Almosen nährt das Elend, Öl die Flamme

Die T-Shirts mit der Aufschrift „Freiheit für Syrien“ ziehen sie nur innerhalb der EU an. „Spätestens beim Grenzübertritt in die Türkei sollte man sowas nicht mehr tragen.“, sagt Khalil Mislem vom Verein „Flüchtlingshilfe für Syrer e.V.“ Der hatte gestern in Markranstädt einen Transporter mit Hilfsgütern beladen und will diese direkt zu den Betroffenen bringen. Was zunächst wie ein ganz normaler Vorgang klingt, entpuppt sich im weiteren Gespräch als Himmelfahrtskommando mit ungewissem Ausgang.

Was die Mitglieder und Helfer des Vereins beim Beladen des Transporters zu erzählen haben, ist so erschütternd, dass sich Satire ganz von selbst verbietet. Es wird diesmal ein ernster, sehr nachdenklich stimmender Beitrag, so viel ist schon bei der Begrüßung klar.

Da ist Khalil Mislem, der den Transporter fahren wird. Eigentlich wollte er schon vor zwei Monaten los, aber mitten in die Vorbereitungen hinein platzte das IS-Massaker von Kobane. Sämtliche Helfer vor Ort, die er von Deutschland aus für die Verteilung der Hilfsgüter organisiert hatte, kamen dabei ums Leben. Auf die Frage, ob er denn auch Mitglieder seiner Familie dabei verloren habe, dreht er sich weg und sagt im Gehen: „Zehn Verwandte.“

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Kleidersäcke, Medikamente und Rollstühle werden in der Nordstraße verladen.

Und da ist Sarah Archonkieh. Die 25-jährige studiert Arabistik, spricht ebenfalls fließend deutsch und beherrscht zudem sogar sächsisch. Sie wird während der 7.000 Kilometer langen Tour neben Khalil Mislem im Transporter nach Syrien sitzen. Angesichts dessen, was sie möglicherweise erwartet, könnte man annehmen, dass die junge Frau nicht weiß, was sie da tut. Aber was das für Gefahren sind und wie unglaublich die internationale Gemengelage ist, das erfahren wir erst später.

Sarah könnte „Glück“ haben

Khalil Mislem weiß genau, worauf er sich einlässt. Er war schon mal mit einem Hilfstransport in Syrien. In Aleppo. Dort ist er von einer IS-Einheit verhaftet und wegen Besitzes einer Liste mit Hilfsgütern zum Tode verurteilt worden. Einem Freund, der die Verhaftung gesehen hat, ist es gelungen, Khalil da rauszuholen.

Gefoltert und mit inneren Blutungen, gelang Khalil die erneute Flucht aus Syrien. Er weiß, dass das Todesurteil bei einer erneuten Festnahme vollstreckt wird. Sarah könnte vielleicht mit dem Leben davon kommen. Frauen werden meist als Sklavinnen verkauft.

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Sarah ist jetzt garede mit Khalil unterwegs nach Syrien. Mal erhrlich: Wenn Sie die Mutter dieser sympathischen jungen Frau wären und wüssten, wohin sie fährt…

Was die Kinnladen der Presseleute vor Ort gleich reihenweise runterklappen lässt, ist die Information der Vereinsmitglieder, dass das eigentliche Krisengebiet schon weit vor dem eigentlichen Krisengebiet beginnt. Nämlich schon an der Grenze Europas zur Türkei.

Wenn der NATO-Partner fremd geht 

Die verlangt, dass Hilfsgüter verzollt werden. Rund eintausend Euro macht das pro Transporter aus. Geld, das der Verein nicht hat. Deshalb fahren Khalil und Sarah auf geheimen Wegen in und durch die Türkei bis zur syrischen Grenze. Das ist auch der Grund, warum die Männer und Frauen des Vereins nicht viel erzählen über die Route. Dass sie über die Hintergründe generell nicht gern berichten, hat jedoch andere Ursachen.

Sie fürchten Repressalien gegen ihre noch immer in Syrien lebenden Familien, reden nur, wenn ihr Name nicht genannt wird. Und so erfahren wir sozusagen hinter vorgehaltener und dennoch aus erster Hand, was der IS eigentlich ist und welche Rolle die internationale Staatengemeinschaft dabei spielt.

Was das für Leute sind beim IS, wollen wir wissen. Die Antwort ist ebenso überzeugend wie kurz: „Keine Menschen!“ In Anbetracht unserer fragenden Gesichter wird ergänzt: „Nein, wirklich nicht.“ Und dann sprudelt es plötzlich aus ihnen heraus.

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Beim Beladen sind starke Männer gefragt, die auch mal einen 5-Kilo-Sack werfen können. Alles ist organisiert und muss effizient verlaufen. In 18 Stunden gehts los!

Die wenigsten IS-Kämpfer seien Syrer, und noch weniger Moslems. Im IS-Gefangenenlager habe er unter seinen Bewachern von Englisch über Französisch, Spanisch und Deutsch bis Russisch nahezu alle Sprachen gehört, erzählt ein Syrer. Mitunter wäre es den IS-Leuten nicht einmal möglich, untereinander zu kommunizieren. „Als ich gefesselt da lag, kamen plötzlich zwei Deutsche und der eine sagte, dass das da hinten ein Syrer wäre, der heute geschlachtet wird. Ich dachte erst, die hätten mich gemeint und ich habe erschrocken den Kopf gehoben und sie angeschaut. Daraufhin wurde ich mehrmals eindringlich befragt, ob ich deutsch sprechen und sie verstehen würde. Es gelang mir, sie davon zu überzeugen, dass ich kein Wort verstanden habe.“

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Neben Medikamenten, Rollstühlen, Kleidung und Decken gehen so manche Hoffnungen, Wünsche und Gedanken mit auf die Reise in die Heimat.

Der IS rekrutiert seine Kämpfer gern unter jungen Menschen in Europa. „Die kennen das aus Computerspielen und plötzlich sehen die ein IS-Video, wo gesagt wird: ‚Kommt zu uns. Wir haben hier jede Menge Spaß und Geld und alles, was ihr wollt!‘ Na ja, da gehen die halt hin, weil es ihnen in Europa zu langweilig ist. Beim IS haben sie Computerspiele in echt.“

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Khalil, der Kraftfahrer, wurde vom IS zum Tode verurteilt. Trotzdem fährt er wieder nach Syrien – aus Solidarität mit denen, die von dort nicht fliehen können.

