsatz für „kurze Zeit später“

So viel Brisanz, dass man gleich mit Blaulicht und Tatütata anrücken muss, hat in Markranstädt bestenfalls das Programm des Seebenischer Karnevalvereins. Also konnte auch das Kinderfest nicht als Ursache für das massive Polizeiaufgebot herhalten, von dem die Kernstadt gestern heimgesucht wurde. Der komplette Bereich der Eisenbahnstraße bis hin zum Bahnhof und sogar der Zufahrt am Sportcenter waren abgeriegelt. Erst nach und nach sickerte durch, was passiert war.

Eins vorweg: Ziffer 12.1. des deutschen Pressekodex besagt: „In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.“

Nun, die Markranstädter Nachtschichten sind zwar kein Medium, das sich solchem Unsinn verpflichtet fühlen müsste (Nazis sind schließlich auch Minderheiten), aber wir wollen uns trotzdem an das Uralt-Gesetz aus einer Zeit halten, in der es noch investigative Medien gab.

Er ist also weder Christ noch Moslem und auch kein Flüchtling, der 25-jährige Libyer, der gestern um etwa 14:20 Uhr in der Eisenbahnstraße versucht haben soll, von einem 27-jährigen Syrer Geld zu erpressen. Dieser Syrer übrigens auch nicht.

Er wohnt schließlich noch nicht einmal in einer Flüchtlingsunterkunft, wenn man der offiziellen Verlautbarung Glauben schenken will, dass es eine solche in Markranstädt nur im ehemaligen Hotel Gutenberg gibt.

Eisenbahnstraße

Tatort Eisenbahnstraße: War wohl nur Zufall, dass sich dort ein Libyer und ein Syrer trafen. Die Flüchtlingsunterkunft ist ja ganz woanders.

Da war der junge Mann aus Libyen über Anzahl, Lage und Ort der Flüchtlingeunterkünfte wahrscheinlich besser informiert als die hiesige Bürgerschaft durch Stadt und Landkreis.

Apropos offizielle Verlautbarungen: Nach Polizei- und Presseangaben habe der Libyer den Syrer, nachdem der kein Geld rausrücken wollte, niedergeschlagen und sei daraufhin geflüchtet. Weiter heißt es, dass der Tatverdächtige im Rahmen einer Tatortbereichsfahndung „kurze Zeit später“ gefasst wurde. Damit endet die offizielle Verlautbarung. Aber das Geschehen noch nicht.

Das zeichnete vor Ort ein etwas anderes Bild der Vorgänge und warf zahlreiche Fragen auf. Zum Beispiel die, was „kurze Zeit später“ bedeutet. Noch bei Einbruch der Dunkelheit war der gesamte Bereich um die Eisenbahnstraße gesperrt, wurden die Gleisbereiche von Einsatzkräften durchkämmt, Spürhunde waren noch weit nach 17 Uhr im Einsatz und Züge fuhren zwischen Großkorbetha und Leipzig ebenfalls nicht.

Geher

Noch um 19:30 Uhr wurden die Gleise von Einsatzkräften der Polizei abgesucht. Obwohl der Tatverdächtige bereits kurze Zeit nach 14:30 Uhr gefasst wurde und die Presseberichte an dieser Stelle enden.

Im Internet kursierte derweil die Meldung, dass der Täter bewaffnet gewesen sei und auf der Flucht eine Handgranate sowie eine Handfeuerwaffe weggeworfen hätte. Da bekommt nicht nur der Begriff „kurze Zeit später“, sondern auch die weiträumige Absperrung und der Personalaufwand eine ganz andere Dimension.

fb

Natürlich klingt es abenteuerlich, wenn jemand behauptet, in auf der Flucht weggeworfenen Gegenständen von weitem eine Handgranate und eine Pistole erkannt zu haben. Nicht mal Helmut Kohl hat rechtzeitig das Ei erkannt, das damals auf ihn zugeflogen kam und sein Sakko aufgehübscht hat.

Den Fahrgästen jener Züge, die gestern vor Markranstädt stundenlang mitten in der Pampa auf den Gleisen standen und auf Schienenersatzverkehr warteten, wird es egal gewesen sein, ob da Ostereier oder eine Handgranate gesucht wurden.

Bahnsteig

Blau, schwarz, gelb – die Farben der Polizei sind in diesen Tagen ebenso bunt wie unsere Gesellschaft. Der Mann mit dem Spürhund durchstreift in diesem Moment das Bahngelände in Richtung Zuckerfabrik.

