Zwei Millionen Blicke in den Spiegel

Seit Donnerstag 8:32 Uhr fliegen wir jetzt mit „Mach zwei“. Nach dem Durchbrechen der Schallmauer von zwei Millionen Klicks haben die Markranstädter Nachtschichten ihren olympischen Vorsprung als meistbesuchte Webseite zwischen Zschampert und Floßgraben erfolgreich ausgebaut! Das aber nur mal so nebenbei, denn das ist keine besondere Leistung mehr. Die erste Million ist bekanntlich die schwerste.

Trotzdem sind wir ein bisschen stolz drauf. Nicht nur wegen der schier ewig währenden Geduld, die wir seit nunmehr sieben Jahren mit einer teilweise unberechenbar agierenden Leserschar aufbringen mussten, sondern auch deshalb, weil wir diese Duftmarke ohne die üblichen Tricks erreicht haben.

Also ganz ohne Cookies, das Einsammeln von Leserdaten, Provisionen für Links auf Porno- oder Schnäppchenseiten und vor allem ganz ohne Bezahlschranke.

Veranschaulichen wir uns aber mal die Zahl, um deren Dimension zu erfassen. Also: Wenn ein Mann seit seinem 14. Lebensjahr täglich einmal onaniert, kommt er an seinem 60. Geburtstag auf gerade mal 16.790 Abschüsse. Und das, obwohl er sich täglich abgemüht und dabei sogar echte Handarbeit abgeliefert hat.

Anders gesagt: Man bräuchte rund 120 Leben, um die Marke von zwei Millionen Onanaten zu durchbrechen. Und selbst dann ist noch nicht raus, ob es zuletzt überhaupt noch Spaß macht oder es vielleicht sogar besser wäre, sich wenigstens ab und zu mal zum Sex mit einer richtigen Frau zu zwingen. Die wäre dann aber auch schon – 60 mal 120 – stolze 7.200 Jahre alt.

Noch krasser erscheint die Zahl vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzpolitik. Wenn Sie jeden Tag 100 Euro auf Ihr Konto packen, müssten Sie gemäß Adam Ries nach rund 55 Jahren genau zwei Millionen Euronen auf dem Konto haben. In der Realität werden Sie allerdings feststellen, dass es nicht mal die Hälfte ist.

Vergleichszahlen

Bankgebühren und nicht zuletzt die Steuern für das bereits mehrfach schon versteuerte Geld lassen alle Mathematik zur Makulatur werden. Angesichts der aktuellen Negativ-Zinspolitik werden Sie Glück haben, wenn Sie nach diesen 55 Jahren nicht trotzdem hoch verschuldet sind. Aber trösten Sie sich: Geld ist nie weg, es haben nur andere Leute.

Was damit verdeutlicht werden soll: Irgendwie sind die Markranstädter Nachtschichten vergleichbar mit dem Gebiss eines Menschen. Täglich werden hunderte Happen durchgekaut, bis es am Ende mehrere Millionen sind. Und das mit nur 32 Zähnen, wovon aktuell grade mal noch deren sechs echt sind.

„Mapft pfopfdem noff Pfpaff“, presst die spitze Zunge zwischen den Grundmauern der verbliebenen Beißerchen hindurch.

Spaß werden in den kommenden Monaten auch die selbsternannten Wissenschaftler Lallendorfs haben. Sie werden der Frage nachgehen, wie es möglich ist, dass täglich über eintausend Leser auf der Seite der Markranstädter Nachtschichten landen, aber offiziell niemand von deren Existenz weiß. Und gleich gar nicht was von dem, das da geschrieben steht.

Und sie werden analysieren, warum sich die dennoch verifizierbare Leserschar zu 70 Prozent aus Frauen zusammensetzt und diese trotzdem keinen Aufschrei durchs Netz jagen, weil die Nachtschichten sich nicht an der Änderungsgenderei unserer Muttersprache beteiligen.

Aber die sollen ruhig machen. Vielleicht kommt ja sogar was dabei raus. Wir arbeiten inzwischen weiter – an der dritten Million.

6 Kommentare

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    • Heimatloser auf 31. Juli 2021 bei 21:51
    • Antworten

    Glückwunsch und liebe Grüße nach Sachsen!
    Noch mehr freut es mich, euere Namen in der LVZ immer mal wiederzufinden. Eins verstehe ich aber nicht. Warum schreibt ihr in der LVZ soviel über Markkleeberg?

    1. Ups … da besteht wohl mal Klärungsbedarf. Wenn Sie mit „ihr“ wie im Mittelalter in der dritten Person sprechen (Eure Hoheit, Euer Ehren oder so), dann ist das in Ordnung. Ist allerdings der Plural gemeint, müssen wir das korrigieren. Nicht wir schreiben in den Qualitätsmedien, sondern unser Chef tut das hin und wieder, um damit seinen Broterwerb zu sichern. Schließlich kommt bei den Nachtschichten nichts rum. Nicht mal eine nennenswerte Zahl an Feedbacks, wie man hier unschwer nachlesen kann. Was allerdings an der Mentalität der Lallendorfer Leser liegt. Man nimmt gern, wenns einem angeboten wird. Ein Ausdruck des Dankes ist eine Geste, die überbewertet wird.
      Die anderen Mitstreiter haben mit den Holzmedien allerdings nichts am Hut. Gelangweilte Rentner, Sekretärinnen mit freien Spitzen, geburnoutete Pädagogen, zwangsumgesiedelte Wessis, gescheiterte Motivationstrainer, ambitionierte Langzeitarbeitslose … wir schöpfen aus einem breiten Portfolio satirischer Lebenserfahrung. Das beantwortet dann auch Ihre Frage nach dem Fokus auf Markkleeberg. Weil das Treiben in Lallendorf bereits durch die Markranstädter Nachtschichten hinreichend reflektiert wird, lassen die Hüter des Qualitätsjournalismus den MN-Starreporter nur in Markkleeberg ran. Ist wohl eine journalistische Form regionaler Entwicklungshilfe oder sowas in der Art. Auch die Markkleeberger haben schließlich ein Recht auf mediale Grundversorgung, übrigens ebenso wie Menschen in Sachsen-Anhalt. Da lesen Sie seinen Namen sicher auch ab und zu…

    • Dorfschulmeister auf 30. Juli 2021 bei 9:41
    • Antworten

    Herzlichen Glückwunsch an euch und an uns zu euch, zu eurem Witz, zu eurem Engagement. Es ist immer wieder ein innerliches Puddingkochen, spritzige Anekdoten, beißende Politsatire und alberne Heimatzoten zu lesen. Macht bitte weiter so. Auch wenn manchmal wenig Rückmeldung kommt, Markranstädt braucht euch. Ihr macht Lallendorf zu einer Stadt zum Leben!

    1. Treffend beschrieben!!!
      Ich freue mich mit und für Euch und wir können alle eine wenig stolz sein, echte Millionäre in unserer Mitte zu haben.
      Und ich schließe mich dem DANKE an!

    • Eddikanstantin auf 30. Juli 2021 bei 9:12
    • Antworten

    Puff Paff sieht gegen diese MN Analyse und Recherche blass aus!

    • Doppelrömer auf 30. Juli 2021 bei 8:24
    • Antworten

    …und das in der Freizeit, und ohne Honorar! Gaaanz starke Leistung! Das kommt eben dabei raus wenn Mann nicht täglich onan… und dadurch Zeit für Nützliches verbringt. Nerv der Zeit getroffen- Dank Klasse und Intelligenz von Euch MN. Danke!

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