Ein Anderer kann das mit der Langeweile bestätigen. Er habe mitten im IS-Gebiet einen Japaner getroffen, der eine Kamera dabei hatte. Darauf angesprochen, habe der Japaner gemeint, dass er Beamter sei, ihm dieses Dasein aber zu langweilig geworden wäre und er nun den Kick in einem Krisengebiet suche.

Die IS-Mitglieder fahren mit nagelneuen Geländewagen herum, haben moderne Waffen und IT-Technik. Das Geld dafür stamme, so erfahren wir, aus den von ihnen kontrollierten syrischen Ölfeldern. Da plötzlich kommt ein etwas älterer Syrer dazu und nimmt uns das Versprechen ab, seinen Namen nicht zu veröffentlichen.

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Der Transporter wird beladen. Rollstühle, Verbandsmaterial, Kleidung und Decken gehen gemeinsam mit Grüßen und Abschiedsstimmung auf die Reise in die Heimat.

Dann sagt er: „Sie wollen wissen, wie man den IS bekämpfen kann? Ich sage ihnen, wie das geht. Die verkaufen das syrische Öl an die Türkei und die verkauft es weiter in die ganze Welt, vorwiegend natürlich an die EU. Ist doch kein Wunder, dass IS-Leute frei durch die Türkei fahren können, während wir festgehalten werden und für Hilfsgüter sogar noch Zoll bezahlen müssen. Schauen sie sich mal die Videos im Internet an.

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Etikett auf einem Kleidersack mit Kindersachen. Auch wenn sie gebraucht sind und nicht verkauft werden: EU-Beitrittskandidat Türkei will Zoll dafür, um weiter syrisches Öl für den Islamischen Staat verkaufen zu können. Präsident Erdokan: „Der Islam ist in Europa auf einem guten Weg.“

Das Massaker von Kobane. Da sieht man genau, woher die IS-Fahrzeuge kamen und das war nicht aus Richtung Syrien. Ich sage ihnen: Wenn die internationale Staatengemeinschaft nur einen Monat lang kein Öl mehr von der Türkei kauft, hört der IS von ganz allein auf zu existieren.“ Unglaubliche Worte und wir fragen in die Runde, wie das die anderen Syrer sehen. Sie nicken.

Sarah & Khalim: Mut, der Mut macht

Khalil Mislem und seine Beifahrerin Sarah Archonkieh sind heute früh in Markranstädt aufgebrochen und jetzt bereits auf einer Straße irgendwo in Europa unterwegs nach Syrien. Auf der Ladefläche befinden sich neben 13 Rollstühlen auch Rollatoren, Medikamente und Kleidung, die in Säcken getrennt nach Männer-, Frauen- und Kindersachen geladen wurden. Auch Decken und Spielzeug befinden sich unter den Hilfsgütern. Die 3.500 Kilometer Hinweg im klapprigen Transporter sind dabei noch das kleinere Problem.

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Los gehts. Kommt heil zurück, Sarah und Khalil.

Wir wünschen den Beiden, dass ihre Hilfe da ankommt, wo sie gebraucht wird und dass sie heil wieder nach Hause kommen. Denn in ihrer Mission ist nicht nur das Ziel der Reise eine potenzielle Gefahr für Leib und Leben, sondern auch jede Rückfahrt eine erneute Flucht.

 

Der Scheck heiligt die Mittel?

„Zuwanderung entlastet deutschen Sozialstaat“ (Zeit) gegen „Experte fordert: Für Asyl-Kosten bei der Rente sparen“ (Morgenpost) oder Mehr Einnahmen als Ausgaben: Ausländer bringen Deutschland Milliarden“ (SPIEGEL) gegen „Asylbewerber kosten uns bis zu 10 Milliarden Euro“ (FAZ). Weiß in diesem Land überhaupt noch jemand, was gehauen und gestochen ist? So planlos hat man Deutschland und allem voran seine Regierung zuletzt im April ’45 gesehen. Ausbaden müssen dieses Ergebnis jahrzehntelanger Faulheit und Arroganz die Flüchtlinge, die Bundesbürger und – ja – auch die Kommunen. Markranstädt zum Beispiel.

Es ist noch gar nicht lange her, da konnte man schon für die Verwendung des Begriffes „Ausländer“ als Neonazi geächtet in den gesellschaftlichen Sarg steigen. Kritiken an der Linie unserer Regierung wurden konsequent als „populistische Sprüche“ abqualifiziert und der Rest des Volkes vertraute wie immer darauf, dass unsere Regierung einen Plan hat. Hat sie aber nicht. Weder der Herr Gabriel, noch die Kanzlerin der Herzen. Inzwischen wird immer klarer: Statt einer Kanzlerin mit Herz hätten wir lieber eine mit Hirn.

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mopoUnd wie das so ist im Leben: Plötzlich haben sie, weil sie nicht mehr weiter wissen, das gesamte Repertoire populistischer Sprüche für sich selbst entdeckt. Da ist sich eine realitätsferne Dame in Grün noch nicht mal zu blöd, die Forderung aufzustellen, dass ein Jeder von uns, so er denn irgendwo noch eine Ecke frei hat, eine(n) Asylbewerber(in) aufnehmen soll. Ja wie populistisch muss man sein, um in seiner Verzweiflung (bei Allah: die nächste Wahl kommt bestimmt!) eine solch dämliche Forderung aufzustellen? Wie soll sowas gehen?

Man geht also hin in die zur Asylunterkunft umfunktionierte Werkhalle und sucht sich frühmorgens um 7 Uhr seinen Asylanten raus? Das hätten die GRÜNEN wohl selbst nicht geglaubt, dass sie es sind, die den Begriff ‚Selektion‘ in Deutschland so schnell wieder salonfähig machen. Selbst die Bezeichnung ‚Markt‘ würde das Gefühl nicht wirklich angenehmer gestalten. Wahrscheinlich aber wollen’s unsere Politiker eh andersrum: Man meldet sich bei der Behörde und kriegt seinen Asylbewerber zugeteilt. Ohne Papiere freilich, denn die haben sie ja mehrheitlich nicht mehr. Wir glauben ihnen, dass sie Achmet oder Nahid heißen, es sind ja Flüchtlinge.

