Weniger viel, aber dafür lauter leise

Euch, Ihnen und uns allen zunächst einmal ein gesundes, glückliches und friedliches Neues Jahr. Obwohl: Diese Wünsche braucht’s diesmal gar nicht. Es kann eigentlich nur noch besser werden. Das dachte sich wohl auch der Rest der Population „homo marcransis“ und hat das Jahr 2022 entsprechend begrüßt. Unsere Kriegsberichterstatter waren wie immer vor Ort – hier die Reportage über die Silvesternacht.

Mit den Böllern verhält es sich wie mit den Kindern in unserer Gesellschaft. Die werden auch immer weniger, aber rein von der Netto-Fleischeinwaage ist der Bestand trotz Geburtenrückgangs konstant geblieben.

Schöner Anblick mit Seltenheitswert: Es wurde mehr und lauter geknallt als gefeuerwerkt.

Schöner Anblick mit Seltenheitswert: Es wurde mehr und lauter geknallt als gefeuerwerkt.

Genauso verhielt es sich mit dem Feuerwerk in der Silvesternacht. Rein von deren Zahl her war ein deutliches Defizit zu konstatieren, was allerdings die Lautstärke der gezündeten Reste angeht, hat der phonetische Pegel sämtliche Verbote vergessen lassen.

Selbstverständlich befanden sich alle Abschussrampen auf privaten Grundstücken. Das Bürgertum machte den Silvesterscherz der Regierung belustigt mit.

Selbstverständlich befanden sich alle Abschussrampen auf privaten Grundstücken. Das Bürgertum machte den Silvesterscherz der Regierung belustigt mit.

Apropos Verbote: Kontrollen zu deren Einhaltung fanden nicht statt. Ob auf der Leipziger Straße, auf dem Alten Friedhof oder dem Spielplatz in der Albertstraße – überall wurde nach Herzenslust geböllert.

Eine beispielhafte Lehre für alle Kraftfahrer: Wenn Ihr Euch benehmt wie die feierlustige Silvestergemeinde, könnt Ihr straffrei parken wo immer Ihr wollt. Versuchen Sie’s doch einfach mal und entleeren Sie den Aschenbecher in der Parkbucht. Es könnte ein Anfang sein.

Raketen waren indes wirklich Mangelware. Dafür wurde geknallt, was das Zeug hielt. Hier hatte sich die polnische Sprengstoffwirtschaft offenbar selbst übertroffen.

Nein, selbstverständlich wurde in Markranstädt nicht im öffentlichen Raum geböllert. Es war der Wind, der die leergefeuerten Kartuschen auf die Straße geweht hatte.

Nein, selbstverständlich wurde in Markranstädt nicht im öffentlichen Raum geböllert. Es war der Wind, der die leergefeuerten Kartuschen auf die Straße geweht hatte.

Den Jakedumas auf dem Alten Friedhof hatte das allerdings noch immer nicht gereicht und so kamen sie auf einen Dreh, den man ihnen angesichts ihrer Abschlussnoten Klasse 6 im Fach Physik gar nicht zugetraut hätte.

Sie ließen ihre „Dum-Bum“-Böller (die Abgabe von Feuerwerkskörpern erfolgt in Polen nach dem Intelligenzquotienten der Käufer) im Ehrenmal für ihre gefallenen Ahnen hochgehen. Während diese sich in ihren Gräbern umdrehten und sich wünschten, dass sie die Früchte ihrer Lenden damals besser auf die heiße Herdplatte onaniert hätten, kamen hinter den sich unter den Druckwellen biegenden Fensterscheiben im angrenzenden Seniorenheim Stalingrad-Erinnerungen auf. Was’n Spaß!

In Polen werden Knaller nicht nach Altersgrenzen, sondern nachdem IQ des Kunden verkauft. Hier eine Charge, die extra für deutsche Käufer hergestellt wurde.

