Eigentlich sollte es ein Pokalwochenende werden, an dem erst die Zweite des SSV Kulkwitz gegen die Reserve von Großlehna und danach die Kulkwitzer Erste gegen Kitzen kicken sollte. Aber nachdem sich in der Nacht zuvor lichtscheues Gesindel Zugang zum Kulkwitzer Fußballplatz verschafft hatte, staunte der Verein nicht schlecht. Dort, wo sich auf dem Spielfeld normalerweise der Anstoßpunkt befindet, klaffte ein 30 Zentimeter tiefes Loch. Und das war längst nicht alles.
Den Anstoßpunkt von einem Fußballfeld zu klauen, mag erst einmal originell klingen.
Für den satirisch geprägten Geist ist das ungefähr vergleichbar mit dem Entwenden eines Sterns vom Schulterstück eines Polizisten, durch das der Hauptmann zum Nebenmann entmannt wird.
Wenn sowas passiert, dann sowieso nur in Markranstädt, wo in letzter Zeit nichts mehr sicher ist. In Kulkwitz hat der Diebstahl des Anstoßpunktes allerdings so weitreichende Folgen, dass sich spätestens jetzt jeder homo marcransis seiner eigenen Gattung fremdschämen muss.
Um überhaupt erst einmal auf das Gelände zu gelangen, wurde zunächst der Zaun zerstört. Und weil man die Werkzeuge einmal in der Hand hatte, kamen die auch gleich noch beim Fangnetz hinter dem Tor zum Einsatz.
Immenser Sachschaden
Dann ging es an die Schachtarbeiten. Beim Ausgraben des Anstoßpunktes wurde allerdings nicht nur das Stück Rasen geklaut, sondern dabei auch noch ein elektrisches Kabel zerhackt, das die Beregnungsanlage steuert.
Zu allem Überfluss wurden auf dem Rasen auch noch weiße Kristalle gefunden, in deren Umkreis sich das Gras bereits gelb färbte. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Kulkwitzer Opfer eines Tausalz-Anschlages würden.
Keine acht Stunden nach Erstattung der Anzeige war schließlich auch die Polizei vor Ort. Die brauchen bei solchen Einsätzen neuerdings länger als das Rathaus beim Wegräumen eines Fahrradständers, das dabei sogar in voller verbliebener Gefechtsstärke von 9 Einsatzkräften samt Ordnungsamt, technischem Dienst und einer Polizistin nur 18 Stunden nach Erteilung eines Bescheides mit drei Fahrzeugen in Seebenisch anrückt. Daran sollten sich die Freunde und Helfer aus der Ratzelstraße mal ein Beispiel nehmen. Aber das ist eine andere Geschichte.
In Kulkwitz jedenfalls gab’s am Sonntag keinen Fußball. Dafür jede Menge Vorschläge aus dem Volk, wie es nun weitergehen könnte. Da der SSV mit der von der Stadt auf ihn abgewälzten Unterhaltung des Sportplatzes sowieso überfordert ist, könnte man den Zaun beispielsweise mit Stacheldraht krönen.
Umwidmung zu Lager?
Dazu an jeder Ecke einen mobilen Hochstand der örtlichen Jäger aufstellen und die Anlage als Erziehungslager umwidmen. Da kann das lichtscheue Gesindel, um seinen Hunger zu stillen, dann so lange Mittelpunkte ausgraben, bis die Kartoffeln keimen.
Was die Herkunft der Spatenidioten angeht, ist bislang nur eins klar: Aus dem Ort, aus dem sie kommen, kommen sie nicht.
Das hat der in Duweißtschonwo ansässige Verein am Vormittag auch nachhaltig zum Ausdruck gebracht. Dass kurz zuvor auf einigen Kommunikationskanälen ein Foto viral gegangen ist, auf dem der Anstoßpunkt als Trophäe in einem Blumentopf thront, ist garantiert nur das Produkt hinterhältiger Stimmungsmache des russischen Geheimdienstes.
Nach Beurteilung aller Indizien sind inzwischen auch die Markranstädter Nachtschichten von der Idee zur Errichtung eines Erziehungslagers abgerückt. Das anfängliche Unverständnis ist tief empfundenem Mitleid für die irregeleiteten Gestalten gewichen, die nachts auf Sportplätzen mit Spaten unterwegs sind.
Traumatische Kindheit
Es wird gar zu deutlich, wie traumatisch eine Kindheit sein kann, wenn sie sich am Rande einer vielbefahrenen intereuropäischen Transitroute abspielt. Dass die wenigstens einmal in ihrem sinnentleerten Dasein auch mal ein Stück Rasen besitzen wollen, auf dem sich ehrlicher Sportsgeist abgespielt hat, muss man einfach verstehen.
Nur gut, dass das alles an einem Sonntag passiert ist, an dem sowohl die Qualitätsmedien als auch mögliche Trittbrettfahrer noch im Dämmerschlaf lagen. So kurz vor den Landtagswahlen hat an mancher Häuserwand schon weit weniger gereicht, um als Anschlag verstanden zu werden.
8 Kommentare
Zum Kommentar-Formular springen
Das Jakeduma- Klientel hat das Wort Gras wahrscheinlich falsch verstanden und hat auch etwas fad geschmeckt oder auch würzig, wenn sich ein Waschbär darauf entleert hat.
Oder ganz anders und die Stadt Markranstädt will die Arbeitsfähigkeit ihres Bauamtes nachweisen und hat damit begonnen, den Kulkwitzer Sportplatz zu einer Golfanlage umzubauen. Loch 1 ist schon fertig. Hole in one!
Positiv denken. Geben sie in Google News einfach mal „Markranstädt“ ein. Danach beispielsweise „Lützen“. Die Bürger dort wirken im Vergleich zu Markranstädt schon etwas antriebsarm.
Wem sagen Sie das. Kurz nach dem Krieg wollten sich die Lützener mal zu Leipzig schlagen. Aus der Zeit stammt die heimliche Nationalhymne des Kaffs. Kein Scherz: Im Radio hatte man damals als Persiflage das Lied „Kleine Stadt will schlafengeh’n“ hoch und runter gespielt.
Diebstahlserie: am See wurden wahrscheinlich zur selben Zeit 4 Sonnenblumen und eine Dahlie gemaust. Es kann ja sein, dass es da einen Zusammenhang gibt.
Sie meinen, die Jakedumas strecken das Gras neuerdings mit Sonnenblumenkernen? Da sind Sie aber nicht up to date. Was die sich reinziehen, ist kristallin und wächst auf keinem Acker.
Was macht man mit so einem Stück Gras zu Hause? Das wird doch verwelken, oder soll damit aus dem Rasen des SSV Kulkwitz ein eigener Rasen nachgezüchtet werden? Das sind schon komische Leute hier.
Haben Sie noch nichts von der Grassorte „Kulkwitzer Langstieliger“ gehört? Früher hatte dort jeder Bauer einen in der Hosentasche.