Bombenstimmung im Wohnzimmer

Da kann es schnell mal passieren, dass man einen der angeblich bereits über 600 illegal eingereisten IS-Terroristen mit nach Hause nimmt. Wie sagt Frau Merkel immer: Die Kulturen können viel voneinander lernen. Na das wird ein Spaß! Sprengsätze bauen am Wohnzimmertisch. Klar, die GRÜNEN werden hinterher behaupten, dass der im Kern friedfertige Gast aus lauter Dankbarkeit nur die Küchenuhr reparieren wollte. Andererseits werden sie sicher auch erst hinterher mit tiefer Betroffenheit zur Kenntnis nehmen, dass ein bundesweit bekannter Neonazi eine junge Libyierin mit nach Hause nahm und dieser dann im besten Fall erneut eine Flucht gelang, im schlimmsten Fall sie vielleicht aber auch ihren Verletzungen erlag. Man fragt sich wirklich, ob solch grün gefärbte Ideen allein auf vegane Ernährung zurückzuführen sind.

Nun aber mal Butter bei die Fische: Wenn es bei Ihnen nachts klopft und vor Ihrer Tür stehen Menschen, die Einlass begehren und Hilfe brauchen, was machen Sie da? Na klar: Sie werden helfen. Wir alle werden das! Aber um das tun zu können, muss man zunächst wissen, wie und womit man helfen kann. Wer dabei verantwortungsbewusst handelt, wird auch überlegen, ob er überhaupt in der Lage ist, das benötigte Maß an Hilfe zu leisten und er wird, wollen wir mal ehrlich sein, auch wissen wollen, wer da die Nacht in seinem Wohnzimmer verbringt. Helfen wollen ist die eine Sache, es zu können eine ganz andere.

Der Fehler im Fundament

Immer deutlicher werden Sorgen und Ängste der Bundesbürger zum Ausdruck gebracht, jedoch allzu oft mit der gleichen Arroganz wie bisher als rechtspopulistisches Gedankengut abgetan. Der Grund dafür ist der gleiche, der dem Entstehen der Problematik Pate gestanden hat: Faulheit und Ignoranz der politischen Verantwortungsträger.

Der normale demokratische Werdegang wäre doch der gewesen, dass man Anfang der 1990er Jahre das Volk hätte fragen müssen, ob die Bundesrepublik ein Einwanderungsland sein will. Um die gewünschte Antwort „ja“ zu erzielen, hätten die politischen Verantwortungsträger das Volk mit handfesten Fakten, Argumenten und auch belastbaren Aussagen zu den Regeln für Asylbewerbung, Asyl, Einwanderung oder Fremdarbeit überzeugen müssen. Dazu waren sie zu faul (oder zu unehrlich) und haben die Entscheidung Kraft ihrer Legitimation als Volksvertreter selbst getroffen. Möglicherweise sogar mit dem gut gemeinten Vorsatz, diese Überzeugungsarbeit später nachzuholen.

Das ist aber nie geschehen. Nun werden sie (und wir) von einer Welle überrollt, auf die wir nicht vorbereitet sind. Die populistischen Floskeln, dass wir ja ein reiches Land seien und noch viel mehr Flüchtlinge unterbringen können, glaubt inzwischen kaum jemand mehr. Selbst dann nicht, wenn es wahr wäre. Warum nicht? Weil inzwischen angesichts der Verzweiflung ob der Planlosigkeit viel zu viel gelogen wird, abgelenkt wird, mit populistischen Äußerungen gearbeitet wird.

Schraps hat den Hut verlor’n

Natürlich wird man sagen, wenn ein Hilfsbedürftiger vor der Haustür steht: „Komm erst mal rein!“ Aber wenn er drin ist, muss man auch reinen Tisch machen. Man wird ihm nie mehr Hilfe zusagen, als man leisten kann. Auch das zählt zur Verantwortung gegenüber Hilfesuchenden. Da sind Fragen zu beantworten. Fragen, die unsere Bundesregierung weder uns, noch den Asylbewerbern beantwortet hat. Zum Beispiel diese:

1. Thomas de Maiziere hat zugegeben, dass auch Asylbewerber mit abgelehntem Antrag wegen des Duldungsrechts bleiben dürfen. Er will sie durch verminderte Geldleistungen dazu bewegen, wieder zurückzugehen. Sie werden aber nicht gehen. Frage: Wie werden die sich ihren Lebensunterhalt verdienen, wo sie zudem noch nicht einmal arbeiten dürfen?

2. Thomas de Maiziere hat zugegeben, dass Asylbewerber mit bewilligtem Antrag für immer in Deutschland bleiben können. Nicht erwähnt hat er dabei, dass diese Personen ihre Familien (und die sind längst nicht so klein wie hierzulande) nachholen dürfen. Frage: Sind unsere Sozialkassen für diesen Fall vorbereitet und ausgestattet, wenn sich die Zahl der Einwanderer mit jedem genehmigten Asylantrag vervielfacht?

3. Ist unser gesamtes Sozialsystem, insbesondere die Ärzte- und Bildungslandschaft, darauf vorbereitet?

4. Ist unser Rechtssystem darauf vorbereitet, wenn eine Flüchtlingsfrau im Aufnahmelager den Mörder ihrer Kinder wiedererkennt, man diesem aber nicht habhaft werden kann, weil er keine Papiere hat (oder weil eine Grüne Politikerin glaubt, dass er nur eine schwere Kindheit hatte und in einem Gesprächskreis über Ernährung mit Cerealien seine Handgranaten gegen einen Jute-Beutel tauscht)?

Es gäbe noch viele weitere Fragen, aber die TOP 4 hier zeigen, dass sich das Unverständnis der deutschen Bevölkerung nicht gegen die Asylbewerber richtet, sondern gegen die sonst so selbstsicheren Planer unserer Gesellschaft, die plötzlich keinen Plan mehr haben und ihr sinnentleertes Dasein jetzt hinter einer hektischen Betriebsamkeit und luftleeren, ja geradezu heliumleichten Durchhalteparolen verstecken.