Und jenen bahnreisewilligen Personen, die sich auf den Weg zu einem der Bahnhöfe machten, begegnete auch kein berittener Herold mit der Botschaft der Vergeblichkeit ihres Ansinnens. Im Zeitalter des Internets gab es weder von Polizei noch von Bahn brauchbare Hinweise an Reisende.

Irgendwie hatte das Krisenmanagement der involvierten Pressestäbe einen unschönen Fremdgeruch nach abgebrannten Feuerwerksraketen am Neujahrstag vorm Kölner Dom.

Die von Lärm gestressten Anrainer der Bahnlinie hatten dagegen gestern einen richtig schönen, ruhigen Samstagnachmittag. Mal abgesehen von dem Tatütata, mit dem die Polizei auch nach „kurze Zeit später“ noch durch Markranstädt geheizt ist. Trotzdem kann man nur hoffen, dass diese Form der Verkehrsberuhigung und Lärmminderung nicht Schule macht.

Härtelstraße

Auch von der Härtelstraße aus gab es kein Reinkommen in die Eisenbahnstraße. Von der Ecke Leipziger Straße / Sportcenter bis zum Promenadenring war alles abgeriegelt.

 

Archäologische Sensation am Kulkwitzer See!

Archäologische Funde sind selten in Markranstädt. Schon seit Urzeiten sorgt hier jede Generation dafür, dass unliebsame Spuren ihrer Geschichte nachhaltig ausgelöscht werden. So findet man in den städtischen Archiven heute kaum ein Dokument, das mit dem damals üblichen „Heil Hitler“ unterzeichnet wurde und auch den kürzlich versiegelten Stasi-Bunker hinter dem Stadion gibt’s offiziell gar nicht. Bei so viel historischer Unschuld schlug der Fund, den Archäologen gestern am Westufer des Kulki präsentierten, wie eine Bombe ein.

Jahrzehntelang sind tausende Badegäste ebenso arg- wie ahnungslos an einer archäologischen Weltsensation vorbei gegangen. Mehr noch: Sie nutzten das jungsteinzeitliche Monument als Sitzgelegenheit, trockneten auf den Megalithen Handtücher, Badehosen und neuerdings auch Burkinis, entzündeten in der Mitte sogar Lagerfeuer.

Satellitenaufnahmen der NASA, die im vergangenen Jahr von international agierenden Experten in einem tschechischen Crystal-Meth- Labor ausgewertet wurden, galten seit Wochen schon als sicheres Indiz für eine sensationelle Entdeckung, nach der die Weltgeschichte wohl neu geschrieben werden muss. Eine jungsteinzeitliche Kultstätte ist es, auf die man da gestoßen ist.

satellit

Mit dem Hubble-Teleskop geschossene Satellitenaufnahme vom 1. April 2015 aus der Raumfähre „MN-13“. NASA-Experte Sachsenstein war so aufgeregt, dass er mit dem roten Edding-Stift nicht mal einen anständigen Pfeil zustande brachte.

Gestern nun wurde das Gerücht zur Gewissheit. Der Markranstädter Steinkreis ist älter als Stonehenge und beweist, dass bereits vor mehr als neuntausend Jahren Menschen am Ufer des Kulkwitzer Sees lebten.

„Geokulinarische Untersuchungen haben ergeben, dass das Alter des Steinkreises auf etwa 7400 v. Chr. zu datieren ist.“, sagte Teamleiter Dr. Hans Sachsenstein am Rande der gestrigen Pressekonferenz.

heute

Lallenhenge in dem Zustand, wie es am 15. Juni 2016 vorgefunden wurde.

Ob die Anlage, ebenso wie Stonhenge, eine Art steinzeitliche Sternwarte war, wollten die Wissenschaftler allerdings noch nicht bestätigen.

Jungsteinzeitliche Sternwarte

„Es ist sehr wahrscheinlich und fest steht“, so Sachsenstein, „dass der Steinkreis auffällig in den Kontext zu anderen heidnischen Kultstätten in der näheren Umgebung passt. Ich denke hier insbesondere an den Fundort der berühmten Himmelsscheibe von Nebra, oder auch an das mittlerweile weltbekannte Sonnenobservatorium Goseck und nicht zuletzt auch an das Bürgerrathaus Markranstädt.“

stonehenge

Die Frühphase von Stonehenge in England (Foto) wird heute auf etwa 3.100 v. Chr. datiert. Lächerlich! Der Steinkreis am Westufer wurde ungefähr 7.400 v. Chr. von der CDU errichtet.

