Wenn der Geist eines vor über 500 Jahren gestorbenen Narren nach einem halben Jahrtausend wieder durch seine Heimatstadt spukt, kann das auch für die aktuellen Zeitgenossen bewusstseinserweiternde Folgen haben. Was Claus Narr (auf dem Titelfoto in Stein gemeißelt) in dieser Woche ausgegraben hat, könnte allein von der antiken Perspektive aus überraschende Sichtweisen offenbaren. Welche? Entscheiden Sie selbst.
Ich weiß, ich bin alt. Sehr alt. So alt, dass sogar das älteste Gewerbe der Welt zu meiner Zeit noch ein blutjunges Start-Up war. Es war die Zeit, als die Prostituierenden noch Dirnen hießen und es keine Nuttriche gab.
Wie ich feststellen muss, ist das heute anders. Auch die Preise. Lausige drei Kreuzer hat mich 1493 mein letzter Besuch in einem Freudenhaus gekostet. Dafür bekam ich eine satisfactio cum manualis vom Feinsten. Heute heißt das Handjob, ist steuerpflichtig und deshalb nicht unter 30 Euro zu haben.
Bei diesen Preisen ist es kein Wunder, dass ich auf meinen Streifzügen durch Markranstädt nur in miesepetrige Gesichter blicke. Noch mehr wundert mich aber, dass die Augen dieser unbeschlafenen Seelen nicht die Lösung ihrer Probleme sehen, obwohl sie sogar ganz dick in ihrer Zeitung steht.

Nicht gerade eine Fackel unter den Milf’s, aber wenn sie unter der Gemeinschaftsdusche ihren Lippenstift zückt, fallen im Frauenknast die Seifen reihenweise auf den Boden.
Da wird bis ins kleinste Detail beschrieben, wie man als Mann in ein ausschließlich von sexuell ausgezehrten Weibsbildern bewohntes Haus gelangt und sich dort kostenlos vergnügen kann, bis sogar die Gonokokken verschämt weggucken.
Die Voraussetzungen sind denkbar simpel. Einfach seinen Geschlechtseintrag auf Frau ändern lassen und eine Straftat begehen, fertig ist das Ticket ins Sexparadies. Vorzugsweise sollte das Vergehen allerdings als demokratiegefährdend interpretiert werden können, weil Steuerhinterziehung, Betrug oder Diebstahl heute für eine Haftstrafe oft nicht mehr reichen.
Hauptgewinn mit der Gefängniskarte
Was hätten wir zu meiner Zeit für eine solche Möglichkeit der sexuellen Freizeitgestaltung gegeben. Für ein solches Gesetz wären wir vor unserem König auf die Knie gefallen.
Doch was machen die Markranstädter heute? Statt die ausgestreckte Hand der Heiligen Vulva zu ergreifen, schütteln sie ihre Köpfe und diskutieren sich an den wenigen verbliebenen Stammtischen die Kehlen heiß. Und das nur, weil man im Vorfeld dieser ejaculatio ultima seine Brusthaare in einen BH flechten und den mühsam in eine Miederhose gepressten Bubenspitz unter einem Rock verbergen muss. Das ist doch nun wirklich kein Preis für die ausstehende Verheißung.
Ja gut, eine begehrenswerte Fackel ist dieses bärtige Neuweib jetzt nicht gerade, aber sie hat’s ja wahrscheinlich auch nicht auf Männer abgesehen. Spätestens unter der Gemeinschaftsdusche im Frauenzuchthaus wird ihr Fleisch gewordener Lippenstift bei ihren Geschlechtsgenossinnen sämtliche anderen Bedenken in den Hintergrund rücken lassen.
Was mich wundert: Trotz der unwiderstehlichen Aussicht auf wilde Kopulation in gut frequentierten Damentoiletten, BDSM-Spiele in dunklen Kerkerzellen und strengen Händen unbarmherziger Wärterinnen hat das Verurteilte seinen Sex-Urlaub im Wellcum-Paradies Karl-Marx-Stadt noch immer nicht angetreten. Einfach unvorstellbar. Da macht der Staat nun schon alles nur erdenkliche möglich, um selbst für seltenste Neigungen mehrheitsfähige Wege zu bereiten und das ist der Dank.
Mitgefangen, mitgehangen
Vielleicht hatte das zu Massensex Verurteilte aber auch einfach nur Angst, angesichts der Größe der Aufgabe irgendwann an seine Grenzen zu gelangen und dort nicht mehr rauszukommen? Wenn man gerade die achte Insassin in Folge bedient hat und weiß, dass da noch zwei Dutzend juckige Lebenslängliche vor der Zellentür stehen, kann der Begriff Zwangsprostitution plötzlich eine völlig neue Bedeutung erlangen. Da hilft’s auch nicht, flehend auf seinen Lippenstift zu zeigen und zu erwähnen, dass das „Echt-Rot“ ist.
Aber ich kann das verstehen. Wenn man aus dem Frauenkerker nicht mehr rauskommt, kann das wirklich in purer Maloche enden. Ob Blow-, Hand- oder Rimjob, es heißt ja nicht umsonst „Job“, also Arbeit. Und man sagt auch nicht ohne Grund, dass man in einem Zuchthaus hinter Schloss und Riegel sitzt. Der Rückweg in die Freiheit ist von einer Tür versperrt.
Allerdings nicht überall und das ist die größte Überraschung, auf die ich in dieser Woche gestoßen bin. Bei meinen ersten Schritten in diesem neuartigen Internetz stieß ich bei Google Maps auf eine Botschaft, die sogar in meinem 500 Jahre alten Gemächt wieder für spürbaren Puls gesorgt hat.