Freud’scher Versprecher à la Roth

Asylbewerber sind billig, Asylbewerber sind teuer, Asylbewerber bringen Geld, Asylbewerber kosten Geld. Was in Gottes oder Allahs Namen sind das für Ansagen? Und dann noch Claudia Roth, die grüne Vorzeigekugel, die in der ARD sagte, dass es unter Asylbewerbern durchaus ausgebildete, arbeitsfähige und -willige Menschen gibt, die sich auch integrieren wollen, aber “…man muss auch den Menschen helfen, die nicht verwertbar sind.“ Aaaah ja! Na wenigstens ist es kein unwertes Leben, das durch Arbeit befreit und vorher sterilisiert werden muss. Aber irgendwie müssen die GRÜNEN ganz schön verzweifelt sein, wenn sie ihre Argumente so lange in alten Ausgaben des „Stürmer“ oder „Völkischen Beobachter“ suchen, bis sie sogar deren Duktus nicht mehr abstreifen können.

Da steh‘ ich nun, ich armer Tor…

Wo also liegt die Wahrheit in all diesem Kauderwelsch? Sie kommt wahrscheinlich – man will seinen abendländischen Augen kaum trauen – vom Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Die GRÜNEN würden ihn angesichts seiner Warnungen sicher nicht zu den multikulturellen Gutmenschen zählen. Denn Aiman Mazyek sagt … ach, lesen Sie selbst.

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Aber der Begriff „verwertbar“ hat auch einen ehrlichen Anstrich und da kommen wir jetzt endlich auch zurück nach Markranstädt. Hier scheint der Flüchtlingsstrom in der Tat zu einem Verwertungsfaktor zu avancieren. War die Stadtverwaltung bislang in einem wirklich aufrichtigen Ansinnen darauf orientiert, die Bevölkerung zu informieren und den für Flüchtlinge einzig würdigen Weg einer dezentralen Unterbringung zu verfolgen, sieht sie sich nun wohl von einer völlig anderen Entwicklung überholt. Nicht nur von der Entwicklung der Flüchtlingszahlen, die von 127 auf inzwischen 200 gestiegen sind und ganz sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange darstellen.

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fazDer Weg der dezentralen Unterbringung, für dessen Anliegen und Konsequenz Markranstädt sogar über die Kreisgrenzen hinaus Bewunderung gezollt wurde, wird zunehmend durch findige Goldnasen konterkariert. Leerstehende Geschäftsräume und sogar ganze ehemalige Produktionsstandorte werden dem Landkreis von klammen Eigentümern unter dem Deckmantel der Barmherzigkeit angeboten, die der aus Gründen gebotener Eile, möglicherweise aber auch aus Bequemlichkeit mitunter auch annimmt. Ein Ablasshandel, der nicht auf christlicher Nächstenliebe beruht, sondern auf dem Tausch gegenwärtig nicht verwertbarer Flüchtlinge gegen Bares.

Asyl unter Palmen?

Selbst Export-Schlager wie die Markranstädter Erotik-Industrie, die am Rande der Stadt noch vor kurzem einen bundesweit beachteten Stutenmarkt zelebrierte, will dem Vernehmen nach künftig nicht nur die Träger von Feinripp-Unterhosen draußen stehen lassen, sondern die gesamte abendländische Popp-Kultur. Statt dessen soll nordafrikanische Folklore einziehen. Palme statt Kastanie – sozusagen.

Man muss an Tagen wie diesen auch mal ganz klar Stellung beziehen. Und die Markranstädter Nachtschichten tun das. Also: Wenn auch nur einer dieser mietgeilen Samariter die Unverfrorenheit besitzt, seine Geld gewordene Barmherzigkeit öffentlichkeitswirksam darzustellen, werden wir noch in der gleichen Stunde unsere Vermögenshaftpflicht aufstocken und ab 5:45 Uhr verbal ganz barbarisch zurückschießen. Großes Pionierehrenwort! So groß, dass Ernst Thälmann wieder Haare wachsen würden. Und sei es unser letzter Beitrag!

Ja, bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob es denn nicht auch mal was Positives gibt? Natürlich, das gibt es. Und nicht nur irgendwas, sondern es kommt auch noch aus Markranstädt. Jawollja!

Gute Nachrichten aus Markranstädt

Hier haben Leute erkannt, dass das Problem nicht in einer neuzeitlichen Völkerwanderung gelöst werden kann, sondern nur an der Quelle. Immerhin sollte sich der aktive Geist doch einmal die Frage stellen: Wenn ein armer Verfolgter durch das Bezahlen tausender Dollar nach Europa kommt, wie arm und verfolgt müssen dann erst die sein, die dieses Geld nicht haben und im Krisengebiet bleiben müssen? Diese Gedanken werden proportional geringer, je größer der Flüchtlingsstrom wird. Und irgendwann könnten sie ganz weg sein, was wiederum in den Plan unserer planlosen Regierung passen würde, die letztendlich die Lieferung der Waffen genehmigt hat, die diese Menschen in die Not und die Flüchtlinge in die Flucht jagte.

Hier also die positivste Nachricht des Tages: Pressemitteilung des Vereins Flüchtlingshilfe für Syrien e.V., der den wirklich Ärmsten helfen will. Denen, die nicht das Geld haben, nach Europa zu fliehen um sich die Gold gewordene Barmherzigkeit direkt vor Ort abzuholen und sich bei den Handlangern ihrer Schicksale auch noch zu bedanken.

pm

 

Ab 14. September in Seebenisch: Abenteuer auf der Landstraße

Noch bis Ende der 60er Jahre bestand die Verbindung zwischen Seebenisch und Schkeitbar aus einem teilweise gepflasterten, ansonsten naturbelassenen Feldweg. Bio-Straße würde man heute sagen, um sich das Konstrukt schön zu reden. Irgendwann zu Beginn der 70er muss dann bei irgendeiner Baumaßnahme etwas Asphalt übrig geblieben sein, der dann da drauf gekleistert wurde. Ab nächste Woche nun soll dieser reparaturbedürftige Holper-Pfad für wenigstens ein Vierteljahr als Lebensader für Seebenisch dienen. Eine Provinzposse mit möglicherweise eklatanten Folgen.

Im Fachjargon nennt sich die Verbindung zwischen Seebenisch und Schkeitbar K 7960. Für ihren Verlauf innerhalb der Ortslage, wo sie – wie auch außerhalb – nur selten eine Breite von mehr als drei Metern misst, hat sich ein sichtbar unterforderter Geist den Namen „Schkeitbarer Allee“ ausgedacht. Das ist ungefähr so, als würde auf einem rosa Baby-Windelhöschen der Begriff „Monster-Truck“ prangen oder eine Nagelfeile als Kettensäge bezeichnet werden.

