Kuriose Entdeckungen bei einem Spaziergang durch Markranstädt

Über 500 Jahre nach seinem Einstieg ins Erdreich hat der kürzlich wiederauferstandene sächsische Hofcomedian Claus Narr den ersten Spaziergang durch seine alte Heimatstadt unternommen. Mit dem Schalk im Nacken, analogem Wissen im Kopf und klarem Blick im Geäug hat er dabei Dinge entdeckt, die so manchem Markranstädter im Alltag verborgen bleiben. Lesen Sie hier seine Enthüllungen, die er ganz ohne Alkohol entbunden hat.

Die Belege dafür waren schon zu meiner Zeit im ausgehenden Mittelalter bekannt: Das Obst am Rande einer Straße wird deutlich früher reif als beispielsweise in einem idyllischen Garten.

Sogar Pferdeäpfel, die Auspuffexkremente unserer damaligen umweltfreundlichen Mobilität, waren entlang vielbefahrener Routen deutlich häufiger zu finden.

Manche werden nie erwachsen

Bei meinem Spaziergang durch Markranstädt stieß ich jetzt  allerdings auf die Botschaft einer ritterlichen Sportvereinigung, die eindeutig beweist, dass heutzutage die entlang einer Autobahn siedelnden Menschen deutlich langsamer reifen als ihre humanoiden Mitbewerber in verkehrstechnisch weiter abgelegenen Fürstentümern.

Mannschaften mit "Kindern bis Ü 35" sind früher als fahrende Gaukler von Ort zu Ort gezogen. Heute sind sie sesshaft.

Ihr Ü 35 kommet, ach kommet doch all.

Kannte man in den Niederungen des Amateurfußballs bislang nur Altersklassen wie F- bis A-Jugend oder die U 17 und die U 19, kommen an der A 9 in Großlehna ab dieser Saison Bambinis bis Ü 35 zum Einsatz. Ja gut, solche Leute gab es zu meiner Zeit auch, aber die sind dann meist als fahrende Gaukler mit einer Art Zirkus übers Land gezogen. Zwerge, Liliputs, Kurze – darf man alles heute nicht mehr sagen. Darum wahrscheinlich jetzt „Kinder Ü 35“.

Ich gebe es zu: Als mittelalterlicher Blödel-Barde war mir bislang nur die Bibel bekannt. Um mich auf den aktuellen Stand zu bringen, habe ich bei meiner Runde durch die Stadt alle Werke der großen Markranstädter Weltliteratur studiert, die in den blauen Tonnen zu finden waren. Von A wie Amtsblatt bis Z wie Zwangsvollstreckung.

Suchbild mit Bankier: Finde den Sitz!

Gleich unter B war auch ein gewisser Bertold Brecht dabei. Und bei dem las ich die Frage: „Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Gut, ich musste erstmal rumfragen, was damit gemeint ist. Zu meiner Zeit gab es noch keine Banken, damals wurden diese Aufgaben zuverlässig von Wegelagerern, Beutelschneidern und anderen Verbrechern erledigt.

Wenn es ums Wissen über Störche geht, ist dieser Mann eine Bank. Aber wo ist die Sitzfläche?

Wenn es ums Wissen über Störche geht, ist dieser Mann eine Bank. Aber wo ist die Sitzfläche?

Gleich darauf fand ich allerdings eine Schrift mit dem Siegel einer gewissen „Leipziger Volkszeitung“, die mein soeben erworbenes Wissen erneut in Frage stellte. Handelt es sich möglicherweise um eins dieser Suchbilder, auf dem irgendwo eine Bank versteckt ist und man diese finden soll? Oder will man das Wirken der Banken unter Missbrauch junger Vögel verniedlichen, gar verharmlosen? Ich habe jedenfalls beschlossen, die Antwort auf die lange Bank zu schieben.

Auf dem Rückweg meines Spaziergangs wollte ich noch einen Abstecher in eine berühmte Gastwirtschaft machen und dort einen ordentlichen Humpen Met zu mir nehmen. Aber der Mundschenk hat offenbar das Weite gesucht. Statt sich den Bauch vollzuschlagen, kann man sich dort jetzt an Küchen satt sehen bis das Wams am Nabel spannt.

Das begehrte Zaumzeug der E-Pferde

Ein unscheinbares Detail einstiger Gastfreundschaft hat allerdings die Jahrhunderte überlebt, wenngleich etwas moderner. Da, wo die Fuhrknechte zu meiner Zeit ihre Pferde ausgespannt hatten, können auch die heutigen Fahrensleute ihre modernen E-Kutschen noch anbinden. Meistens jedenfalls, theoretisch. Praktisch ist das zur Zeit nicht möglich.

Wieder einmal wurden die Elektrohalfter abgeschnitten. Wo sollen die Fahrensleute jetzt ihre E-Kutschen anbinden?

Wieder einmal wurden die Elektrohalfter abgeschnitten. Wo sollen die Fahrensleute jetzt ihre E-Kutschen anbinden?

