Urbi et marcransis: Der etwas andere Weihnachtssegen

In unserer letzten Botschaft vor Weihnachten wollen wir noch einmal alles rausfeuern, was sich in den vergangenen Tagen an Leserzuschriften angestaut hat. Mit Ausnahme sehr, sehr liebevoller Wünsche von der Firma Frank Fahrzeugbau (vielen herzlichen Dank an den Weltmarktführer der Transportmobilität auch an dieser Stelle nochmal) war eh kein Weihnachtsgruß dabei. Das entbindet uns von der Verpflichtung, scheinheilige Lesergesten zu erwidern. Kommen Sie irgendwie durch die Zeit. Und falls Sie noch keine Idee haben, was Sie an den Christbaum hängen können: Die Schwiegermutter kommt über die Feiertage bestimmt mal vorbei.

Die Segenswünsche „Frohe Arschnachten ihr Weihlöcher“ sind so alt wie das Christkind selbst. Aber worauf ist die fromme Botschaft zurückzuführen?

Die Tagesgazette klärt uns auf. Nein, nicht der unbefleckten Maria ist der markige Ausspruch zuzuschreiben, sondern der alten Ilse von nebenan.

Geschenke im Mokkastübchen

Weil die arme Rentnerin von Stütze lebt und nicht mal Geld für Klopapier hat, bereitet sie den Menschen in diesen Tagen eine geradezu prolaptische Freude mit dem, was sie im Überfluss besitzt.

Ilses Gabentisch im Mokkastübchen fand unser Leser 'Doppelrömer* bei einer Darmspiegelung der LVZ.

Ilses Gabentisch im Mokkastübchen fand unser Leser ‚Doppelrömer‘ bei einer Darmspiegelung der LVZ.

Liebe Leser: Ebenso wie die LVZ wollen auch wir Sie – allerdings weniger aus sprachideologischen als vielmehr aus hygienischen Gründen – mit Ihrer Vorfreude auf das Auspacken von Ilses liebevoll in ein Tena-Funktionstextil eingewickeltes Geschenk alleine lassen. Frohe Pest also.

Nur mit Hirn-Imitat genießbar

Haben Sie schon Ihre Weihnachtseinkäufe erledigt? Wenn ja, kann der Festschmaus trotzdem mit einer Überraschung enden.

Wundern Sie sich nicht, wenn der Karpfen in diesem Jahr nach Ente schmeckt oder Kaninchenflügel in der Pfanne liegen. Die Russen sind schuld. Seit sie die Wildkammer Europas bombardieren, muss die deutsche Fleischindustrie kreativ werden, Nicht zu verwechseln mit Schönheitschirurgen die früher schon aus den Ohren von Niki Lauda neue Schamlippen für unbeschlafene Damen formten.

Noch ein Fundstück von 'Doppelrömer', diesmal bei Ausgrabungen in einem Markranstädter Einkaufsmarkt.

Noch ein Fund vmn ‚Doppelrömer‘, diesmal bei Ausgrabungen in einem Einkaufsmarkt entdeckt.

Voilá: Wildschwein-Imitat aus Schweinefleisch! Das dürfen sich dem Etikett nach sogar Moslems einwerfen. Halelujah Brüder, der Heiland kann kommen! Hoffentlich bringt er diesmal richtiges Zeug mit zur Erde und nicht wieder nur dieses Hirn-Imitat aus Algen.

Viel Spaß hat auch eine andere MN-Leserin mit der analogen Tageszeitung. Im Gegensatz zu Karl Lauterbach und seinen RKI-Schergen hat sie den Ursprung der aktuellen Grippewelle mithilfe der Holzmedien längst lokalisiert.

War doch klar: Diese fiesen kleinen Influenzer …

Man hätte aber auch selber darauf kommen können. Die kleinen Kids wollen schließlich nicht ohne Grund alle später mal Influenzer werden.

Auf die revolutionäre Erkenntnis des Pandemie-Ursprungs stieß unsere Leserin de Neideiteln bei der täglichen Lektüre des virologischen Fachmagazins LVZ.

Auf die revolutionäre Erkenntnis des Pandemie-Ursprungs stieß unsere Leserin ‚de Neideiteln‘ bei der täglichen Lektüre des virologischen Fachmagazins LVZ.

Der Begriff Influenzer stammt aus dem lateinischen influenza und bedeutet so viel wie Virusgrippe. Und wie uns die Virologen aus den Redaktionsstuben folgerichtig unter die Westen jubeln, sind die Kitas damit nichts anderes als pandemische Quellen. Wir lernen: Lesen bildet!

Der Bildungsauftrag unzterer Medien

Um Bildung im näheren Sinne geht es auch in folgender Einsendung eines Lesers. Um es kurz zu machen: Auch wir bei den Markranstädter Nachtschichten sind der Meinung, dass Bildung unzters Dach gehört. Vor allem die Rechztzschreibung.

"Lesen bildet", dachte sich MN-Konsument Lachfalter und erweiterte seine Rechtschreibkenntnisse mit der Lektüre der Tageszeitung.

„Lesen bildet“, dachte sich MN-Konsument ‚Lachfalter‘ und erweiterte seine Rechtschreibkenntnisse mit der Lektüre der Tageszeitung.