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Schkeitbarer Allee … das klingt so vermessen wie ein Spitz, der auf den Namen Jumbo hört.

Anfangs war das Befahren dieser … ja nun, bezeichnen wir den Pfad ruhig mal so … „Straße“ sogar verboten. Nur landwirtschaftliche Fahrzeuge durften sie nutzen. Zunehmender ziviler Ungehorsam (ja, den gabs schon in der DDR!) sorgte dann für eine dauerhafte Überlastung des örtlichen ABV und schließlich wurde der gassenähnliche Schlupf sogar von den Bussen der LVB genutzt.

So wurde das, was in den südamerikanischen Anden nicht mal als Gebirgspfad durchgehen würde, in Markranstädt klammheimlich zur Straße erhoben. Allerdings lässt sie nahezu sämtliche Eigenschaften, über die eine Straße von Gesetzes wegen verfügen muss, vermissen.

Unterwegs auf der Route 7960

Da kann man weder von einer Fahrbahndecke sprechen, noch von einem Unterbau oder halbwegs zeitgemäßen Sicherheits- oder Leiteinrichtungen und gleich gar nicht von auf die Anforderungen des Straßenverkehrs angepassten Dimensionen. Mit viel Phantasie und noch mehr Aufwand könnte man die Gasse vielleicht einmal zur Einbahnstraße erheben, mehr nicht.

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Gegenverkehr? Nicht einmal das Überholen von Radfahrern oder Fußgängern ist auf der Schkeitbarer Allee gefahrlos möglich.

Gegenverkehr geht da also schon mal gar nicht. Davon zeugen auch künstlich geschaffene Ausweichbuchten zu beiden Seiten der Trasse, die sich nicht selten auf einem Niveau von 30 Zentimeter unterhalb der Fahrbahndecke befinden. Ein abenteuerliches Stück Straße, auf dem sich schon so manche Rückspiegel trafen oder Radkappen verloren gingen.

Diese Strecke soll nun ab 14. September für eine nur nach gegenwärtigem Kenntnisstand bestimmbare Zeit (wahrscheinlich bis Dezember) zur Umleitungs-Allee werden, weil die KWL in Seebenisch eine Abwasserleitung baut. Das wird interessant! Da wird nach der Arbeit jede Ankunft zu Hause zum Lohn der Angst.

Seebenisch ist über 600 Jahre alt. Die Slawen hatten ihre Orte damals ziemlich planlos gebaut, woraus sich der Begriff „Haufendorf“ ableitet. Hinter dem Haufen war meist das Ende der Welt. In diesem Fall heißt das Ende Schkeitbar und die Welt Markranstädt.

Auch heute noch hat Seebenisch praktisch nur eine Zufahrt, wenngleich der einstige Haufen durch den Zuzug städtischer Landflüchtlinge heute viel größer geworden ist. Und manchmal noch immer ziemlich planlos wirkt. Aber es gibt wie zu Ur-Zeiten nur eine adäquate Zufahrt aus und zur Zivilisation und wenn man die wegen einer Abwasserleitung abriegelt, ist sprichwörtlich die Kacke am Dampfen!

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Die in manch verzweifeltem individuellen Ausweich-Akt angelegten Notbuchten gleichen bei näherem Hinsehen eindrucksvollen Tagebau-Kanten.

Die Stadtverwaltung hat die Brisanz der Situation offenbar erkannt und den gesamten deutschen Sprachwortschatz bemüht, um die mögliche Tragweite nicht gleich mit dem Kinde über Seebenisch auszuschütten. So ist in der Bekanntmachnung von einem „jetzigen Kenntnisstand“ die Rede oder bei der Beschreibung des ersten Bauabschnitts wird plötzlich von der Gesamtbaumaßnahme geschrieben, die bis Dezember dauern soll und dann wird zum zweiten Bauabschnitt übergegangen, in dessen Zuge wieder eine Vollsperrung erfolgt.

Nicht zuletzt sollen sich Fahrgäste über „diverse Änderungen und Einschränkungen im Linienverkehr“ informieren und „hierzu die entsprechenden Bekanntmachungen der Busunternehmen LVB für die Linie 61 und Regionalbus Leipzig GmbH für die Linie 164“ verfolgen.

Auch die Aussage, dass der Linienbusverkehr über Thronitz und Schkeitbar aufrechterhalten wird und damit auch Busse über den Highway 7960 flitzen, bröckelt so langsam. Aus gut informierten Quellen sprudeln in Seebenisch die immer handfester werdenden Gerüchte, dass während der Vollsperrung gar keine Busse mehr ins slawische Haufendorf am Lago Radona fahren werden. Vielmehr sollen die von Gärnitz über Thronitz nach Schkeitbar touren, dort wenden und dann wieder zurück fahren.

Für die vom ÖPNV abhängigen Seebenischer Ureinwohner – und solche sind nun mal traditionell die von der Demografie Gezeichneten – hieße das, die Gehhilfen zu schultern und über Baustellenbretter, provisorische Übergänge und Baugrubenabdeckungen zur Bushaltestelle nach Gärnitz zu schlendern. Markranstädt barrierefrei?

Noch schlimmer könnte es die Siedlung am Blumenweg treffen, die sozusagen ein Haufendorf im Haufendorf darstellt. Dort käme man bei einer Vollsperrung nicht mal über einen so erbärmlichen Weg wie die Schkeitbarer Allee rein oder raus. Auch nicht Feuerwehr, Krankenwagen oder Müllabfuhr.

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Da passt kein Minifahrrad daneben: Leistungsfähige Umleitungsstrecke K 7960 im Zentrum Europas.

Mag sein, dass den Verantwortlichen bis zum Baustart noch ein paar Lösungen einfallen. Aber dazu müssten sie auch erst einmal wissen, dass es noch offene Fragen gibt. Der einzige Kulkwitzer Stadtrat, der zur letzten Sitzung in der vierten Etage anwesend war, hatte jedenfalls keine. Zwar zeigte er Interesse an dem Verbleib des in ferner Zukunft zu entsorgenden Bauschutts einer noch nicht einmal errichteten Kindertagesstätte, aber mit der vorliegenden Regelung des Verkehrs in Seebenisch, die selbst Führer von Minifahrrädern auf eine harte Probe stellen könnte, war er scheinbar zufrieden.