In Polen werden Knaller nicht nach Altersgrenzen, sondern nachdem IQ des Kunden verkauft. Hier eine Charge, die extra für deutsche Käufer hergestellt wurde.

Der Neujahrstag offenbarte dann jedoch, dass es nur laut war. Viel Lärm um wenig Pappe. Die Spuren verrieten lediglich, dass die internationalen Lieferketten von Sprengstoff trotz Corona noch nicht zusammengebrochen sind und das Verbot von Böllerei im öffentlichen Raum nicht mehr war als ein lustiger Lacher, den die deutsche Politik zur Erheiterung ihrer Bürger in diesen traurigen Tagen beigesteuert hatte.

Krieg im Sandkasten

Gut, der Hirzelplatz macht da wie immer eine Ausnahme. Einige Anwohner der Karl- und Albertstraße tragen hier seit Jahren einen ethnischen Konflikt aus, den sie einst aus ihrer Heimat mit hierher brachten.

Schlachtfeld Sandkasten: Silvester ist die Fortsetzung des Krieges mit infantilen Mitteln.

Schlachtfeld Sandkasten: Silvester ist die Fortsetzung des Krieges mit infantilen Mitteln. 

Und so zeugen auch an diesem Neujahrstag leergefeuerte Lafetten von der Fortsetzung des Tschetschenien-Krieges im Lallendorfer Sandkasten.

Dafür durften sich andernorts in der Stadt sogar die Frauen frei bewegen. Die vor einigen Jahren in Köln geborene Idee, immer eine Armlänge Abstand zu halten, ist in Lallendorf an jeder Ecke präsent. Weil man nie weiß, wie lang so ein Arm ist, weisen Schilder auf 1,5 Meter hin. Und in der Tat: Es gab keine einzige Vergewaltigung in der Markranstädter Silvesternacht! Jedenfalls nicht im öffentlichen Raum.

Wenn 2022 jetzt tatsächlich mal wieder ein gutes Jahr wird, wissen wir, woran es liegt und sollten die Lehren daraus ziehen. Nicht nach Kalender saufen, sondern dann, wenn’s wirklich was zu feiern gibt.

2 Kommentare

    • Mark Ranzi auf 2. Januar 2022 bei 13:33
    • Antworten

    Silvester 21 -Blaulicht und Sirenen als Ersatz für Böllerlärm und Gestank-

    Der Tag begann mit Blaulicht und Sirenen aufgrund eines extra für die Festlichkeiten Angereisten, welcher bereits am Morgen des Jahresabschlusstages soviel am funkelnden Kristall der Silvesternacht geleckt hatte, dass er seinem zuständigen Reiseleiter nicht mehr verständlich machen konnte, er wolle mit dem scharfen und spitzen Teil des Besteckkastens nur das abendliche Fondue vorbereiten  und dass sich niemand bedroht fühlen müsse. Trotz seines lautstarken Rufens und körperlichen Gestikulierens war die Sprachbarriere zu hoch um noch eine zielführende Kommunikation zu ermöglichen.

    Die Klärung dieses Problems brachten zwei pandemiekorrekt leuchtende und sirenende Fahrzeuge mit Besatzung in Mannschaftstärke, welche letztlich auf Böllerei verzichtend mit dem Sprachgebremsten klären konnten, dass nur ein Aufenthalt bei den weißen Göttern die Auswirkung des Kristalls vorläufig mildern könne.

    Hier sei nochmal ausdrücklich die solidarische Haltung des Kristallopfers erwähnt, da dieser seinen Exzess bereits in die Morgenstunde verlegte und nicht wartete, bis in den Abend- und Nachtstunden diese Hilfe, aufgrund erhöhter Einsatztätigkeit im Rahmen der Feierlichkeiten nicht mehr möglich gewesen wäre. Aber dazu später mehr.

