… und noch zehn Minuten bis Buffalo

Eine turbulente Woche liegt hinter der Ethnie homo marcransis. Sie begann mit einem Ereignis auf der vor dem Markt auf Reede liegenden MS „Markranstädt“, wo der bislang nur in einigen Laderäumen unter Deck grassierende Skorbut jetzt auch auf die Kommandobrücke übergreift. Erstes Opfer: Die Navigationsoffizierin Beate Lehmann hat abgeheuert. Zwar nicht sofort, aber ihre Information an den Ältestenrat, dass sie für eine weitere Amtsperiode nicht mehr kandidiert, ist gleichbedeutend mit ihrem endgültigen Landgang am 31. Juli.

Kurze Ratlosigkeit in der Kapitänsmesse des Vergnügungsdampfers, aber kein Grund zur Sorge. Die Leuchtraketen, die nach Bekanntwerden der Personalie im Luftraum zwischen Rathaus und der A9 zunächst für Notsignale gehalten wurden, haben sich als Sektkorken erwiesen.

Seit Dienstag rätselt Markranstädt trotzdem über den Grund, warum die Beigeordnete von Bord geht, zumal es in ihrer Abdankung heißt: „Die stets am Bürger und dem Gemeinwohl orientierte Arbeit hat mich ausgefüllt und begeistert mich noch heute.“

Wer Beate Lehmann kennengelernt hat, nimmt ihr das ab. Aber es ist auch ausgerechnet der Satz, der die Antennen für den Raum zwischen den Zeilen schärft. Warum will jemand aufhören, wenn er doch noch immer so begeistert ist und diese Freude locker noch ein paar Jahre ausleben könnte?

Streitbare Geister wollen die Antwort derweil in folgender Auslassung gefunden haben: „Eine aus meiner Sicht unverzichtbare Basis ist ein Grundvertrauen der Akteure im Miteinander…“.

Ende trotz Begeisterung

Ein von Missgunst geprägter Geist könnte hier eine Art Kritik lesen wollen. Aber es ist nur eine nüchterne Feststellung. Genauso wie jene des ehrenamtlichen stellvertretenden Bürgermeisters, der vor ein paar Wochen auch nur deshalb hingeworfen hat, weil er sich künftig noch ehrenamtlicher engagieren will.

Während an den Markranstädter Stammtischen heftig diskutiert wird, welche Gründe denn nun wirklich dazu geführt haben, dass Beate Lehmann abheuert, haben die Markranstädter Nachtschichten mutig nach vorn geblickt und sich statt dessen gefragt, welche Alternative sie denn tatsächlich aus dem Rathaus gelockt hat.

Löcher im Käse statt im Haushalt

Am Freitag flatterte ein geheimes Dokument in den MN-Briefkasten. Was daraus hervor geht, erklärt so einiges. Zum Beispiel den Satz: „Dabei ist eine solide Haushaltführung von existenzieller Bedeutung.“ Zwar muss man sich auch hierbei in Interpretation üben, aber deren Ergebnis ist dann zumindest überzeugend.

Offenbar ist Beate Lehmann von einem Arbeitgeber abgeworben worden, bei dem die Löcher im Käse nicht halb so viel Besorgnis erregen wie woanders die Löcher im Haushalt.

Mit anderen Worten: Um die Zukunft der noch bis 31. Juli amtierenden Beigeordneten muss niemandem bange sein. Wie Agenten des Mossad im MN-Auftrag ebenfalls in Erfahrung brachten, soll in der Käserei demnächst sogar die Stelle einer Hauptbuchhalterin besetzt werden und wenn das Unternehmen weiter so rasant wächst, brauchen sie sicher auch noch jemanden für die PR-Abteilung.

Beenden wir die Wochenschau also mit einem Rückblick auf die „Flitzerin vom Kulki“. Ja, einige Leser hatten es erkannt: Es war ein Aprilscherz. Jedenfalls große Teile der Story. Allerdings nicht das Titelfoto und auch nicht die Sache mit der Strafbarkeit des Tatbestandes Exhibitionismus. Der ist wirklich nur für Männer strafbar und da fragt man sich, warum Frauen sowas dann nicht viel öfter machen?

12 Kommentare

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  1. 14 Jahre, 3 Bürgermeister/innen , Respekt!
    Es gibt Markranstädter die behaupten während dieser Zeit war sie die beste BM!
    Mit dem Abgang von Frau Lehmann geht ein großes Netzwerk, immenses Fachwissen&Einsatz für Markranstädt verloren!
    Wen sie sagt das die Arbeit ihr immernoch Spaß macht und sie trotzdem aufhört sollte das hinterfragt werden ! „Der Fisch … !“
    Frau Lehmann alles Gute, Gesundheit & Gelassenheit .