Sachsenstein zeichnete den anwesenden Pressevertretern ein lebhaftes Bild von der Region jener Zeit. „Überall standen dichte Wälder, der Gipfel des Bienitz lag unter einer Schneedecke, die Meri-Sauna wurde vom Dorfältesten noch als Carport genutzt und der Kulkwitzer See war zu jener Zeit ein begradigter Nebenarm des Rheins.“, erklärte der renommierte Wissenschaftler aus Mohorn.

Nicht auszuschließen, dass der Nibelungenschatz deshalb nie gefunden wurde, weil noch niemand auf die Idee kam, ihn im Kulki zu suchen.

historisch

Zeitgenössische Darstellung des Markranstädter Steinkreises, die im Kellergewölbe des Wasserturms gefunden wurde. Der fast komplett erhaltene Zustand begeistert nicht nur die Fachwelt.

In Goseck treffen sich alljährlich die Protagonisten der heidnischen Kultur. Das soll nach Willen des Archäologischen Landesamtes nun ebenfalls Geschichte sein: Markranstädt ruft!

Der Zeitpunkt der Entdeckung hätte passender nicht sein können. Am kommenden Dienstag, dem 21. Juni, wird traditionell das heidnische Fest der Sommersonnenwende gefeiert. Während in den letzten Jahren tausende Menschen aus diesem Anlass ins Sonnenobservatorium nach Goseck bei Weißenfels pilgerten, soll nun das Markranstädter „Lallenhenge“ zur Kultstätte entwickelt und als weitere Station auf der touristischen Straße „Himmelswege“ etabliert werden.

FischerKulki

Historische Fotografie einer jungsteinzeitlichen Fischerfamilie am Kulkwitzer See.

Dazu sollen in den Abendstunden des kommenden Dienstag Fachvorträge über den Stand der archäologischen Untersuchung die ersten Interessenten anlocken. In einem kulturellen Rahmenprogramm werden darüber hinaus nicht nur jungsteinzeitliche Rituale präsentiert, sondern das Publikum auch zum Mitmachen eingeladen. Neben Nacktbaden oder „mit den Händen essen“ kann man auch mal die blonde Schamanin aus der Nachbar-Horde von hinten vernaschen oder sich das EM-Spiel zwischen Kroatien und Spanien beim Heidnic-Viewing mit echten Laiendarstellern vor einer Holzwand anschauen.

 

ZDF History aus Seebenisch: Honeckers geheime Schweine

Am zurückliegenden Wochenende fand in Seebenisch das 29. Lindenfest statt. Auch oder gerade weil im Jahr 30 nach Pflanzung der Friedenslinde einige Dissonanzen im Konzert der dortigen Vereine vernehmbar sind, lohnt sich mal ein besonderer Blick zurück. Denn mit der Vereinsmeierei war es dort noch nicht immer so. Es gab da eine Zeit, als Seebenisch ganze Hundertschaften von Besuchern anzog und sogar die DDR-Staatsmedien nicht umhin kamen, das Dorf auf ihre Titelseiten zu hieven.

Allerdings handelte es sich bei den Hauptdarstellern nicht um Menschen, sondern Schweine. Und spätestens jetzt werden die älteren Markranstädter in Erinnerungen schwelgen. Die beiden Seebenischer Schweinerennen anno 1984 und 1987 zählten zweifellos zu den Höhepunkten in den 40 Kulturkalendern der DDR.

Obwohl Seebenisch noch heute als Wiege des ostdeutschen Vollblut-Schweinesports gilt, war die Idee nicht neu. Schon aus dem Jahre 1895 ist ein Schweinerennen überliefert, das seinerzeit in der norddeutschen Wesermarsch abgehalten wurde.

1startaufstellung

Wie beim Pferderennen, so gab es anno 1984 auch auf dem HLB-Turf einen Führring, in dem die Starter begutachtet werden konnten.

Etwa zur gleichen Zeit ließ ein gewisser Gisbert von Romberg im Raum Dortmund seine Schweine über eine Strecke von 4,3 Kilometern gegen ein Rennpferd starten. Der Rappe soll nur auf Platz sieben eingelaufen sein.

Als dann die Kriegsjahre und ihre Folgezeiten anbrachen, waren Schweine dann wieder lieber auf dem Teller gesehen als auf der Rennbahn.

Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg verband sich in der DDR mit dem Begriff „Schweinerennen“ eher der Wettlauf vom Arbeitsplatz zum Fleischer, wenn bekannt wurde, dass dort eine Warenlieferung erwartet wurde.

Die Wiedergeburt des säuischen Spektakels fand im Osten wie im Westen Deutschlands nahezu zeitgleich statt.

1fluchtversuch

Schweine sind auch nur Menschen. Hier unternimmt ein Borstenflitzer gerade einen Fluchtversuch über die Mauer, der von Achim Munkelt konsequent unterbunden wird.

Während man sich im Bezirksamt Wandsbek der Freien und Hansestadt Hamburg im April 1983 noch Gedanken machte, wie man ein Schweinerennen auf der Trabrennbahn Farmsen untersagen kann, machte man auf der anderen Seite der Elbe, allerdings rund 400 Kilometer südlich, bereits Nägel mit Köpfen. In Seebenisch wurde das erste Schweinerennen geplant und für den Juni/Juli 1984 vorbereitet.

nbiweb (2015_03_25 23_24_38 UTC)Laut Neuer Berliner Illustrierten (NBI) soll die Idee während einer Feuerwehrübung entstanden sein, als man sich stritt, wer das schnellste Schwein habe. Das waren noch Zeiten!

Heute gibt es wahrscheinlich bestenfalls Streitgespräche darüber, wer seiner Frau am schnellsten die Whatsapp tippt, dass er um 20:15 Uhr pünktlich zu Hause ist. Aber egal: Die Idee zum ersten Schweinerennen war geboren und enthusiastisch bereitete man sich darauf vor.

1müller

Startschuss zum ersten Rennen: Von der Fanfare des Treibers Andreas Müller angetrieben, heizt „Schnelle Borste vom Schlammteich“ über die Piste.

 

Mit jedem Bier kamen auch neue Ideen dazu. Richtige Rails mussten natürlich besorgt, originelle Namen für die Hauptakteure gefunden und natürlich auch für medizinische Betreuung der edlen Borstenvollblüter gesorgt werden.

1kretzschmar

Manche Schweine flitzen aus Zuversicht, manche aus sportlichem Ehrgeiz und wieder andere aus Angst.

Die Treiber traten noch in Feuerwehr-Dienstkleidung an. Das weibliche Publikum trug Vokuhila-Frisuren, warf sich Minisiston rein und vertraute auf Albazell, die Männer rauchten Juwel und scheuten sich nicht, Popeline-Hosen anzuziehen.

Das große Warten auf 1987

Der Rest blieb lieber zu Hause und wollte erstmal abwarten, wie sich das entwickelt. Wenns gut ist, wird es das ja nochmal geben und da kann man immer noch hingehen. Manche Dinge ändern sich selbst nach zehn oder zwölf Wenden nicht.

1startaufstellung

Erlaubtes Doping mit Rassel, Trompete und Starterklappe. Im Herbst wurde Jagdwurst draus, aus der Jahre später der Sattel von Jan Ullrichs Fahrrad gefertigt wurde. Das war dann nicht mehr erlaubt…

Es dauerte dann trotz des großen Erfolges allerdings drei Jahre, bis das nächste Rennen veranstaltet wurde. Austragungsort anno 1987 war der „kleine Sportplatz“ oberhalb des heutigen Fußballplatzes des SSV Kulkwitz.

2lucki

Beim Zieleinlauf hatten nicht nur die borstigen Haustiere mitunter konditionelle Schwierigkeiten.

Und diesmal wurde in vielfacher Hinsicht noch einer draufgesetzt. Es war ein Ereignis, von dem man noch heute spricht. Selbst Guido Knopp wird spätestens 2017 nicht mehr umhin kommen, eine ZDF-History über „Honeckers geheime Schweine“ in Seebenisch zu drehen. Schwarz-weiß freilich.

2Führring

Diesmal in Farbe: Auch der Führring war 1987 noch besser besucht als bei der Premiere drei Jahre zuvor.

2Totale3

Es ist angerichtet: Bahn frei für das 2. Seebenischer Schweinerennen anno 1987!

Diesmal waren nicht nur mehr Schweine am Start, sondern es kamen auch bedeutend mehr Zuschauer (Schätzungen sprachen von weit über eintausendfünfhundert), es gab eine Brücke für das Renngericht sowie den Zeitnehmer und auch die Medien waren zahlreich vertreten.