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Tektonische Plattenverschiebung am Zschampert-Graben oder hatte der Planer dieser Straße Parkinson? Jedenfalls sieht so keine Allee aus und erst recht nicht eine offizielle Umleitungsstrecke, die auch noch im Gegenverkehr betrieben wird.

Viele Möglichkeiten, die Kuh vom Eis oder besser: die Gefahr von der Straße zu bekommen, gibt es ohnehin nicht. Schnell noch den Albersdorfer Weg auszubauen, wäre ebenso utopisch wie eine vorübergehende Evakuierung des Dorfes. Bliebe als vorletzte Alternative noch die Errichtung einer Luftbrücke. Irgendwo stehen vielleicht noch ein paar abgetakelte Agrarflugzeuge aus alten DDR-Beständen herum? Damit könnte man Nahrungsmittel, Gebissreiniger und Schokolade über Seebenisch abwerfen, bis alles vorbei ist.

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Foto: Bundesarchiv (CC BY-SA 3.0)

Die letzte Alternative wäre dann, das Baukonzept so umzuschreiben, dass die Straße jeweils nur halbseitig gesperrt wird. In Schkölen hat das funktioniert.

 

Nippel aus Stahl macht müde Männer munter

Schon der Literpreis von nur einem Euro verrät, dass das keine gewöhnliche Tankstelle ist, die da kürzlich in Kitzen eröffnet hat. Und auch exotische Angebote wie Super oder E 10 gibt es dort nicht. Die Oktanzahl beträgt zwischen 3,6 und 4 Prozent Fett, der Preis ist konstant und geöffnet ist täglich von 5 bis 22 Uhr. Die Kitzener Milchtankstelle erlebt einen wahren Run.

Früher war der Einkauf Frauensache. In ihren Dederonbeuteln schleppten sie dabei aus HO oder Konsum auch literweise Milch nach Hause. In Kitzen allerdings scheint sich die heutige Welt anders zu drehen und das kann nur einen Grund haben: Alles, wo Milch rausgeflossen kommt, erregt vor allem die Aufmerksamkeit von Männern. Wenn dann noch Technik dazu kommt, sind sie nicht mehr zu halten.

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Das ist auch in der Milchtankstelle der Agrarprodukte Kitzen eG der Fall. Kein Wunder: Die gigantische Brust glänzt wie Stahl, der Nippel ist drei Zentimeter lang und immer hart wie Marmor. Wenn man dann noch was in den Schlitz steckt (vorzugsweise einen Euro), fängt der Automat sogar an zu laktieren.

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Sowas weckt die Ur-Instinkte im Menschen und schon um es nur mal auszuprobieren, kommen täglich nicht nur Durstige, sondern auch Technik- und Spielautomatenfreaks sowie Neugierige nach Kitzen. Lediglich für Kinder, in deren Welt die Kuh heute lila ist und die Milch an Tetra-Pack-Bäumen wächst, könnte die Lehrvorführung „modernes Melken“ einen falschen Bildungshorizont eröffnen. Die Milch kommt nämlich nicht nach dem Streicheln des Metalleuters und Ausmassieren der Zitze in die Flasche gelaufen, sondern nur gegen Bares.

Aber das ist ja lediglich die technische Seite der Angelegenheit und die ist wirklich nur zweitrangig. Viel interessanter ist das, was aus dem Zapfhahn in der Tankstelle kommt. Das ist nämlich ein wirklich edler Tropfen! Zwar nennt man ihn Rohmilch, doch deshalb stammt er noch längst nicht von der Rasse der Rohkühe.

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Die Gewinnung zu beschreiben, wäre zu kompliziert. Vereinfacht könnte man sagen, dass hinter der Tankstelle eine Kuh rückwärts an die Automatenrückseite geschoben wird, der Tankwart das Euter an die Dockingstation [engl. Doggingstäischn] anschließt und jedesmal, wenn drinnen jemand zapft, zieht es dem Tier die Augen in die Höhlen zurück. Zeigt das Euter die Form einer leeren Einkaufstüte, wird das nächste Rind angeschlossen. So ungefähr jedenfalls. Auf alle Fälle gibt’s frische Kuhmilch quasi direkt aus dem Euter.

Und weil so ein Euter keine Butterschleuder ist, beträgt der Fettgehalt des Getränks auch 3,6 bis 4 Prozent. Nichts für Hungerhaken, die sich nach Punkten ernähren? Oh doch, denn ein Euter ist auch kein steriler Reinraum, weshalb die Milch vor ihrem Genuss erstmal abgekocht werden sollte (der Tetra-Pack-Generation muss man sowas sagen!). Bei diesem Prozess bildet sich oben eine Rahmschicht und die darunter befindliche Milch dürfte dann auch bei den Knochen-Mobiles auf den internationalen Laufstegen keine Hüftpolster ansetzen.

flaschenFalls Sie nicht wissen, was man mit der Rahmschicht obendrauf macht: Sie sollten diese bei den Markranstädter Nachtschichten abgeben. Hier gibt es Frauen, die mit diesem mittelalterlichen Relikt schmackhafter Ernährung noch etwas anzufangen wissen und die sich auch darüber freuen, wenn die Mägen ihrer Männer glücklich jauchzen. Auf eine Scheibe frisches Brot geschmiert, etwas Zucker oder wahlweise eine Scheibe Wurst drauf und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Lukullus wusste, was er tat.

Warum zum Discounter schweifen …?

Auch wenn Kitzen heute zur Stadt Pegau gehört, ist der Weg nicht weit. Eigentlich ist es ja fast ein Stadtteil von Markranstädt, denn ein Internetz haben die da auch bloß nicht. Aber das Gute liegt nah und man muss nicht einmal Flaschen mitbringen.

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Die stehen an Ort und Stelle, sauber, sogar mit Etikett versehen und warten darauf, gegen 50 Cent mitgenommen zu werden. Natürlich gefüllt! Einfach einen Euro ins mechanische Euter stecken, die Flasche unter die Stahlzitze halten und auf den Knopf drücken. Was dann kommt, ist pure Erinnerung ans Vesper aus Muttis Brust. Nur etwas kälter. Mit rund 2 Grad Celsius kommt die Kitzener Milch aus dem Zapfhahn. Man sollte sie zu Hause auch bei höchstens 5 Grad aufbewahren und innerhalb drei Tagen wegschlucken.