Früher war man im Zuchthaus noch hinter Schloss und Riegel. Heute geht’s im Frauenknast rund um die Uhr munter rein und raus, auch in den Zellen.
Während man ins sächsische Erotik-Spa Chemnitz zwar rein, aber nicht wieder raus gelangt, ist das Frauengefängnis Vechta rund um die Uhr geöffnet! In einer Tour rein, rauf, runter, raus sozusagen.
Das nenn ich mal Service. Hätte ich im Deutschland des 21. Jahrhunderts echt nicht mehr vermutet. Ein durchgehend geöffnetes Frauenzuchthaus, das schreit ja geradezu danach, dass es da nicht nur an der Tür rund um die Uhr ständig rein und raus geht.
Auch wenn Vechta in Niedersachsen liegt: Wenn ich Polizist wäre, würde ich hermaphrodisierende Haftverweigerer aus Sachsen erstmal dort suchen.
Halfter mit Schick
Ich bin aber kein Polizist, deshalb habe ich in diesem Internetz weitergesucht. Dabei blieb mein Blick auf einem Bild hängen, auf dem ich zunächst einen weiteren Kandidaten für das „Sex-Camp hinter Gittern“ vermutete.

„Patrick Schick hat die Schnauze voll“, steht unter dem Bild. Und Recht hat er! Im Zeitalter der Gleichberechtigung müssen endlich auch Männer Frauenfußball spielen dürfen.
Schick sieht er ja aus, der gleichnamige Jäger des runden Leders, aber dieses Halfter um seinen Brustkorb hat mich dann doch etwas irritiert. Das kenne ich eigentlich nur von diesen modernen Dirnen, die damit dem Sein mehr Schein geben wollen. Wobei ich bei anderen manchmal den Eindruck habe, dass es nur darauf ankommt, dass sich auf dem Rücken der Verschluss dieser funktionsbefreiten Halterung sichtbar durch das Wams drückt.
Ein starkes Zeichen
Aber gestählt durch meine Erfahrungen bei der Lektüre neuzeitlich korrekt gewokter Literatur scheint mir der Sinn hinter diesem Bild doch etwas tiefer zu liegen. Ich erkenne hier einen gesellschaftlichen Hilfeschrei unterdrückter Männlichkeit. Nicht nur in Frauengefängnissen sind Frauen im Kommen, sondern überall in der Gesellschaft. Auch im Fußball nehmen die Damen ihren männlichen Mitbewerbern immer mehr Sendezeit weg. Sie erobern eine Männerdomäne!
Bunt wäre besser
Und was wird mit den Männern? Ich denke, dieser unterdrückte Sportler wollte mit seiner Geste einfach nur ein Zeichen setzen. Es ist an der Zeit, dass auch Männer endlich Frauenfußball spielen dürfen. Ich bin vielleicht noch ein wenig altmodisch, aber an seiner Stelle hätte ich mir noch einen Regenbogen auf das Halfter gemalt. Und sei es nur, damit sich auch die Menschen angesprochen fühlen, die mit Fußball gar nichts am Hut haben.
Aber da liege ich sicher auch wieder falsch. Ich denke wohl zu viel, sollte das mal lieber der KI überlassen. Ist ja auch zeitgemäßer.





















2 Kommentare
Für die Zeit der Metamorphose vom Mann zur Frau gibt es sogar spezielle Kleidungsstücke. Zum Beispiel den Herren-Übergangsmantel. Den sehe ich jetzt auffällig oft im Straßenbild.
Früher hießen die Dinger Mondo und haben 50 Pfennige gekostet.