Einen direkten Vorwurf kann man den Insassen deutscher Redaktionsstuben dahingehend allerdings nicht machen. Sie haben mit dem Gendern der Texte so viel zu tun, dass sie sich um deren Inhalte nicht auch noch kümmern können. Als Er- oder Siegebnis kommt dann halt sowas raus.

Offenbar hat es ja eine demokratische Mehrheit in unserem Lande so gewollt und bezahlt auch dafür.

Politeure und Profitessen oder der Onkel als weiblicher Tanter

Das gilt übrigens auch für das folgende Beispiel. Man kann sich heute nicht mehr einfach so hinsetzen und beispielsweise was über die existenzbedrohende Lage von Hebammen schreiben. Sowas kann einem den Job kosten, wenn man vorher nicht im Duden blättert und wenigstens auch die Hebammiteure erwähnt.

Selbst wenn’s nicht einen einzigen gibt, hat auch der Gefühle, die man nicht verletzen darf. Und die sind wichtiger als Mindestlohn für seine Kolleginnen (m/w/d).

Der Blick in den Duden offenbarte unserer Leserin Lebräb völlig neue Er- und Siekenntnisse.

Der Blick in den Duden offenbarte unserer Leserin ‚Lebräb‘ völlig neue Er- und Siekenntnisse.

Und so feiern wir in diesen Tagen nicht nur die Geburt des Christkindes, sondern auch des Politeurs. Irgendwie beschleicht einen dabei allerdings das Gefühl, dass die beim Duden schon das ganze Jahr über auf Glühwein sind. Mit Schuss freilich, denn der kann nur in der Tasse sein, ansonsten hätten sie ihn längst gehört.

Sorge & Leid auf Bestellung

Schreiten wir nun aber langsam mal in lokale Gefilde. In Markranstädt gibts Baustellen ohne Ende und überall lauern Probleme. Kaltes Wasser, fehlende Treppen, kaputte Fahrstühle, eilig vergebene Bauaufträge – die Mängelliste ist schier endlos. Der Lacher schlechthin: Ausgerechnet das einzige, das bewusst zerstört werden sollte, funktioniert noch: Im abgerissenen Stadtbad steht nach wie vor Wasser.

Schon heißt es in Deutschlands Bauämtern: „Wenn in Markranstädt einer was anfasst, endet das schlimmer als wenn bei uns zwei was loslassen“. Auf der Suche nach den Gründen ist unser Leser Samoht in Unterlagen des Stadtrats fündig geworden, wo man sich bei der Auftragsvergabe offenbar getreu dem Motto „nomen est omen“ verhält. Da muss man sich nicht beschweren: Man bekommt, was man bestellt.

"Man bekommt, was man bestellt", meint MN-Leser Samoht und ruft: "Ich kaufe ein h!"

„Man bekommt, was man bestellt“, meint MN-Leser ‚Samoht‘ und ruft: „Ich kaufe ein h!“.

Zum Abschluss des Jahres noch ein Blick auf ein mediales Artefakt, das unsere Leserin ‚Bentin‘ auf LVZ-Online fand. Allerdings tickt das dort angewandte Kalendarium etwas anders. Weil der Sirenen-Warntag im Dezember dort schon im September stattfindet, sind 16 Tage vor Weihnachten auch noch drei Monate Zeit bis Heiligabend.

Wenn Sie also in den nächsten Tagen eine Sirene heulen hören, können Sie ganz beruhigt sein. Da kann kein Baum brennen, jetzt im September. In Markranstädt brennt höchstens die Luft.

3 Kommentare

    • Spaßvogel auf 30. Dezember 2022 bei 13:49
    • Antworten

    Wir sagen Dankeschön,
    für die spitzenmäßige Unterhaltung. Querdenken ist bei euch keine Erfindung der Neuzeit und hilft einem manchmal selbst auf die Sprünge, das eingefahrene Gedankengleis zu verlassen. Ihr bietet uns Perspektivwechsel mit ganz viel Humor.
    Bleibt auch im neuen Jahr gesund, fröhlich und neugierig. Auch wenn der Lohn des Künstlers, der Beifall, zumeist recht spärlich ausfällt, es gibt ihn, hört nur genau hin 😉

    • Tilo Lehmann auf 24. Dezember 2022 bei 15:24
    • Antworten

    Für die zeitraubende Recherche unserer köstlichen Schmunzette MN ist es auch zur Weihnachtszeit am 24.12. gegen 15.30h nicht zu schade endlich auch einmal DANKE zu sagen. Also: Danke Euch- und friedlich schöne Weihnachten! Im tristen verwaltungs-verwurschteltem M. seid Ihr der Lichtblick! Ihr habt uns Bürger spürbar gern.

  1. Liebes Nachrichten Team, vielen Dank für Eure Arbeit, Danke dass es euch gibt und Danke dass eure Beiträge nicht nur mit Hirn-Imitat genießbar ist!
    Euren Mut zu schreiben wo die Lallendorfer Latte hängt, ist nicht selbstverständlich.
    Wir wünsche Euch und euren Familien gesegnete und gnadenbringende Weihnachten, bleibt wohl behütet mit besten Grüßen Sven.

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