2berts

Im Ziel mussten die Treiber schnell bremsen, um nicht zum Schweinsteiger zu werden.

Schlussendlich wurde sogar ein Totalisator gebaut, an dem man Wetten abschließen konnte. Eine Idee, die das Vorhaben beinahe zum Scheitern gebracht hätte, denn plötzlich interessierte sich auch die Staatsmacht für das Event und witterte illegales Glücksspiel sowie Verstoß gegen das staatliche Lotto-Monopol.

2zweikampf

Spannende Zweikämpfe mit Zielfoto-Entscheidung brachten das Publikum zum Toben.

Gewonnen hatte übrigens Lothar Schmidt, oder besser gesagt, sein Schwein. „Specki vom Winkel“ legte die Renndistanz von 120 Metern in sagenhaften 20,2 Sekunden zurück. Der Rekord steht mangels weiterer Rennen noch heute wie in Beton gegossen.

Sieger

Sieger „Specki vom Winkel“ mit Besitzer und Treiber Lothar Schmidt. Der Toto zahlte neun Ostmark für eine.

Tierarzt Gent musste übrigens nur einmal eingreifen. Ein Läuferschwein mit ADHS-Syndrom hatte nach dem Zieleinlauf etwas hyperventiliert, konnte jedoch mit einer Injektion wieder auf den Seebenischer Boden zurückgeholt werden.

Ja, so war das damals in jenen Zeiten, in denen der Regenbogen noch schwarz-weiß kam und man im Schweinsgalopp Spaß haben konnte, derweil woanders Hähne mit Rasierklingen am Bein in die Arena gesetzt, Stiere um die Wette erstochen und sogar Schildkröten zum Sieg gehetzt wurden.

Die jungen Seebenischer Schweine, deren Ahnen noch heute in Affenzahn über die Straßen und durch die Wälder heizen, heißen nicht umsonst „Läufer“.

Hinweis: Mit unserer neuen Lightbox können Sie sich nach dem Anklicken eines Fotos ab sofort durch das ganze Album des jeweiligen Beitrages navigieren. Einfach Foto anklicken, dann mit dem Mauszeiger draufhalten und auf die Pfeile links (rückwärts) oder rechts (vorwärts) klicken. Dann gibts die Bilder auch in ordentlicher Größe. (Fotos schwarz-weiß: Carmen [privat], Fotos farbig: Andreas [privat]).

 

Neues aus der vierten Etage (20)

Die Tagesordnung der Stadtratssitzung verhieß eine Kurzveranstaltung im Stenogrammstil. Abzüglich der Programmpunkte, bei denen sich dem durchschnittlichen Prozessbeobachter sowieso nicht erschließt, worum es geht, blieben letztendlich nur drei bis maximal vier Punkte übrig. Aber auch die avancierten zu Randnotizen angesichts des Unterhaltungswertes, der sich durch die gesamte Veranstaltung zog. Und für den sorgte ein Mann fast im Alleingang.

Die 20. Sitzung des Stadtrats war eine nahezu perfekt inszenierte One-Man-Show. Sie begann bereits drei Minuten nach ihrer Eröffnung durch den Bürgermeister, als sich die Tür zum Ratssaal geheimnisvoll knarrend öffnete.

Während Spiske weiter referierte, verbreitete sich im Publikum sichtliche Heiterkeit. Fans von „Herr der Ringe“ konnten zunächst durchaus dem Trugschluss erliegen, dass da soeben Gandalf der Graue durch die Pforte des ehrwürdigen Ratssaales geschritten kam.

Lediglich der Zauberstab des großen Magiers irritierte die kleine Gemeinde aus dem Markranstädter Auenland. Am oberen Ende der Stange, die er würdevoll in der mit einem Handschuh geschützten Hand trug, breitete sich beeindruckendes Blattwerk unter der Decke des Ratssaales aus.

„Meiiin Schatzzz!“

Bilbo Beutlin, um in der Sprache von Tolkin zu bleiben, ließ sich nicht beirren und sprach unerschüttert weiter, während die graue Eminenz mitten im Raum stand, den ebenfalls behandschuhten Zeigefinger seiner linken Hand erhob und um die Erteilung des Rederechts bat. Wohlgemerkt: Mitten in der Eröffnungsansprache des Oberhauptes von Auenland, das sich dadurch jedoch nicht beeindrucken ließ und noch immer weiter sprach.

