Heute im Stadion am Bad: Warten auf Kim Jong-un

Heute spielt der SSV Markranstädt gegen den 1. FC Magdeburg (18:30 Uhr, Stadion am Bad). Sechste Liga gegen zweite, das ist ein galaktischer Unterschied. Zweite Bundesliga – davon hat man auch mal geträumt in der Sportstadt am See … in Zeiten, als der berühmte rote Ordner angelegt wurde. Hat nicht geklappt. Dabei ist es gar nicht so schwer, in die Beletage aufzusteigen. Man muss dazu nicht einmal Fußball spielen können. Mesut Özil hat gezeigt, wie’s geht. Jetzt muss man seine Schablone nur nutzen.

Nein, das Özil-Beben kann man nicht einfach ignorieren. Gleich gar nicht mit der Begründung, dass man sich ja nur Markranstädt und seinen umliegenden Provinzen widmet.

Denn die Auswirkungen des Özil-Bebens, gefühlte Stärke 11 auf der Skala, sind auch hier spürbar und werden heftig diskutiert. Schließlich sind auch wir gemeint, wenn die Frage gestellt wird, ob Deutschland rassistisch ist. Sind wir das?

Gegenwärtig fliegen die Schuldzuweisungen hin und her. Özil, Grindel, Bierhoff… Sogar Politiker erklären sich jetzt selbst zu Fußball-Experten, um während des Sommerlochs ihren Namen irgendwo in den Medien zu finden.

Der Höhepunkt: Grünen-Chef Cem Özdemir sprach DFB-Boss Grindel den Fußball-Sachverstand ab. Realsatire in Reinkultur! Dagegen waren die Äußerungen von Uli Hoeneß eine nüchterne Bestandsaufnahme.

Özdemirs Internationalmannschaft

Dabei waren es die Grünen selbst, die diese Situation provoziert haben. Überall hängen die sich rein, vor allem wenn es darum geht, unsere Muttersprache politisch korrekt zu vergewaltigen.

Nur an solch revanchistische Begriffe wie Nationalmannschaft oder Nationalspieler haben sie sich nicht gewagt. Kein Wunder also, wenn sich die Fans von ihren Nationalspielern wünschen, dass die auch die Nationalhymne singen.

Dass Mesut Özil sich nicht einmal dazu durchringen konnte, beim kollektiven Absingen unseres nationalen Liedgutes wenigstens seine Lippen zu bewegen, wird überhaupt nicht diskutiert.

Muss wohl auch nicht, da man sich allein auf seine Leistungen auf dem Platz konzentrieren wollte. Und das war auch bitter nötig. Ohne ein Höchstmaß an Konzentration wäre den Reportern bei der WM nicht einmal aufgefallen, dass er überhaupt auf dem Platz stand.

Das Twittern des gemobbten Millionärs

Es war ein Foto mit seinem Präsidenten, das Özil zum Verhängnis wurde. So soll es wenigstens aussehen. Die Wahrheit sieht aber auch so aus, dass sich ein in England lebender Millionär jenseits des Zenits seiner Laufbahn noch einmal richtig in die Medien katapultiert hat. Dazu reicht es heute, in einem persönlichen Tweet das Wort Rassismus in die Welt zu twittern.

Er hats einfach abgeschickt und ist danach abgetaucht. Einer Diskussion stellt er sich nicht. Muss er auch nicht. Er weiß ja schließlich, dass in den deutschen Medien genug Dummheit grassiert, die Diskussionen alleine zu führen.

Über jemanden zu reden ist einfacher als mit ihm. Das lehrt uns jede Talkshow von Will bis Maischberger. Statt sie einfach zu fragen, wird dort stundenlang darüber philosophiert, welches Konzept Angela Merkel habe.

Aber genau das wäre mal ein strategischer Ansatzpunkt für den auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit in der 6. Liga agierenden SSV Markranstädt. Beispiel: Dessen Aushängeschild Uwe Ferl kann zwar kein Foto mit Erdogan sein Eigen nennen, aber das macht ja nichts. Einfach mal die Sache ganz mutig von der anderen Seite angehen und schon wäre der Verein deutschlandweit in den Schlagzeilen.

Es gibt nämlich auch kein Foto von ihm mit unserer Kanzlerin. Das schreit geradezu danach, per Twitter die Frage zu stellen, ob sich der Sechstligist aus Lallendorf den demokratischen Grundwerten unserer Gesellschaft verpflichtet fühlt oder nicht doch heimlich darauf wartet, dass Kim Jong-un endlich mal für ein Selfie ins Stadion am Bad kommt.

Rein medial gesehen käme das einem Durchmarsch in die Bundesliga gleich. Mit Startrecht für die Champions-League! Und das Beste: Es fragt keiner, ob du überhaupt Fußball spielen kannst. Das interessiert da niemanden mehr. Nicht spielen, sondern labern. Möglichst politisch, damit auch die Politiker sich reinhängen und von den wahren Zuständen in diesem Lande ablenken können – so geht heute moderner Fußball.

Man mag es glauben oder nicht: Dass diese Botschaft endlich auch in Markranstädt ankommt, ist eines der größten Verdienste von Mesut Özil. Er hat uns gezeigt wie’s geht. Jetzt muss es hier nur noch aufgegriffen werden. Danke, Mesut!

 

1 Kommentar

  1. Danke für diesen Artikel! Wie immer mit viel Satire garniert, bringt er die derzeitige Situation um „Die Mannschaft“, deren Führungsspitze (der Fisch fängt laut Volksmund -darf man das noch sagen?- am Kopf an zu stinken) und dem Spieler Özil auf den Punkt. Ich persönlich spreche diesem Mann in dieser ganzen Geschichte positive Charaktereigenschaften ab. Wer keine Einsicht in eigenes Fehlverhalten zeigt, aber nach dem Motto: „Haltet den Dieb!“ anderen Führungsschwäche, mangelnde Fachkompetenz und Rassismus vorwirft, ist als Nationalspieler, egal welchen Landes, untragbar.

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