Während im Mittelalter Pferde gestohlen wurden, begnügt man sich heute offenbar mit dem Diebstahl des E-Zaumzeugs. Und das schon zum wiederholten Male und direkt vor der Kirche. Sogar der Herrgott guckt weg! Aber wen wundert das? Früher hätte man den Knechten die geklauten Kabel auf dem Marktplatz öffentlich über ihre nackten Ärsche gezogen. Heute wird nicht mal ernsthaft nach ihnen gesucht. Bin ich doch zu alt, um das zu verstehen?

8 Kommentare

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    • Spätzünder auf 3. September 2025 bei 10:38
    • Antworten

    Hallo lieber Claus Narr, hast du evtl. bei deinen Rundgängen durch die Region den Schlüssel für den Seecontainer, in dem Frau Kämmers Alters-Lebenswerk verwahrt ist, gefunden? Hast du inzwischen auch erfahren, wann die Bürgermeisterin alle Leihgaben zurückgeben wird? Gibt es für dieen Termin schon Absprachen mit dem Rettungsdienst, falls die, die ihre Sachen zurück erhalten, Reanimation durch einen Notarzt brauchen? Weiß die KELL Bescheid, damit sie für den Rest des Containerinhaltes empfanfsbereit ist? Wer kann geeignete Transportfahrzeuge zur Kell-Anlieferung zur Verfügung stellen? Oder soll das etwa Frau Kämmer, als die Verursacherin des Restmülls, selbst mit der Schubkarre erledigen?

    1. Ich weiß nicht, wie alt Sie sind, aber wenn Ihnen noch so viel Lebenszeit bleibt, dass Sie damit ebenso großzügig umgehen können wie unsere Bürgermeisterin und ihre Ratsleute, dann empfehle ich Ihnen einen Besuch der Stadtratssitzung am Donnerstag. Dort können Sie Ihre Fragen gleich an die richtige Adresse richten und so Gott will, erhalten Sie auch Antwort, bevor Sie dehydriert sind und Ihnen der Sensenmann auf die Schulter klopft. Mein Rat: Nehmen Sie sicherheitshalber einen Schlafsack und etwas Verpflegung mit, der Hüter der Zeit im Ratssaal hat’s nicht so mit dem pünktlichen Umdrehen der Sanduhr.

      So viel aber vorab: Meine Fähigkeiten als Geist habe ich genutzt, um unbemerkt durch die Wände des Rathauses zu diffundieren und dabei festzustellen, dass der Schlüssel zum stählernen Verlies inzwischen wieder aufgetaucht ist. Man hat auch schon vorsichtig ein paar Kubikzentimeter frische Luft aus dem 21. Jahrhundert reingelassen, damit nicht das Gleiche passiert wie in China mit der Terrakotta-Armee.

    • Samoht auf 29. August 2025 bei 11:14
    • Antworten

    Wie kriege ich die Bilder wieder aus dem Kopf? Zwergen-Werfen in Großlehna, köstlich. Auch die nicht minder kleinen Zwischenbemerkungen sind appetitlich: Sich an Küchen stattsehen, bis das Wams am Nabel spannt … bitte gerne mehr davon.

    1. Nun, Euer Bitte will mit Freuden ich entsprechen. Ihr scheint mir ein wahrhaft kluger Leser, der wortgewandte Minne wohl zu schätzen weiß. Doch sagt: Wieviele Taler wär’s Euch wert, die Ihr dafür in meinen Beutel zählen wollt? Und aus Eurer warmen Hand bitt’schön und nicht auf jener Bank, die selbst der Bildschaffende in Seebenisch nicht auf sein Motiv zu bannen wusste.

    • Rico K. auf 29. August 2025 bei 6:57
    • Antworten

    Mmmmh … Ich verstehe die Überraschung nicht. Männer werden doch nur 7 Jahre alt, danach wachsen sie nur noch 😉 … in meinem Fall zuletzt sogar nur noch in Laufrichtung. sie spielen Ball, sitzen ums Holzkohle- oder Gasfeuer und trinken ein Fläschchen …

    LG aus Großaneunistan

    1. An diesem Fläschchen muss dann aber unbedingt ein Gumminuckel dran sein, gelle? Laut Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Tante Enso darf Alkohol in Großaneunistan nämlich nur an erwachsene Personen, also in dem Fall an Kinder ab Ü 65 verkauft werden.

    • Bekannt auf 28. August 2025 bei 22:41
    • Antworten

    Der arme Claus Narr Entbindet schon den zweiten Beitrag bei den Nachtschichten ohne einen einzigen Tropfen Alkohol. Habt Erbarmen und schaut mal im Schreibtisch von Eurer Sekretärin nach, ob sich nicht doch noch ein Schlückchen Brotschnaps findet. Ihr könnt den Mann mit seinen ganzen Emotionen über all das neumodische Zeug‘s doch nicht so alleine lassen

    1. Keine Angst: Unsere Tippse sitzt schon an einer Art Wörterbuch für ihn. Männliches Glied = Bubenspitz, Stadtrat = Beinhaus und lauter so Sachen. Nur bei Begriffen wie Sondervermögen oder LBGTQ ist sie noch etwas ratlos. Wir aber auch und das macht die Sache so unkompliziert.

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