Da man mit den Fingern nicht schnipsen kann, wenn die in einem Handschuh stecken, versuchte Gandalf, mit einem mehrmals wiederholten „Hier!“ um die Aufmerksamkeit des friesischen Hobbits zu werben. Doch Bilbo Beutlin blieb eisern und führte seine Rede im Schatten der über dem Ratstisch wehenden Blätter eisern fort. Noch einmal bat der Erschienene nachhaltig um Gehör, worauf sich das Auditorium nun endgültig geschlagen gab und den Mann reden ließ.

Zwischen Auenland und Mordor

Dem Begriff „Riesen-Bärenklau“ sollte wohl eine kurze botanische Einführung zu den besonderen Merkmalen dieser giftigen Kultur folgen. Doch bereits nach der Bekanntgabe ihres furchteinflößenden Namens wandte sich die anwesende Gemeinde dem Absingen weiterer biologischer Psalmen brüsk entgegen. Das pure Grauen griff im Auenland um sich! Gandalf kam gerade mal bis zur Darstellung der beachtlichen Größe des Gewächses von bis zu 3,5 Metern und einem Durchmesser von … da wurde sein Vortrag kurzerhand für beendet erklärt.

Als der graue Magier sich daraufhin anschickte, mit dem aufgrund Flüssigkeitsmangels inzwischen zum Grünwedel erschlafften Stab auch noch durch den Zuschauerraum zu wandern, wurde er von der beigeordneten Elben-Prinzessin mit einem unmissverständlichen Bann belegt und angewiesen, das Tod bringende Kraut auf schnellstem Wege nach draußen zu schaffen. Gandalf verabschiedete sich mit einem höflichen „Danke für die Audienz“ und verschwand im Treppenhaus, um wenige Sekunden später als Ronald Gängel wieder einzutreten.

Kostenloses Theater-Anrecht

Was ’ne Ouvertüre! Und da bezahlen manche Leute noch Geld für ein Theater-Anrecht? In Markranstädt gibt’s das kostenlos und die vierte Etage etabliert sich in der deutschen Kulturlandschaft allmählich als Hardcore-Tempel kommunalpolitischer Comedy-Events. Jetzt sage noch jemand, in Lallendorf wäre nichts los.

Die Bürgerfragestunde konnte man sich schenken. Ein paar Anfragen von potenziellen Kaufinteressenten für Grundstücke am Westufer, die heute noch das Prädikat „mit Seeblick“ verdienen mögen, gehören wohl allein schon deshalb nicht in ein Kabarett, weil das Publikum mit Begriffen wie „Längsteilung“ und „Querteilung“ keine visuellen Informationen verbinden kann.

Und auch wenn sich Manfred Schwung mal wieder für mehr ebensolchen in Sachen Kita-Neubau einsetzen wollte, blieb doch zu konstatieren, dass von seinen eigentlich vier Fragen nur eine beantwortet wurde.

Hunde, Feuer, Lärm …

Aber die dafür recht deutlich: Der Bauantrag für das Vorhaben läuft erst, seit das Bauordnungsamt alle Unterlagen dazu hat. Also seit 26. Mai. Da erübrigen sich Fragen nach dem Baufortschritt und irgendwie ist es beruhigend, dass es sich nur um eine Kita und nicht um einen Großflughafen handelt.

Zu Tagesordnungspunkt 6 gab es dann lange Diskussionen. Es ging um eine Satzung für die Benutzung des „Erholungsgebietes Kulkwitzer See“. Man könnte auch sagen, es ging um Hunde, offenes Feuer und Lärm.

Fototouristen ausgeblendet

Zwischendurch kam zwar aus promoviertem Munde auch mal ein zaghafter Hinweis auf das zunehmende Engagement von Hobbyfotografen und -filmern, aber das Thema ist wohl noch nicht ausreichend gereift. So wurde das Satzungswerk also ohne Würdigung künstlerischer Ambitionen von Fotografen mit internationalem Format zur Zustimmung gebracht.

Gandalf 2.0

Kann sein, dass der große Auftritt des Zauberers gleich zu Beginn der Show und die lange Diskussion um Tagesordnungspunkt 6 den Zeitplan des Moderators etwas durcheinander gebracht haben.

