Wie eine digitale Sekte unsere Jugend fängt

Die zurückliegende Woche stand ganz im Zeichen unserer Kinder und Jugend. Während halb Markranstädt, vom Weihrauch der optimistischen Botschaften betäubt, völlig entrückt durch die Straßen mäandert, sehen sich die Markranstädter Nachtschichten die Lage wie gewohnt aus einer anderen Perspektive an. Willkommen zur aktuellen Wochenschau.

Da wurde zum Beispiel gemeldet, dass am 2. Mai eine neue Anmelde- und Verwaltungssoftware online geht, die es Eltern jederzeit ermöglicht, sich im Internet umfassend über das Angebot aller Markranstädter Kitas zu informieren.

Kivan heißt das Programm. Jede Ähnlichkeit mit Kevin ist rein zufällig und frei erfunden. Schöne Sache allerdings, über die man sich bestimmt auch in jenen Gebieten der Stadt freut, in denen die Kids noch ganz ohne die schädliche Strahlenbelastung unserer digitalen Welt aufwachsen können.

Buffern statt Puffern

So richtig mit Videos, die im Minutentakt als Einzelbilder rüber kommen und die Präpubertiere glauben lassen, dass „Buffering“ eine entspannte Sex-Stellung ist, bei der man sich nicht bewegen muss. Aber was solls? In puncto Glauben ist die junge Generation schließlich sowieso völlig wertfrei. Sagen zumindest die Alten, also die Großeltern.

Die fleischlichen Erzeuger der Kids, die jetzt auch digital nach einem Platz für die zeitweise Verbringung ihrer geplanten oder ungeplanten Brut suchen können, wissen derweil anderes zu berichten.

Von wegen die Kinder hätten heutzutage keinen Glauben mehr. Neun von zehn Quälgeistern jenseits des Windelalters, so eine bundesweite Erhebung, sind einer Sekte anheim gefallen, die sich vor Zulauf kaum noch retten kann. Aktuell haben die Zeugen des Sofas bereits mehr Anhänger als alle abendländischen Kirchen zusammen!

Die „Zeugen des Sofas“

Derart im festen Glauben an die digitale Welt gestählt, sind diese Kids eher in der Lage, ihre kleinen Geschwister online in der Kita anzumelden, als ihre homiziden Festnetzteflonierer. Im unerschütterlichen Glauben, dass ein influenztes Video vom Zeugungsakt als Willensbekundung für einen Kita-Antrag reicht, filmen sie heimlich ihren Kohlebeschaffer, wie er mit seiner Hormonlanze in Mums Speckofen rumstochert. Und noch bevor der Alte abgelaicht hat, ist der Clip übers Kivan-Portal schon viral gegangen. „Wir brauchen einen Kita-Platz, ihr Opfer!“

Es lohnt sich deshalb ganz bestimmt auch für diverse, geimpfte oder aus anderen Gründen kinderlose Mitglieder unserer Gesellschaft, immer mal auf Kivan vorbei zu schauen. Da ist garantiert auch für Erwachsene was dabei.

Vorbeischauen kann man demnächst auch mal auf der ehemaligen Festwiese neben dem Stadion am Bad. Die Einschränkung „ehemalig“ ist dabei nicht auf die Funktion des Areals bezogen, sondern auf deren Bezeichnung als Wiese. Das war einmal. Jetzt ist das Terrain komplett asphaltiert, damit die Kids dort Fahrradfahren üben können, ohne sich den Steiß bei einem Sturz an einem Grashalm zu spalten.

Wider die Asphaltflechte

Keine schlechte Sache in einer Stadt, in der man schon das Schwimmen nicht lernen kann. Dann wenigstens Radfahren. Das ist in Markranstädt auch viel wichtiger, um sich nach der hier üblichen Eigentumsübertragung eines Drahtesels mit selbigem schnell genug vom Tatort entfernen zu können. Mit schwimmen kommt man da nicht weit. Maximal bis ans Ostufer, wo einem die Beute schon wieder von missgünstigen Neidern abgenommen wird. Die können damit zwar auch nur nicht fahren, haben aber zumindest schon mal eindrucksvoll bewiesen, dass sie in der Lage sind, lange Strecken zu laufen.

Die Lehre der Woche lautet also: Wir leben in Markranstädt. Wer’s hier schafft, der schafft’s überall!

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