    1. Genau! Also dann auf – hinterfragen Sie mal. Und lassen Sie uns bitte wissen, was Sie herausgefunden haben.

    • Doppelrömer auf 4. April 2022 bei 12:54
    • Antworten

    …sagt die Blindniete zu ihren Leichtmatrosen…

    1. Noch keinen f gehabt heute? Blindnieten können nicht sprechen!

  2. Meine Bildinterpretation: Blindniete ja schön und gut, aber: soo viele Ersatznieten gibt`s ja gar nicht.
    Schaut man sich den Habitus der beiden Akteurinnen auf der Schiffbrücke an: Ein Schwergewicht allein rettet wohl das sink… Schiff nicht. Auch wenn nach unbestätigten raunenden Lallendorfer Stimmen etliche (8?) Leichtmatrosen innerhalb der kurzen Amtszeit des Kapitänsamtes das Schiff verlassen haben. Rekord ? Weitere wollen/müssen-wollen evtl. dem schwappendem Kahn wohl folgen. Nun liegt`s am Schiffsvolk der Stadträte Flagge -äh: Rettungsringe zeigen. IST NICHT LUSTIG IN M.! Mein/Unser Bekenntnis aber: WIR WOLLEN MARKRANSTÄDTER BLEIBEN!!! Was zählt sind geschaffene Werte für M.- und da hat die noch 1. Beigeordnete Pflöcke eingeschlagen! Das sind keine Käselöcher.

    1. Auch Frauen befinden sich unter den Stadträten. Vor diesem Hintergrund Rettungsringe zu erwähnen, ist sexistisch!

  3. Interpretationen zum Landgang unserer 61 jährigen Navigationsofffizierin gibt es zu Hauf. Was sagt die Sächsische Gemeindeordnung dazu? Beigeordnete zu werden, ist ein Wahlamt auf 7 Jahre? Richtig ??? = d.h. ob Landgang oder nicht, es ist erst mal eine Wiederwahl nötig. (die sie vermutlich gewinnen würde) Die Folge dieses Wahlsieges wäre, dass sie dann weitere 7 Jahre, also bis 68 (in Worten: Achtundsechzig!!!) weiter im Amt bleiben müsste. – Freiwillige vor!!! Schaut sie Euch an, die Leute, die an ihren Sesseln kleben!
    Ob wahr ist oder nicht, was da über Rathausflure u. im Ort geflüstert wird, aus meiner Sicht es ist eine verantwortungsvolle Entscheidung, die beizeiten Klarheit schafft und eine unaufgeregte u. sauber geregelte Übergabe der Amtgeschäfte möglich macht. Hut ab, vor dieser verantwortungsvollen Weitsicht!
    Hoffen wir, dass die entstehende Lücke zum erforderlichen Zeitpunkt gut neu gefüllt werden u. unsere Navigationsoffizierin bei guter Gesundheit eine ihren Wünschen entsprechende Zukunft gestalten kann. Sollte Langeweile aufkommen, gibt es ja jederzeit vielfältige Möglichkeiten zu ehrenamtlicher Tätigkeit. (Ist da nicht z.B. die Position einer stellvertretenden Bürgemeisterin gerade vakant…? Dürfen eigentlich auch Frauen sowas???)

    1. Bewerben Sie sich doch einfach mal.

      1. Was, außer Jubiläumsgrüße überbringen, gehört denn noch zu den Aufgaben des stellvertretenden BMs? Welche Voraussetzungen u. Qualifikationen sind erforderlich? Machen Sie doch mal ´ne öffentliche Stellenbeschreibung, damit man sieht, ob der Posten weiterhin erforderlich ist oder, wie dargestellt, von anderen Verwaltungsmitarbeitern mit übernommen (und so evtl. auch die aus der Stadtkasse zu zahlende „Gage“ gespart werden?) kann.
        Das gehört sich doch so, auch für ein vom Stadtrat eingesetztes Ehrenamt, oder?

        1. Bin wie ein Flitzebogen auf die Stellenbeschreibung des/der stellvertretenden BM * gespannt. Muss ja ein mächtig wichtiges Amt sein, dass man für dessen Definition so lange braucht. Oder wird das Anliegen gar nicht bearbeitet, weil das Amt überflüssig ist u. sich das Problem mit der Verweigerung des letzten Amtsinhabers von selbst erledigt hat?

    • Lachlerche auf 3. April 2022 bei 7:50
    • Antworten

    Wir ziehen los mit ganz grossen Schritten,
    und Erwin fasst der Heidi von hinten an die Schulter,
    ja da kommt Freude auf,
    gleich geht sie los die Polonaise von Frankenheim bis Schkeitbar…
    dabei ziehen wir die Löcher aus dem Käse
    das ist so wunderbar…

    1. Lieber Brust an Brust mit der Beigeordneten als Schulter an Schulter mit dem Landrat, gelle?

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