Jedenfalls wollte der Auenland-Chef danach gleich mit Punkt 8 weitermachen. Allerdings ist es auch nicht auszuschließen, dass er seinem Widerpart damit nur einen weiteren Auftritt an diesem Tage vermasseln wollte, denn der hatte auch für Punkt 7 was auf Lager.

zauberstab

Gandalfs Zauberstab lässt die Flügel hängen, nachdem er im Treppenhaus deponiert wurde. Trotz allen Spaßes: Das Zeug wird auch in Markranstädt zum ernsten Problem. In den Ellern beispielsweise… Man sollte das Gewächs keinesfalls berühren. Es wird geraten, beim Umgang mit der Pflanze vollständige Schutzkleidung zu tragen, zu der auch ein Gesichtsschutz gehört. Das bedeutet auch: Die Pflanze darf im Ratssaal nur während des nichtöffentlichen Teils gereicht werden 😉

Darin ging es um den Kauf des Grundstücks Lützner Straße 2 und damit kam die Sprache auf das Eckhaus Lützner / Schkeuditzer Straße. Eine Ruine, die unter Denkmalschutz steht und deren Fassade inzwischen von ambitionierten Straßenkünstlern unter Wahrung denkmalpflegerischer Aspekte im Stile der Zeit malermäßig eindrucksvoll instandgesetzt wurde.

Ein Denkmal aus Silber-Spray

Gängel sprach sich gegen einen von der CDU-Fraktion angeblich favorisierten Abriss aus, forderte zunächst eine gründliche Prüfung des Gebäudezustandes. Fraktionschef Kirschner nahm den Steilpass auf und konterte: „Schade, dass sie unsere Anträge, die wir immer so schön formulieren, nicht richtig lesen.“ Die erläuternden Worte des Doktors adelte Gängel mit der Bemerkung: „…die Dinge, die sie hier zum Besten geben…“

Wie gesagt: Es war eine Show vom Feinsten. Hatte zwar wenig mit Kommunalpolitik zu tun, aber wenn das so weiter geht, werden die Einschaltquoten bei den nächsten Sitzungen geradezu explodieren.

Und das war noch lange nicht das große Finale! Das war es auch nicht, als Ronald Gängel in einer der Unterlagen den Begriff „kaufgegenständliches Grundstück“ fand und die Verwaltung aufforderte, sich bei der Gestaltung ihrer Vorlagen künftig der Anwendung deutscher Muttersprache zu befleißigen.

Gandalf 3.0

Den Einwand des Moderators, dass es sich um eine Wortschöpfung handelt, die sich durchaus durch die Verwendung ausschließlich muttersprachlicher Elemente auszeichnet, wollte Gängel nicht gelten lassen. Er verwies darauf, dass dieser Begriff auch nicht im Duden stünde. Die Frage einer Abgeordneten, wie alt denn dieser Duden sei, beendete dann die Diskussion. Bei Eintritt für lau wurde ohnehin schon viel zu viel geboten.

Anschließend gab Heike Helbig ihr Comeback als Rathaus-Sprecherin. Okay, vielleicht noch nicht in der Funktion, aber was sie da inhaltlich und rhetorisch anbot, war so überzeugend, dass sie damit eigentlich auch in einer Stadtratssitzung auftreten könnte und nicht nur im Donnerstags-Kabarett der vierten Etage.

Comeback für fröhliche Feste

Es ging um die Feste und großen Veranstaltungen in Markranstädt und angesichts des Etats von nur 33.000 Euro (pro Jahr, nicht etwa pro Fest!) ist das, was der Fachbereich IV da auf die Beine stellt, fast schon vergleichbar mit einer wundersamen Vermehrung des Brotes. Dafür gabs dann auch reichlich Beifall – den einzigen des Abends übrigens, obwohl die Show als Gesamtpaket doch so grandios war.

Am Ende des Events kam dann auf einen Ort die Sprache, von dem man sonst in der öffentlichen Wahrnehmung kaum etwas hört. Meyhen heißt er, grenzt im Westen an Sachsen-Armut, weshalb die Schüler im Osten beschult werden. Dahin führt aber kein Fußweg.

Darum müssen die Schulkinder in Ermangelung eines adäquaten Transportmittels mitten auf der schönen, neuen Straße nach Schkeitbar zur Bushaltestelle laufen. Kein beneidenswerter Zustand, aber angesichts der Tatsache, dass es vor ein paar hundert Jahren noch nicht einmal Schulen gab, durchaus hinzunehmen.

Gandalf 4.0

Das sah ein Abgeordneter allerdings anders. Dreimal dürfen Sie raten, welcher. Er kritisierte, dass im Rahmen des Neubaus der Straße zwischen Schkeitbar und Meyhen der alte, dort einst vorhandene Fußweg beseitigt wurde.