Und nicht vergessen: Abkochen! Denkt an Mutti, die zu Kevin sagt: „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst aufpassen, wenn die Milch überkocht?“ „Hab ich doch, Mutti. Es war genau 9:26 Uhr!“

 

Die geheimnisvollen Zeichen und was sie bedeuten

Immer häufiger wird in letzter Zeit vor Zeichen gewarnt, die von Mitbürgern mit eigentumsfernem Überzeugungshintergrund an Zäune, Briefkästen oder Haustüren gemalt werden. Gaunerzinken nennen sich diese Hinweise, die in kriminalitätsrelevanten Bevölkerungskreisen Verwendung finden. Auch in Markranstädt nimmt deren Zahl zu. Doch was bedeuten diese Zinken eigentlich?

Das zu wissen ist wichtig! Auch Kinder malen schließlich gern und schon so mancher Vater soll nach der Entdeckung einer solchen Kritzelei am Garagentor nächtelang mit durchgeladener Flinte hinterm Wohnzimmerfenster auf die Einbrecher gewartet haben. Dabei bedeutete das naive Kunstwerk nichts weiter als „Kevin ist doof“.

gibtswasSchauen wir uns also die gängigsten Gaunerzinken mal in Ruhe an. Da wäre zum Beispiel nebenstehende Rune (zum Vergrößern einfach mal anklicken), die der Späher an die Wand malt, um den nachfolgenden Kumpanen mitzuteilen „Hier gibt es was zu holen“. Man könnte denken, dass dieses Zeichen vorwiegend an Sparkassenautomaten zu finden sein sollte, doch das ist ein Irrtum. Automaten werden sofort geknackt oder gesprengt, da wird nicht erst lange mit Kreide an der Hauswand rumgefackelt.

Die Kornkreise an der Hauswand

alleinDieser Zinken bedeutet „Alleinstehende Person“. Er ist selten zu finden, weil alleinstehende Personen ebenso wie vorgenannte Automaten gleich an Ort und Stelle betreut werden. Nur einmal soll ein solches Mal in Markranstädt gefunden worden sein. Das war am Tag nach einer Stadtratssitzung an der Türzarge zum Büro des Bürgermeisters. Es kann natürlich auch ein Klebememo aus dem Bauamt gewesen sein. Im Schummerlicht war das schwer zu erkennen und die Informationsquelle war sowieso eher fragwürdig.

HundHier haben wir das Zeichen für „Bissiger Hund!“ Das kommt in Markranstädt vor allem an der Westufer-Promenade und dort verständlicherweise geradezu inflationär vor. An jeder der bequemen Holzliegen ist dieser Gaunerzinken angebracht. Der Respekt vor den Kläffern und vor allem deren Haufen muss bei den dunklen Gestalten derart groß sein, dass sich noch niemand an den aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigten Sitz-Liege-Kombinationen vergriffen hat.

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Fast könnte man ob dieses Erfolges auf den Gedanken kommen, jede Eingangstür in Markranstädt nach Obi-Heimwerkermanier mit einer solchen Rune zu verzieren.

Aber spätestens dann, wenn die ersten Alternativen so einen Zinken aus Salzteig backen, werden sich die Gauner auf die Schenkel klopfen. „Hier leben, lieben und streiten sich die Freya, der Rezzo und der kleine Malte, während der Idefix den Sparstrumpf hinter dem Spiegel im Bad bewacht.“ Ob sie sich danach noch immer für die Gleichstellung engagieren und für die Forderung, Gaunerzinken auch in Blindenschrift anzubringen, auf die Straße gehen?

bbohneZuletzt noch ein ganz besonderer Gaunerzinken. Besonders ist er vor allem deshalb, weil er oft sogar farbig zu sehen ist und es ihn in vielen Variationen gibt. Der blaue Strich kann auch als rotes S erscheinen (dann oft mit einem Punkt drüber), als blau-gelbes V oder vielen anderen Ausführungen. So mannigfaltig die Gestaltung auch sein kann, so eindeutig ist die Aussage: „Finger weg, Komplizen!“

Jetzt kann man sich anhand dieser Informationen fragen, wer auf solche Gaunerzinken kommt, sie entwirft und unter die Leute bringt? In nachfolgendem Video wird ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dieser Vorgang haarklein erklärt.

Es handelt sich um den Zinken der sieben weltweit führenden Gauner, die sich zu einem Syndikat mit dem Namen G7 zusammengeschlossen haben. Um ihre Untaten zu verschleiern, haben sie eine Agentur damit beauftragt, einen Gaunerzinken zu entwerfen. Sage und schreibe 80.000 Euro … nein, sorry … genau gesagt 79.964,43 Euro, hat die Kritzelei gekostet. Und wie sich das für ein richtiges Syndikat gehört, haben die sieben Ganuer das auch nicht selber bezahlt, sondern es unbescholtenen Bürgern aus der Tasche gestohlen.

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M – eine Stadt sucht einen Verdächtigen

M – eine Stadt sucht einen Mörder. Der Tonfilmklassiker aus dem Jahre 1931 hat Generationen von Filmemachern und Geschichtenschreibern inspiriert. Platz 6 unter den besten Filmen aller Zeiten! Und er ist auch heute noch aktuell. M – wie Markranstädt.

Hauptdarsteller Peter Lorre hatte ein M auf dem Mantel, was ihn als Verdächtigen identifizierte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es nicht geheißen hätte, dass der Täter ein M auf dem Mantel trägt, sondern nur, dass es ein schwarzhaariger Mann sei.

Das zeigt, wie wichtig es ist, Verdächtige (wenn überhaupt) beim Namen zu nennen. Gerade dann, wenn man deren Namen weiß. Ansonsten würden alle schwarzhaarigen Männer erst einmal unter Generalverdacht fallen.

In der Rechtswissenschaft wird zum Thema Generalverdacht ausgeführt: „Der Generalverdacht ist ein ganz allgemein formulierter Verdacht ohne konkrete individuelle (subjektive) Anhaltspunkte. Der Generalverdacht ist meist ein kurz formulierter Verdacht, der aufgrund der Kürze aber auch eine rechtsstaatlich äußerst flexible Auslegung zulässt und die Gefahr der Rechtsunsicherheit und/oder der Willkür in sich birgt.“

Man kennt sowas aus vielen Lebensbereichen. Da sitzen abends fünf Kumpel am Stammtisch und zwitschern einen, anschließend geht einer nach dem anderen nach Hause. Einer von ihnen hat aber vor die Kneipentür gegöpelt. Wer? Natürlich – erstmal alle. Vier von den Freunden haben nun die Aufgabe, ihre Unschuld zu beweisen, obwohl es eine Beweislastumkehr in diesem Falle nicht gibt. Vier Unschuldige werden in den folgenden Tagen in der ganzen Stadt schief angeguckt, geschnitten, ja sogar beschimpft.

