Aufregung in Kulkwitz: Die Nabus sind los!

Es wächst zusammen, was zusammen gehört. In diesem Fall sind es die Markranstädter Nachtschichten und ihre Leser. Während andere Qualitätsmedien im Sommerloch das Blaue aus den Kugelschreibern lutschen müssen, machen bei uns die Leser einfach mit und füllen die gähnende Leere. So wurde uns gestern ein Video aus Kulkwitz zugespielt, an dem nun alle ihre pure Freude haben dürfen. So muss das sein!

Vielen Dank an unsere beiden aufmerksamen Leser für die ebenso bewegten wie bewegenden Bilder.

Es gibt viele Arten von Rindviechern. Auch in Markranstädt. Die in der DDR am weitesten verbreitete Rasse war, abgesehen von einigen Parteisekretären und ähnlichem aus gezieltem Inzest hervorgegangenen Genmaterial, das SMR.

Ja wirklich, so hieß die raufutterverzehrende Großvieheinheit (RVG) im Fachjargon. Ausgeschrieben bedeutet SMR nichts weiter als Schwarzbuntes Milchrind. Ein SMR entsprach anderthalb RVG, ein Schaf dagegen nur 0,1 RVG. Auch die heimische Fauna konnte im Sozialismus auf diese Weise zwangskollektiviert werden.

In der Zwischenrechnung wurde alles in Großvieheinheiten (GV) zusammengefasst, weil ja zum Beispiel Zierfische kein Raufutter fressen. Danach wurden auch Hühner, Karnickel, Goldhamster und anderes Getier wieder in RGV umgerechnet (1 GV Rind = 1,0 RGV, 1 GV Schaf, Ziege = 0,7 RGV, 1 GV Pferd = 0,5 RGV, 1 GV Zuchtschwein = 0,2 RGV und so weiter).

Am Ende kam man so auf rund 17 Millionen Rindviecher in der DDR, die – ob sie ein Euter hatten oder nicht – so ausgemolken wurden, dass die Augen in ihre Höhlen zurücktraten.

Heute grasen in der europäischen Metropolenregion Markranstädt neben einigen Restbeständen dieser SMR’s aber auch Holsteins, Deutsches Braunvieh, Angler, Jerseys oder Galloways.

In Kulkwitz gibt es zudem aber eine Rasse, die in Deutschland sonst niemand auf dem Schirm hat, auch wenn rein vom Namen her eine enge Verwandtschaft zu in unserer Region inzwischen ebenfalls gehaltenen Zebu-Rindern vermutbar wäre.

Nein, es handelt sich beim NABU-Rind eben nicht um eine aus dem Zebu hervorgegangene Rasse. Das Gemeine Seebenischer NABU (GSN) kommt vor allem in ausgewiesenen Naturschutzgebieten wie den Kulkwitzer Lachen vor. Aber – der Name sagt’s bereits – das GSN ist keine RVG, sondern wohl eher eine AVG. Frisst also Asphalt oder ähnliche Teerprodukte und fühlt sich daher vor allem auf ausgewiesenen Flächen transeuropäischer Verkehrsinfrastruktur wohl.

Entsprechend anspruchsvoll ist auch die Haltung des GSN und hier kommen wir nun zu nebenstehendem Leser-Video. Am Mittwoch erfolgte der Auftrieb der Seebenischer NABU-Rinder auf die Alm „B 186“. Wir sehen ein GSN auf Futtersuche im Kreuzungsbereich an der Kulkwitzer Schachtecke.

Begleitet wird der Auftrieb traditionell von einer Vielzahl Schaulustiger, für die auch die geschmückten Viehhirten in ihren folkloristischen Kostümen ein willkommenes Fotomotiv darstellen. Diese Sennerinnen und Senner begleiten den Auftrieb in ebenso heimatverbunden geschmückten Festwagen, auf denen natürlich auch das traditionelle Blaulicht nicht fehlen darf.

 

Lediglich der Einsatz eines echten Alm-Öhi ging schief. „Als der Auftrieb begann, war der mit seinem Fahrrad schon durch“, so ein Sprecher des Veranstaltungsmanagements. Beim Abtrieb im Herbst wolle man das besser koordinieren.

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an den Kameramann und ein Dankeschön auch an den Leser, der uns den entscheidenten Hinweis gab und den Kontakt hergestellt hat.

So viel dazu. Vielleicht ist dieses köstliche Video zugleich auch Motivation für die in letzter Zeit beeindruckend gewachsene Schar der Mitleser, auch mal was beizusteuern?

Also ausnahmsweise mal nicht das Mittagessen vom Urlaubshotel in El Anal oder die Schwiegermutter beim Blumenpflücken, sondern lustige Szenen aus dem Alltag in der Zschampert-Metropole?

Dann immer her damit! Wenn sich’s lohnt, machen wir dafür sogar extra einen MN-Videokanal auf.

 

1 Kommentar

    • Uta Lüngen auf 4. August 2018 bei 22:45
    • Antworten

    Ich wusste markranstädt ist gefährlich…..

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