Umgehend gab es Widerspruch von den Räpitzer Volksvertretern, die eisern behaupteten, dass es da nie einen Fußweg gab. Nun ja, die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Zumindest haben jene MN-Schreiberlinge, die vor gefühlten 100 Jahren mit ihren Fahrrädern nach Starsiedel zur Disco fuhren, auf dem Rückweg über Meyhen auch manchmal den Eindruck gehabt, dass diese Straße ein Fußweg sei und der nebenliegende Sommerweg lediglich ein schmaler Wechsel für gemeines Niederwild. Es kommt halt immer darauf an, aus welcher Richtung man die Dinge betrachtet.

… und jetzt das Upgrade

Jedenfalls war das nun wirklich das große Finale eines unvergesslichen Abends in der vierten Etage. Er dauerte genau 90 Minuten, wie damals bei Rudi Carrell oder Wim Toelke. Und wie in den kommenden Tagen die Spiele der Fußball-EM. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir viel Spaß dabei. Wir hatten unseren heute schon und wären sogar gerne noch bis zum nichtöffentlichen Elfmeterschießen geblieben.

 

Augen zu und durch bis die Sattelstütze ans Zäpfchen stößt

Da ist zwar ein Licht am Ende des Tunnels, aber trotzdem ist Vorsicht geboten. Die chlorophyllgeschwängerte Vegetation an den Wegrändern rund um den Kulki hat einige Überraschungen geschaffen, die sich zu einem naturnahen Erlebnis ganz besonderer Art entwickeln könnten. An einer Stelle lauert sogar Gefahr. Die sollte man mit dem Fahrrad am Besten in einer Haltung passieren, bei der sich der ganze Körper unterhalb der Sattelhöhe befindet.

…Wenn man noch die Chance dazu hat.

Wer das Westufer aus Göhrenz in Richtung Markranstädt befährt, gelangt kurz vor der Einmündung auf die asphaltierte Uferpromenade an ein abschüssiges Wegstück.

Das hat es normalerweise auch ohne Zutun der Natur schon heftig in sich. Nicht nur, dass es schmal und unbefestigt ist und man den Gegenverkehr nicht kommen sieht. Nein, allzu oft kann sich das Augenmerk des Passanten gar nicht auf den Weg richten, weil am Hang rechterhand völlig hüllenlose Badegäste ungeniert die ganze Aufmerksamkeit des Radfahrers fordern.

Wer sich die Augen reibt, hat die Hand nicht an der Bremse und das rächt sich nur wenige Sekunden später im Dunkel des Tunnels. Dort kann der Ausflug per Drahtesel neuerdings nämlich übel enden, denn die Natur hat sich sozusagen raumübergreifend des Weges bemächtigt.

Von weitem sieht man noch Licht im Tunnel, doch wehe, man will etwas Schwung mitnehmen und gar zu schnell durch diesen Kanal abwärts heizen.

Mittendrin im lichtarmen Ambiente der grünen Pipeline wird’s vertikal plötzlich sehr eng. Niedrig also … oder flach, ganz wie man will.

DSC_0004

Die Österreicher machen so die Balkanroute dicht, in Markranstädt wird Kulki-Besuchern auf diese Weise der aufrechte Gang aberzogen und Radfahrer zu akrobatischen Höchstleistungen gezwungen.

 

So niedrig aber, dass man fast in den Lenker beißen muss, um nicht von einer der herumragenden Holzpeitschen einen klatschenden Smoothie ins Gesicht zu bekommen. Da heißt es, schlagartig bremsen und hoffen, dass die Bowdenzüge halten.

Blöd, dass man da nicht viel machen kann. In einem Freistaat, in dem man zwischen März und September nicht mal seine Hecke schneiden darf, geben sich die Garten- und Landschaftsfuzzis in Vegetationszeiten wie dieser ebenfalls sehr zurückhaltend, wenn es um den Rückschnitt von Bäumen und Büschen geht.

Andererseits könnte aber auch ein Radfahrer durch einen quer über den Weg ragenden Ast mal ganz schnell so eine Art Rückschnitt erfahren. Vorzugsweise in Halshöhe – und dafür lauern einige Möglichkeiten in diesem Tunnel.

Also dann: Besser absteigen und schieben. Da hat man auch angesichts des Treibens am Ufer mehr davon.