Verurteilung per Buschfunk

Sowas ist schlimm, gerade wenn es den privaten Bereich berührt. Das kann aber auch Unternehmen passieren. Selten zwar, aber es passiert. Immer dann übrigens, wenn man aus scheinbar unerklärlichen Gründen das Ziel des Verdachts nicht beim Namen nennt, sondern vorsichtshalber schwammig umschreibt. So geschehen letzte Woche in M. … ähm, also in Markranstädt.

Da hat die Kripo ein Unternehmen besucht, das sich dem Handel mit Schrott verschrieben hat. Das ist heute ein notwendiges Übel geworden. Also nicht der Besuch der Kripo, sondern der Handel mit Schrott. Vor 25 Jahren, als die Männer hierzulande noch eine rechte und eine linke statt zwei linke Hände hatten, gab es keinen Schrott. Da wurden aus alten Dachrinnen notfalls ein paar Turnschuhe geschmiedet und Kupfer gab’s sowieso nicht. Lediglich für die beim Zimmern des Dachstuhls übrig gebliebenen Nägel löste der knausrige Rentner an der SERO-Annahmestelle ein paar Alu-Pfennige aus der Kasse. Sogar der alte Badeofen konnte noch zum Fisch räuchern benutzt werden.

Heute ist das anders. Da fliegt alles, dessen funktionelles Versagen nicht auf ein leeres Batteriefach zurückgeführt werden kann, unweigerlich in den Müll. Und weil so eine Müllverbrennungsanlage keine Gießerei ist, wird der Bürger per „Aufkaufspreis“ motiviert, Metalle herauszulesen und extra abzugeben.

Das fällt allerdings buchstäblich nur dann ins Gewicht, wenn es sich um ein ordentliches Gewicht oder seltene Erden handelt, die es aber nur in Handys und Computern oder ähnlichen Geräten gibt. Mit Altmetallen, die nur sporadisch mal anfallen, ist ein finanziell gesichertes Auskommen sogar nach rumänischen Ansprüchen nur schwer zu erreichen.

Metalldetektoren „made in bukarest“

Deshalb versuchen manche Menschen, metallischen Gegenständen auch dann das Prädikat „Schrott“ zu verleihen, wenn diese noch in der Blüte ihrer Funktion stehen.

Und nicht von ungefähr kann man nach der Lektüre einschlägiger Polizeiberichte zu der Vermutung gelangen, dass es in Europa Kulturkreise gibt, deren Angehörigen ein nachhaltig gestörtes Verhältnis zum Eigentum Anderer quasi genetisch in die Wiege gelegt ist. Ganze Konvois aus Osteuropa sind tagtäglich in Deutschland unterwegs, um Dachrinnen abzuschrauben, Brücken zu demontieren, Elektromotoren auszubauen und sogar Gräber zu schänden.

Da das Zeug dann anschließend auch irgendwo wieder verhökert werden muss, kommen wir nun wieder nach Markranstädt zurück. Ein Schrotthändler aus hiesigen Gefilden soll sich also laut Staatsanwaltschaft mit dem Aufkauf solchen Diebesguts eine goldene Nase verdient haben.

Und weil wir mit unserer Story wieder in Markranstädt sind, kommen wir auch gleich retour zu unserer Geschichte mit Peter Lorre, der das M auf dem Mantel trug. M wie Metall oder M wie Markranstädt oder … ja, M wie Morgenpost. Die Morgenpost, unehelich-chemnitzer Schein-Zwilling der BILD-Zeitung, bei deren einstigem Leipziger Ableger sogar ein heutiger MN-Schreiber seine Feder in Weihrauch tunken durfte,  nannte den Verdächtigen beim Namen und schrieb ihm ihr M auf dessen Mantel. Zumindest in Chemnitz und Dresden wusste man nun, was dort ohnehin niemanden interessiert: Wer der Verdächtige in Markranstädt ist.

Leider hilft das den anderen schwarzhaarigen Männern, oder in diesem Fall den anderen im Schrotthandel tätigen Unternehmen, gar nichts.

Sie stehen unter Generalverdacht, weil die Medien hier vor Ort entweder gar nicht berichteten, oder nur von einer „Firma aus Markranstädt“.

Generalverdacht und Sippenhaft

Die Folge: außergerichtliche Beweislastumkehr. Die Unschuldigen hätten seit vergangenem Samstag gut und gerne eine Hotline schalten können, auf der per Endlosschleife solche Fragen beantwortet werden, wie „Nehmen Sie wenigstens noch Altpapier an?“

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Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Gröpfchen. „Rugidigu“, doch wessen Blut ist im Schuh?

Nun – da die Markranstädter Nachtschichten kein offizielles Presseorgan sind und nur schreiben müssen, was sie wollen, müssen sie den Namen des Verdächtigen auch und erst recht nicht nennen.

Aber da Satire die Aufgabe hat, dem Recht Gehör zu verschaffen, dürfen sie zumindest sagen, wer nicht zu den Verdächtigen zählt. Als da wären: alle Unternehmen, die nicht in Frankenheim residieren und nicht Schrott aufkaufen. Insbesondere zählt nicht zu den Verdächtigen ein Unternehmen, das unter der Firmierung METCERA eingetragen ist und in der Edisonstraße sitzt.

Das klingt zwar alles recht umständlich formuliert, aber als offizielles Presseorgan hat die Morgenpost natürlich auch einen ganz anderen juristischen Hintergrund. Die konnten einfach schreiben, dass sich Fahnder der Ermittlungsgruppe „Kupfer“ auf dem Gelände der Firma Rohstoff Bachinger in Frankenheim umgesehen haben. Das hätten andere Presseorgane, ebenso wie zur Aufklärung vermeintlich befähigte öffentliche Pressestellen, natürlich auch gekonnt, aber – genau wie die MoPo – nicht gemusst. So viel (Presse)Freiheit muss wohl sein.

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