Was für ein Jahr im Zeichen der Verkehrswende in Markranstädt! Die direkte Verbindung nach Lützen wurde gekappt, die Rufbusse hören nur zu Zeiten, wenn keiner fahren will und auf dem Fahrplan am Markranstädter Bahnhof stehen ab Dezember statt Uhrzeiten nur noch Jahreszahlen. Klingt nach Rückschritt, ist es aber nicht. Eine Anzeige der ÖPNV-Betreiber im jüngsten Markranstädter Amtsblatt will uns lehren, dass wir die neue Strategie mit Humor sehen sollten. Denn damit fährt man besser als mit Bus oder Bahn.
Der ÖPNV – eines der letzten wahren Abenteuer unserer Tage! Wer es bislang gewohnt war, alle 30 Minuten aus Markranstädt flüchten zu können, wird künftig auf eine harte Probe gestellt. Bestenfalls im Stundentakt hält hier noch ein Zug, alle zwei Stunden sogar gleich zwei.
Aber was wie ein Rückschritt klingt, ist in Wahrheit eine Errungenschaft, die gefeiert werden muss: Entdecke neue Zeiten!
Jeder Geographie-Lehrer würde sich im Grabe umdrehen bis es aus dem deutschen Mutterboden qualmt, wenn er erfahren müsste, dass die Bahn ihre Ersatzbusse auf dem Weg nach Leipzig durch Sachsen-Anhalt fahren lässt.
Weil beim Anblick des Ortsschildes von Wallendorf Goethes „Walle, walle manche Strecke“ einen neuen Bezug bekommt, heißt es nun: Entdecke neue Routen!
Ab 14. Dezember werden diese Erkenntnisse nun endlich in eine homogene Form gegossen. Der neue Fahrplan tritt in Kraft und soll den längst verkümmerten Abenteuergeist der deutschen Passagiere neu erwecken. „Entdecke neue Routen und Zeiten!“ lautet der Slogan.
So viel Zynismus hätten sich nicht einmal die lokalen Satiriker gewagt. Die können dazu nur sagen: Entdecke Dein Auto!






















4 Kommentare
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„Die Nachtschichten vor dem Aus“ … das geht ja gar nicht! Mich armes altes weiblich denkendes Wesen sooo zu erschrecken.
Macht das bitte nicht wieder und vor allem, bleibt weiter so herrlich unterhaltsam.
Das Aus wird kommen, so oder so. Aber je mehr wir jetzt schon über Bord werfen, umso weniger Ballast müssen wir in den Knast mitnehmen. Brauchen Sie vielleicht einen Duden, in dem noch das Wort Zigeuner steht?
Traurig aber wahr. Da wird uns doch tatsächlich die katastrophal verschlechterte Anbindung als Fortschritt verkauft. Erinnert mich an sozialistische Parolen, wie „Überholen ohne Einzuholen“ oder die allseits bekannte „ständige Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung“. Klasse, weiter so!
Und das alles – meiner Kenntnis nach – sofort, unverzüglich!