Variante 6: Bauamt stellt neue Badelandschaft vor

Fünf Varianten lagen den Stadträten letzten Donnerstag zur Auswahl für das neue Stadtbad vor. Am gestrigen Mittwoch kam eine sechste Lösung dazu – auf ganz kuriose Weise. Von wegen im Rathaus gebe es kein Teamwork mehr. Das Markranstädter Bauamt zeigt jetzt in beeindruckender Form, wie interdisziplinäres Zusammenwirken unterschiedlicher Kompetenzträger neue Horizonte eröffnet. Jetzt kann das Bürgertum die Ergebnisse dieser Synergie-Effekte sogar live und vor Ort sehen – in der Hordisstraße.

Die Arbeitsteilung klingt vernünftig: Ein Teil des Bauamtes kümmert sich um den Neubau der Schule, ein anderes Team ums neue MGH, eine weitere Truppe um die Gärnitzer Feuerwehr und eine schließlich auch um den Neubau des Stadtbades.

Weil der Projektchef für das neue MGH seine Baustelle in der Hordisstraße voll im Griff hat, gut im Zeit- und vor allem im Kostenplan liegt, nutzt er seine freien Spitzen, um seinen Kollegen vom Planungsteam des Stadtbad-Neubaus unter die Arme zu greifen.

Das seit heute aus Platzgründen gleich vor der Baustelle in der Hordisstraße präsentierte Modell einer modernen Badelandschaft besticht dabei vor allem durch ein effizientes Verhältnis zwischen Wassermenge und Wasseroberfläche.

Die eckenlose Ausführung des Beckens erlaubt einen rundum stufenlos verstellbaren Ausstieg, der aufgrund der architektonisch bis ins Detail durchdachten Höhe des Beckenrandes zudem barrierefrei ist und selbst unter Alkoholeinfluss kaum Verletzungsgefahr birgt.

Auf den kostenintensiven Neubau eines Sprungturmes kann man verzichten, da sich das Bürofenster des künftigen MGH-Chefs im Dachgeschoss in idealer Höhe befindet, um sogar einen dreifach-gestreckten Lallendorfer noch sauber ins Wasser zu bringen.

Wenn man einen LKW geschickt parkt, wird sogar das planerische Merkmal der Verschattung efüllt - ganz ohne die mittlöerweile übliche "Freigabe zusätzlicher Mittel".

Wenn man einen LKW geschickt parkt, wird sogar das planerische Merkmal der Verschattung efüllt – ganz ohne die mittlerweile übliche „Freigabe zusätzlicher Mittel“.

Noch müssen dazu allerdings einige Tests durchgeführt werden, um zu klären, ob nach dem Eintauchen aus sechs Metern Höhe noch genügend Platz zwischen Wasseroberfläche und dem Boden der Badeanlage vorhanden ist.

Aus Gründen des Arbeitsschutzes dürfen für Versuche dieser Art nur Politiker ab Landesebene aufwärts verpflichtet werden. Auf ein Inserat „Suchen Testpersonen für Beckenbodentraining“ sollen sich allerdings schon einige Politikerinnen gemeldet haben.

Gezeiten im Becken

Der absolute Clou allerdings sind die Betriebskosten der Badelandschaft. Aufgrund der großen Wassermenge hatten die individuellen Urin-Einträge in der alten Diva kaum Einfluss auf den Wasserstand. In der aktuellen Variante sorgt hingegen jeder Tropfen für einen spürbaren Tidenhub im Becken. Gezeitenstrom in Markranstädt – der Klimawandel machts möglich.

Seltene Erden

Wenn es jetzt noch gelingt, diese Lösung auf den Ratstisch zu bringen, haben wir von der Materialauswahl über das Platzangebot bis hin zur Wassermenge mit diesem Entwurf ein leuchtendes Beispiel für ressourcenschonenden Umgang mit Rohstoffen. Und vielleicht wird man nach einem Badetag sogar seltene Erden am Beckengrund finden.

3 Kommentare

    • Leser 2309867 auf 16. Juni 2022 bei 14:39
    • Antworten

    Auf Grund der beeindruckenden Merkmale (bürgerfreundlich/ kostengünstig/ ressourcenschonend) wird bereits über ein 2. Becken für Nichtschwimmer im selbigen Stil nachgedacht.

    • Spaßvogel auf 16. Juni 2022 bei 12:15
    • Antworten

    Das knallt dem Frosch die Locken weg!

    • Lachlerche auf 16. Juni 2022 bei 11:19
    • Antworten

    Ich mach mich ein, einfach köstlich!

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