Tag der drei Tore: Mühlentor, Hoftor und Traktor

Wie schön, dass es trotz unterschiedlicher Schulbezirke noch Solidarität untereinander gibt. Zumindest hatten kritische Beobachter des kommunalpolitischen Parketts in Lallendorf befürchtet, dass die Großlehnaer Grundschüler beim Grenzübertritt nach Frankenheim ebenso zurückgewiesen werden könnten, wie es angeblich umgekehrt droht. Aber dem war nicht so und deshalb konnten die Kids einen erlebnisreichen Landwirtschaftstag am Fuße der Bockwindmühle erleben.

Ausgangspunkt war das längst an unseren Grundschulen angekommene Multi-Kulti.

Frankenheimer Schüler werden an der Großlehnaer Grundschule unterrichtet und wenn der Vater in Frankenheim auch noch einen Landwirtschaftsbetrieb hat, kommen Großlehnaer umgekehrt auch mal raus. In diesem Fall zu einem speziell für sie organisierten Event: eine Win-Win-Situation.

Früher hätten die Kids dahin laufen oder mit dem Fahrrad fahren müssen, im Zeitalter der Greta-Generation werden sie umweltfreundlich per Bus vom Land aufs Land chauffiert. Wie das eben so ist: Jeder will zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß.

Mehl aus Doppelkorn

Dort angekommen, gabs für die Kinder-Delegation von der A9 erst mal eine zünftige Mühlenführung. Gerade für Kids ist es wichtig zu wissen, dass aus Korn auch noch andere Sachen gemacht werden können als Korn. Mit dem Mehl gings dann rüber zum Backofen, den Volker Schmeißer schon vorgeheizt hatte. Allerdings mussten die Kinder den Teig vorher selber herstellen und kneten.

Da bekam so mancher ABC-Schütze völlig neuen Respekt vor der Arbeit am Herd. Beim Kneten sind Muskeln gefordert und das ist sicher auch der Grund, warum es so pfeffert, wenn Mutter mal die Hand ausrutscht.

Aber solche Gedanken waren schnell verflogen, als die selbst belegten Pizzen aus dem Ofen gezogen wurden.

Kinderarbeit in der Mühle

Wer viel isst, muss zum Ausgleich der Energiebilanz auch ordentlich arbeiten. So durften sich die Drittklässler dann auch mal richtig auspowern. Die Mühle musste in den Wind gedreht werden und der Frankenheimer Heimatverein schämte sich nicht, diesen Akt durch Kinderarbeit verrichten zu lassen.

Landwirt Andreas Freygang hatte wegen des Regens einen Tag Erntepause. Den hat er genutzt, um den Kids die Erntetechnik vorzustellen und dabei gleich um Nachwuchskräfte zu werben. Ist ja auch geil, so ein Bürojob auf dem Mähdrescher mit Computer und GPS an Bord.

In ein paar Jahren, wenn sie dann wirklich vor der Berufswahl stehen, muss man sie dann schon mit anderen Argumenten locken. Zum Beispiel mit der Vorstellung, wie man beim Ernten eines Weizenfeldes mit dem Mähdrescher in sich verschlungene Liebespaare aufschreckt und sie im Krebsgang vorm Schneidwerk hertreibt.

Zurück nach Lehne gings dann auch wieder mit dem Bus, diesmal allerdings leiser. Das Busunternehmen Köberich, das die Kinder zum Schwimmlager in das Stadtbad nach Zwenkau fährt, habe die Zeit mit der Sonderfahrt überbrückt und der Stadt ein Schnäppchenpreis unterbreitet, sagt die Erste Beigeordnete Beate Lehmann, die sich auch selbst in die Organisation reingekniet hat.

Zwischen Freude und Dank

„Die Stadt Markranstädt dankt dem Heimatverein Frankenheim in seinem 25. Jubiläumsjahr für die Unterstützung dieses Naturtages für Kinder der Grundschule Großlehna“, sagte Lehmann und dankte auch der Freygang GbR für das Sponsoring bei Pizza und Getränken.

„Spielerisch, mit großer Begeisterung und immer in Bewegung haben die Kids an der Bockwindmühle zu Frankenheim den Weg vom Korn zum Brot in ihrer Heimat erleben und letztlich schmecken können“, verabschiedete die Beigeordnete die Kids der Großlehnaer Grundschule.

2 Kommentare

    • Schlaumeier auf 25. Juli 2021 bei 17:05
    • Antworten

    Ihr lieben Nachtschichtler, es ist ein Geschenk, dass es Euch gibt. Ihr könnt offenbar Wichtiges von Beiwerk trennen. Genauso etwas Bedeutsames war dieser Tag für die Kinder. Was der Landwirt, der Müller und Bäcker den Kindern für das Leben mitgegeben haben, kann kein Lehrfilm an der teuren interaktiven Tafel im Klassenzimmer ersetzen. Diese Kinder werden es ihren Eltern und später ihren eigenen Kindern erklären warum der Bauer auch am Sonntagnachmittag bei bestem Balkonwetter bei der Ernte Dreck und Krach macht, warum man nicht den Hund auf der aufgegangenen Saat ausführt oder den Traktor auf dem Wirtschaftsweg mit dem Fahrrad ausbremst. Diese Kinder werden gleich gar nicht, wie vorgestern bei der Rapsernte entdeckt, Eisenschrott im Feld entsorgen. Lernen durch Erleben, was viel Spass macht. Es ist etwas traurig, dass die Qualitätspresse diese Nouancen offenbar nicht erkennt. Wahrscheinlich fehlt das Potential, zu polarisieren oder Stimmung zu machen.
    Die kleine Schmonzette der MN zur Bildung der Schulbezirke werden die Angesprochenen verschmerzen.

      • Doppelrömer auf 26. Juli 2021 bei 7:38
      • Antworten

      Jawoll-Ja: Nicht mehr und nicht weniger- hier ist alles gesagt geschrieben! Klasse das hier durch nicht Schul- + Sozialpädagogische geschulte Normalbürger so einen wertvollen und wirklich nachhaltigen Bildungsbeitrag den Kindern mit auf den Lebensweg gegeben haben. Nicht Gequatscht- sondern gemacht-mit viiiel Spaß dabei. So geht sächsisch- sogar über (territoriale) Bildungsgrenzen hinweg und gar nicht „schlaumeierich“.

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