    Ein Gespräch mit dem Leiter dieses festlichen Einsatzzuges offenbarte ein weiteres Problem mit einem des Öfteren die Örtlichkeiten aufsuchenden ökologisch sehr fragwürdigen, lärmenden Gespanns zu Personenbeförderung auch über Landesgrenzen hinweg und mit entsprechender Kennzeichnung.

    Im Ergebnis machte der Zugführende deutlich, dass er und seine Kollegen sich sehr über eine Information, bei Anwesenheit des betreffenden Gespanns vor Ort, freuen würde. Anscheinend wolle man sich gern auch kurzfristig mal mit dem Kutscher über die schlechte Ökobilanz seines Gefährts und noch ein paar andere Unpässlichkeiten unterhalten. Man tauschte noch Jahresübergangswünsche und Daten zur weiteren Kontaktpflege aus und nachdem auch die weiße Göttlichkeit vor Ort erschien zog die illustre Karawane ihres Weges.

    Wie es im Leben so spielt, erschien der besagte Kutscher kurz darauf, es waren bereits die Nachmittagsstunden angebrochen, vor Ort. Wie einvernehmlich besprochen, wurde zum nächstbesten Mittel der Kommunikation gegriffen und die vereinbarte Ansprechstelle kontaktiert.

    Am anderen Ende der Leitung meldete sich die wohlbekannte Stimme des, sagen wir mal Telefonisten und wir wollen ihn hier mal Frank nennen, auch weil er sich nicht mit Namen vorstellte. Dieser Frank klang sichtlich überrascht, dass sich mein Anruf mal nicht auf Ruhestörung, bedrohliches Geschrei, Schlägereien oder sonstige Bagatellen des Ordnungs- oder Strafrechts bezog.

    Nach dem die erste Überraschung, ob des geschilderten Interesses seines Kollegen, abgeklungen war schlug mir Franks Hilflosigkeit im Bezug auf den momentanen Einsatz einer weiteren Karawane, in einem verbalen „das könnte jetzt schwierig werden“ entgegen. Warum dem so war sollte mir in den nächsten Stunden und dem festlichen Treiben auf unserem Marktplatz zu Teil werden.

    So kam es wie es kommen musste. Der Kutscher und sein Gefährt verließen nach ungefähr 30 Minuten wieder unbehelligt die Örtlichkeiten vermutlich in Richtung der nächsten Großstadt.

    Eine sprechende Information bei unserem Frank, löste bei diesem, wegen der schnellen Klärung seines Problems, fast Erleichterung aus. Dies war zu mindestens meine Wahrnehmung des Gesprächs, aber ich mag mich auch täuschen.

    Im Laufe des frühen Abends wurde ich dann über die anscheinende Ursächlichkeit der Knappheit an Karawanen informiert. Klangheimlich waren Franks Kollegen am Nachmittag mit der Vorbereitung des Highlights und der Überraschung zum Silvesterabend beschäftigt.

    Pünktlich zur besten Abendstunde zog eine Parade am markranstädter Markt auf, die ihres Gleichen sucht. Ein letztes Mal in diesem Jahr vermutete Spaziergänger begleiten. Ein letztes Mal die Bürger vor den Gefahren im Straßenverkehr schützen. Jedes internationale Treffen von Schülerlotsen wäre vor Neid erblasst.

    Somit erklärt sich mir auch, warum besagter Kutscher auf sein Gespräch verzichten musste.

    Mir ist es nur zu verständlich, dass Frank und seine Kollegen vermutlich auf Anweisung ihrer Chefs, da Prioritäten setzen müssen.

    Volksnähe ist Alles, da kann der Einzelne schon mal hinten runterfallen.

    • fettes Hortkind auf 2. Januar 2022 bei 9:54
    • Antworten

    Tja, da hat sich die Regierung wohl selbst ein Ei gelegt, mit diesem Böllerverkaufsverbot… Jeder normal denkende Mensch wusste doch genau, was für Konsequenzen daraus entstehen. War auf jeden Fall ein sehr, sehr lautes Silvester ^^

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